Eine kleine Übersicht? Das hätte es werden sollen. Doch mittlerweile hat die kleine Serie fünf Teile, und dabei sind die beiden vorbereitenden Artikel noch gar nicht mitgezählt. Wer von vorne beginnen will, beginnt hier.
Kompakt, Bridge-; System- oder Spiegelreflexkamera?
Das ist die eine Gretchenfrage bei der Entscheidung für ein Kamerasystem. Wer eine kleine Kamera zum bequemen Mitnehmen sucht ist bei Kompaktkamera am besten aufgehoben, muss aber auf das Spiel mit geringer Schärfentiefe – zum Beispiel um Personen in Porträts durch unscharfen Hintergrund freizustellen – verzichten und kann keine Objektive wechseln.
Wem kreative Möglichkeiten und Abbildungsleistungen einer Kompakten zu wenig sind, ergonomisches Handling und effiziente Bedienung wichtig, aber das Wechseln von Objektiven keine Bedingung ist, dem kann man empfehlen sich bei Bridge-Kameras umzusehen. Ein Kamerakonzept, das besonders für Leute die gerne Makro fotografieren, aber keinen absoluten Hight-End-Anspruch haben, perfekt sein kann.
Wer DSLRs zu groß findet, aber dennoch die Option zum Objektivwechsel haben möchte, für den gibt es heute mit Systemkameras eine Option. Die Qualität kann derzeit mit Einsteiger-Spiegelreflex mithalten. Eine Erweiterung der Systeme nach oben in semiprofessionelle Bereiche oder gar in die Profifotografie zeichnet sich derzeit hingegen noch bei keinem System ab. Das liegt weniger an den Kameras – Sony, mit der NEX7 und Olympus mit der OM-D E-M5 (schöner Name, gell?) dürften durchaus gehobenen Ansprüchen gerecht werden – als vielmehr am Angebot der Objektive. Zwar gibt es für fast alle Modelle Adapter um professionelle Optiken aus der Spiegelreflexwelt mit den Systemkameras zu verbinden, doch mir erschließt sich der Sinn nicht ganz, ein riesiges Objektiv an eine winzige Kamera anzuschließen.
Es kommt doch auf die Größe an!
Gewicht und Volumen | Wenn es um Abbildungsleistung und Flexibilität geht, nähme wohl jeder gerne alles was er kriegen kann. Doch für viele sind am Ende Preis, Volumen und Gewicht die Kriterien, die sie zu einem anderen Konzept führen, als zur Spiegelreflex – jenem System, bei dem man kaum Kompromisse bei Qualität und Anpassungsfähigkeit machen muss, so lange man sich nicht an Umfang und Gewicht der Ausrüstung stößt und mit den Preisen leben kann. Es fordern halt auch kompromisslose Entscheidungen ihren Kompromiss; in diesem Fall den Kompromiss tiefer in die Tasche zu greifen und mehr mit sich rum zu tragen.
Sensorformat | Es geht also um die Größe! Und das nicht nur beim Volumen des Kameragehäuses. Neben dessen Größe ist das Format des Aufnahmesensors das zweite wesentliche Kriterium bei der Entscheidung für ein System und ein Modell.
Der Bildsensor ist so etwas wie der Film einer Analogkamera. Er ist das Aufnahmemedium einer Digitalkamera. Hier der Sensor einer Nikon D7000. |
Neben der Frage nach der Gehäusegröße und der Sensorgröße werden alle anderen Fragen sekundär! Große Gehäuse sind gut fürs Handling, schlecht zum mitschleppen. Große Aufnahmesensoren erlauben geringe Schärfentiefe und sind gut um Objekte durch unscharfen Hintergrund zu isolieren. Kleine Sensoren erlauben kleinere Gehäuse und haben Vorteile im Makrobereich.
Kompakt- und Birdge-Kameras haben so gut wie immer kleine Aufnahmesensoren, die mehr oder weniger deutlich kleiner sind, als 8×6mm. Systemkameras haben kleine Sensorformate zwischen 6,16×4,62mm (Pentax Q) und 13,2×8,8mm (Nikon 1), oder mittelgroße Formate, wie 17,3×13mm (Olympus und Panasonic) und 24×16mm (Pentax K-01, Sony NEX und Samsung).
