Olympus füllt mit dem neuen 100–400mm Superzoom eine Lücke im Programm, die bislang Panaleica mit ihrem 100–400mm alleine bediente. Das hat den Vorzug, dass die Anfangsblende am kurzen Ende des Zooms bei ƒ4 liegt, wohingegen Olympus’ Neues erst bei 5.0 startet. Über die praktische Relevanz dieses Unterschieds kann man streiten, andererseits ist besser besser. Außerdem punktet es auch damit 985g fast 200g leichter zu sein, als das Oly. Allerdings wirkt das Olympus auch ein bisschen hochwertiger (ich geben zu, auch darüber kann man streiten), man könnte annehmen es entstammt Olympus’ Pro- und nicht der Basis-Linie. So ist es auch etwas überraschend, dass der Listenpreis für das Olympus 357,17 tiefer liegt (wie kommt man bei Panasonic auf einen Listenpreis von 1656,17?)
Die Konstruktion des Olympus ist in meinen Augen deutlich überzeugender. Eine Seltsamkeit beim Panaleica ist beispielsweise, dass es zwar einen Ring gibt mit dem das Objektiv gesperrt werden können soll. Allerdings lässt sich das Zoom auch bei Sperre relativ problemlos ein- und auszoomen. Der Unterschied zwischen Gesperrt und Entsperrt ist bei den beiden Exemplaren die ich bislang in Händen hatte so gering, dass ich gar nich sagen kann, in welcher Stellung es gesperrt sein soll. Die Beschriftung ist zusätzlich etwas unklar – oder ich zu blöd sie zu verstehen. Beim Olympus hingegen ist weder die Beschriftung unklar, noch die Sperre halbherzig. Zu ist zu!
Anzumerken ist vielleicht, dass die Haptik von Olympus’ 100–400 wohl die hochwertigste im Basis-Segment ist, aber beim Zoomrad merkt man den Unterschied zur Pro-Linie: Deren Räder laufen deutlich smoother.
Olympus will ich einmal vertrauen, dass die Abdichtung gegen Staub und Staub und Wasser auch wirklich etwas davon hält, was der Hersteller verpflichtet – man hat schließlich einen guten Ruf. Beim 100–400er von Panasonic hatte ich ja einmal Probleme mit Sand in den Ringen und anschließend Staub im Gehäuse. Eingeschickt wurde mir mitgeteilt, dass eine Reparatur fast auf Höhe des Neupreises der Linse liegt (mehr als das neue Olympus laut Liste kostet!), und dass das Objektiv (anders als in der Werbung versprochen) nicht gegen Staub abgedichtet sei. Nach mehreren Berichten und Dank eines Kontakts zu Panasonic Deutschland wurde mein Objektiv dann auf Kulanz ausgetauscht, womit ich keinen Grund mehr habe verärgert zu sein. Verschweigen kann ich die Geschichte aber trotzdem nicht – bei aller Sympathie für den MFT-Kamerahersteller.
Verschweigen will ich aber auch nicht, dass auf derselben Reise Feuchtigkeit in eine meiner Olympus-Kameras eingedrungen ist und zu Elektronikfehlern führte. Auch Olympus Deutschland erklärte mir damals, dass unter extremen Bedingungen tatsächlich Feuchtigkeit in ihre Kameras eindringen könne, und dass das dann – trotz Werbeversprechen – nicht durch Garantie gedeckt sei. Auch mein Fachhändler bestätigte, dass das bei nahezu jedem Modell egal welchen Herstellers der Fall sei – nur eine Canon 1D oder eine von Pentax’ würde er sich trauen sie unter fließend Wasser zu reinigen. Er – der Fachhändler – hat sich dann mit Olympus so arrangiert, dass mich die Reparatur nichts gekostet hat. Am Ende hat der Händler die Kosten weitgehend getragen.
Dazu möchte ich auch erzählen, dass mir der Händler (Foto-Hebensteit) mir anbot eine Kamera an einen Händler in meiner Nähe zu schicken, damit ich auf der Reise nicht ohne Kamera da stehe, was ich ablehnte, da ich mehr als eine Kamera dabei hatte und das gestörte Modell eingeschränkt funktionstüchtig war. Andernfalls wäre das eventuelle die Rettung eines Fotourlaubs gewesen! Ein Hoch auf den Fachhandel!
Kommen wir nun wieder zu Resultaten der beiden Linsen in der praktischen Anwendung. Dazu bin ich diesmal mit meiner Frau Andrea (Instagram-Account | FaceBook-Gruppe »’s Vorarlberger Fotoalbum«) den Ardetzenberg zum Wildpark hoch gestiegen um einmal mehr unter suboptimalen aber in der Praxis eben häufig auftretenden Lichtbedingungen Tiere zu fotografieren.
