Nach dem sich der geneigte Fotograf bewusst geworden ist wo, wie und was er gerne fotografiert beginnt die Suche nach der Kamera, die diese Grundvoraussetzungen als optimalen Kompromiss erfüllt. Ein Kompromiss wird es immer sein. Die eierlegende Wollmilchsau, die in die Jackentasche geht, eine perfekte Ergonomie für alle Aufnahmesituationen bietet, einen großen Sensor für viel kreativen Spielraum im Umgang mit Schärfentiefe hat und gleichzeitig unkompliziert Makroaufnahmen machen lässt, gibt es nicht.
Man muss ich für ein Kamerasystem und eine Kameramarke entscheiden. Wichtiger als die Marke ist aber das System. Spiegelreflexkameras haben andere Eigenschaften als Systemkameras und eine Systemkamera gibt es beispielsweise aktuell von Canon nicht. Also fiele für alle, die sich eine Systemkamera wünschen, Canon als Marke aus.
Grundsätzlich ist die Marke selbst relativ belanglos. Alle Marken haben Stärken und Schwächen. Wer bestimmte Eigenschaften sucht, mag bei einem Systemen eines bestimmten Herstellers besser bedient sein, als beim anderen. Im Großen und Ganzen jedoch kochen alle Hersteller mit Wasser und man findet wohl bei allen bessere und weniger gut gelungene Modelle.
Mit diesem Artikel möchte ich einen Fokus auf die verschiedenen Systeme legen, ihre potenziellen Vor- und Nachteile ansprechen und ein paar Modelle verschiedener Hersteller hervorheben, wobei ich zunächst mit Kompaktkameras beginne.
Auch wenn ich mit Nikon DSLRs arbeite, die Entscheidung für diese Marke bewusst getroffen habe und keinen Grund sähe die Marke zu wechseln, ist das meine subjektive Entscheidung. Fragt man mich, welche Marke ich als DSLR empfehlen würde, muss es natürlich Nikon sein – schließlich ist es die Marke für die ich mich entschieden habe. Aber jeder muss selbst herausfinden was für ihn am besten passt. Und wenn mich einer fragt, welche Kompaktkamera ich empfehle, dann wäre es die Canon Powershot S96 (aktuell S100). Trotz aller Vorlieben bleibt die Marke nur bedingt wichtig und es gibt bedeutend wichtigere Faktoren.
Kompaktkameras
Modische Basismodelle zum Draufhalten und Abdrücken
Kompaktkameras gibt es in schier unübersichtlicher Anzahl von allen Herstellern in allen Farben und Formen. Viele versuchen schick auszusehen, manchen gelingt es. Die Bildsensoren erreichen kaum ein Format 6×4mm. Diese winzigen Aufnahmemedien ermöglichen so gut wie kein kreatives Spiel mit Schärfentiefe und die Anfälligkeit für Bildrauschen ist erhöht wenn die Lichtbedingungen nicht optimal sind und das Umgebungslicht schwach ist.
Lieber weniger Megapixel | Da die Zielgruppe kompakter Kameras vor allem der unerfahrene Fotograf ist und die Marketing-Abteilungen der Hersteller wissen, dass man dieser Klientel möglichst viele Megapixel offerieren muss, um die Modelle zu verkaufen, liegt der Standard für die meisten Geräte bei etwa 16 Megapixel. Leider wirkt sich die Kombination kleinerer Sensor, mehr Megapixel negativ auf die Bildqualität aus (etwas ausführlicher im letzten Artikel erklärt). Ich rate also sich in der Kategorie der kleinen, modischen Kompaktkameras lieber für Geräte mit weniger Megapixel zu entscheiden, also viel lieber 10 statt 16 MP.
Draufhalten und Abdrücken | Die Geräte sind grundsätzlich zum Draufhalten und Abdrücken gedacht. Kreative Einstellungen finden sich, wenn überhaupt, lediglich in den Menüs und ich habe bisher keine Kamera kennengelernt, bei der das Einstellen über Menüs den fotografischen Fluss nicht gebremst hätte.
Wahlräder für Blenden- und Zeitvorwahl und manuelle Belichtungseinstellungen sucht man in dieser Kameraklasse vergebens. Man darf sich aber fragen, welchen Sinn solche Hardware-Steuerelemente in dieser Kameraklasse überhaupt haben, wenn man ohnehin kaum Blendenspielraum und (außer im Makro-Bereich) so gut wie immer annähernd unendliche Schärfentiefe hat – egal welche Blende man vorwählt.