Digitale Spiegelreflexkamera (DSLR)
Spiegelreflexkamera haben allesamt mittelgroße bis große Bildsensoren. Angefangen bei den mittelgroßen Sensorformaten von FourThirds (17,3×13mm; Olympus), Sigma Foveon (20,7×13,8mm), Canon APS-C (22,2×14,8mm) und General APS-C (knapp 24×16mm; Nikon, Sony und Pentax) bis hin zu den großen Sensorformaten Canon APS-H (27,9×18,6mm) und Vollformat (24×36mm).
Keine Frage der Gehäusegröße
Wer sich für die Kategorie Kompakt- oder Systemkamera entscheidet kann zwischen großen und kleinen Modellen in verschiedenen Preisklassen wählen. Bei Spiegelreflexkameras gibt es diese Wahlmöglichkeit so nicht. Hier fällt die Wahl für eine Gehäusegröße parallel zur Wahl der Preisklasse. Preiswerte Einsteigermodelle sind kleiner und leichter. Je höher der Anspruch (und der Preis) ausfällt, desto größer und schwerer werden die Modelle.
Olympus
Definitiv kleiner, als bei der Konkurrenz, sind die FourThirds DSLRs aus dem Hause Olympus. Hier sind auch Modelle erhältlich, die semiprofessionellen und professionellen Ansprüchen gerecht werden und dennoch relativ kompakt ausfallen.
Eine schöne Kamera, die Olympus E-5, finde ich. Olympus war Pionier in Sachen LiveView bei DSLR. Die, in die Kamera integrierte Bildstabilisierung, genießt einen guten Ruf. Ebenso Olympus’ Zuiko Objektive. |
Doch die kompakten Gehäuse erreicht Olympus nur dadurch, dass man den kleinsten Aufnahmesensor im gesamten Mitbewerberfeld verwendet. Das hat zwar in spezifischen Bereich, wie der Makrofotografie, Vorteile, insgesamt aber wohl deutlich mehr Nachteile: Schlechteres Rauschverhalten und eingeschränkterer Spielraum mit Schärfentiefe. Olympus bezeichnet sein, zusammen mit Panasonic entwickeltes Sensorformat mit 17,3×, als ‘FourThirds’.
FourThirds | Ich persönlich bin nach einem Jahr Erfahrung mit einer Lumix G3 Systemkamera etwas enttäuscht vom FourThirds-Standard. 17,3×13mm ist für viele Situationen einfach zu klein um wirklich schön mit kurzer Schärfentiefe gestalten zu können. Bei viel zu vielen Motiven stößt man an Grenzen, die es einem nicht erlauben durch unscharfen Hintergrund für einen schönen Freisteller zu sorgen. Zu allem Überfluss glänzt das Angebot an verfügbaren Micro-FourThirds–Objektiven nicht unbedingt durch Lichtstärke, was den Spielraum mit Schärfentiefe noch weiter einschränkt. Auch bei Objektiven für den normalen FourThirds Standard – und damit für die Olympus DSLRs – sieht es diesbezüglich nicht viel besser aus.
Ich will die Spiegelreflexkameras von Olympus nicht schlecht schreiben – dazu ist mir die Marke zu sympathisch. In Sachen Qualität und Technik mag man mit der Konkurrenz auch auf Augenhöhe liegen. Wer vor allem Wert auf eine kompakte DSLR legt oder in erster Linie Makro fotografiert, der mag damit eine gute Wahl treffen. Doch wer andere Prioritäten hat wird wohl mit einer anderen Marke glücklicher werden. Und wer vor allem Wert auf Kompaktheit legt, findet bei Systemkameras wahrscheinlich sogar die bessere Alternative.
Crop und Vollformat
Vollformat ist das vom Kleinbildfilm übernommene Format von 36×24mm. Es stellt in der digitalen Spiegelreflexfotografie heute quasi das Maß der Dinge dar. Alles was kleiner als Kleinbild ist, und somit nur einen mehr oder weniger kleinen Ausschnitt aus 36×24mm abdeckt, wird als Crop bezeichnet, was man mit ›Ausschnitt‹, ›Anschnitt‹ oder ›Beschnitt‹ übersetzen kann.
