Ich finde die Herbstzeit ist eine gute Zeit zum Fotografieren. Es ist noch nicht kalt aber nicht mehr brütend heißt. An sonnigen Tagen stehen die gelb-braun-rot-orangen Blätter der Bäume in wunderbarem Kontrast zum Blau des Himmels. An solchen Tagen bewährt sich auch ein Polfilter sehr gut um die Farbenpracht zu verstärken, ohne dass in der digitalen Dunkelkammer gedreht werden muss. Bei diesem Ausflug war jedoch kein Objektiv damit ausgestattet, da es nicht ganz klar und das Sonnenlicht etwas gedämpft war. Ich hätte auch gar nicht alle drei Kameras damit ausstatten können.
Zum ersten Mal führe ich hier gleich drei Sensorformate in den Vergleich: Die Nikon Z5 mit Vollformat, die Fuji X-T3 mit APS-C und die Olympus OM-D E-M10 IV.
Die E-M10 IV mit 12–42mm Kit-Objektiv ist die leichteste und kompakteste Kombination, bringt gerade einmal 490g auf die Waage und geht locker in eine Jackentasche. Wer eine so vielseitige wie kleine Kamera sucht, sollte einen Blick auf die E-M10 werfen. Besser kann man Kompaktheit mit guter Bedienung wohl kaum verbinden. Ich persönlich würde allerdings eher zur E-M5 greifen, da diese im Gegensatz zur E-M10 gegen Umwelteinflüsse abgedichtet ist.
Nicht meine Sache wäre das Kit-Objektiv. Das Zoom wird nicht direkt bewegt sondern über einen Zoom-Motor. Ring am Objektiv etwas gegen den Uhrzeigersinn drehen und es wird eingezoomt, drehen im Uhrzeigersinn zoomt aus – so, wie man es von den Hebeln von Kompaktkameras gewohnt ist. Ich glaube gehört zu haben, dass das beim Video aufnehmen von Vorteil ist, aber als Fotograf finde ich es etwas mühsam.
Die X-T3 wiegt mit dem 18–55 ƒ2.8–4 OIS 856g. Das Objektiv ist nicht nur lichtstark sondern auch Bildstabilisiert. Mir persönlich wäre ein Standardzoom das bei 27mm Weitwinkel beginnt zu eng, bei diesem Ausflug kam ich aber in keine Situation bei der das relevant war – tendenziell musste ich eher etwas einzoomen.
Mit 873g ist die Nikon Z5 mit dem 24–55mm ƒ4–6.3 kaum nennenswert schwerer als die X-T3. Ich mag das aufgeräumte Design der Kamera. Alle Elemente sind gut erreichbar platziert und sie liegt gut in der Hand. Das Zoom kommt mir zwar am kurzen Ende mit 24mm entgegen, wäre mir dafür aber am anderen Ende deutlich zu kurz. Bei vielen Motiven hier war der Bildausschnitt zu groß und ich musste deutlich zuschneiden, wodurch die Aufnahmen natürlich deutlich weniger Auflösung haben, als die der beiden anderen Kameras. Dass ist mit ƒ4–6.3 nicht besonders lichtstark ist, ist dank der inzwischen guten Sensorstabilisierung eigentlich kein Problem. Es zeichnet sogar trotz ƒ6.3 und geringer Brennweite ein schönes Bokeh – in einem der folgenden Berichte werde ich ein Bild dazu zeigen. Überraschend ist allerdings auch die Vignettierung der Linse – deutlich ausgeprägter als bei den beiden anderen Linsen; das Fuji zeigt die geringste Vignettierung. Vor diesem Hintergrund überrascht, dass das Nikon trotzdem nicht nennenswert weniger kostet, als das Fuji.
Die E-M10 gewinnt hier natürlich eindeutig in Sachen Kompaktheit und Leichtigkeit. Doch auch wenn die Nikon Z5 und die X-T3 mehr als die Hälfte mehr wiegen, als die Olympus, ist dieser Unterschied für mich für solche Ausflüge kaum relevant. Wäre ich. nicht zu einem Vergleichstest aufgebrochen, wäre ich mit der E-M1 und dem 12–100mm ƒ4 losgezogen und die ist mit 1200g deutlich schwerer, als die beiden Kombinationen von Fuji und Nikon hier.
Die Motive auf so einem Ausflug sind natürlich fotografischer Standard und keine der Szenen hat die Kameras vor nennenswerte Herausforderungen gestellt. Sämtliche Bilder hier sind in Capture One entwickelte RAWs (die RAW-Originale können hier heruntergeladen werden; 2,18GB). Ich habe zwar nicht versucht zu einem möglichst gleichen Aussehen zu kommen, aber dennoch darauf geachtet, dass die Ergebnisse nicht zu unterschiedlich sind. Die Entwicklung erfolgte wie immer bei mir quick and dirty. Meist stelle ich Bilder in weniger als einer Minute ein, ausgesprochen selten arbeite ich länger als eine halbe Stunde an einem Bild.
