Auflösung und Druckformat

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12. Februar 2019
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6 Kommentare

Wiederkehrend stößt man in der Fotografie auf die Frage, wie viel Auflösung eine Kamera denn eigentlich haben muss. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, es kann niemals genug sein. Aber stimmt das? Wie viel Auflösung benötigt der Fotograf?

Die Antwort lautet wie immer: Es kommt drauf an! Es gibt tatsächlich Anwendungen in der Fotografie, für die die Auflösung kaum einmal zu viel sein kann. Das ist allerdings eher die seltene Ausnahme von der Regel! Tatsächlich haben Kameras heute in der Regel für das Gros der Anwender und die meisten Aufgaben mehr als genug Auflösung. Ich würde behaupten für 99,9% der Aufgaben von 99,9% der Aufgaben. Mindestens!

Und was ist mit den restlichen <99,9%? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten. Ebenso wie die Frage, ob es Sinn macht, einen LWK statt eines PKWs anzuschaffen, weil man möglicherweise irgendwann einmal etwas transportieren muss, mit dem der Kombi überfordert ist. Für mich persönlich ist weniger mehr. Deshalb fotografiere ich mit MFT und fahre eine Zweisitzer. Beides möchte ich nicht gegen Schwereres tauschen. Keinesfalls!

Heißt das, dass ich deshalb Abstriche bei der Qualität machen muss?

Nein! Denn mein Zweisitzer hat ein Dach aus Stoff, und mehr Lebensqualität als offen über ruhige Land- und Passstraßen zu fahren, kann mich mir nur schwer vorstellen.

Ja, ich weiß: Es geht hier um Fotografie. Aber die Antwort ist weitgehend dieselbe: Weniger ist mehr. Ich behaupte seit Jahren, dass 18 Megapixel (MP) genug für mich sind. Das war auch so, als ich mit Vollformat fotografiert und mit der Nikon D7100 und D600 24MP erreicht habe. Eigentlich zu viel des Guten.

4K Video kommt mit knapp 9MP aus (Wikipedia über UHD). Das heißt, mit 18MP erfüllt man den Bedarf doppelt.

Für Drucke und Fotoabzüge wird üblicherweise eine Ausgabeauflösung von 300ppi empfohlen. Bei der Ausgabe eines Digital­bildes mit 300ppi entspricht ein Pixel etwa 0,08 mm. Das ist so klein, dass die Augen die Pixel bei einem für Fotoabzüge, Foto­alben, Bücher, Folder, Broschüren oder Magazine üblichen Be­trachtungs­abstand von 30cm nicht mehr einzeln erfassen ­können.

Für Abzüge im Format von 9cm × 13cm sind bei 300 ppi etwa 1,6 MP erforderlich, das sind 1053px × 1535px (px = Pixel). Für A4 sind 8,7MP notwendig, für A2 34,8MP und für A1 müsste eine Kamera 140MP auflösen. Mittelformat­kameras er­reichen heute 150 MP, wofür das Budget eines Mittel­klassewagens zu kalku­lieren ist. Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie viel Megapixel bei verschiedenen Standardgrößen erforderlich sind um mit 300ppi drucken zu können.

Format Maße Megapixel Bildgröße in Pixel
Fotoabzug 90 mm × 130 mm 1,6 MP 1053 × 1535
Fotoabzug 130 mm × 180 mm 3,3 MP 1535 × 2126
A4 210 mm × 297 mm 8,7 MP 2480 × 3508
A3 297 mm × 420 mm 17,4 MP 3508 × 4961
A2 420 mm × 594 mm 34,8 MP 4961 × 7016
A1 594 mm × 841 mm 70,0 MP 7016 × 9933
A0 841 mm × 1189 mm 140,0 MP 9933 × 14043

Wie gesagt: Da ich in der Praxis nicht über A3 drucke, sind 18MP genug für mich. Das heißt allerdings nicht, dass ich damit nicht größer drucken könnte. Tatsächlich ließen sich mit den Auflösungen meiner Kameras auch Großflächenplakate ohne den geringsten Qualitätsunterschied zu Aufnahmen die mit Pixelmonstern erstellt wurden drucken.

Aufnahme einer Seite eines Grundlagenexkurses über Auflösung aus meinem Buch »Adobe InDesign – Schritt für Schritt zum perfekten Layout«.

Die Abbildung oben zeigt eine Seite aus meinem Buch »Adobe InDesign – Schritt für Schritt zum perfekten Layout« – ähnliche Seiten gibt es auch in meinen Photoshop- und Affinity-Photo-Workshop-Büchern, sowie in meiner kreativen Fotoschule. Die Abbildungen geben dasselbe Bild in unterschiedlichen Auflösungen wieder. Sie veranschaulichen den Zusammenhang zwischen Auflösung und Detailschärfe im Druck. Die Wiedergaben zeigen, dass kein sichtbarer Qualitätsunterschied zwischen 300ppi und 250ppi besteht. Selbst bei der Hälfte der empfohlenen Druckauflösung von 300ppi – bei 150ppi – sticht ein Qualitätsmangel nicht unmittelbar ins Auge. Man muss das Bild schon genau betrachten und näher als die beim Leben üblichen 30cm an das Bild herangehen um den Unterschied in der Detailschärfe zur 300ppi-Abbildung zu erkennen.