Crop für Einsteiger, Vollformat für Profis | Da der Aufnahmesensor nach wie vor noch zu den kostspieligsten Elementen einer Digitalkamera gehört und gilt, je größer desto teurer, werden Consumer-Kameras in der Regel mit Sensoren in einem Crop-Format ausgestattet und Profi-Kameras meist mit Vollformat-Sensoren. Allerdings gibt es von dieser Regel doch relativ viele Ausnahmen.
Pentax
Grundsätzlich gibt es gar nicht so viele Hersteller, die heute Spiegelreflexkameras bauen und anbieten: Canon, Nikon, Olympus, Pentax, Sigma und Sony. Von diesen sechs Herstellern haben lediglich drei Kameras mit Vollformat im Programm: Canon, Nikon und Sony.
Olympus wurde bereits als Ausnahme genannt, die auch bei Kameras für professionelle Fotografen ihre FourThirds-Sensoren verbauen. Eine andere Ausnahme ist Pentax. Pentax’ DSLR-Programm ist durchgehend mit Bildsensoren im sogenannten APS-C-Format von etwa 24×16 ausgestattet – auch die Modelle für ambitionierte Fotografen.
Technisch auf Höhe der Zeit: die K-5 von Pentax. Was sie von ihren Mitbewerbern abhebt ist eine Abdichtung gegen Staub und Feuchtigkeit, die für diesen Preis bei Mitbewerbern nicht zu finden ist. Somit könnte sie der ideale Begleiter für Outdoor-Fotografen sein. |
Pentax gehört zu den seit Jahrzehnten bekannten Herstellern von Spiegelreflexkameras. Sowohl Kameras als auch Objektive aus diesem Hause genießen einen guten Ruf. Wer einfach eine Spiegelreflexkamera mit ein paar Objektiven sucht, dabei Wert auf eine Outdoor-taugliche Abdichtung legt, aber keine Ambitionen hat, dieses System langfristig vielleicht bis in die Oberliga auszubauen, macht mit Pentax sicher keinen Fehler. Man muss sich aber eben auch bewusst sein, dass ein Aufstieg in Klassen, wie sie Canon, Nikon und Sony anbieten, derzeit nicht möglich ist.
Sigma
Ich möchte Pentax nicht als Exoten bezeichnen. Ein DSLR-Anbieter, dem man dieses Etikett vielleicht eher anheften kann, ist Sigma. Sigma ist vor allem bekannt für die Herstellung von Objektiven für die etablierten Kamerahersteller, wie Canon, Nikon, Sony und inzwischen auch für den FourThirds-Standard.
Derzeit hat Sigma zwei Spiegelreflexkameras im Angebot, von der mir persönlich allerdings nur die neue SD1 Merrill tatsächlich interessant erscheint.
Sigma SD1 Merrill. Eine exotische Kamera mit besonderen Eigenschaften. |
Sigma hat mit diesem Modell sicher viele Kunden verärgert, vor allem jene, die vor nicht allzulanger Zeit die SD1 um den Einführungspreis von 7000 Euro gekauft haben. Das aktuelle Modell ist nun zu einem Straßenpreis von unter 2000 Euro zu haben. Zwar bietet Sigma den frühen Käufern Warengutscheine um 4000 Euro als Entschädigung an. Befremdlich bleibt es allemal.
Das ändert aber nichts daran, dass die SD1 sicher eine hervorragende Kamera mit absolut professionellem Anspruch ist. Ohne, dass ich eine Sigma DSLR bislang live testen konnte, hört man von vielen Seiten gutes über die exzellente Abbildungsqualität.
Sigma behauptet, die SD1 habe 46 Megapixel Sensorauflösung. Je nachdem, wie man die Auflösung berechnet, ist das auch korrekt. Der Foveon Sensor, im Format von 20,7×13,8mm, trägt diese 46 Megapixel in drei Schichten hintereinander. Das heißt von oben betrachtet liegen 12 Megapixel auf dem Sensor. Doch mal der drei Schichten ergeben sich rechnerisch eben 46 Megapixel. Ich gehe davon aus, dass Sigma damit nicht die Detailschärfe einer Nikon D800 mit 36 Megapixel erreicht, doch laut dem was man hört und liest, erreicht Sigma damit doch detailreichere Abbildungen, als andere Hersteller mit gewöhnlichen Sensoren und 12 Megapixel.
