Es wundert mich schon, dass der Megapixel-Wahn nach all den Jahren noch immer so verbreitet ist. Dabei sind 20 Megapixel für 99% der Situationen ausreichend und 90% der Anwender werden niemals mehr Auflösung brauchen.
Ja, ich weiß: Mit mehr Auflösung kann man croppen! Mehr Auflösung löst allerdings auch mehr Unschärfe auf, die sich beim Fotografieren aus freier Hand bei durchschnittlichen Verschlusszeiten nicht vermeiden lässt. Wer also von 50MP träumt sollte sich schon einmal mit dem Gedanken anfreunden draußen generell ein Stativ zu nutzen oder im Studio mit Blitz zu belichten (Blitz! Kein LED-Dauerlicht 😉 ).
Weshalb will sich das jemand antun? Eine Kamera zu kaufen, deren Auflösung nur mit Stativ oder Blitz wirklich sinnvoll zu nutzen ist? Ich kann meinen neuen OM-Ds im High-Res-Modus Aufnahmen mit 80MP erstellen. Nutze ich ein Stativ, erhalte ich damit tatsächlich mehr Detailschärfe. Allerdings würde bei einer Präsentation von Fotos auf Bildschirmen oder Beamern oder bei meinen üblichen A3+ Prints niemand den Unterschied sehen. Ich habe noch nie größer als A3+ gedruckt und werde es vielleicht auch nie. Und selbst wenn: Je größer das Bild, desto größer die Entfernung aus der es betrachtet wird und desto weniger Auflösung ist notwendig. Deshalb kann Apple mit einem Print eines mit einem iPhone erstellen Foto auf die Größe einer Hochhausfassade bringen und als Werbeträger aufhängen. Es gibt Ausnahmen, aber die sind ausgesprochen selten. Ich habe einen Artikel über den Zusammenhang von Auflösung, Ausgabeformat und Betrachtungsabstand im Blog.
Das Gros der Anwender hat Auflösung eigentlich gar nicht verstanden. Sie verbinden damit viel hilft viel und 300ppi. Das gilt nicht nur für Amateure, sondern ebenso für die professionellen Branchen der Fotografie und der Medienindustrie. Ich weiß das, weil ich auch Experten unterrichte. Dass man als Fachmann und -frau trotz dieser Bildungslücke problemlos über die Runde kommt, beweist, wie sehr das Thema überschätzt wird (ich lege aber trotzdem Wert darauf, dass die Besucher das Thema nach Abschluss eines Photoshop-Kurses verstanden haben 😉 ). Müßig ist halt, dass auch viele, die beim Thema Auflösung eigentlich gar nicht wirklich durchsteigen, immer fleißig in den Diskussionen mitmischen müssen. Wie so oft hat man umso mehr Meinung, je weniger Ahnung man hat.
Wie ausgeprägt der Mangel an logischem Denken in Zusammenhänge ist, erkennt man auch daran, dass das Gros der Community glaubt den Hals mit Megapixel nicht voll genug bekommen zu können, während sie gleichzeitig darüber schimpfen, dass ihre RAW-Konverter immer langsamer werden. Ist es so schwierig zu erkennen, dass das Eine das Andere bedingt? Wie gesagt, ich kann RAWs mit 80MP aufnehmen. Aber dann wird mein Capture One trotz gut ausgestatteten, ein Jahr alten MacBook Pros auch sehr zäh, während ich mit 20MP problemlos und flüssig sichten und entwickeln kann (wenigstens meist).
PS: Nachdem ich den Artikel fertig vor mir habe, finde ich, »Mehr als 20 Megapixel sind doof!, wäre auch ein passender Titel gewesen. 😉
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