MacBook 2019 – zum ersten Mal unzufrieden mit Apple

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30. Januar 2020
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1 Kommentare

Schaut man auf YouTube einmal ein Video zu einem Thema an, ist die Startseite daraufhin voll davon. Deshalb spült es in letzter Zeit laufend kritische Videos über Apple auf meine YouTube-Homepage. Und ich muss zugeben: Es spiegelt etwas mein Befinden gegenüber Apple.

Es war einmal, in den 1990ern, als Microsoft den Markt uneingeschränkt beherrschte, alles aufkaufte oder zerquetschte, was ihm Konkurrenz zu machen drohte oder einen Markt besetzte, den man wieder einmal verschlafen hatte, da konnte man mich mit gutem Recht als Apple-Fan bezeichnen.

Nach der Jahrtausendwende änderten sich die Dinge. Apple überholte Microsoft als erfolgreichster IT-Konzern. Apples Erfolg begann zwar mit innovativen Computer-Designs aber ging erst durch die Decke, als man neue tragbare Mobile Devices für den Consumer-Markt erfand. Zuerst den iPod, dann das iPhone und schließlich das iPad. Andere Sparten des Unternehmens scheinen neben diesen Erfolgen wohl etwas in die Nische geraten zu sein.

2015 stellte Apple mit Aperture ein neue Art Programm vor ohne das heute wohl kein Fotograf mehr arbeiten möchte: Eine Synthese aus RAW-Konverter und Digital Asset Manager. Obwohl das Programm nach Adobe Lightroom wohl der am zweit häufigsten genutzte RAW-Konverter gewesen sein dürfte, schlief die Entwicklung nach 2010 ein und wurde 2015 eingestellt. Wer schon einmal den RAW-Konverter gewechselt hat, weiß, was das für den Nutzer so eines Programms bedeutet: Hunderte Stunden Arbeit gehen verloren!

2009 stellte Apple mit iWork ein innovatives Office-Programm vor. Mit Keynote erstellte Präsentationen hauten jeden, der nur PowerPoint kannte, aus den Socken. Pages mochte nicht so mächtig, wie Word sein, aber es war um Welten Nerven schonender, konnte alles, was die meisten Anwender brauchten, und bot Möglichkeiten die man bei Microsoft vergeblich suchte. Für Numbers gilt im Prinzip dasselbe. Ich war gespannt, was dieses innovative Produkt in Zukunft erst bringen mochte. Aber iWorks war ein Start ohne Zukunft. Aktuelle Versionen können kaum nennenswert mehr, als die Urversion, manche Funktionen sind im Laufe der Jahre verloren gegangen, wie beispielsweise die Serienbrieffunktion in Pages.

Aperture und iWorks vermitteln den Eindruck, dass Nischenprogramme im Apple-Konzern wenig Chance auf ausreichende Pflege haben. Traurig und frustrierend aber hinzunehmen, solange Apple Computer und Betriebssysteme verkauft, mit denen man effizient und weitgehend problemlos arbeiten kann.

2019 hat das für mich leider ein Ende gefunden. Mein MacBook Pro ist die erste Apple Hardware mit der ich nicht glücklich bin. Dass ich demnächst die Tastatur austauschen muss ist zu verschmerzen – der Austausch kostet mich nichts. Dass ich das neue MacBook kaufte, weil beim Vorgänger schon Display und Tastatur auszutauschen waren, wirft kein gutes Licht auf das Qualitätsmanagement bei Apple, aber so lange der Hersteller für von ihm geschaffene Probleme gerade steht, sehe ich wenig Anlass zur Kritik.

Was mich am MacBook 2019 frustriert ist das Design an sich. Da ist einmal die Touch-Bar. Ich hatte schon als ich ihn das erste Mal sah den Eindruck, dass es sich eher um einen technischen Gag, als um ein nützliches Feature handelt. Die Praxis hat das für mich bestätigt: Ich nutze die speziellen Möglichkeiten kaum. Sie stellt für mich zwar keinen Nachteil dar, aber ich könnte mit den alten F-Tasten mindestens so gut leben.

Weniger Freude habe ich – anders als die Anwender im oben eingefügten Video – mit dem riesigen Trackpad. Hatte ich bevor ich es selbst besaß etwas neidisch auf Leute die es schon nutzten geblickt, konnte ich in der Praxis keinen Vorteil in seiner Größe entdecken. Im Gegenteil: Ich schreibe viel auf dem Laptop, komme dabei dauernd mit dem Daumen auf das Trackpad, wodurch Aktionen ausgelöst werden, die mich aus dem Schreibfluss werfen.

Wirklich ärgerlich und unverständlich sind aber die Anschlüsse. Vier Thunderbolt 3 Anschlüsse aber keinen klassischen USB-Anschluss. Nahezu sämtliche elektronischen Geräte die man nutzt, inklusive aller iPhones und iPads besitzen den alten Anschluss. Diese lassen sich nur mehr Mittels Hub an das MacBook anschließen. Ich verstehe ja, wenn man keinen SC-Card-Slot mehr verbaut. Für Fotografen traurig, zumindest für die, die nicht wegen CF-Karten ohnehin auf ein separates Lesegerät angewiesen sind, aber für das Gros der Anwender in Zeiten, in denen das Smart Phone den Fotoapparat verdrängt hat, kaum relevant. Aber der vollständige Wechsel zu USB-C ist unverständlich. Man kann nicht einerseits damit werben ein grünes und verantwortungsbewusstes Unternehmen zu sein, und gleichzeitig mit jeder neuen Gerätegeneration Unmengen an elektronischer Peripherie zu Elektronikschritt machen.