Die beiden Aufnahmen entstanden beide am langen Ende der Brennweite und zeigen eine vergleichbare Abbildungsqualität. Entsprechend er hohen ISO-Empflindlichkeit ist die Detailschärfe in beiden nicht optimal. Schöne Aufnahmen sind es trotzdem.
Auch diese beiden Bilder sind qualitativ auf Augenhöhe. Die trüben Schleier im unteren Bild stammen vom Zaun.
Bei diesen Aufnahmen liegt die ISO-Empfindlichkeit niedriger. Ich habe den Eindruck, dass die Aufnahme mit Olympus-Superzoom einen Hauch schärfer ist. Das muss aber nicht unbedingt an der Optik liegen, sondern kann auch an der bei der Panaleica-Aufnahme doch höheren Empfindlichkeit liegen oder an meiner höheren Sympathie für Olympus.
Auch bei den letzten beiden Bildern ist die Aufnahme mit dem 100–400mm von Olympus etwas besser als am Objektiv von Panasonic. Das muss aber nicht unbedingt an den Optiken liegen. Bei diesen Aufnahmen ist die Brennweite kürzer und vom Panasonic ist bekannt, dass es am langen Ende der Brennweite keine Sternstunden erreicht. Auch ist die Empfindlichkeit bei der Panasonic-Aufnahme höher, wofür das Objektiv nichts kann.
Der Vergleich der Aufnahmen (ich habe natürlich ein paar mehr, als die hier gezeigten) bestätigt, was ich erwartet hatte, nämlich, dass sich die beiden Objektive qualitativ wenig schenken. Um das noch etwas genauer zu untersuchen, werde ich in diesem Fall doch Fotos von Testcharts machen, beurteilen und mit euch teilen. Bei der Fotosession für den Vergleich sind doch zu wenig tatsächlich vergleichbare Aufnahmen entstanden. Außerdem geht es hier um zwei identische Objektive zweier Hersteller, was einen etwas genaueren Hinblick rechtfertigt.
Ein Fazit kann ich aber jetzt schon geben: Das Olympus ist deutlich preiswerter, weshalb ich persönlich dazu greifen würde. Dass die Verriegelung beim Olympus funktioniert, die beim Panasonic nicht, und meine schlechten Erfahrungen mit der Abdichtung sprechen auch nicht für das Panaleica. Hat man das Panasonic aber schon, halte ich es für sinnvoller, sich über die 200g weniger zu freuen, als seine Linse zu verscherbeln um die von Olympus zu kaufen – schließlich ist Leichtigkeit ja ein Kernargument für MFT.
Links:
- Olympus M.Zuiko 100–400mm ƒ5.0–6.3: Olympus | Foto-Hebenstreit | Amazon
- Panasonic Lumix G 100–400mm: Panasonic | Foto-Hebenstreit | Amazon
- Olympus OM-D E-M1 III: Olympus | Foto-Hebenstreit | Amazon
Anmerkung:
- Die perfekte Kamera für alles und alle gibt es nicht! Es gibt nur the right tool for the job – die richtige Kamera für die Aufgabe. Welche Kamera das genau ist, ist vom Fotografen, seiner Arbeitsweise und seinen Vorlieben abhängig. Schlechte Apparate leistet sich kein Hersteller.
- Für mich zählt in der Fotografie, was praktisch relevant ist. Theoretische Aspekte und/oder Vorzüge die praktisch irrelevant sind, sind für mich irrelevant. Deshalb zählt für mich, wie sich fotografische Ausrüstung in der Praxis bewährt, und die Wirkung von Aufnahmen realer Motive, und nicht technische Spezifikationen auf Datenblättern oder unter Laborbedingungen erstellte Testaufnahmen von Textcharts.
- Ein gutes Foto ist primär ein interessantes Motiv, gekonnt gestaltet fotografiert. Perfekte Detailschärfe und Absenz von Rauschen spielt dabei eine vernachlässigbare Nebenrolle. Ich kann mit Rauschen besser leben, als mit langweiligen schlecht gestalteten Bildern.
- Alles was ich schreibe ist subjektiv und jeder darf das anders sehen (ich empfehle zumindest alles auch von einer anderen Seite zu betrachten).
- Alles, was ich
- Foto-Hebenstreit unterstützt mich seit Jahren mit Ausrüstung für meine Tests und Versuche – ohne ihn wären einige hier gepostete Artikel nicht möglich gewesen. Deshalb verlinke ich die besprochenen Produkte auch gerne und provisionsfrei mit dem Hebenstreit-Online-Shop (sofern dort verfügbar). Wer lieber über Amazon bestellt bekommt auch den Link dahin geliefert und ich, falls ihr etwas bestellt, ein paar Cents oder – wenn es etwas Größeres ist – ein paar Euro.
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