Pixelmator tritt nun als Pro gegen Photoshop an

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30. November 2017
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4 Kommentare

Ich kann mich nicht erinnern, dass es in den ersten zwei Jahrzehnten der Entwicklung Photoshops ein wirklich ernstzunehmender Herausforderer für Adobes Bildbearbeitungsprogramm aufgetreten ist. Zwar gibt es seit 1998 das OpenSource Projekt Gimp, doch der Blick ins Maul des kostenlosen Gauls löste bei mir wenig Begeisterung aus.

Eher begeistern konnte mich 2007 bei der Einführung von Pixelmator. Allerdings nur oberflächlich – kaum eine Benutzeroberfläche die liebevoller und gelungener gestaltet ist. In der Benutzung selbst entfachte das Programm allerdings auch auf den zweiten Blick keine Liebe.

Keine Frage: Photoshop ist nicht umsonst die unumstrittene Nr. 1. Aber Adobe scheint es sich in der Position bequem gemacht zu haben. Zahlreiche Filter wurden nicht verändert seit ich das erste Mal damit arbeitete und das war immerhin 1994! Der Radiale Weichzeichner beispielsweisse ist ein lebendes Fossil, und Fluchtpunkt wurde seit Menschengedenken nicht mehr renoviert, obwohl eine Überarbeitung von Beginn an dringend notwendig gewesen wäre. Photoshop ist wie ein luxuriöses Grand Hotel in dem in manchen Zimmern seit Jahrzehnten nicht mehr Staub gewischt wurde.

Mit dem Auftreten von Affinity Photo 2015 ist erstmals ein echter Gegenwind entstanden. Endlich gibt es eine Alternative die die Ansprüche professioneller Anwender in Sachen Bedienung, Funktonalität und Qualität erfüllt, Photoshop nur in Details nachsteht, auch wenn diese Details für den einen oder anderen Experten wesentlich sein mögen. Vieles ist innovativ und neu angedacht und die Arbeit fühlt sich deutlich flüssiger an.

OnOne-Software haben ihre Sammlung spezialisierte Photoshop-Plugins zu einem eigenständigen RAW-Konverter mit Bildbearbeitungsfunktionen ausgebaut und Skylum (ehemals Macphun) baut das Bildbearbeitungsprogramm Luminar gerade zum RAW-Konverter mit Digital-Asset-Management-Modul aus.

Nun ist auch ein Herausforderer wieder aufgestanden, von dem ich eigentlich nicht mehr viel erwartet hätte: Pixelmator goes Pro!

Gestern erst vorgestellt konnte ich bislang nur kurz mit dem Neuling spielen, doch das Programm begeistert. In Bedienung und Funktionsumfang ist es irgendwo zwischen Affinity Photo / Photoshop und Luminar angesiedelt. Die Arbeitsweise erinnert so wie Luminar mehr an einen RAW-Konverter als an eine klassische Bildbearbeitung, Pixelmator Pro geht allerdings weiter als das Skylum-Programm inklusive ausgefeilten Text-Editings. Allerdings fehlt Pixelmator Pro das Digital-Asset-Modul, was es eher zur Photoshop- als zur Lighroom-Alternative macht.

Mehr als jeder andere der jungen Herausforderer fühlt sich die Arbeit mit Pixelmator Pro wunderbar flüssig an. Kaum eine Einstellung die nicht absolut direkte Auswirkung auf das Bild selbst sowie Kontrollinstrumente wie Histogramme hat. Zwar schaffen die meisten modernen Programme eine ziemlich direkte Live-Übergragung von der Einstellung zum Bild, beim Histogramm zeigen jedoch viele eine deutliche Verzögerung.

Photoshop mag nach wie vor als Gesamtpaket überragend sein, aber verglichen mit den neuen Konkurrenten wirkt es schwerfällig und träge. In vielen Bereichen, wie dem bereits genannten Radialen Weichzeichner, muss der Anwender auf eine Vorschau verzichten, sogar in wichtigen Dialogen wie »Auswahl erweitern« oder »Fläche füllen«. Auch eine Änderung der Füllmethode einer Ebene zeigt keine Live-Vorschau. Nicht so in Pixelmator Pro. Dadurch macht die Arbeit Spaß wie kaum in einem anderen.

Auch die Bildqualität scheint zu überzeugen. RAWs werden entwickelt und ich komme rasch zu guten Resultaten. Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass man sich durchaus auf Augenhöhe mit State-of-the-Art-RAW-Konvertern wie Lightroom, Capture One Pro und DxO befindet. Luminar ist zwar mittlerweile gut, scheint mir aber nicht ganz dieses Niveau zu erreichen, Affinity Photo hat in den letzten beiden Versionen enorm aufgeholt aber noch nicht gleich gezogen, On1 Photo RAW sehe ich bei der RAW-Entwicklung noch weiter hinten.

Abschließend sei aber noch einmal darauf hingewiesen, dass meine Einschätzung noch auf einem sehr oberflächlichen Eindruck beruht. Eine Empfehlung sich das Programm einmal anzusehen wage ich mich aber dennoch auszusprechen. Eine Demo steht hier zur Verfügung.

Antworten

  1. Lieber Markus Wäger,

    immer wieder finde ich auf Ihrer so pfiffig und liebevoll gestalteten Homepage höchst interessante Hinweise auf Neues und Gutes – vielen Dank dafür! Was mir vor allem gefällt, ist Ihre kritische Distanz gegenüber Produkten, die nicht oder nicht mehr halten, was ihre Protagonisten uns Anwendern vollmundig versprechen.
    Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen weitere beglückende photographische Begegnungen in der Natur und viel Freude an Ihrer neuen, schnellen Olympus.

    Liebe Grüße aus Dornbirn!

    Diedrich Onnen

    1. Danke und Grüße aus Schwarzach. 🙂

  2. Hallo !

    Das hört sich ja gut an , würde mich freuen wenn Sie mehr von dem Programm berichten würden . Ist es von der Bedienung einfacher als Affinty Photo ? Klasse wäre es wenn Sie ein Buch dazu schreiben würden . Denn ihr Buch zu Affinty Photo gefällt mir sehr gut ( manche Dinge sind für mich noch sehr schwierig , übe aber weiter )

    1. Danke für das freundliche Feedback.
      Pixelmator Pro ist von der Bedienung her anders als Affinity Photo. Es ist eher in der Art von Plugins oder RAW-Konvertern wie Lightroom angelegt. Ich würde meinen, dass das Konzept einen rascheren Einstieg ermöglicht, als klassische Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop oder Affinity Photo. Ich nutze selber gerne Plugins, weil sie vieles was in der Bildbearbeitung zwar machbar ist, sehr viel schneller ermöglichen. Dafür stößt man früher oder später an Grenzen die die Bildbearbeitung nicht setzt. Mein erster Eindruck ist, dass Pixelmator Pro dabei wesentlich mehr Möglichkeiten bietet, als beispielsweise Luminar oder On1 Photo RAW, obwohl die Bedienung kaum weniger benutzerfreundlich angelegt ist. Schade, dass das Programm nur wenig Aufmerksamkeit zu bekommen scheint. Leider fehlt mir im Moment die Zeit mich intensiv genug mit dem Programm zu befassen, um ausführlichere Artikel oder gar Tutorials dafür zu verfassen.

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