Bewusst fotografieren

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15. November 2013
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2 Kommentare

Brennweite wählen. Blickwinkel einnehmen. Blende einstellen. Belichtungszeit einstellen. ISO anheben? Fokuspunkt avisieren. Fokussieren. Auslösen.

Da braucht man Jahre lange Übung damit sich das verinnerlicht und man alle Einstellungen blind vornehmen kann und dann soll ich ein Retrogerät kaufen das mich dazu zwingt Einstellung mit Blick auf die Kamera anhand von auf Einstellrädchen aufgedruckten Zahlen vorzunehmen? Für mich klingt das nicht vernünftig.

Motive sind oft flüchtig. Nicht nur wenn es sich um Tiere handelt. Ein Gesichtsausdruck ist oft ebenso schnell dahin wie eine spezielle Lichtstimmung, eine Szene auf einer Straße oder ein Eichhörnchen. Meist verstreicht schon durch das Auspacken und Einschalten der Kamera zu viel Zeit um den Augenblick noch zu erhaschen. Um jede Sekunde des Blickens auf Einstellungsskalen ist es schade.

Ich versuche bewusst bewusst zu fotografieren. Doch oft lenkt mich das Nachdenken über Einstellungen zu sehr vom Wesentlichen – vom Motiv – ab. Mit dem Resultat, dass dem Modell ein Ast aus dem Ohr wächst oder neben der Blume eine Kippe liegt die mit einem Handgriff zu entfernen gewesen wäre. Der Gedanke, dass mich seltsam platzierte Rädchen zu bewussterem Fotografieren führen könnten scheint mir ein abwegig. Und Rädchen für zentrale Aufnahmeeinstellungen links vom Sucher – also auf der Seite der Hand die ich am Zoom- und Fokussierring habe – finde ich nur hinderlich.

Zunächst bewege ich mich um mein Motiv und versuche herauszufinden aus welchem Blickwinkel Vorder- und Hintergrund am besten miteinander interagieren. Dann stellt sich die Frage welche Perspektive das Objekt am besten zur Geltung bringt. Weitwinkel für dramatische Fluchten oder Tele für flache Bildwirkung und kurze Schärfentiefe? Je nach Entscheidung muss ich mich nähern oder entfernen.

Soll der Hintergrund mitspielen dürfen oder möchte ich ihn durch Unschärfe ausblenden? Die Antwort führt zur Entscheidung für eine Blendeneinstellung – also am entsprechenden Einstellrad drehen (oder am Blendenring des Objektivs).

Da ich meist manuelle Belichtungseinstellungen wähle muss ich nun die Verschlusszeit einstellen – dazu wird das andere Einstellrad gedreht.

Belichtungsskala, Histogramm und Belichtungswarnung helfen bei der Einstellung – die Möglichkeit all das schon vor dem Auslösen im elektronischen Sucher meiner spiegellosen Systemkamera zu sehen ist ein Segen.

Was ergibt sich für eine Verschlusszeit? Kann ich diese bei der gewählten Brennweite aus freier Hand noch halten? Wenn nicht: ISO-Empfindlichkeit anpassen.

Auf welchen Punkt soll fokussiert werden? Ich entscheide mich für eine Art des Fokussierens, stelle scharf und löse aus.

Ich glaube nicht, dass mir eine Kamera helfen kann noch bewusster zu fotografieren. Eine Kamera soll es mir vielmehr ermöglichen all diese Prozesse fließend, intuitiv und ergonomisch zu gestalten, so dass ich möglichst wenig darüber nachdenken muss und so viel Aufmerksamkeit wie möglich für das Motiv zur Verfügung habe.

Nur noch einmal 5 Cent zur Retrodebatte.

Antworten

  1. Die Df (oder nennen wir sie D600f?) brauchst Du glaub ich kaum jemand auszureden, so richtig spannend ist sie ja nicht.
    Solange die Ingenieure nicht selber mal wieder fotografieren gehen wird da wohl wenig spannendes kommen. leider.

    1. Hab ich nur dazu geschrieben, damit sich niemand persönlich angefeindet fühlt. Ob’s hilft ist eine andere Frage. Manche Leute fühlen sich persönlich angegriffen wenn man ihre Marke oder Objekte ihrer Begierde in ein kritisches Licht stellt.

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