Steve Huff schrieb vor einiger Zeit, in seinen Augen sei Olympus fĂŒr die Fotografie, was Apple fĂŒr Computer ist. In meinen Augen ist es mĂŒĂig darĂŒber zu streiten ob die Produkte dieser Marken besser als die der Mitbewerber sind oder nicht â dazu soll sich doch jeder eine eigene Meinung bilden was fĂŒr ihn/sie am besten ist â, aber es lĂ€sst sich sicher nicht leugnen, dass beide in ihrem Business bedeutende Impulsgeber sind.
Olympus brachte als erster Hersteller DSLR-Systemkameras mit LiveView auf den Markt, man verbaute als erstes Sensorreinigung, man begrĂŒndete gemeinsam mit Panasonic das Segment der spiegellosen Systemkameras, Olympus lĂ€utete mit der ersten Pen den Retro-Trend ein, man setzte mit der 5-Achsen-Bildstabilisierung MaĂstĂ€be, beeindruckte unlĂ€ngst mit Pixelshift den Massenmarkt und bei aller Kritik an den kleinen Bildsensoren des MFT-Systems kann man der strategischen Entscheidung, alte Zöpfe abzuschneiden und ein völlig neues System fĂŒr das digitale Zeitalter zu entwickeln, Mut nicht absprechen.
Freude am Fotografieren | Ich fotografiere seit meiner Jungend mit Begeisterung, doch nie war mein SpaĂ gröĂer, als seit ich mit einer Olympus OM-D fotografiere. Zur OM-D E-M5 kam im Laufe der Jahre eine E-M1 fĂŒr aufwĂ€ndigere Foto-Sessions, sowie eine E-PL7 als Immer-dabei-Kamera.
Meine Olympus Pen E-PL7 mit Panasonic G 30mm Æ2.8 Macro |
Die E-PL7 ist eine fantastische kleine Kamera mit den Möglichkeiten einer ganz GroĂen, deren QualitĂ€t sich nicht hinter den Topmodellen E-M1 und E-M5 verstecken muss, und ist mit einem StraĂenpreis von unter 500 Euro absolut Preiswert (Amazon-Affiliate-Link) â ich hĂ€tte sie gegen keine D5500 oder 700D eintauschen wollen.  Ersetzt habe ich sie jetzt trotzdem: Durch Olympusâ neuesten Streich, die Pen-F.
Meine neue Immer-dabei-Kamera: Die Pen-F |
Rational betrachtet waren die GrĂŒnde dĂŒnn die E-PL7 durch die F zu ersetzen. Zwar gibt es ein paar Megapixel mehr bei wie man liest gleichem Rauschverhalten, was in Summe eine bessere MaximalqualitĂ€t ergeben sollte, aber ich bin mit den 16MP meiner OM-Ds und der E-PL7 absolut zufrieden und sehe keinen Bedarf an mehr. Die E-PL7 lieĂ mich unterwegs nichts missen. Also: Was hat mir an der F den Kopf verdreht?
The Beauty | Es sind nicht so sehr die inneren Werte, als viel mehr die Reize des attraktiven Körpers die mich einnahmen. Die Pen-F ist eine exzellent designte Kamera mit der unĂŒbertroffenen Haptik die fĂŒr Olympus typisch ist und der einzigartigen Leichtigkeit des Handlings von MFT. Mit der F wiederholt sich, was mir bereits bei der E-M5 widerfahren ist: Liebe auf den ersten Blick. Rationale Ăberlegungen sind daneben nur BeigemĂŒse!
Zwei EinstellrĂ€der | Abgesehen davon, dass die E-PL7 fĂŒr mich alles leistete was ich von einer Immer-dabei-Kamera erwarte, hat die F natĂŒrlich einige praktische Vorteile zu bieten. Viele mögen zuerst an den elektronischen Sucher denken â bei der E-PL7 gibt es nur das Display. Doch fĂŒr mich ist etwas anderes wichtiger: Die umfangreichere Ausstattung an Bedienelementen. Da ich ĂŒberwiegend im manuellen Belichtungsmodus arbeite ist ein zweites Einstellrad ein nicht zu unterschĂ€tzender Pluspunkt.
Das dritte Rad am Wagen | Noch besser fĂ€nde ich statt des dezidierten Rades fĂŒr die Belichtungskorrektur ein drittes frei definierbares Einstellrad. Mit drei EinstellrĂ€dern könnte ich auf eines die Blende, auf das zweite die Verschlusszeit und auf das dritte die Empfindlichkeit legen. Durch das strikt definierte Belichtungskorrekturrad bin ich bei Blendenvorwahl (A) quasi dazu gezwungen, ein Einstellrad fĂŒr Blende und eines fĂŒr ISO zu nutzen, wĂ€hrend bei manueller Belichtung eines die Blende und das andere die Zeit steuert und fĂŒr ISO ist eine Zusatztaste gedrĂŒckt werden muss, wĂ€hrend das dritte Rad (Belichtungskorrektur) brach liegt. Das fand ich bei der Nikon DÆ ebensowenig clever wie bei der Fuji T1 und es entzĂŒckt mich auch nicht wenn Olympus das macht.
