Wiederkehrend stößt man in der Fotografie auf die Frage, wie viel Auflösung eine Kamera denn eigentlich haben muss. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, es kann niemals genug sein. Aber stimmt das? Wie viel Auflösung benötigt der Fotograf?
Die Antwort lautet wie immer: Es kommt drauf an! Es gibt tatsächlich Anwendungen in der Fotografie, für die die Auflösung kaum einmal zu viel sein kann. Das ist allerdings eher die seltene Ausnahme von der Regel! Tatsächlich haben Kameras heute in der Regel für das Gros der Anwender und die meisten Aufgaben mehr als genug Auflösung. Ich würde behaupten für 99,9% der Aufgaben von 99,9% der Aufgaben. Mindestens!
Und was ist mit den restlichen <99,9%? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten. Ebenso wie die Frage, ob es Sinn macht, einen LWK statt eines PKWs anzuschaffen, weil man möglicherweise irgendwann einmal etwas transportieren muss, mit dem der Kombi überfordert ist. Für mich persönlich ist weniger mehr. Deshalb fotografiere ich mit MFT und fahre eine Zweisitzer. Beides möchte ich nicht gegen Schwereres tauschen. Keinesfalls!
Heißt das, dass ich deshalb Abstriche bei der Qualität machen muss?
Nein! Denn mein Zweisitzer hat ein Dach aus Stoff, und mehr Lebensqualität als offen über ruhige Land- und Passstraßen zu fahren, kann mich mir nur schwer vorstellen.
Ja, ich weiß: Es geht hier um Fotografie. Aber die Antwort ist weitgehend dieselbe: Weniger ist mehr. Ich behaupte seit Jahren, dass 18 Megapixel (MP) genug für mich sind. Das war auch so, als ich mit Vollformat fotografiert und mit der Nikon D7100 und D600 24MP erreicht habe. Eigentlich zu viel des Guten.
4K Video kommt mit knapp 9MP aus (Wikipedia über UHD). Das heißt, mit 18MP erfüllt man den Bedarf doppelt.
Für Drucke und Fotoabzüge wird üblicherweise eine Ausgabeauflösung von 300ppi empfohlen. Bei der Ausgabe eines Digitalbildes mit 300ppi entspricht ein Pixel etwa 0,08 mm. Das ist so klein, dass die Augen die Pixel bei einem für Fotoabzüge, Fotoalben, Bücher, Folder, Broschüren oder Magazine üblichen Betrachtungsabstand von 30cm nicht mehr einzeln erfassen können.
Für Abzüge im Format von 9cm × 13cm sind bei 300 ppi etwa 1,6 MP erforderlich, das sind 1053px × 1535px (px = Pixel). Für A4 sind 8,7MP notwendig, für A2 34,8MP und für A1 müsste eine Kamera 140MP auflösen. Mittelformatkameras erreichen heute 150 MP, wofür das Budget eines Mittelklassewagens zu kalkulieren ist. Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie viel Megapixel bei verschiedenen Standardgrößen erforderlich sind um mit 300ppi drucken zu können.
Format | Maße | Megapixel | Bildgröße in Pixel |
Fotoabzug | 90 mm × 130 mm | 1,6 MP | 1053 × 1535 |
Fotoabzug | 130 mm × 180 mm | 3,3 MP | 1535 × 2126 |
A4 | 210 mm × 297 mm | 8,7 MP | 2480 × 3508 |
A3 | 297 mm × 420 mm | 17,4 MP | 3508 × 4961 |
A2 | 420 mm × 594 mm | 34,8 MP | 4961 × 7016 |
A1 | 594 mm × 841 mm | 70,0 MP | 7016 × 9933 |
A0 | 841 mm × 1189 mm | 140,0 MP | 9933 × 14043 |
Wie gesagt: Da ich in der Praxis nicht über A3 drucke, sind 18MP genug für mich. Das heißt allerdings nicht, dass ich damit nicht größer drucken könnte. Tatsächlich ließen sich mit den Auflösungen meiner Kameras auch Großflächenplakate ohne den geringsten Qualitätsunterschied zu Aufnahmen die mit Pixelmonstern erstellt wurden drucken.
