Farbsysteme und Harmonielehre

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21. September 2010
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In »Grafik und Gestaltung« beschreibe ich im Kapitel was Farbharmonien sind beziehungsweise wie sie funktionieren. Außerdem verweise ich auf digitale Hilfsmittel wie Adobes Kuler.

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Als Basis zur Erklärung von Farbharmonien nutze ich einen Farbenkreis, der die primären Grundfarben Rot, Grün und Blau hat und die sekundären Cyan, Magenta und Gelb verwendet.

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Dieser Farbenkreis basiert auf jenem, den Harald Küppers in seinen Farbenlehren verwendet (auch wenn er andere Bezeichnungen für die Farben wählte.

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Nun ist einem aufmerksamen Leser aufgefallen, dass Hilfsmittel wie Kuler auf Basis eines anderen Farbenkreises arbeiten, nämlich jenem von Johannes Itten.

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Ittens Farbenkreis sieht anders aus und verwendet andere Komplementärfarben, als es bei Küppers üblich ist. Welchen Farbenkreis soll man nun zugrunde legen um harmonische Farbklänge zu finden?

Um die Antwort zu versehen muss uns bewusst sein, dass Farbenlehre und Farbenkreise keine physikalischen Grundgesetze sind, sondern ein Hilfsmittel, das von Menschen erdacht wurden um Farben und ihr Wechselspiel besser zu versehen. Einen einzigen, grundlegenden, für alle Fälle geeigneten Farbenkreis (oder ein allgemein gültiges Farbensystem) gibt es nicht. Vielmehr gibt es viele verschiedene Systeme, die sich dem Wesen von Farbe nähern und es zu ordnen und zu erklären versuchen. Manch ein System funktioniert in dieser Anwendung besser, ein anderes in jener.

Ich habe mich entschieden mich am System von Küppers zu orientieren und alle Erklärungen rundherum zu stricken. Für Farbwissenschafter mag es unabdingbar sein, je nach Anwendungsbereich, mit unterschiedlichen Systemen zu arbeiten. Doch für den Grafikdesigner ist es an und für sich ausreichend ein System zu verstehen. Da Küppers, übersetzt in die Sprache des modernen Gestalters, der am Computer mit digitalen Werkzeugen meist für Massendruckverfahren gestaltet, mit den Basisfarben Rot, Grün, Blau (das RGB der Gestaltung am Computer und Bildschirm), Cyan, Magenta und Gelb (das CMY der Massendruckverfahren) arbeitet (zuzüglich der Farben Weiß – Papier – und Schwarz – die Keycolor im CMYK-System), habe ich mich entschlossen, die Harmonielehre auf Basis dieses Farbsystems zu beschreiben. Der Grafikdesigner ist schließlich täglich damit konfrontiert und vor allem dem Bildbearbeiter in Photoshop hilft es, dieses System grundlegend zu kennen.

Ob als Grundlage zur Findung von Farbharmonien Küppers oder Ittens Farbenkreis, oder ein anderer, herangezogen wird, ist im Grunde nicht von zentraler Bedeutung. Harmonielehre ist ebenso wenig ein Naturgesetz, wie Farbenkreise Naturgesetze spiegeln. Vielmehr geht es darum innerhalb eines Systems Farben geordnet aufeinander abgestimmt zu wählen, anstatt einfach nur willkürlich drei oder vier Farben unreflektiert nebeneinander zu stellen. Harmonische Farbklänge lassen sich zwar auch unabhängig von Farbenkreisen und Farbsystemen finden, doch auf Basis eines Systems geht es schneller, effizienter und meist treffsicherer – vor allem wenn man digitale Hilfsmittel wie Kuler nutzt.

Ich möchte die Harmonielehre der Farben mit Musik vergleichen: Wir sind es gewohnt Musikharmonien zu hören, die auf einem System mit 12 Halbtonschritten basieren. Doch auch andere Systeme können zu harmonischen Klängen finden. Oder, vielleicht etwas weiter hergeholt: Man kann den Goldenen Schnitt metrisch messen, oder in Zoll angeben.

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