dpreview hat vorgestern einen Artikel mit dem Titel “Raw Converter Showdown: Capture One Pro 7, DxO Optics Pro 8 and Lightroom 4” veröffentlicht. Das ist ein Thema das mich schon lange umtreibt und über das ich hier auch schon das eine und andere Mal geschrieben habe. Ich habe mit meinem Raw-Konvertern eine leidvolle Geschichte durchlebt und leide noch immer.
Begonnen habe ich mit Apple Aperture. Ist ist kein Geheimnis, dass ich der Marke zugeneigt bin und Apple war vor Adobe am Markt. Trotzdem habe ich schon während der Entwicklung von Lightroom einen Blick auf Adobes Entwicklung gehalten. Mit der Veröffentlichung von Version 1 habe ich dann den Schritt zum Umstieg gemacht. Wer das bereits einmal hinter sich hat, oder mit dem Gedanken rumspiele, weiß, dass sich RAW-Bilder nicht entwickelt von einem Programm ins andere übernehmen lassen. Entweder man exportiert die entwickelten Fotos als JPEG aus dem alten und importiert sie so ins neue Programm. Oder man behält das alte Programm weiterhin für die bis dahin entwickelten und verwalteten Fotos und startet mit dem neuen Programm mit den neuen Aufnahmen. Oder man muss alles, was bereits einmal entwickelt war, neuerlich entwickeln. Im Normalfall lassen sich lediglich Metadaten, also Schlagworte und Bewertungen, von einem Programm in ein anderes übernehmen.
Auch in mehreren Monaten konnte ich mich mit Lightroom nicht anfreunden. Die Oberfläche ist schön gestalten – am schönsten von allen RAW-Werkzeugen – aber sie geht in meinen Augen zu verschwenderisch mit dem Platz am Bildschirm um. Wenn ich Bilder bearbeite will ich aber so wenig Platz wie möglich an Paletten etc. verschwenden sondern jeden Quadratmillimeter für die Fotos nutzen.
Ein weiteres Problem mit Lightroom ist, dass es so strikt gestaltet ist. Von einer professionellen Software erwarte ich, dass ich als Profi in der Lage bin die Benutzeroberfläche an meine Bedürfnisse anzupassen. Photoshop, InDesign und Illustrator bieten diesbezüglich fast schon zu viele Möglichkeiten. Lightroom allerdings gar keine. Es ist so eine »friss oder stirb«-Angelegenheit: Der Fotograf muss sich an Lightrooms Workflow anpassen, nicht das Programm an den Workflow des Fotografen.
Als Hardcore-Computer-Nutzer arbeite ich mit zahlreichen Shortcuts. Lightroom bietet davon viel zu wenige und dem Benutzer keine Möglichkeit das zu ändern. In Photoshop, InDesign oder Illustrator (und in den meisten anderen Profi-Programmen) ist das eine Selbstverständlichkeit. Das einzige, was der Benutzer in Lightroom individualisieren kann, scheint die Plakette in der linken oberen Ecke zu sein. Mir scheint, als hätte Adobe bei der Entwicklung von Lightroom eher den Hobby-Fotografen im Kopf gehabt, anders kann ich mir die fehlende Individualisierbarkeit nicht erklären.
Dass Lightroom von Profis dermaßen breit angenommen wurde ist mir noch aus einem weiteren Grund ein Rätsel: Bis zu Lightroom 4 war Farbmanagement für das Programm ein Fremdwort. Mit 4 hat Adobe nachgebessert, aber die Integration scheint mir wenig intuitiv gelungen zu sein.
Ich will Lightroom nicht schlecht schreiben. Das Programm ist in Sachen Entwicklung auf Augenhöhe der Mitbewerber. Und ob man sich mit dem Workflow und der Benutzeroberfläche anfreunden mag ist eine eher individuelle Angelegenheit. Aber man sollte nicht aus den Augen verlieren, dass es auch sehr gute Alternativen gibt.
Ich habe nach einigen Monaten Lightroom den Schritt zu Aperture zurück gemacht – das muss wohl so 2008 gewesen sein. Leider ist Apple dem Anwender lange die Frage schuldig geblieben ob das Programm weiter entwickelt wird. Der Anwender wartete lange auf ein Update von 2 auf 3 – und tappte im Dunkeln ob überhaupt eines kommen würde.