Aus- statt Hochklappen | Ein weiterer Punkt der mir zunĂ€chst widerstrebte ist das seitlich ausklappbare Display â bei der E-PL7 wird es wie bei der E-M1 und E-M5 Mk1 hochgeklappt. Ein hochgeklapptes Display scheint mir besser geeignet unauffĂ€llig aus der HĂŒfte zu schieĂen. AuĂerdem definiere ich hĂ€ufig mit dem Daumen der rechten Hand das AF-Messfeld ĂŒber das Touch-Display â oder löse gleich per Touch aus. Beim hochgeklappten Display kann ich dabei den Zeigefinger nahe am Einstellrad bzw. dem Auslöser belassen â beim links ausgeklappten Display ist das nicht möglich. DarĂŒber hinaus scheint mir das seitlich ausklappende auch fragiler.
NatĂŒrlich hat ein seitlich ausklappendes Display auch Vorteile. Neben der Möglichkeit es fĂŒr Hochformataufnahmen zu nutzen, kann man es auch nach innen drehen und schlieĂen, so dass das Display beim Transport geschĂŒtzt ist.
In den letzten Wochen habe ich meist mit geschlossenem Display fotografiert und ausschlieĂlich den Sucher genutzt und irgendwie fĂŒhlt sich die Arbeit dann noch analoger an. Es ĂŒberrascht mich wie wenig einem an einer Kamera mit elektronischem Sucher ein Display abgehen kann!
Nase steuert Messfeld | Olympus ermöglicht bei der Pen-F das AF-Messfeld ĂŒber das Touch-Display auch dann zu verschieben, wenn man durch den Sucher schaut. FĂŒr Fotografen die mit dem rechten Auge durch den Sucher blicken (können) mag das gehen. Ich jedoch kann nur mit dem linken Auge arbeiten. Doch mit dem linken Auge am Sucher bedient die Nase die Messfeldsteuerung ĂŒber das Display (sofern es nicht nach innen geklappt ist). GlĂŒcklicherweise lĂ€sst sich die Funktion abschalten.
Lautlos | Neben Schönheit, umfangreicherer Ausstattung mit Bedienelementen und elektronischem Sucher reizte mich an der F vor allem die Möglichkeit des lautlosen Auslösens, sowie die Anti-Schock-Funktion fĂŒr erschĂŒtterungsfreie Aufnahmen. Letzteres ist sehr praktisch wenn man mit Stativ arbeitet â es erspart den Fernauslöser.
Wie bereits weiter oben erwĂ€hnt: Die gegenĂŒber meinen anderen Olympus-Kameras um 4MP erhöhte Auflösung war kein zugkrĂ€ftiges Argument fĂŒr mich. Umso weniger ĂŒbt Sensor-Shift und die Möglichkeit 50MP- bzw. 80MP-Bilder aufzunehmen einen nennenswerten Reiz auf ich aus.
Sehr kompakt | Ein weiterer Punkt ist noch ausschlaggebend, dass ich die F als Ersatz fĂŒr die E-PL7 in Betracht ziehen konnte: Sie ist kaum gröĂer und passt somit perfekt in meine kleine Immer-dabei-Tasche. Sie ist wirklich so klein, dass man sie problemlos immer dabei haben kann und trotzdem groĂ genug, dass sie sich gut und ergonomisch bedienen lĂ€sst.
Kleiner ist zu klein. Ich hatte vor der E-PL7 eine Lumix GM1. Die ist (ohne Objektiv) kaum gröĂer als eine Zigarettenschachtel. Seit ich die E-PL7 habe weiĂ ich aber, dass die paar Millimeter die ein so kleiner Apparat an Breite, Höhe und Tiefe noch einspart fĂŒr das Immer-dabei-Haben kaum relevant sind, wohingegen das etwas gröĂere GehĂ€use beim Handling einen deutlichen Bonus darstellt.
Auf der anderen Seite sind gröĂere Apparate, wie die OM-D-Modelle von Olympus oder die GX7 und GX8 von Panasonic nicht mehr ganz so perfekt taschentauglich. Olympus ist mit der Pen-F in meinen Augen der perfekte Kompromiss aus Kompaktheit und Bedienbarkeit gelungen.
