In einem meiner letzten Beiträge habe ich erwähnt, dass ich mit meinen Nikons immer mit 12Bit statt 14Bit fotografiert habe. Außerdem habe ich erklärt, dass Bildbearbeitung in 16Bit zwar theoretisch besser ist, sich in der Praxis aber kaum Unterschiede am Bild selbst sichtbar zeigen. Darauf teilte mir ein freundlicher Leser mit, dass Olympus’ Kameras »Schrott«-Dateien produzieren, dass ich »idiotische Sprüche« klopfe, dass ich »Vollformat schlecht schreibe und als unnötig bezeichne«, dass ich »unnötigen Quark von mir geben« und wenn ich behaupte keinen Vorteil in 14Bit statt 12Bit zu erkennen, hätte ich quasi sowieso keine Ahnung von Tuten und Blasen.
Schlagwort: Vollformat
Wer seine erste Kamera kaufen möchte, fragt sich, welche die richtige ist. Die Auswahl an verschiedenen Marken und Systemen ist noch immer groß. Wer darauf eine einfache Antwort gibt und eine bestimmtes System oder gar eine ganz bestimmte Kamera empfiehlt, schießt zu schnell. Jeder Fotograf ist anders und fotografiert Anderes anders. Deshalb haben die verschiedenen Systeme und Modelle auch alle ihre Berechtigung. Schlecht ist keines! Meine Empfehlung: Hört nicht auf andere! Hört auf euch selbst.
Viel wurde in diesem Jahr spekuliert, über die Zukunft von Olympus und MFT. Im Juli habe ich eigene Spekulationen in die Diskussion eingebracht, weil mir ein Gegengewicht zur Flut der negativen »Prognosen« – oft kaum durch Fakten gedeckt und manchmal als »Verkündigung der WAHRHEIT« etikettiert – wichtig erschien.
Nachdem mittlerweile klar ist, dass JIP plant das Geschäft ernsthaft und international weiter zu führen – auch wenn das offensichtlich noch nicht alle glauben wollen –, und dass die Produkte auch weiterhin das Label »Olympus« tragen werden, nehme ich diesen Faden hier noch einmal auf und erzähle auf Basis dessen, was ich so vom Kameramarkt mitbekomme, was für eine Entwicklung ich mittelfristig für die derzeit am Kameramarkt befindlichen Systeme für wahrscheinlich halte.
Dieses Video fasst meine Erfahrungen zusammen, die ich im Vergleich von MFT-Kameras (Olympus E-M1 III und E-M5 II) mit Sonys Vollformatkameras A7R IV und A7 III sowie der A6400 gemacht habe.
Die Vorteile größerer Sensoren sind unbestreitbar und durch unzählige Tests und Messungen in spezialisierten Labors belegt. Mich hat allerdings interessiert, wie deutlich sich die Unterschiede in der Praxis auswirken, und ob die Qualität tatsächlich so weit auseinander klafft, wie man anhand der Debatten annehmen müsste. Außerdem wollte ich herausfinden, ob Vollformat- und/oder APS-C-Systemkameras heute tatsächlich bei vergleichbarem Gewicht vergleichbare Aufnahmen in der Natur ermöglicht, wie MFT-Systeme.
Seit Olympus am 25.6.2020 bekannt gegeben hat, dass man die Imaging-Sparte an Investoren verkaufen wolle, und Presse und Community verkündeten, dass die Marke tot ist, habe ich ausgiebig zum Thema recherchiert und mehrere Blog-Artikel verfasst. Da aber mein Blog im Vergleich zu YouTube keine besonders reichweitenstarke Plattform ist, habe ich beschlossen deren Inhalte als Video aufzunehmen. Das Ergebnis ist knapp über eine Stunde lang und besteht aus drei Teilen:
- Teil: Wer ich bin (ab Minute 02:02, ca. 8 Min.)
- Teil: Warum ich Olympus liebe (ab Minute 10:40, ca. 25 Min.)
- Teil: Fakten, Meinungen und Gerüchte über die Zukunft von Olympus (ab Minute 35:08, ca. 27 Min.)