Als es dann kam hat es mich zunächst enttäuscht, denn Funktionen, wie Faces, Places und die Integration sozialer Netzwerke, ist in meinen Augen nichts, auf das du als Profi wartest. Trotzdem bin ich bei Aperture geblieben, da ich keine für mich besser scheinende Alternative gesehen habe. Bis der Druck zum Umstieg zu groß wurde.
Apple hatte mit Aperture 3 die Entwicklung der RAW-Daten augenscheinlich verbessert und die Qualität angehoben. Geschwindigkeit und Stabilität wurden aber zunehmend unerträglich.
Sam Jost hat einmal kommentiert, dass man Neues nicht sucht, weil das besser ist, sondern weil man mit dem, was man hat, nicht mehr zufrieden ist. Als der Leidensdruck mit Aperture zu groß wurde habe ich mich 2011 wieder nach einer Alternative umgesehen.
Neben Bibble waren das Capture One Pro und DxO Optics.
DxO Optics liefert auf Knopfdruck wirklich beeindruckende Resultate was Schärfe und Rauschunterdrückung angeht. Lightroom hat im Verhältnis dazu in Version 4 aufholen, allerdings nicht überholen können. Auch die Fähigkeit Verzeichnung und perspektivische Verzerrung (stürzende Linien) mit einem Klick zu entfernen ist beachtlich. Wieder habe ich aber Probleme mit der Oberfläche eines Programmes. DxO Optics bietet dem Benutzer nur wenige Menüpunkte, die Oberflächenstruktur ist weitgehend fix vorgegeben und was man bearbeiten will muss über Paletten bearbeitet werden. Außerdem wirkt die Oberfläche nicht gerade liebevoll gestaltet und ich arbeite eben lieber mit Programmen, die mich nicht permanent abturnen weil sie hässlich gestaltet sind. Manche mögen das seltsam finden, aber als Grafiker und Fotograf bin ich ein visuelle Mensch und habe diesbezüglich sehr sensible Augen.
Hinzu kommt, dass DxO Optics zu der Zeit, in Version 7, nicht gerade die Rakete war. In Sachen Geschwindigkeit hätte ich gegenüber Aperture wohl kaum etwas gewonnen.
Ich muss aber auch geben, dass ich für ein wirklich fundiertes Urteil über das Programm viel zu wenig intensiv damit gearbeitet habe. Das Problem ist, dass man mit einem Programm zur RAW-Entwicklung wirklich Monate lang arbeiten muss, um herauszufinden ob es einem passt oder nicht. Das ist auch ein Problem all dieser Vergleichstests, die man in Zeitschriften und Online-Magazinen findet. Ein Vergleich, der in wenigen Wochen (meist wohl in ein paar Tagen) erarbeitet wird, ist bei RAW-Werkzeugen nicht wirklich aussagekräftig. Und das ist auch ein Problem mit allen Tipps die man für und gegen ein bestimmtes Programm hört – die wenigsten Anwender haben wirklich fundierte Erfahrungen mit mehr als dem Programm, mit dem sie arbeiten. Die meisten Urteile basieren auf kurzen Tests innerhalb weniger Stunden oder Tage.
Da ich Monate mit Aperture, Capture One und Lightroom gearbeitet habe und noch immer mit Adobe Camera Raw (also der Entwicklungs-Engine von Lightroom arbeite) bilde ich mir ein über diese Programme ein wirklich fundiertes Urteil abbilden kann – subjektiv bleibt es natürlich trotzdem. Es sei gesagt, dass keines eindeutig schlechter ist, als das andere. Für was man sich entscheidet hängt mehr von subjektiven Vorlieben ab, und der Art Fotograf, der man ist.
Mein Wechsel erfolgte 2011 zu Capture One Pro 6. Das Programm hat es wirklich geschafft mich zu begeistern. Es bietet die professionellste Benutzeroberfläche aller RAW-Werkzeuge; es ist in jeglicher Hinsicht an den individuellen Workflow des Fotografen anpassbar. Shortcuts lassen sich selbstverständlich individualisieren. Das geht schon bei Aperture sehr gut, aber Capture One geht noch um einiges tiefer: Auch für individuelle Einstellungen der Werte für Belichtung, Weißabgleich, Schatten und Lichter, und einiges mehr, lassen sich Shortcuts vergeben. Etwas, was ich in Aperture vermisse.