Das Sensorformat der Sigma SD1 liegt zwischen FourThirds und APS-C. Der Sensor ist also bei diesem Profi-Modell kleiner, als bei Pentax, Nikon, Canon und Sony bei Consumer-Modellen. Die Nachteile, die das bezüglich Spiel mit der Schärfentiefe haben könnte, dürfte sich bei Sigma sehr wahrscheinlich gut durch Lichtstarke Objektive ausgleichen lassen, von denen man doch einige im Programm hat. Immerhin besteht ein Angebot von 44 Objektiven für Sigma Kameras.
Sony
Sony spielt im Match um die Marktführerschaft im DSLR-Bereich lediglich die dritte Geige. Vor allem bei ambitionierten Hobby- und Profifotografen mag man bislang nicht so recht Boden gewinnen. Dabei stellt Sony die Aufnahmesensoren unter anderem für Nikon her. Außerdem hat man mit den sogenannten SLT-Modellen ein Konzept im Regal, das es bei keinem anderen Hersteller gibt. Dieses System verbindet die Vorteile von System- und Spiegelreflexkameras. Es verzichtet auf einen mechanischen Spiegel, nutzt einen elektronischen Sucher, erreicht aber dennoch die Auslösegeschwindigkeit von DSLRs. Etwas, was Systemkameras derzeit noch nicht in jeder Situation so ganz zu schaffen scheinen.
SLT-Kameras von Sony, sind sowas, wie Spiegelreflexkameras ohne Spiegel. |
Von allen Herstellern dürfte Sony wohl das breiteste Angebot an DSLR-Kameramodellen im Sortiment haben. Ob das gut ist, wage ich zu bezweifeln, denn es trägt wahrscheinlich nur zur Verwirrung bei.
Crop oder Vollformat?
Wer sich für eine DSLR-Kamera von Sony, Nikon oder Canon entscheidet, muss sich für Crop- oder Vollformat entscheiden. Bei Sony und Nikon heißt das APS-C mit ≈24×16mm für Crop (Vollformat ist immer 36×24mm). Das ist aber gleichzeitig auch eine Entscheidung für eine Preisklasse.
Crop-Kameras | Einseigen kann man in die Welt der Spiegelreflexfotografie ab etwa 400 Euro für ein Kameragehäuse. Meist werden diese Gehäuse im Set mit einem preiswerten Objektiv angeboten und dann darf man ab etwa 500 Euro kalkulieren. Allerdings rate ich immer dazu nicht das billigste Paket mit dem billigsten Objektiv zu nehmen. Diese Billigpakete haben in der Regel Zoomobjektive mit etwa 18–55mm. Legt man 100–150 Euro drauf, bekommt man ein flexibleres Zoom mit etwa 18–105mm oder 18–135mm. Damit dürften die meisten Einsteiger etwas mehr Freude am Fotografieren haben.
Doch nicht nur Modelle für Ein- und Aufsteiger nutzen Aufnahmesensoren, die kleiner sind als Vollbild. Auch Modelle, die sich an Profis richten, sind mit einem solchen kleineren Sensor am Markt (ab hier beschränke ich meine Betrachtungen auf das Sortiment von Canon und Nikon, weil ich darüber eher den Überblick habe, als bei Sony).
Das Topmodell im Consumer-Segment bei Nikon: Die D7000. Trotz des Crop-Sensors findet sie durchaus auch bei Profis Einsatz. |
Canon EOS 1D Mark IV. Die Profikamera ist zu einem Einstiegspreis von über 4500 Euro auf den Markt gekommen. Sie hat keinen (!) Vollformatsensor, sondern einen sogeannten APS-H mit 27,9×18,6mm. Trotzdem meinen viele Experten, dass Canon mit diesem Modell eine praxistauglichere Kamera liefert, als Nikon mit den neuen Modellen D4 und D800 – letztere beide mit Vollformat. |
Wer sich für eine Ein- oder Aufsteigerkamera interessiert und sicher ist, niemals den Aufstieg in die professionelle, oder semiprofessionelle Fotografie, zu unternehmen, der ist mit Kameras mit Crop-Sensor bestens bedient. Anders sieht es aber aus, wenn man mit einer späteren Anschaffung einer Vollformat-Kamera liebäugelt. Denn dann muss man beim Kauf der Objektive beachten, dass diese auch Vollbildtauglich sind.