Zweitkamera | Trotz meiner Begeisterung fĂŒr die F möchte ich nicht unter den Tisch fallen lassen, dass sie nicht meine erste Wahl wĂ€re, wenn ich nur eine Kamera haben wollte bzw. könnte. Sie kann beim Handling niemals mit der E-M1 mithalten, die fĂŒr mich mit angesetztem Hochformatgriff die Ergonomie schlechthin fĂŒr ausgedehnte Fotosessions ist.
Doch auch die E-M1 wĂ€re wohl nicht meine erste Wahl, wenn ich mich fĂŒr eine einzige Kamera entscheiden mĂŒsste, denn so sehr ich sie im Studio mag, die perfekte Immer-dabei-Kamera ist sie nicht. MĂŒsste ich mich fĂŒr eine einzige Kamera entscheiden wĂŒrde meine Wahl wohl auf die E-M5 Mk2 fallen. Sie scheint mir den Spagat zwischen Studiotauglichkeit und TransportabilitĂ€t besser zu meistern, als jede andere Kamera. Sie hat den gröĂeren Sucher als die F, ein etwas ergonomischeres GehĂ€use und ist gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet.
Nicht wetterfest | Die F ist nicht gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet. Viele haben das bereits im Vorfeld kritisiert, zumal sie nicht zum SchnĂ€ppchenpreis positioniert wurde. Auch wenn ich nichts gegen Staub- und Spritzwasserschutz einzuwenden hĂ€tte, ist es mir am Ende doch relativ egal. FĂŒr den Hardcore-Einsatz habe ich meine OM-Ds und die sind aufgrund ihres ergonomischeren Shapings sicher bessere Partner fĂŒr die doch verhĂ€ltnismĂ€Ăig groĂen und schweren Olympus-Pro-Objektive. Die F macht mit lichtstarken und kompakten Festbrennweiten eine viel bessere Figur und die sind in der Regel auch nicht abgedichtet, also wozu eine wasserfeste Kamera wenn es die Objektive nicht sind?
SpaĂgerĂ€t | Die Pen-F hat sich als absolutes SpaĂgerĂ€t erwiesen. Bereits vor einiger Zeit habe ich meine Arbeitsweise vollstĂ€ndig auf manuell umgestellt. Bei der Belichtung ist mir das seit vielen Jahren selbstverstĂ€ndlich, doch seit einiger Zeit experimentiere ich auch mit kreativen WeiĂabgleichseinstellungen fĂŒr die Aufnahmen und fokussiere auch hĂ€ufig manuell. Die F bietet alle Möglichkeiten die erforderlichen Parameter souverĂ€n im Griff zu behalten.
Nicht nur das: Ăber die Programme Color (Farbfilm-Simulation) und Mono (SchwarzweiĂ) erweitern sich die Möglichkeiten des kreativen Spiels mit der Kamera noch einmal immens. Nicht, dass es einen qualitativen Vorteil hĂ€tte oder wesentlich effizienter wĂ€re, mit solchen Programmen zu arbeiten â RAW-Dateien bieten immer das Maximum an Möglichkeiten der Korrektur und Kreativentwicklung, wohingegen sich die Kreativprogramme nur sinnvoll nutzen lassen wenn man in JPEG fotografiert â zumindest wenn man nicht mit Olympusâ RAW-Converter arbeitet (ich gehe davon aus, dass dieser in der Lage ist die Kreativeinstellungen auch aus einer RAW-Datei heraus zu interpretieren).
Zeit und Wetter haben mir in den letzten drei Wochen â seit ich die F habe â noch nicht viel Möglichkeit gegeben sie intensiv einzusetzen, deshalb ist die Auswahl an herzeigenswerten Bildern noch mehr als ĂŒberschaubar. Die nachfolgenden Bilder sind in den Motivprogrammen Color und Mono entstanden und hier so wiedergegeben wie sie von der Kamera gekommen sind.
Preiswerte Alternative | Ein Tipp noch fĂŒr alle die keine 1200 Euro fĂŒr ein KameragehĂ€use (ohne Objektiv) ausgeben wollen: Die OM-D E-M10 gibt es zum halben Preis mit Objektiv (Amazon-Affiliate-Link). Sie ist in meinen Augen die perfekte Einsteigerkamera die â anders als viele Mitbewerber â auch anspruchsvollen Fotografen noch alle Funktionen und Bedienelemente bietet die sie sich wĂŒnschen und die dabei trotzdem kompakt genug ist um sie gerne mitzunehmen und liegt dabei qualitativ absolut auf Augenhöhe mit den Spitzenmodellen. Einziger wirklicher Nachteil gegenĂŒber E-M5 und E-M1: Sie ist nicht gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet. Und gegenĂŒber der F: Sie hat 16MP statt 20MP.
Weiter zu meinem zweiten Bericht ĂŒber die F.
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