Eindeutig sichtbar ist der Qualitätsmangel erst bei einer weiteren Halbierung der Auflösung. Bei 72ppi ist die pixelige Struktur der Bildauflösung deutlich zu sehen. Allerdings auch nur aus dem üblichen Betrachtungsabstand von 30cm. Schon aus einer Distanz von 1m muss man wohl im wahrsten Sinne des Wortes über ein Adlerauge verfügen, um die Pixel noch immer ausmachen zu können.

Ich habe diese Beispiele schon vielfach mit Teilnehmern meiner Kurse betrachtet und besprochen. Ab einer Entfernung von 2m kann selbst bei einer Auflösung von 30ppi kaum mehr jemand einen Qualitätsmangel feststellen.

1m gilt als üblicher Betrachtungsabstand für A2-Poster, ­weshalb dafür 90ppi ausreichen. Bei Großflächen­plakaten mit 252cm × 356cm und größer nimmt man Betrachtungsabstände von 5m und mehr an. Sie werden meist mit etwa 30ppi gedruckt. Dafür genügen 12,5MP. Mehr Auflösung würde bei solchen Plakaten auch gar nichts bringen, da die Druckraster so grob sind, dass feinere Auf­lösungen verloren gehen. Bei ­Postern, die meist ebenso fein gerastert gedruckt werden wie ­Bücher und Broschüren, ­haben ­Reserven allerdings den Vorteil, dass auch ein Betrachter, der den angenommenen Abstand unter­schreitet, feine Details zu ­sehen bekommt. Ich persönlich würde allerdings kein Vermögen ausgeben, nur um für ­solche Ausnahmefälle mit Details glänzen zu können.

Die folgende Tabelle zeigt, was für Betrachtungsabstände für verschieden große Poster und Plakate angenommen werden, und was für Auflösungen dafür erforderlich sind.

Format Abstand Auflösung Megapixel
A2 1m 90ppi ≈ 2,2MP
A1 2m 60ppi ≈ 2,8MP
A0 3m 45ppi ≈ 3,2MP
Plakat 252cm × 356cm 5m 30ppi ≈ 12,5MP

Wer beim Ausdruck 300ppi keines­falls unterschreiten möchte, erreicht mit 18MP knapp A3, mit 36MP etwa A2 und mit 50MP 50cm × 75cm. Bei einer Auflösung von 250ppi geht es jeweils auch etwas größer, ohne dass irgendjemand selbst aus nächster Nähe einen relevanten Unterschied wird erkennen können.

MP ≈ Format bei 300ppi
18MP 297mm × 420mm
24MP 340mm × 500mm
36MP 400mm × 600mm
50MP 500mm × 750mm

Das Beitragsbild oben über dem Artikel, zeigt zwei Bilder die bei mir Zuhause in Wechselrahmen an der Wand hängen. Ich tausche die Aufnahmen in den Rahmen seit Jahren regelmäßig aus. Es befanden sich bereits Bilder von 12MP-, 16MP-, 20MP- und 24MP-Kameras darin. Ich glaube nicht, dass jemals jemand einen Qualitätsunterschied ausmachen konnte – mir jedenfalls ist niemals ein relevanter Unterschied aufgefallen.

Der Inhalt dieses Artikels basiert auf einem Grundlagenexkurs aus meinem Buch »Die kreative Fotoschule«, das am 22.2.2019 erscheint.

Antworten

  1. Ich will für meine kleine Firma Plakate drucken lassen. Dank für die Aufschlüsselung, wie viel Pixel die entsprechenden Bilder haben. Jetzt brauche ich nur noch eine Kamera mit der entsprechenden Auflösung.

  2. Völlig richtig, man kann s nicht oft genug betonen … viele vergessen zudem, dass Mega-Pixel-Monster dann auch den Computer und seine Programm besondere Herausforderungen stellen!

  3. Hallo Markus,

    vielen Dank für diesen Artikel über den „Pixelwahn“, echt wohltuend.

    LG Bernhard

  4. Man kann diesem Pixelwahn gar nicht oft genug einige rationale Sätze entgegenhalten! 😉

    Erwähnenswert wäre in diesem Zusammenhang vlt. auch noch, dass sogar Redakteure von Zeitschriften und Zeitungen regelmäßig Autoren und Fotografen allen Ernstes erklären, man benötige 300 DPI-D a t e i e n. 😉

    Viele Grüße
    Volker

    1. Eines Tages werde ich einem Redakteur ein Digitalbild mit 300ppi schicken – aus einem Pixel. 🙂
      PS: Danke für die Urlaubstipps.

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