Objektive, die für kleinere Sensoren konstruiert werden, decken nicht den kompletten Umfang des Vollformats ab. Bei Nikon tragen diese Objektive das Kürzel DX im Namen. Sie lassen sich zwar an Kameras mit Vollbildsensor anbringen, decken dann aber nur eine geringere Auflösung ab, zum Beispiel nur 5 von 12 Megapixel. Ich gehe davon aus, dass das bei Sony und Canon nicht viel anders ist.
Umgekehrt hingegen funktioniert die Kompatibilität ohne Einschränkungen: Ein Objektiv für Vollformat kann an einer Crop-Kamera voll genutzt werden. Wer also eine Crop-Kamera kauft und plant früher oder später aufzusteigen, der sollte darauf achten in erster Linie Objektive einzukaufen, die er auch am Vollbild nutzen kann – sofern er nicht den ganzen Objektivpark später austauschen will.
Muss es unbedingt Vollformat sein? Manchmal gewinne ich den Eindruck, viele Fotografen glaubten, alles unter Vollformat sei eines Profis nicht würdig. Canon sieht das offensichtlich anders, wie der Konzern mit der 1D Mark IV beweist. Ich sehe es ebenfalls anders.
Zwar nutze ich heute eine Nikon D700 mit Vollformatsensor. Aber das liegt vor allem daran, dass ich ein Buch über dieser Kamera geschrieben habe. Wäre das nicht der Fall würde ich mit Sicherheit weiterhin eine Kamera mit Crop-Sensor benutzen – bei Nikon Modelle mit der Bezeichnung DX.
Würde ich gerade jetzt eine Kamera brauchen und ich hätte nicht schon einige Vollformat-Objektive, dann fiele meine Wahl wahrscheinlich auf die D7000 oder D300S.
Natürlich gilt auch bei der Frage APS-C-Crop oder Vollformat, dass das Vollformat mehr Spielraum in der Gestaltung der Schärfentiefe bietet – jedenfalls so lange man nicht Makro fotografiert. Aber das Angebot lichtstarker Objektive ist bei Canon, Nikon und wohl auch Sony dermaßen groß, dass die Frage Crop oder Vollformat diesbezüglich eine zu vernachlässigende Rolle spielt. Auch sind die neuen Sensoren in APS-C mittlerweile so gut, dass das Problem des Bildrauschens ebenfalls zu vernachlässigen ist. Das hat mir jedenfalls die D7000 gezeigt.
Um das letzte Quäntchen an qualitativem Vorsprung von Vollformatsensoren wirklich komplett ausschöpfen zu können – zumal wenn die Auflösung so gigantisch ist, wie bei der Nikon D800 – braucht es auch exzellente Objektive, die für diese hohe Qualität optimiert sind. Da muss man zum Kameragehäuse, die für Vollformat aktuell ab etwa 2000 Euro zu haben ist, in der Regel je Objektiv ab etwa 1000 Euro budgetieren. Preiswertere Optiken im dreistelligen Bereich sind für Vollformat eher die Ausnahme, als die Regel.
Das Angebot an preiswerten Objektiven für Crop-Kameras hingegen ist breit und nur wenige dürften die 1000-Euro-Schallmauer deutlich durchbrechen. Dabei hinkt die Abbildungsqualität, die diese Objektive leisten, den Vollformat-Optiken in dem meisten Fällen gar nicht so sehr hinterher. Vielmehr sind es die verwendeten Materialien und die Qualität der Abdichtung, die den Mehrpreis maßgeblich ausmachen. Wer darauf trotz Crop-Kamera nicht verzichten will, kann zusätzlich auch Vollformat-Objektive voll nutzen. Das heißt Crop-Kamerabesitzer blicken auf ein viel breiteres Angebot an Optiken.
Der Preis der Professionalität | Kameras für anspruchsvolle Amateurfotografen, wie die Nikon D7000 oder die Canon 7D, erreichen heute mit passenden Optiken wohl etwa 90% der Abbildungsqualität professioneller Vollbildausrüstung. Wer damit keine guten Bilder her bringt, sollte fotografieren lernen, nicht mit der Anschaffung einer teureren Kamera liebäugeln. Ob es einen Wert hat das doppelte und dreifache für die letzten zehn Prozent zusätzlicher Abbildungsqualität auf den Ladentisch zu blättern, muss jeder Fotograf mit sich selbst ausmachen.
