Warum Schriften Geld kosten

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13. September 2006
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Eine Diskussion die vor zwei Wochen bei typografie.info (wieder einmal) lief veranlasst mich zu einem kurzen Artikel zum Thema.

Eine Schrift zu entwickeln ist viel Arbeit. Ich selbst habe schon ein paar Hundert Stunden darauf verwendet Welche zu entwerfen (die beste Übung zur Schulung formalen Empfindens die ich kenne), kann mich deshalb aber noch lange nicht als Schriftdesigner bezeichnen. So wie ich als Designer am Bild interessiert bin und deshalb fotografiere, interessiert mich Schrift als Gestaltungsmedium und deshalb versuche ich mich auch hin und wieder eigenen Schriften zu gestalten; in beidem bleibe ich aber interessierter Laie.

Wir können davon ausgehen, dass eine einfache, professionell gestaltete Schrift mit den wichtigsten vier Schnitten dem Gestalter ein paar Hundert Stunden Arbeit gekostet hat. Nun ist es nur legitim, dass wir, wenn wir jemandes Leistung in Anspruch nehmen, dafür auch etwas bezahlen. 100 Euro für eine preiswerte Kleinfamilie mag nach viel Moos für eine Hand voll Buchstaben klingen, aber die wenigsten Schriften werden so erfolgreich, dass sie dem Gestalter der Typen einen einigermaßen angemessenen Gewinn bescheren. Der überwiegende Teil der Schriften wird in erster Linie mit viel Idealismus und Leidenschaft geschaffen, ebenso wie nur ein Bruchteil all der Bands die sich in den Kellern ihre Finger wund spielen tatsächlich einmal zu Erfolg in Barem kommen.

Jene Schriften nun die man geschenkt im Internet oder fast geschenkt auf dubiosen CDs im Supermarkt erhält, sind entweder minderwertig oder bestenfalls halblegale Kopien der Werke anderer. Es liegt an jedem selbst zu entscheiden ob er damit arbeiten mag, auch wenn kein Richter ist wo der Kläger fehlt. Nun kann man natürlich fragen wozu man denn ein Angebot von tausenden Schriften braucht? weshalb Arial, Verdana und Times nicht ausreichend sind? Ebenso gut kann man selbstverständlich fragen weshalb wir immer wieder neue Lieder brauche, weshalb sich die Mode von Jahr zu Jahr ändern muss und wozu jemand noch ein Buch schreiben soll. Ich vergleiche den allerorts gesichteten Einheitsbrei aus den einfältigen Systemschriften immer gerne mit dem China Maos indem eine Milliarde Chinesen durch eine Einheitsuniform zur gesichtslosen Masse verschmelzen. Charakter oder Individualität kann nicht entstehen wenn alle das gleiche tun und nutzten.

Und die Investition in charakteristische Schriften kann sich durchaus auch bei kleinen Arbeiten rechnen. Eine charakteristische, dem Zeitgeist entsprechende Schrift ist ohne Weiteres in der Lage einem Layout Eigenständigkeit zu verleihen, dem Kunden ein begeistertes »Boa eh! Cool.« zu entlocken und dabei den Aufwand für die Entwicklung um ein, zwei oder drei Stunden zu verkürzen — mit tollen Bildern und starken Fonts wird die Gestaltung zum Kinderspiel.

Mehr über die Thematik finden Sie auch im Artikel ›Warum Schriften Geld kosten‹ bei typografie.info und in der Diskussion ›Schriftpiraterie …‹ am selben Server.

Quellen für Schriften — sogenannte Foundries — finden sich schon ein paar bei meinen Surftipps.

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