Micro FourThirds ist tot!

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1. Februar 2019
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9 Kommentare

In einem heute Vormittag veröffentlichten Artikel, schrieb ich, dass mir manche Debatten zu MFT Sorgen bereiten. Das oben eingebettete Video, in dem Tony Northrup den baldigen Tod von Micro FourThirds ankündigt, gehört in diese Kategorie an Beiträgen. Das Problem ist, dass, wenn solche Prophezeiungen greifen – gerade, wenn sie von populären Bloggern oder YouTubern wie Northrup kommen –, die Gefahr besteht, dass sie zu selbsterfüllenden Prophezeiungen werden.

Als Neueinsteiger in eine Fotografie, die über das Knipsen mit Smartphones hinaus geht, oder als Aufsteiger von von der Basiskamera zum komplexen System, plagt einen wohl vor allem die Frage nach der Wahl des richtigen Systems. Niemand möchte in eines investieren, das in zwei oder drei Jahren sein End of Life erreicht. Singen aber viele Stimmen das Lied vom Tod, werden sich wahrscheinlich einige potenzielle Käufer von MFT abschrecken lassen.

Tony Northrup ist ein absolut kompetenter Fotograf, und ich kann ihm nicht unterstellen, völlig einseitig über MFT zu berichten. Dennoch ist seine Argumentation teilweise etwas paradox, behauptet er doch einerseits, dass sein Handy annähernd die Qualität von MFT erreicht, beklagt aber gleichzeitig, dass MFT nicht mit der Qualität einer Kamera mit größerem Sensor mithalten kann. Handys erreichen heute zwar tatsächlich herausragende Qualität, und wer unkompliziert fotografieren will, keine extrem langen Brennweiten braucht und bei der Ausgabe nicht wesentlich über normale Fotoabzüge hinaus geht, ist damit perfekt bedient. Doch der Vergleich mit der Qualität die ein MFT-Sensor mit einer guten Linse bringen kann, ist doch etwas weit her geholt. Auch wenn MFT qualitativ zwischen Telefon und Kleinbild liegt, ist es deutlich näher am Vollformat als das Smartphone an ihm.

Northrup führt auch ins Feld, dass spiegellose Vollformatkameras heute auch nicht mehr größer sind als viele MFT-Modelle. Das ist zwar korrekt, wenn sich eine kurze Festbrennweite oder ein Standardzoom an der Kamera befindet. Es verliert aber zunehmend an Gewicht, wenn die Brennweiten länger oder die Objektive mehr werden.

Es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass er mit seinem 600mm Nikkor ƒ4 qualitativ bessere Aufnahmen mit feinerem Bokeh erzielt, als mit einem Olympus 300mm ƒ4. Es wäre auch absurd wenn dem nicht so wäre, kostet es doch laut Liste 14.000 Euro, während das Olympus bei 2600 liegt!

Dabei ist die Frage kann und/oder will ich mir eine Linse zum Preis eines Kleinwagens leisten gar nicht die einzige die sich stellt. Die Frage ist doch auch, wie ich fotografieren will. Das 600-mm-Nikkor ist kaum ohne Stativ einzusetzen. Wer damit arbeitet, muss sinnvollerweise ansitzen. Das muss man mögen, oder gut dafür bezahlt werden. Ich bin lieber flexibel und mobil unterwegs. Das Olympus 300er ermöglicht eine Arbeitsweise, die mit dem Nikkor-Äquivalent undenkbar wäre. Mit einem 1,3-kg-Objektiv lassen sich Motive einfangen, für die Nikons knapp-4-kg-Monster einfach zu flüchtig sind.

Ich für meinen Teil liebe es mit zwei oder drei Kamera vergleichsweise unbeschwert stundenlang durch die Landschaft streifen zu können und unkompliziert sowie flexibel alles mögliche Fotografieren zu können. Ich möchte keine inklusive Stativ drei- bis viermal so schwere Ausrüstung durch die Gegend schleppen und vor jede Aufnahme einen Aufbau der Ausrüstung stellen. Dass das bedeutet, dass ich in Sachen Bokeh und Abbildungsqualität nicht am höchsten Limit des derzeit machbaren aufnehme, nehme ich dafür gerne in Kauf. Für allem, weil der Unterschied bei 90% der Aufnahmen bei den für mich relevanten Ausgabebedingungen schlicht völlig irrelevant ist.