Aufgrund der nahezu abendfüllenden Länge des Videos habe ich überlegt es in drei einzelnen Teilen anzulegen, aber eigentlich gehören sie zusammen. Wer sich für einen Teil nicht interessiert kann ihn überspringen. Vom ersten Artikel bis zum Hochladen des Videos steckt wohl eine Arbeitswoche hinter dem Ergebnis – ich denke ich habe so gründlich als möglich gearbeitet, für eine Aufgabe die ich aus ehrenamtlichem Engagement betreibe.
Die Vorstellung der Olympus OM-D E-M1X hat die Diskussionen über die Bildqualität von Micro FourThirds, und ob sie professionellen Ansprüchen gerecht wird, wieder einmal kräftig hochkochen lassen. Als leidenschaftlicher Tierfotograf der auch bei Regen hinaus möchte, finde ich das neue Modell durchaus attraktiv. Das Preisschild von 3000 Euro schreckt mich wenig, hatten doch meine Vollformatkameras stets deutlich über 2000 Euro gekostet, ohne dabei die Möglichkeiten von Olympus’ neuem Flaggschiff zu bieten.
Der Kern von MFT ist Kompaktheit
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Wer solche Fragen stellt, hat den Kern von MFT nicht verstanden. Beim System von Olympus und Panasonic dreht sich alles um Kompaktheit! Kein anderes kann vergleichbare Transportabilität bei gleichzeitiger Erfüllung professioneller Ansprüche bieten. Zwar sind die Gehäuse von Sonys APS-C-Kameras auch kaum größer, doch spätestens wenn es darum geht auch Objektive einzubeziehen ist MFT klar im Vorteil.
Natürlich bieten größere Sensoren mehr Reserven in Sachen Schärfentiefe (Bokeh), High-ISO und Auflösung. Aber wie viel ISO und Auflösung brauchen wir denn überhaupt?
Folgt man der Kritik mancher Experten müsste man glauben, dass Fotos auf professionellem Niveau vor wenigen Jahren noch unmöglich waren. Vor einer Dekade waren mehr als 12 Megapixel selbst in der Profiklasse eher Ausnahme als Regel, und bereits geringes Anheben der Empfindlichkeit führte zu Rauschen wie die Sau. Die Profimodelle von damals steckt heute jede Einsteigerkamera in die Tasche.
Gespiegelt sehe ich die enorme technologische Entwicklung der letzten Jahre in der Qualität dessen was uns täglich auf Postern, Plakaten, in Anzeigen, Inseraten und im Internet begegnet nicht. Die Ästhetik mag sich geändert haben, doch qualitativ lässt sich kein relevanter Unterschied ausmachen. Professionelle Aufnahmen waren vor zehn Jahren so bestechend wie heute. Man muss Aufnahmen schon am Monitor in der 100-%-Ansicht unter die Lupe nehmen, um markante Unterschiede zu identifizieren.
Es ist keine Frage: Voll- und Mittelformat schlagen MFT qualitativ um Längen. Allerdings erst in den Bereichen wo MFT an seine Grenzen stößt. Doch um jenseits dieser Grenzen aus einer Kamera herauszuholen was in ihr steckt, genügt es nicht sie draufzuhalten und abzudrücken! Um den Mehrwert leistungsfähigerer Sensoren zu nutzen muss man neben der fotografischen Kompetenz auch den Willen aufbringen aufwändiger zu arbeiten.
Die Kernkompetenz von MFT findet sich nicht in der hochpräzisen Arbeit, sondern in spontaner Leichtigkeit. Das System kann einen unbeschwert auf allen Wegen begleiten, ist stets zur Hand und ist auch nach Stunden nicht ermüdend – weder beim Transport noch bei der Fotosession. In gewisser Weise ist MFT das System zum draufhalten und abdrücken.
Weshalb sollten Panasonic und Olympus auf Voll- oder Mittelformatsysteme umstellen? Letzteres kann sich ohnehin kaum jemand leisten. Und Vollformat? Gibt es nicht genug davon!? Nikon hat es, Canon hat es, Pentax ebenso, und Sony und Leica bieten es spiegellos.