Die Schnittstelle meines Eizo-Monitors passte nicht mehr zu Thunderbolt 3 und ich musste erst recherchieren, womit ich ihn wieder einsatzfähig bekam. Dabei kam schon die Befürchtung auf, dass ich den gar nicht so alten Bildschirm schon wieder ausmustern muss. Nach mehreren Bestellungen und Retournierungen an Kabeln und Hubs habe ich am Ende eine Lösung gefunden, das Gespann zu vereinen. Leicht war es aber nicht. Denn ohne Test lässt sich kaum herausfinden, ob ein bestimmter USB-C-Port das MacBook mit Strom versorgt, ob das Bildschirmsignal von ihm übertragen wird, oder ob eines davon oder beides nicht zutrifft. Dass der geniale MagSave-Anschluss dem neuen Standard zum Opfer gefallen ist, ist außerdem ausgesprochen bedauerlich.

Seit einigen Jahren beobachte ich durchaus wohlwollend, wie sich Microsoft entwickelt. Ohne Erfahrung mit dessen Bedienung zu haben, mag ich das Kacheln-Design der Oberfläche. Ich finde es auch ausgesprochen bedauerlich, dass die mobile Version von Windows eingestellt wurde. Mir fehlt damit die Alternative zu iOS, denn bevor ich wirklich ein Betriebssystem von Google in Betracht ziehe, muss sich Apple schon noch enorme Fehler leisten.

Dass ich, und viele andere kreative Anwender nach Jahrzehnten der Arbeit mit dem Mac, überhaupt über einen Wechsel zu Windows nachdenken, zeigt, wie viel Apple in den letzten Jahren falsch gemacht hat. Bislang ist es nur ein Gedanke. Es gibt nach wie vor zu viel, was ich an Apples Computern mag, einiges, was mich an Windows abschreckt – die Position der STRG-Taste beispielsweise würde meine intensive Nutzung von Tastaturkürzeln deutlich erschweren und viele typografisch korrekte Sonderzeichen sind unter Windows nur über ANSI-Code einzugeben. Ganz abgesehen davon, dass ein Umstieg einen Wechsel mancher Programme erfordern würde und das mit viel Zeitaufwand verbunden wäre. Aber die Sympathie für Apple wird nicht unendlich und unzerstörbar sein.

Am Ende kann ich mir aber auch einen Seitenhieb auf Samsung nicht verkneifen. Da ist einmal der Punkt, dass die Kritik an den Arbeits- und Produktionsbedingungen bei Apple-Produkten zwar gut und gerechtfertigt sein mag. Dem steht aber gegenüber, dass das bei Samsung nach meinem Wissen dramatisch schlechter ist (und was man so aus China vernimmt, sind die Chancen groß, dass die dortigen Hersteller noch schlimmer sind). Hinzu kommt, dass ich vor etwa zwei Jahren einen Samsung Laserdrucker gekauft habe und diesen nun entsorgen kann, weil Samsung keinen Treiber mehr für das aktuelle Mac-Betriebssystem mehr zur verfügung stellt. Meine Lehre daraus: Nie wieder Samsung!

Ich hoffe, dass Apple seinen Blick für die Kunden zurück gewinnt und ich nicht irgendwann konkret über einen Wechsel zu Windows nachdenken muss. Aber sollte dieser Tag wirklich einmal kommen, dann werde ich mir gut überlegen, bei welchem Hersteller ich mich mit Hardware eindecke. Es ist nicht alles besser als Apple, auch wenn Apple derzeit nicht besonders gut für seine Laptop-Kundschaft sein mag.

Antwort

  1. Man muss sich vergegenwärtigen, dass Apple kein Computer-Hersteller ist, sondern ein Hersteller von Lifestyle-Gadgets mit einem Computer-Nebengeschäft. Apple könnte morgen komplett aufhören, Macs zu verkaufen, und wäre immer noch höchst profitabel und eines der größten Unternehmen der Welt. Man könnte sogar die Vermutung aussprechen, dass Macs heutzutage vor allem noch als Entwicklungssysteme für iOS-Apps gebraucht werden; alle anderen Verwendungszwecke sind zusätzliche Extras, die sich aus der Vergangenheit gehalten haben, für die es inzwischen aber ähnlich gute Lösungen für andere Betriebssysteme oder gar als Web-Anwendung gibt. Sogar Windows soll inzwischen ja halbwegs einsetzbar sein (als Linux-Anwender kann ich das nicht genau beurteilen).

    Die Frage, warum man in 2020 einen Mac kaufen sollte, entspricht im Großen und Ganzen der Frage, warum man ein iPhone kaufen sollte. Manche Leute sind’s halt einfach gewöhnt und andere schätzen das Sex-Appeal des angebissenen Apfel-Logos. Gut aussehen tun die Sachen ja. Für die technische Überlegenheit muss man schon längst nicht mehr Apple kaufen, aber die Produkte sind einigermaßen aus einem Guss und man vermeidet tendenziell den Hardware-und-Treiber-Wildwuchs der Windows-Welt. (Das mit dem Samsung-Drucker ist doof, könnte aber auch bei Windows passieren. Samsung vertreibt – wie die meisten Drucker-Hersteller – halt lieber neue Drucker als neue Treiber für alte Drucker.)

    Ansonsten gilt das alte Prinzip: Man sollte das benutzen, was einem hilft, die Probleme zu lösen, die man hat. Dass Steine des Anstoßes heute die USB-Ports oder die Position der STRG-Taste sind und nicht mehr die Frage, ob es eine bestimmte Softwarekategorie für eine Plattform überhaupt gibt, ist ein gutes Zeichen.

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