Gerade für Leute, für die der Spaß am Fotografieren, und nicht bedingungslose Abbildungsqualität im Mittelpunkt steht, und die Ihre Ausrüstung nicht als Investition in ihre Business verbuchen und von der Steuer abziehen können, bieten Olympus und Panasonic mit MFT eine hervorragende Option.

Umgekehrt heißt das aber auch nicht, dass mit MFT keine professionellen Resultate zu erzielen wären. Es gibt durchaus auch Profis, gerade im Bereich der Naturfotografie, die mit dem System arbeiten und deren Aufnahmen in anspruchsvollen Magazinen abgedruckt werden. Ich möchte jenen sehen, der sich traut, anhand dieser Prints zu beurteilen, ob dabei jeweils eine Vollformat- oder eine MFT-Kamera zum Einsatz kam.

Eine Diskussion die sich in Sachen MFT vs. Vollformat rein auf Bildrauschen, Bokeh, Gewicht und Volumen konzentriert, unterschlägt im Übrigen auch zu viele andere Aspekte. Olympus gehört zu den innovativsten Unternehmen der Kamerabranche. Man hatte als erstes LiveView an einer Systemkamera, war führend bei Sensorreinigung, hat zusammen mit Panasonic spiegellose Systemkameras erfunden, liegt seit jeher bei Bildstabilisierung an der Spitze, lediglich gelegentlich von Panasonic in Bedrängnis gebracht, man hatte als erster Pixel-Shift und dann wieder als erster Pixel-Shift-handheld am Start, man hat mit Live-Bulb and Live-Composite einzigartige Funktionen an Bord und legt jetzt mit Live-ND eine weitere Innovation nach. Auch mit der Neuen AI-Objekterkennung geht Olympus als Erster neue Wege.

Ja, die Olympus OM-D E-M1X kostet mit 3000 Euro einen ordentlichen Batzen Geld. Doch auch hier greift der simple Schluss, dass man bei anderen Herstellern für dasselbe Geld bessere Bildqualität bekommt etwas zu kurz. Denn die Abbildungsqualität allein ist nicht das einzige Kriterium das eine Kamera ausmacht. Soweit ich weiß, nutzen alle Hersteller oft dieselben Sensoren in preislich sehr unterschiedliche positionierten Modellen. Was die teureren von den preiswerteren abhebt, sind meist vor allem schnellere Prozessoren, manchmal bessere AF-System, fast immer ein hochwertigeres Gehäuse. Die E-M1X dürfte in Sachen Abdichtung locker mit Nikons D5 – Listenpreis knapp 7000 Euro – mithalten können, ich hoffe sogar auf Niveau der Canon 1D liegen – mit 6000 Euro auch nicht schlecht dotiert. Auch bei den garantierten Auslösungen dürfte die E-M1X den genannten Modellen wohl kaum nachstehen – zur Hälfte des Preises!

Northrup führt aus, dass Panasonics Einstieg ins Vollformat den Tod von MFT herbeiführen könnte – dass Panasonic MFT mit der Zeit auslaufen lassen könnte. Ich stelle mir die umgekehrte Frage, nämlich, ob Panasonic mit dem Einstieg ins Vollformat nicht ein Abenteuer mit fragwürdigem Ausgang startet.

Der Markt für Digitalkameras wird auf allen Seiten enger. Die Marktführer Canon, Nikon und Sony bieten ihren bisherigen Kunden jetzt allesamt spiegellose Vollformatkameras. Per Adapter sind diese kompatibel zu einem System mit dutzenden hervorragenden Linsen. Viele Fotografen besitzen welche und weitere Linsen gibt es nicht nur neu, sondern auch auf dem Gebrauchtmarkt. Wie viel Raum ist da für einen Neueinsteiger? Ob es da genügt Leica an der Seite zu haben?

Wäre es nicht möglich, dass Panasonic mit dem neuen Vollformat flopt und am Ende bei MFT bleibt? Wäre es wirklich der Tod des Systems, wenn Panasonic aus MFT ausstiege? Wieso sollte Olympus sich nicht auch alleine mit MFT behaupten? Canon, Nikon, Sony und Pentax pflegen ebenfalls jeweils alleine ihr System. Ich würde nicht ausschließen, dass Olympus Umsatz profitieren könnte, wenn Panasonic das Bündnis verließe.