Ebenso mustergültig ist die Integration von Farbmanagement.
Ein weiterer Vorteil: Das Programm muss Bilder nicht importieren, sondern kann sie direkt von der Festplatte lesen. Die Entwicklungsrezepte werden in einem automatisch erstellten, zusätzlichen Ordner im Ordner der Bilder abgelegt; ebenso die Vorschaubilder.
Bei Aperture hatte ich mehrfach das Problem, dass Bilder verschwunden sind. Möglicherweise hat das Programm sie bei Abstürzen vergessen. Man sieht bei diesem Datenbank-Konzept leider nur das, was das Programm sieht, nicht was sich tatsächlich auf der Festplatte befindet. Bei einem Konzept, wie es Capture One bei Sitzungen verfolgt (die neuere Version 7 kann auch einen Datenbank-basierenden Katalog erstellen), und wie es auch bei DxO Optics der Fall ist, kann das nicht passieren, weil man eben immer in der Ordner der Festplatte sieht.
Allerdings gibt es bei Capture One leider fast so viel Schatten wie Licht. Die ersten Wochen, mit nur ein paar Tausend Bildern, lief es sehr flüssig und deutlich schneller als Aperture. Doch je mehr Bilder ich damit verwalten wollte, desto mehr ging die Geschwindigkeit in den Keller. Außerdem ist die Verwaltung ein Graus, wenn man Jahre damit verwalten möchte. Wer es für Aufträge verwendet, kann gut eine Sitzung dafür anlegen, effizient damit arbeiten, den Auftrag abschließen und Ordner und Bilder im Archiv verschwinden lassen. Wäre das meine arbeitsweise, würde ich noch immer mit Capture One arbeiten.
Aber ich arbeite eben nicht so. Ich durchforste immer wieder meine Bestände von 2007, 2009 oder 2011 und erstelle neue Abzüge von alten Aufnahmen. Das ist mit Capture One 6 praktisch überhaupt nicht zu handhaben. Intelligente Ordner nehmen nur Bilder auf, die sich innerhalb des Sitzungsordners befinden oder als Favoriten markiert wurden. Ordner lassen sich zwar mit etwas Geduld manuell reihen (beim ersten mal an einen anderen Ort ziehen geht manchmal einfach nicht), öffnet man das Programm ein andermal wieder, hat es sich aber entschieden doch eine andere Ordnung zu wählen. Nach welchen Kriterien es dabei vorgeht bleibt für den Anwender eher schleierhaft. Es gibt zwar so etwas, wie nach Name oder Datum ordnen, aber das funktioniert auch nur manchmal und das Programm entscheidet, wenn es doch wieder der eigenen Ordnung folgen will.
Ich hatte die Hoffnung, dass Capture One 7 das besser macht, denn es wurde eine, bis dahin als separates Programm verkauftes Werkzeug integriert. Die Ansätze sind auch durchaus gut: Nur im Detail gestaltete sich auch damit die Projekt-Verwaltung nervenaufreibend.
Hinzu kamen andauernde Abstürze und eine Zähigkeit beim Aufbau der Thumbnails großer Bibliotheken, die mich an die Decke getrieben hat. Mit tausenden oder zehntausenden Bildern baucht man die Gelassenheit eines Zen-Meisters um nicht zu explodieren, wenn man auf Zeitbasis damit arbeitet. Naja, immerhin findet man Zeit zwischendurch etwas zu meditieren.
Die Qualität der RAW-Entwicklung von Capture One ist großartig. Es genießt den Ruf der beste Raw-Entwickler zu sein und ich würde dem unbedingt zustimmen – noch vor DxO Optics. Es bietet gute Möglichkeiten gegen Verzeichnung anzugehen (auch wenn DxO Optics diesbezüglich wohl die Nase vorne haben dürfte), geht vorzüglich mit Bildrauschen um und hat ein wirklich sehr gut zu bedienendes Werkzeug um perspektivische Verzerrung zu korrigieren. Auf der anderen Seite gestaltet sich aber selektive Bearbeitung schwieriger als in Aperture oder Lightroom und die Retusche-Werkzeuge sind nicht mehr als ein schlechter Witz – ärgerlich, wenn du dich wegen jedem Pickel und Sensorfleck an Photoshop wenden muss und JPEGs oder TIFFs zu generieren hast.
