Die Technik macht kein Foto

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20. Februar 2009
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Wenn es um die Bedeutung der Technik für gelungene Aufnahmen geht, scheiden sich die Geister. Die einen rennen ein Fotografenleben lang besserem und teurerem Equipment nach, die anderen behaupten, dass die Qualität der Kameraausrüstung relativ bedeutuntslos ist. Wie meistens haben beide ein Bisschen recht.

Gute Fotografie besteht aus drei Komponenten:

  1. Inhalt
  2. Gestaltung
  3. Technik

Nur eine gute Bildidee oder ein wirklich interessantes Motiv führen zu einem beachtenswerten Resultat. Der Bildinhalt muss allerdings außergewöhnlich spektakulär sein, um auch ohne eine gute Bildgestaltung noch etwas rüber zu bringen. Das heißt ein gutes Motiv will in der Regel auch gut in Szene gesetzt werden. Einen Ausschnitt und seine Gewichtung und Proportionen zu komponieren, ist von größter Bedeutung für die Bildwirkung und braucht Erfahrung. Der aktuelle Trend banale Alltagsmotive in ungewöhnlichem Licht oder Perspektive neu zu erschließen, zeigt, wie viel mit guter Bildgestaltung möglich ist – da entstehen durchaus immer wieder beeindruckende Ansichten, bei Motiven die eigentlich absolut keine inhaltlichen Qualitäten zu haben scheinen.

Bildinhalt und Gestaltung haben etwa zwei Drittel Anteil an einem gelungenen Foto. Wer das ignoriert, wird niemals wirklich gute Aufnahmen machen. Doch die Bedeutung der Technik zu ignorieren, wäre ein fataler Fehler. Ich habe lange Zeit in intensiver Auseinandersetzung, vor allem mit der Gestaltung von Aufnahmen, mit einem relativen Low-Budget-Equitment gearbeitet: Mit einer Nikon D80 und einem 18–200mm Zoomobjektiv. Relativ Low-Budget bedeutet, dass dafür noch immer circa 1.500 Euro über den Ladentisch gegangen sind.

Absolut: Auch mit den Konstruktionsbedingten Mängeln dieses Allround-Objektivs lassen sich beeindruckende Aufnahmen erzielen, wenn man sich mit Inhalt und Gestaltung auskennt und auseinandersetzt. Dennoch konnte die Qualität meiner Aufnahmen praktisch niemals an jene heranreichen, die ich an den Bildern professioneller Fotografen bewundere. Bilder, wie man sie in Büchern, Zeitschriften und Magazinen abgebildet findet. Das ist natürlich auch frustrierend, weil man das Gefühlt hat, es sei mangelndes Können und Wissen, weshalb man diesen Grad professioneller Abbildungsqualität nicht erreicht.

Seit mir aber der Auftrag zum Schreiben eines Buches über eine professionelle Kamera die Möglichkeit eröffnet hat mit professionellem Equipment zu fotografieren, ist mir bewusst geworden, welche Bedeutung gute Geräte und Optiken für das letzte Quäntchen Abbildungsqualität professioneller Aufnahmen haben. Ein einziges Bild, aufgenommen mit einer Festbrennweite die preislich in der Region von 4.000 Euro liegt, hat mir den Unterschied zwischen der Abbildungsqualität von Amateur-Optiken und professionellen Systemen überdeutlich vor Augen geführt.

Damit möchte ich euch nicht aufrufen, all eure preiswerten Objektive im Altglaskontainer zu versenken. Ganz im Gegenteil: Setzt euch mit Bildgestaltung und Bildinhalt auseinander. Ein Fotograf, der mit diesen beiden Komponenten der Fotografie virtuos umzugehen versteht, wird auch mit der billigsten Kompaktkamera bessere Ergebnisser erzielen, als ein Knipser, der davon keine Ahnung hat mit dem teuersten Equipment. Seid euch aber bewusst, dass das letzte Drittel Qualität professioneller Aufnahmen an der professionellen Ausrüstung liegt. Wenn ihr trotz intensiver Auseinandersetzung mit Fotografie nicht an die Qualität der Profis ran kommt, dann liegt es wahrscheinlich weniger an euren mangelnden Fähigkeiten, als vielmehr an der Einsteiger-Fotoausrüstung.

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