Was die Zukunft bringt, wissen wir alle nicht. Canon hatte vor einiger Zeit Umsatzprobleme und Nikon steckte (steckt?) in der Krise. Auch Sonys Aktien wurden schon einmal als Ramsch gehandelt. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Auch MFT. Auch Vollformat. Seien wir froh, dass es die unterschiedlichsten Systeme gibt.

Antworten

  1. Aber geh! Das Marketing und unser kleinen Buben mit großen Tüten.

    Ich filme mit der BMPCC4K und dort hast 4/3 Ollys und so drauf.
    Wenn du mehr Geld rein haust (Metabones Speedbooster XL BMPCC4K = 700 Euro)
    dann ist da natürlich das Sigma 18-35 f-1.8 dran.
    Gut.
    Nachdem aber die üblichen Hersteller nun im Format und Preis(wahn?)Kampf mit
    vielen Vollformatkamers ( Sony mit der A7 = haben die Kopfweh? dazu die FX-3…
    was dazu führt, das ich mein FS-5 wh nicht oder doch nach einer CANON C-70 tausche, weil Canon wieder mal den Boden gefunden hat) und dann die nette PANASONIC S-5 neben mir steht, die sehr schön knipst ( bin Nikon 800er verwöhnt)
    und sehr gut filmt, und dass wenn Du willst ab 2500 Euro mit der SIGMA AF 35 1.4..
    Das Gerät ist nicht mehr so pummelig im Menü wie olle GH-5.

    Smartphone? Mein 32 K-lidar ( 4 Stück) und 4 BMC C 12k URSA lachen sich tot.
    dann ist es VOLLKINO und es wird voll bezahlt.
    Das diese Dinger in 3 Jahren noch heftiger abgehen , klar doch, dann ab 199,90 und CHIN, aber das I-phön -12 ..ja.. das 10 bit dort ist so wie das 80% 10 bit meiner alten
    POket-1… egal.

    EINE VERKAUFSSHOW. eine OMD-10 die intern schon in 10 bit 4k rein haut mit einem schönen Olly.. was willste mehr? DAMIT ZAUBERN.

    Davon sehe ich heute oft immer weniger oder Photishop hat gehalten.

    bin aber auch schon son BOOMER.. lol LG

    1. Hat jemand verstanden was Mike uns sagen will?

  2. mFT wird von den Herstellern von Kameras mit größerem Sensor vorsätzlich mit falschen Argumenten (größerer Sensor sei besser) zugunsten des eigenen Absatzes schlecht gemacht.
    Tatsächlich muss für die selbe Schärfentiefe bei größeren Sensoren mehr abgeblendet werden, so dass diese Kameras gerade bei wenig Licht nicht besser als mFT sind.

  3. Dieses Video von Tony Northrup ist in meinen Auge eher wie eine Verkaufsveranstaltung als eine ehrliche Information zu den existierenden Kamerasystemen. Natürlich sind kleinere Bildsensoren in den vergangenen Jahren immer besser geworden. Selbst aus einem guten 1-Zoll-Sensor kann ich heute fast identische Bildinformationen herauskitzeln wie aus Mft oder APS-C, wenn das Licht stimmt. Aber eben auch nur dann.
    Insofern halte ich die Aussage, es sei eine Lüge, daß größere Sensoren bessere Bilder lieferten für falsch. Niemand würde eine Vollformatkamera kaufen, wenn dies nicht so wäre. Insbesondere die Profis, die eine Kamera für die Lowlightfotografie benötigen.

    Daß Smartphones gute Bilder machen können ist unbestritten. Aber dafür werden elektronische Hilfsmittel benötigt. Es wäre mir neu, daß Smartphones reine Rohdaten des Bildsensors liefern, die qualitativ vergleichbar mit größeren Sensoren wären. Und darauf kommt es doch hauptsächlich an.
    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Herr Northrup mächtig die Werbetrommel für die us-amerikanischen Plattformanbieter Apple und Google rührt, die den Markt der Smartphones beherrschen. Und die versorgen diese Geräte meistens über 3-4 Jahre mit Funktionen und Sicherheitsupdates. Dann ist Schluß. Ein Neukauf ist angesagt, oder das System stirbt langsam. Genau das wirft Herr Northrup aber den klassischen Kameraherstellern hier vor.