Primärer Grund blieb am Ende aber mangelnde Stabilität, lahme Geschwindigkeit und die schlechte Dateiverwaltung, die mich zurück zu Apple getrieben hat.
Was mich überrascht hat: Aperture steht noch immer bei 3, scheint aber in 3.3 vieles gelernt zu haben. Die RAW-Entwicklung und er Umgang mit Rauschen ist um vieles besser geworden, als es noch in früheren 3er Versionen der Fall war. Wenn ich jetzt die Resultate von Capture One und Aperture vergleiche braucht sich das Apple-Programm nicht zu verstecken. Das ist beachtlich, denn wie gesagt: Capture One gilt als Primus. Aperture wird oft als Software für Hobby-Fotografen bezeichnet.
Doch nicht nur die Qualität der RAW-Entwicklung hat sich verbessert. Auch die Stabilität ist mittlerweile mustergültig. Auch was die Geschwindigkeit möchte ich heute als nahezu absolut flüssig bezeichnen. Das mag vielleicht auch ein bisschen daran liegen, dass ich in der Zwischenzeit einen schnelleren Rechner mit SSD-Festplatte gekauft habe. Aber gerade der Vergleich mit Capture One, ebenfalls auf dem neuen MacBook, erscheint dieses Programm verglichen mit Aperture eine lahmen Ente, um nicht zu sagen eine Schnecke zu sein.
Es ärgert mich immer wieder wie oft ich lesen muss, Aperture wäre ein Programm für Hobbyfotografen. Die Fähigkeiten zur Individualisierung der Oberfläche ist weitaus professioneller gelungen, als es bei Lightroom der Fall ist. Wer behauptet, die Qualität der Entwicklung ist absolut auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern und war lange Zeit eindeutig besser, als es bei Lightroom der Fall war. Erst mit der vollständig neu entwickelten Engine in Lightroom 4 hat das Programm aufgeschlossen. Geht es um die Restaurierung überbelichteten Bereichen hat Aperture gegenüber Lightroom noch immer die Nase vorne (siehe hier). Isso!
Wobei es schwierig ist, tatsächlich ein RAW-Entwicklungswerkzeug als besser zu bezeichnen, als ein anderes. Wie dpreview in ihrem Vergleich treffend zeigen mag zum Beispiel die eine Software bei einem bestimmten Kameramodell schon nach Voreinstellung schönere Hauttöne entwickeln, als die anderen, führt aber mit den RAWs einer anderen Kamera zu weniger schönen Resultaten. Und dann hat jede Software für sich grundsätzlich Stärken und Schwächen. So hat zum Beispiel Lightroom mit meiner damaligen D80 nach Voreinstellung ganz schrecklich chemisch aussehende Grastöne entwickelt. Ein Problem, das allerdings durch ein Ändern der Grundkalibrierung für diese Kamera in den Griff bekommen habe. Nach meinem Umstieg zu Aperture habe ich entdeckt, dass die Grastöne in RAWs aus der D80 viel natürlicher rüberkamen. Dafür neigte Aperture damals aber dazu in schattigen Hauttönen zu einem hässlichen Grünstich zu führen. Ein Problem, das ich gar nicht in den Griff bekommen habe und etwas, was Lightroom (mit der D80!) von Haus aus besser machte.
Es kommt also auch bei dem, was man in Sachen Entwicklungsqualität bevorzugt, darauf an, was einem subjektiv gefällt, was für eine Art Fotograf man ist und vor allem auch darauf, mit welcher Kamera man arbeitet. Da aber die Qualität aller Werkzeuge, die ich bisher testete, iO ist, und sich Schwächen in den Grundeinstellungen durch individuelle Ausarbeitung korrigieren lässt, und sich diese Korrekturen auch bereits automatisch beim Import anwenden lassen, ist es in der Regel eher eine Frage des Workflows, für welches Programm man sich entscheidet, als eine Frage der Entwicklungsqualität.