Ich will damit nicht andeuten, dass die Kamerahersteller für zehn Prozent mehr Qualität 200 und 300 Prozent mehr Geld einstecken. Doch der Mehrwert professioneller Geräte liegt eben nicht in erster Linie in der besseren Abbildungsqualität, sondern vor allem in besseren Materialien, besserer Abdichtung, soliderer Verarbeitung usw. So wird zum Beispiel für die Verschlüsse von Consumer-Kameras in der Regel eine Garantie von 100.000 bis 150.000 Aufnahmen gegeben. Bei professionellen Kameras sollte die Garantie eher bei 300.000 bis 400.000 liegen. Außerdem bieten Profikameras deutlich mehr Funktionen und viele davon müssen nicht wie bei Consumer-Kameras über Menüs aufgerufen werden, sondern es gibt für alle wichtigen Einstellungen am Gehäuse einen Knopf, mit dem man ihn schnell und blind erreichen kann. Mir zum Beispiel würde an Nikons D7000 vor allem ein AF-On-Button fehlen – in allen anderen Belangen wäre mir diese Kamera absolut genug.
Welche Kamera soll es nun sein?
Wer eine Spiegelreflexkamera kauft, kann nicht viel falsch machen. Ich glaube nicht, dass es derzeit ein wirklich schlechtes Gerät auf dem Markt ist, dass sein Geld absolut nicht wert ist. Das unterscheidet Spiegelreflexkameras von Kompaktkameras, wo es zwischen ein paar sehr guten Geräten sicher einige Nieten gibt.
Die Marke ist sekundär | Auf keinen Fall sollte man sich als erstes für eine Marke entscheiden und dann in dessen Regalen nach einem Modell suchen. Wer neu einsteigen will sollte keinen Hersteller ausschließen. Sie kochen alle nur mit Wasser.
Nicht den Preis entscheiden lassen | Auch der Preis sollte nicht das Kernargument sein. Nur in selten Fällen führt der Kauf des billigsten Produkts zur langfristigen Liebe.
Schwierig ist es auch einen Preisvergleich zwischen Modellen verschiedener Hersteller anzustellen. Megapixel und Brennweite des Kit-Zoomobjektivs lassen nur selten Rückschlüsse über die tatsächliche Qualität einer Kamera zu. Und der billigere Preis eines Modells eines Herstellers als beim am ehesten vergleichbaren Modelle eines anderen, rührt vielleicht einfach daher, dass er bessere Materialien verwendet und mehr Detailfunktionen anbietet.
Vorsicht mit Tests und Tipps | Auch der Rat eines Fotografen ist mit Vorsicht zu genießen. Würdet ihr mich fragen, welche Kamera ich kaufen würde, dann kann ich nur sagen: Nikon. Ich habe eine Nikon gekauft und mich bewusst für die Marke entschieden. Was sollte ich also anderes sagen? Und das sollte eigentlich auch für jeden gelten, der sich für Canon, Pentax, Sony oder Olympus entschieden hat. Ich würde mich aber nicht darauf verlassen, dass einer von Ihnen recht mit seiner Entscheidung hatte und alle anderen Deppen sind (wenn dem so wäre, würde ich sagen, die Nikon-Fotografen haben recht 😉 ).
Doch jeder Fotograf hat andere Anforderungen und andere Vorlieben. Und diese Anforderungen führen dazu, sich für die eine oder die andere Marke zu entscheiden.
Lasst euren Bauch entscheiden | Vergesst also am besten all die Tests in Zeitschriften und im Internet. Informiert euch, aber lasst euch nicht zu sehr davon beeinflussen. Geht zu einem Händler, der möglichst viele Kameras von möglichst vielen Herstellern im Geschäft hat und nehmt die Geräte in die Hand. Schaut drauf, wie sich das Gerät in euren Händen anfühlt und ob sich euch die Bedienung einigermaßen Intuitiv erschließt. Vor kurzem sagte jemand zu mir Canon Apparate hätten eine bessere Menüführung. Aber fragt mich mal ob ich mit Canon zurecht komme? Ich bin Nikon gewöhnt! Also finde ich mich auf Anhieb mit praktisch jeder Nikon zurecht.
Wenn ihr schone mit Kompakt- oder Systemkamera fotografiert habt, dann habt ihr gewisse Erfahrungen. Die Bedienung einer Spiegelreflex sollte sich damit grundsätzlich erschließen und für die Grundfunktionen darf es keine großen Hindernisse geben.