    Daß kleinere Sensoren kleinere, und damit leichtere Objektive benötigen ist unbestritten. Da irrt Herr Northrup ganz gewaltig.
    Sicherlich kommt es auch auf die Brennweite an, aber wer läuft schon immer mit einem äquivalenten Objektiv zu 600mm KB durch die Gegend?

    1. Ich denke bei Northrop ist das so, wie bei einer Boulevard-Zeitung: Er weiß welche Headlines zu seinen Videos Klicks und Kommentare erzeugen. Kontroverse Themen nützen ihm, kommt es doch zu vielen Kommentaren und das hilft dem Umsatz auf Youtube. Ernst nehmen kann man das schon lange nicht mehr. Schade eigentlich. Wäre ja nicht so, dass er keine Ahnung hat.

  4. Moin Moin,,

    ich besitze von Canon und Olympus jeweils sehr hochwertige Kameras und Objektive. Meine Canon Ausrüstung liegt wie Blei in der Vitrine. Mit den Olympus Kameras bin ich täglich unterwegs. Eigentlich bin ich nicht festgelegt auf eine Fotografieart. Der Schwerpunkt liegt aber bei Wildlife, insbesondere der Vogelfotografie. Mit der OMD EM1/3 und dem Olympus 300f4 sind absolut hervorragende Vogelbilder machbar. Nur wenn es um Bokeh und das letzte Quentchen Rauschfreiheit geht, ist meine Canon 5D4 mit dem EF300f2,8 besser. Dafür mindestens doppelt so teuer und doppelt so schwer. Und tatsächlich ist das 300er von Olympus auch noch schärfer.

    Die Roadmap von Olympus verspricht einige tolle Neuigkeiten. Canon hat einen extremen Gewinneinbruch offen gelegt.
    Ich hoffe auf den Fortbestand von MFT.
    Vielleicht mit 24MP und ein wenig mehr Rauschfreiheit.

    Gruß aus dem Norden

    Dirk Naroska

  5. Hallo Markus,

    danke für deine Gedanken zu dem Thema. Tony Northrup mag zwar ein kompetenter Fotograf ist, trotzdem versucht er immer wieder, seinen Bekanntheitsgrad durch sein „Getöse“ zu halten und zu steigern. Aber leider bekommt so jemand auch eine sehr große Aufmerksamkeit und alle, die auf „höher, schneller, weiter“ stehen, lassen sich dadurch wohl auch verunsichern. Für viele sind aber auch Sensorgröße und Megapixel alles und dann fotografieren sie ausschließlich im Automatikmodus.

    Als ich mir vor drei jahren überlegt habe, dass mir meine Ausrüstung zu groß und zu schwer ist, habe ich mir lange und ausführlich Gedanken gemacht, was denn in Frage kommt und ich bin dann auch durch deine Blogartikel bestärkt worden, auf eine Olympus OM-D umzusteigen (es ist die E-M10 Mk. II geworden) und ich bin absolut zufrieden damit für meine Zwecke. Okay, es hätte auch eine E-M5 oder E-M1 werden können, aber die Ausstattung der E-M10 reicht für meine Zwecke völlig aus und im Gegensatz zu meiner vorherigen Pentaxkamera habe ich diese viel öfter dabei und fotografiere damit deutlich mehr. Und das ist mir viel wichtiger als die beste „Testsieger-Kamera“, die aber aufgrund ihrer Größe zu Hause herumliegt.

    LG, Manfred

  6. Interessanterweise sagt Herr Tony Northrup in seinem neuen Video und zwar gerade zur neuen Olympus E-M1X, dass er seine Meinung dass MFT tot sei bw. stürbe, revidiert hat ! Der Hurrican im Wasserglas darf wieder abflauen …

  7. Hallo Markus,

    der gute Kollege scheint ein Minderwertigkeitskomplex zu haben, da er mit seiner teuren Ausrüstung protzt. Vielleicht kann er nicht verkraften, dass MFT ziemlich gut ist und viel weniger kostet, wie Du ja angeführt hast.

    Ich denke MFT wird alleine wegen der Videofilmerei überleben, viel mehr sehe ich Canon EOS-M gefährdet. Das Nikon 1 System ist hier ein abschreckendes Beispiel.

    Was MFT gut tun würde, wären mal neue Sensoren. D.h. Technologien von APS-C und Vollformat auf MFT anwenden und dann würde es Quantensprünge geben.

    LG Bernhard

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