Aperture wurde eindeutig für einen professionellen Workflow entwickelt. Die Dateiverwaltung ist Mustergültig und Projekte, Alben, Ordner und intelligente Ordner lassen sich beliebig nach den Vorstellungen des Fotografen strukturieren. Das kann Lightroom zwar auch, aber Aperture geht dabei bei weiten weniger verschwenderisch mit dem Platz auf dem Bildschirm um.
Das Problem mit Apple ist aber: Der Anwender hat keine Ahnung wo die Reise zukünftig hin geht. Apple hüllt sich über alle Produktentwicklungen in Schweigen. Man weiß nicht ob jemals ein Aperture 4 auf uns zukommen wird. Die Gerüchte dazu sind so zuverlässig, wie ein Orakel. Und wenn es kommt: Wird Aperture 4 noch professionelle Ansprüche befriedigen. Apple ist heute eine Consumer-Marke und mich quält die Befürchtung Apple könnte Aperture tatsächlich zum aufgemotzten iPhoto für Hobby-Fotografen verkommen lassen.
Die langen Wartezeiten zwischen den Versionen, die eben von Schweigen geprägt sind, geben dem Benutzer nicht unbedingt viel Vertrauen in die Zukunft ihres Produkts. 2005 erschien Aperture 1, 2008 Aperture 2 und 2010 Aperture 3. Adobe war später am Start und ist heute bei Version 4.
Auf der anderen Seite ist es aber auch interessant wie viel Anwender heute rufen: Apple, wann dürfen wir euch wieder Geld für ein Update überweisen? Adobe zieht uns die Kohle doch auch in immer kürzeren Produktzyklen aus der Tasche! Was ist nicht in Ordnung mit Aperture 3, dass wir ohne Update nicht leben können? Sicher die Integration einer Korrektur von Objektivfehlern auf Basis einer Objektivdatenbank und ein Werkzeug zur individuellen Korrektur perspektivischer Verzerrung wären absolut wünschenswert – das bietet heute sowohl Lightroom, als auch Capture One, als auch DxO Optics. Dafür hat Aperture den anderen Programmen aber auch Dinge voraus, die ich mir bei denen wünschen würde. Und welches Programm kennt ihr den, in dem man nicht noch einiges nachbessern könnte?
Im Übrigen scheint Apple von Februar 2010 bis heute intensiv an Aperture gearbeitet haben. Das Programm ist um vieles schneller und stabiler, die Qualität der RAW-Entwicklung wurde verbessert, die automatische Entwicklung ist besser geworden, die Struktur der Datenbank, auf der die Bibliotheken basieren wurde komplett neu geschrieben, das Weißabgleichswerkzeug erfuhr eine komplette Überarbeitung, und ein paar Kleinigkeiten sind dazu gekommen und haben sich geändert. Ich zweifle schwerstens daran, dass Adobe ein Update dieses Umfangs kostenlos weiter gegeben hätte. Und ich finde es auch durchaus sympathisch, dass der Produktzyklus nicht in Richtung ein Jahr zusammen schmilzt. Damit arbeiten Konzerne doch nur in die eigene Tasche. Nur das Schweigen über den Status der Entwicklung nervt.
Was für viele Anwender ein Grund für Lightroom ist, ist, dass die Zukunftssicherheit bei diesem Programm am größten ist. Niemand weiß, wann welche Firma von wem übernommen wird und ob es dann noch eine Zukunft für sein Produkt gibt. Oder ob das Programm insgesamt neben den Mitbewerbern untergeht. Qualität alleine ist leider oft keine Garantie für das Überleben eines Produkts. Bibble zum Beispiel wurde vor einiger Zeit von Corel übernommen und in AfterShot Pro umbenannt. Ich habe mir AfterShot gestern wieder einmal angesehen und dabei entdeckt, dass das Programm noch immer keine D600-RAWs unterstützt. Bei einer populären Kamera, wie der D600, finde ich das haarsträubend und es gibt mir wenig Vertrauen, dass dieses Programm tatsächlich eine Zukunft hat. Alle anderen Mitbwerber haben die D600 seit Wochen integriert.