War bei meiner ersten Wanderung an der Fuji versehentlich eine falsche Film-Simulation eingestellt, was zu suboptimalen Resultaten führte, die ich trotz RAW nicht wirklich zufriedenstellend entwickeln konnte, habe ich diesmal zunächst bewusst eine von Fuji für Landschaft empfohlene Einstellung gewählt. Allerdings hatte ich im Sucher den Eindruck, dass die Kontraste damit viel zu hoch sind und Schwarz ziemlich zusumpft, weshalb ich nach einigen Bildern wieder die Standardeinstellung gewählt habe. Am Computer bestätigte sich, dass das die richtige Entscheidung war, denn die mit Einstellung Velvia aufgenommenen Bilder fand ich persönlich nicht besonders ansprechend.
Am Ende sind die Unterschiede der Ergebnisse ziemlich überschaubar. Würde ich nicht die Aufnahmedaten anführen würden wohl die wenigstens mit höherer Treffsicherheit als Zufall benennen können, welches Bild mit welcher Kamera entstand. Auch nicht, wenn ihr die Aufnahmen in der Vergrößerung studiert. Das zeigt für mich einmal mehr, dass wir uns viel zu viele Gedanken über technische und theoretische Unterschiede machen, die für die Praxis von ausgesprochen geringer Relevanz sind.
Nach den Erfahrungen aus meinen bisherigen Vergleichen denke ich, dass die Frage, ob der Look der Bilder – Farbcharakteristik und Kontrast – wichtiger ist, als ob ein Modell schon bei ISO1600 Rauschen zeigt, oder erst bei ISO3200, und ob der Dynamikumfang mit 12LW oder 15LW angegeben wird. Ein Look der dem persönlichen Stil entspricht wird einen bei der Entwicklung schneller zu Resultaten gelingen lassen, als wenn man erst an einigen Schrauben drehen muss, bevor die Aufnahme dem persönlichen Stil entspricht.
Auch die Art wie und wo man fotografiert halte ich für bedeutender für die Entscheidung für ein Modell, als Bestwerte in ISO und Dynamikumfang. Meiner Meinung nach zeigen die Bilder die ich in »Vergleich: Dynamikumfang und Bittiefe bei Vollformat und MFT« veröffentlicht habe, dass die haushohe Überlegenheit von Vollformat gegenüber MFT ziemlich aufgeblasen ist. Keine Frage: Vollformat hat mehr Reserven! Allerdings sind die Unterschiede in der Praxis so gering, dass er nur für die wenigsten Fotografen eine praktische Rolle spielen wird.
Wer mehr von einer Kamera erwartet, als das, was ein Handy bieten kann, aber möglichst wenig mehr Gewicht und Volumen transportieren möchte, der greift bei diesem Trio wohl am besten zur E-M10. Spielt Volumen und Gewicht nicht so die Rolle, ist die Nikon Z5 eine tolle Kamera, mit der auch ich mich anfreunden könnte. Und die Fuji X-Serie ist durch ihr klassisches Bedienkonzept einzigartig. Wer das mag, kann kaum etwas anderes wählen.
Links:
- Nikon Z5: Nikon | Foto-Hebenstreit | Amazon
- Nikon Z 24–50mm ƒ4–6.3: Nikon | Foto-Hebenstreit | Amazon
- Olympus OM-D E-M10 IV: Olympus | Foto-Hebenstreit | Amazon
- Fujifilm X-T3: Fujifilm | Foto-Hebenstreit | Amazon
- Fujifilm 18–55mm ƒ2.8-4: Fujifilm | Foto-Hebenstreit
- Meine Tests von Kameras und Ausrüstung sind wie eingangs erwähnt Erfahrungsberichte. Ich suche nicht danach, was an den Produkten gut und was schlecht ist, sondern arbeite damit und berichte, was mir positiv auffällt, und was für mich eher kontraproduktiv ist. Mich interessiert nicht, was theoretisch technisch gerade State of the Art wäre, sondern lediglich ob sich etwas in der Praxis praktisch bewährt. Wenn beispielsweise ein Sucher für mich in der Praxis gut funktioniert, ist mir egal, wie groß oder hoch aufgelöst er ist. Generell lege ich den Fokus eher darauf, was mir an dem Produkt gefällt, als das Haar in der Suppe zu suchen.
- Die perfekte Kamera für alles und alle gibt es nicht! Es gibt nur the right tool for the job – die richtige Kamera für die Aufgabe. Schlechte Apparate leistet sich kein Hersteller.
- Ein gutes Foto ist primär ein interessantes Motiv, gekonnt gestaltet fotografiert. Perfekte Detailschärfe und Absenz von Rauschen spielt dabei eine vernachlässigbare Nebenrolle. Ich kann mit Rauschen besser leben, als mit langweiligen schlecht gestalteten Bildern.
- Alles, was ich schreibe ist subjektiv, und jeder soll seine eigene subjektive Meinung haben.
- Foto-Hebenstreit unterstützt mich seit Jahren mit Ausrüstung für meine Tests und Versuche – ohne ihn wären einige hier gepostete Artikel nicht möglich gewesen. Deshalb verlinke ich die besprochenen Produkte auch gerne und provisionsfrei mit dem Hebenstreit-Online-Shop (sofern dort verfügbar). Wer lieber über Amazon bestellt bekommt auch den Link dahin geliefert und ich, falls ihr etwas bestellt, ein paar Cents oder – wenn es etwas Größeres ist – ein paar Euro.
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