Qualität oft besser als der Ruf | All die beschriebenen Einschränkungen bedeuten jedoch nicht, dass man mit kompakten Kameras keine tollen Aufnahmen machen könnte. Wer zu fotografieren versteht, kann auch im Rahmen enger Einschränkungen gute Fotos machen. Ich habe auch schon umwerfende Bilder aus Handys gesehen – von guten Fotografen gemacht, die verstehen, trotz der bei Handys noch engeren Einschränkungen, das beste aus einem Fotoapparat herauszuholen.
Wer in erster Linie ein Gerät sucht, mit dem man auf Motive zielen und Abdrücken kann, ohne sich mit Blendeneinstellungen, ISO-Werten und Brennweite-Belichtungszeit-Verhältnissen zu befassen und weder Blitz, noch Stativ, noch eine große Kamera mit sich rum schleppen möchte, der ist in dieser Klasse gut bedient und braucht auf tolle Ergebnisse nicht zu verzichten. Sich nicht mit den technischen Aspekten von Fotografie auseinandersetzen zu wollen, bedeutet ja nicht, dass man nicht dennoch bewusst und kreativ fotografieren könnte, auch wenn man ganz ohne technisches Wissen in den kreativen Ausdrucksmöglichkeiten natürlich immer etwas eingeschränkt bleibt.
Brennweite – lieber weniger als mehr | Vor wenigen Jahren reichte die Brennweite der Zoomobjektive kompakter Kameras meist von 35mm bis etwas über 100mm (bezogen auf Kleinbild). Beeindruckende Landschaftsaufnahmen sind mit mit 35mm Weitwinkel kaum zu erzielen – dabei sind es vor allem Landschaften, bei denen kompakte Kameras einigermaßen mit Spiegelreflex-Modellen mithalten können.
Heute liegt der Standard meist bei 28mm+, womit sich durchaus ein netter Panoramablick einfangen lässt. Ich persönlich würde aber auf jeden Fall 24mm+ vorziehen.
Umgekehrt kann ich am langen Ende gut auf mehr Brennweite verzichten. Lange Brennweiten werden meist genutzt um auf große Distanzen zu fotografieren. Dabei ergeben sich meist Probleme durch Blauverschiebung und Störungen in der Atmosphäre, sowie mit der Belichtungszeit oder zu hartem Licht. Ich kann deshalb gut auf lange Brennweiten verzichten. Bewegliche Beine machen besser Aufnahmen als lange Brennweiten.
Allerdings können lange Brennweiten bei kompakten Kameras (und bei allen Kameras mit kleinen Bildsensoren) genutzt werden um Objekte, trotz kleinem Bildsensor, durch geringe Schärfentiefe und somit unscharfen Hintergrund freistellen zu können. Je länger nämlich die Brennweite eingestellt wird, desto kürzer wird die Schärfentiefe. Bei 200mm+ kann man auch mit einer Kamera mit sehr kleinem Sensor den Hintergrund unscharf bekommen; fast so, als hätte man mit einer Spiegelrefexkamera mit offener Blende fotografiert. Man muss sich bei längerer Brennweite halt etwas vom Motiv weg bewegen (wobei wir wieder bei den beweglichen Beinen wären) und damit leben, dass sehr lange Brennweiten immer zu einer etwas flachen Perspektive führen. Aber wie gesagt: Fotografieren heißt immer auch Kompromisse eingehen.
Darüber hinaus kann man sehr lange Brennweiten auch in der Makrofotografie, für die Kompaktkameras ja unkompliziert und gut eingesetzt werden können, gut für tolle Ergebnisse einsetzen.
![]() Tipp: Wer eine simple Kamera sucht und sich etwas sehr eckigen Look dieser Kamera nicht stört, sollte sich das Gerät einmal etwas genauer ansehen. Mir scheint es jedenfalls einen näheren Blick wert. |
![]() Tipp: Die zweite (und letzte) Kamera, die mir beim Blick in die Auslagen der Kamerahersteller aufgefallen ist, die mir in der Klasse der einfachen Basismodelle aufgefallen ist und die ich mir persönlich näher ansehen würde. |
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Kompaktkameras für den sportlichen Einsatz
Wer sportlich unterwegs ist und seiner Kamera harte Stöße, Stürze, Feuchtigkeit oder gar Nässe zumuten möchte oder muss, für den gibt es heute auch bereits ein breiteres Angebot an Kameras. Einige Kameras bieten zusätzlich sogar GPS, was bei diesen Modellen, da ja oft im Outdoor-Sport und auf Reisen Einsatz finden, wohl auch besonders sinnvoll sein mag.