Ich glaube bei Adobe macht sich niemand Sorgen, dass der Konzern in absehbarer Zeit von einem anderen aufgekauft wird, oder, dass Lightroom neben den Mitbewerbern untergehen könnte. Meine Befürchtung geht allerdings in die Gegenteilige Richtung. Das schlimmste was dem Lightroom-Anwender passieren könnte, ist, dass Adobe auch hier ein Monopol erreicht. Bei Photoshop, InDesign und Illustrator ist das längst der Fall. Und ich habe nicht den Eindruck, dass der Kunde von dieser Situation profitiert.
Zeit für ein Fazit. Aber was für eines? Für mich ist aktuell Apple Aperture die Lösung der Wahl. Doch wie gesagt: Am Ende ist das rein subjektiv. Aperture kommt mir von allen Angeboten am meisten entgegen. Andere Fotografen haben andere Bedürfnisse und werden von einem anderen Programm besser bedient. Alle haben Stärken und Schwächen. Jedes kann Dinge, die andere nicht können. Kann aber auch Dinge nicht, die andere können. Was für einen am besten passt muss jeder für sich entscheiden. Wer hier ein anderes Ranking abgibt, als ein »für mich ist das so« flunkert. Einen wirklich kompetenten Tipp zum besten Programm am Markt könnte ohnehin nur abgeben, wer über Monate hinweg mit allen Werkzeugen intensiv gearbeitet hat. Und wetten: Niemand auf der Welt hat das!
Was sich allerdings einige Anwender sparen können, ist es, sich das eigenen Produkt schön zu reden, indem man die Mitbewerber schlecht macht. Die meisten Tipps, in Richtung nimm doch mein Programm, das ist das besten, die Programme X, Y und Z sind eh nur Mist, kommen meist von Leuten, die nicht mehr kennen, als eben ihr eigenes Programm, und vom Hörensagen wissen, dass die Mitbewerber nicht gut sind. Auch ein Test über ein paar Stunden hinweg ist diesbezüglich nicht aussagekräftig.
Es ist wie mit diesen Fotografen, die auf Nachfrage jeden damit penetrieren, dass man doch eine Canon kaufen solle, weil die seien eh die besten und Nikons seien seltsam zu bedienen und nicht benutzerfreundlich. Sorry, aber mir geht es umgekehrt mit Canon so: Ich komme mit der Benutzerführung der Canon DSLRs genauso wenig klar und finde mich auf jeder Nikon sofort zurecht. Das Beispiel heißt natürlich nicht, dass es Nionians, Sony-, Pentax- oder was-weiß-ich-Fotografen gibt, die sich für Ihre Marke mit dem gleichen Eifer einsetzen.
Zwar habe ich diesen Artikel auch deshalb geschrieben, um wieder einmal eine Lanze für Aperture zu brechen, aber man darf dabei eben nie aus den Augen verlieren, dass man nichts anderes, als seine persönliche Meinung Kund tut. Wenn mich jemand fragt »was für eine DSLR würdest du kaufen?« muss ich sagen »eine Nikon«. Wenn mich jemand fragt »welche DSLR soll ich kaufen?« muss ich antworten »geh in einen Laden, der möglichst viele Marken und Modelle hat, nimms sie in die Hand und schau, was sich dir in Sachen Bedienung intuitiv erschließt und sich für dich gut anfühlt«. Alle Kamerahersteller kochen mit Wasser. Alle Modelle haben Stärken und Schwächen. Schlechte Modelle würde ich in der Sparte der Kameras über 300 Euro kaum mehr erwarten.
Dasselbe gilt für den Bereich der Software zur RAW-Entwicklung. Die Programme sind unterschiedlich in dem was sie können und wie sie das anbieten, aber kaum in Sachen Qualität. Du hast also die Qual der Wahl und niemand kann dir sagen, was objektiv das Beste ist. Isso!
So. Und wenn du jetzt wirklich bis hierher durchgehalten und gelesen hast: Schreibe mir doch bitte einen Kommentar. Vielleicht willst du ja etwas ergänzen, oder irgendwo widersprechen. Und wenn nicht, gib einfach ein Zeichen. Damit ich wieder einmal weiß, ob es wirklich jemanden interessiert, was ich hier vom Stapel lasse. Oder ob die drei Stunden für so einen Artikel für die Katz sind. Danke. 🙂
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