Lasst vor allem eure Hand, euer Gefühl und eure Intuition beim Kamerakauf entscheiden. Das ist viel wichtiger, als Fakten auf Datenblättern, Testberichte und das, was Freunde sagen (und das, was ich schreibe). Falsch machen könnt ihr dabei nichts, denn schlechte Modelle gibt es, wie gesagt, derzeit wohl bei keinem Hersteller.
Doch auch wenn ihr euren Bauch entscheiden lässt habt ihr keine Gewährleistung, dass ein bestimmtes Modell oder eine bestimmte Marke doch nicht das richtige für euch ist. Dann muss man die Marke wechseln. Das ist zwar lästig und bedauerlich, aber was man tatsächlich genau braucht, erfährt man leider immer erst, wenn man eine gewisse Zeit mit einem Gerät arbeitet. Durch diese Schule – die manchmal auch teuer sein kann – mussten und müssen wir leider alle durch.
Fazit
Niemand kann euch die Frage »Welche Kamera soll ich kaufen?« konkret mit einem bestimmten Modell beantworten. Wer das tut, ist ein Schelm, hat keine Ahnung, oder hat nicht lange genug nachgedacht.
Bestimmt keinen Fehler macht man mit Canon und Nikon. Die Frage welcher der beiden besser ist, ist so sinnvoll, wie die Frage ob Audi oder BMW besser ist. Geschmacksache!
Hobbyfotografen machen sicher auch mit Sony keinen Fehler. Im professionellen Bereich konnte sich Sony bislang aber noch kaum etablieren. Ob das auch an den Kameras liegt, mag ich nicht beurteilen. Schlecht sind sie sicher nicht.
Als Outdoor-Fotograf bekommt man bei Pentax die am besten abgedichtete Kamera für den kleinsten Preis. Wer nicht plant seine Ausrüstung in die Breite und nach oben stark auszubauen, macht auch hier keinen Fehler. Das Angebot an Kameramodellen und Objektiven ist hier aber deutlich beschränkter, als bei den Platzhirschen Canon und Nikon – mit denen kann aber auch Sony nicht mithalten.
Olympus DSLRs kann ich nach meinen Erfahrungen mit Micro FourThirds Systemkameras nicht mehr so recht empfehlen. Wer doch mit dem Gedanken spielt, sollte sich gut anschauen, ob der die Obektive findet, die seine Anforderungen an ein Spiel mit Schärfentiefe erfüllen und ob das Rauschverhalten ausreichend ist. Lediglich im Bereich Makro ist Olympus heute noch eine ernstzunehmende Option, da die lange Schärfentiefe des relativ kleinen Sensors hier zum Vorteil gegenüber größeren Sensoren wird.
Wer kompromisslose Abbildungsqualität sucht und kein Problem mit einem Exoten hat, für den kann auch Sigma eine Option sein (allerdings glaube ich, dass die Zielgruppe der Sigma SD1 so erfahren ist, dass sie die Erläuterungen dieses Artikels kaum mehr brauchen – die Zielgruppe dieses Artikels ist doch eher der ambitionierte Einsteiger und Aufsteiger). Bei Sigma würde ich mir persönlich etwas Sorgen machen ob Sigma den Markt tatsächlich langfristig mit Kameras bedienen wird. Sollte es einmal keine Sigma DSLR mehr geben bleibt man natürlich auf seinen Objektiven sitzen.
So. Nun hoffe ich, dass meine Artikelserie zur Orientierung beim Kamerakauf nicht zu komplex und auch nicht zu langatmig geworden ist, und dass ich euch – die ihr bis hierher gelesen habt – geholfen habe etwas klarer zu sehen, was für ein Kamerakonzept das passende für euch ist, und dass ihr auch mit den Verweisen zu verschiedenen Herstellern und Modellen etwas anfangen könnt. Hätte ich gewusst, wie viel Arbeit es wird, einen solchen Überblick zu schreiben, hätte ich wohl nicht damit begonnen.
Wenn ihr Feedback oder Ergänzungen dazu habt, bitte ich euch einfach zu kommentieren. Auch eure Erfahrungsberichte (auch mit Links zu euren eigenen Blogs) kann den Lesern helfen sich besser zu orientieren.
Viel Spaß beim Fotografieren!
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