Die Abbildung oben zeigt eine Seite aus meinem Buch »Adobe InDesign – Schritt für Schritt zum perfekten Layout« – ähnliche Seiten gibt es auch in meinen Photoshop- und Affinity-Photo-Workshop-Büchern, sowie in meiner kreativen Fotoschule. Die Abbildungen geben dasselbe Bild in unterschiedlichen Auflösungen wieder. Sie veranschaulichen den Zusammenhang zwischen Auflösung und Detailschärfe im Druck. Die Wiedergaben zeigen, dass kein sichtbarer Qualitätsunterschied zwischen 300ppi und 250ppi besteht. Selbst bei der Hälfte der empfohlenen Druckauflösung von 300ppi – bei 150ppi – sticht ein Qualitätsmangel nicht unmittelbar ins Auge. Man muss das Bild schon genau betrachten und näher als die beim Leben üblichen 30cm an das Bild herangehen um den Unterschied in der Detailschärfe zur 300ppi-Abbildung zu erkennen.
Eindeutig sichtbar ist der Qualitätsmangel erst bei einer weiteren Halbierung der Auflösung. Bei 72ppi ist die pixelige Struktur der Bildauflösung deutlich zu sehen. Allerdings auch nur aus dem üblichen Betrachtungsabstand von 30cm. Schon aus einer Distanz von 1m muss man wohl im wahrsten Sinne des Wortes über ein Adlerauge verfügen, um die Pixel noch immer ausmachen zu können.
Ich habe diese Beispiele schon vielfach mit Teilnehmern meiner Kurse betrachtet und besprochen. Ab einer Entfernung von 2m kann selbst bei einer Auflösung von 30ppi kaum mehr jemand einen Qualitätsmangel feststellen.
1m gilt als üblicher Betrachtungsabstand für A2-Poster, weshalb dafür 90ppi ausreichen. Bei Großflächenplakaten mit 252cm × 356cm und größer nimmt man Betrachtungsabstände von 5m und mehr an. Sie werden meist mit etwa 30ppi gedruckt. Dafür genügen 12,5MP. Mehr Auflösung würde bei solchen Plakaten auch gar nichts bringen, da die Druckraster so grob sind, dass feinere Auflösungen verloren gehen. Bei Postern, die meist ebenso fein gerastert gedruckt werden wie Bücher und Broschüren, haben Reserven allerdings den Vorteil, dass auch ein Betrachter, der den angenommenen Abstand unterschreitet, feine Details zu sehen bekommt. Ich persönlich würde allerdings kein Vermögen ausgeben, nur um für solche Ausnahmefälle mit Details glänzen zu können.
Die folgende Tabelle zeigt, was für Betrachtungsabstände für verschieden große Poster und Plakate angenommen werden, und was für Auflösungen dafür erforderlich sind.
Format | Abstand | Auflösung | Megapixel |
A2 | 1m | 90ppi | ≈ 2,2MP |
A1 | 2m | 60ppi | ≈ 2,8MP |
A0 | 3m | 45ppi | ≈ 3,2MP |
Plakat 252cm × 356cm | 5m | 30ppi | ≈ 12,5MP |
Wer beim Ausdruck 300ppi keinesfalls unterschreiten möchte, erreicht mit 18MP knapp A3, mit 36MP etwa A2 und mit 50MP 50cm × 75cm. Bei einer Auflösung von 250ppi geht es jeweils auch etwas größer, ohne dass irgendjemand selbst aus nächster Nähe einen relevanten Unterschied wird erkennen können.
MP | ≈ Format bei 300ppi |
18MP | 297mm × 420mm |
24MP | 340mm × 500mm |
36MP | 400mm × 600mm |
50MP | 500mm × 750mm |
Das Beitragsbild oben über dem Artikel, zeigt zwei Bilder die bei mir Zuhause in Wechselrahmen an der Wand hängen. Ich tausche die Aufnahmen in den Rahmen seit Jahren regelmäßig aus. Es befanden sich bereits Bilder von 12MP-, 16MP-, 20MP- und 24MP-Kameras darin. Ich glaube nicht, dass jemals jemand einen Qualitätsunterschied ausmachen konnte – mir jedenfalls ist niemals ein relevanter Unterschied aufgefallen.
Der Inhalt dieses Artikels basiert auf einem Grundlagenexkurs aus meinem Buch »Die kreative Fotoschule«, das am 22.2.2019 erscheint.
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