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![]() Tipp: Wer warten kann und nicht auf Biegen und Brechen mehr Weitwinkel, als 28mm, haben muss, sollte bis Mai warten und einen Blick auf diese Kamera werfen. Es könnte sich lohnen. |
Kompakte für ambitionierte und anspruchsvolle Fotografen
Kompaktkameras für anspruchsvollere Fotografen zeichnen sich oberflächlich betrachtet dadurch aus, dass sie Wahlräder für Blenden- und Zeitvorwahl, manuelle Belichtungseinstellung und einen schnellen Zugriff auf Belichtungskorrektur ermöglichen. Die Darstellung eines Histogramms nach der Aufnahme muss selbstverständlich sein.
Weniger ist mehr | Interessant ist, wie bereits erwähnt, dass diese Kameras trotz des höheren Preises meist weniger Megapixel haben, als die preiswerteren Basismodelle. Der erfahrende Fotograf weiß, dass er dennoch – oder gerade deshalb – mehr Bildqualität erwarten darf. 16 Megapixel bei kompakten mit winzigen Sensoren darf man ruhig als Marketing-Gag betrachten, der vom Markt allerdings dankbar angenommen wird.
Nicht nur die geringere Auflösung verbessert die Aufnahmeeigenschaften, auch die meist schon etwas größeren Bildsensoren im Bereich von 8×6mm. Zwar reicht das Sensorformat bei Weitem nicht um großartig kreativ mit Blende und Schärfentiefe spielen zu können, aber zumindest das Rauschverhalten entwickelt sich gut bei weniger Auflösung bei größerem Sensorformat.
Das Problem bei kleinen Sensoren und großer Auflösung ist, dass sich Bildrauschen oft auch unter guten Lichtbedingungen in schattigen Bereichen nicht vermeiden lässt. Die Software der Kamera steuert diesem Umstand gegen, dass sie mit aggressiven Rauschreduzierungs-Algorithmen drüber fährt. Das macht aber das Bild noch unschärfer, als es durch das Rauschen ohnehin schon wird. Deshalb wird das Bild anschließend wieder aggressiv nachgeschärft. Werden die Bilder zusätzlich noch durch kräftige JPEG-Komprimierung auf geringe Dateigröße zusammengestaucht, dann fallen die Resultate noch schlechter aus. Ein Bild, das mit 10 Megapixel aufgenommen wurde, nur maßvoll JPEG-komprimiert und in Photoshop auf 16 oder 18 Megapixel aufgeblasen wird, wird mit ziemlicher Sicherheit besser ausfallen, als ein Bild aus einer 16-MP-Kamera, das durch den beschriebenen Rausreduzierungs-Scharfzeichnungs-Komprimierungs-Fleischwolf gejagen wurde.
Raw | Noch besser, und für mich ein absolutes Go-/Nogo-Kriterium, ist es, wenn es die Kamera erblaubt Bilder gleich im Raw-Format zu speichern. Wenn der Bildsensor etwas taugt, kann der Fotograf damit in einem Raw-Entwicklungsprogramm, wie Lightroom, Aperture oder Capture One das Maximum aus den digitalen Negativen herausholen.
![]() Ich hatte vor einiger Zeit das Konkurrenzmodell von Canon, zur P7000 (dem Vorgänger der P7100). Ein durchaus toller Apparat. Allerdings war dessen Hauptargument in meinem Augen – der optische Sucher – so klein, dass er sich für die Praxis als praktisch unbrauchbar herausgestellt hat. Ob das auf die Nikon P7100 ebenfalls zutrifft kann ich nicht sagen. Persönlich stelle ich mir unter eine Kompaktkamera etwas kompakteres vor und würde mich nicht mehr für die Canon Powershot G12 entscheiden. |
![]() Die Nachfolgerin der S95 ist die links abgebildete S100. Diese hat zwar 12, statt 10 Megapixel, aber ich gehe jetzt einfach einmal davon aus, dass es sich Canon für diese Kamera gut überlegt hat, die Auflösung zu erhöhen. Ich würde zumindest keine Verschlechterung erwarten, denn die technische Entwicklung bleibt ja nicht stehen. |
![]() Auch bei den Kollegen der Foto-bloggenden Zunft genießt sie einen recht guten Ruf. |
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