Noch größer ist die Auswahl bei APS-C. Neben Canon, Nikon, Sony und Pentax findet man hier auch von Fuji erfolgreiche und eigenständige Modelle.
Selbst im Mittelformat ist die Auswahl groß: Zu Phase One, Hasselblad, Pentax und Leica gesellt sich nun auch Fuji. Finden sich in diesem Nischenmarkt nicht schon genug Systeme?
Panasonic und Olympus teilen sich gemeinsam ein einzigartiges System, das sich von Voll- und Mittelformat völlig unterscheidet und auch noch zu APS-C einen sinnvollen Kontrast bildet. Dabei sind die beiden Marken unterschiedlich genug echte Alternativen zueinander zu bilden und den unterschiedlichen Typen von Fotografen für die das kompakte System in Frage kommt gerecht zu werden.
Ein Umstieg der beiden auf Systeme mit größeren Sensoren wäre ein Verlust für den Fotomarkt, denn eine besonders kompaktes System ginge dadurch verloren. Ein zweites System parallel zu MFT zu entwickeln und zu pflegen würde wohl die Ressourcen spalten und weder einem neuen System noch MFT nutzen.
MFT ist gut wie es ist und wie es sich entwickelt und wir alle sollten froh sein es zu haben.
Ich schätze die Innovationen von Sony und Fuji sowie die Kameras von Nikon aus eigener Erfahrung. Ich respektiere und bewundere Leute die mit Mittelformat fotografische Kunstwerke gestalten. Dasselbe gilt für die Künstler die mit Leica die Straßen heimsuchen und uns berührende Impressionen aus dem Leben der Menschen einfangen. Trotzdem bin ich ein anderer Fotograf und arbeite am liebsten mit MFT, weil mir das System Leichtigkeit, Spontanität und Freude vermittelt.
Natürlich beginnt MFT an seine technischen Grenzen zu stoßen. Zwar gibt es noch Potenzial bei Rauschverhalten und Dynamikumfang. Doch in Sachen Auflösung sehe ich nicht mehr viel Raum nach oben. Jenseits der 20 Megapixel wird die Beugungsunschärfe sehr wahrscheinlich ein unüberwindliches Hindernis darstellen, sofern die Programmierer keine Wunderwaffe dagegen erfinden. Olympus regelt nicht umsonst bei seinen Kamera im hochauflösenden Modus bei Blende ƒ8 ab. Bei 40 Megapixel nimmt der kleine Sensor über ƒ8 nur mehr Matsch auf.
Ein Drama ist die Grenze der Auflösungsfähigkeit allerdings nicht.
Mit 20 Megapixel erreicht der Fotograf ganz locker A3 bei 300ppi Auflösung. Höhere Druckauflösungen als 300ppi sind zwar möglich, bringen aber nicht mehr viel, da auch unsere Augen Grenzen im Auflösungsvermögen haben. Schärfere Details in der Wiedergabe würden also quasi in der Unschärfe unserer Augen untergehen.
Natürlich muss man mit 20MP Abstriche bei der Auflösung bei Wiedergaben über A3 machen. Doch noch bei A1 (immerhin 594×841mm) ergibt sich damit eine Auflösung von 150ppi. Wer jetzt glaubt, dass die Hälfte der empfohlenen Auflösung eine absolute Katastrophe sein muss, sollte sich einmal einen Druck eines 150-ppi-Bildes genau ansehen. Sehr genau! Denn man muss schon sehr nahe hingehen und sehr genau hinsehen, den Qualitätsmangel der geringen Auflösung zu erkennen. Aus der Distanz aus der ein A1-Poster normalerweise betrachtet wird ist die Frage ob 300ppi oder 150ppi völlig irrelevant.
Um noch einmal früher zu zitieren: Kann sich jemand erinnern vor zehn Jahren unscharfe Großflächenplakate gesehen zu haben? Damals hatten selbst professionelle Digitalkameras wie gesagt oft nur 12MP. Für ein 16-Bogen-Plakat musste diese Auflösung auf 336×238cm aufgeblasen werden. Bei 12MP ergibt sich dann eine Auflösung von 30ppi. Ist jemals jemandem aufgefallen, dass diese Plakate damals nur mit 30ppi gedruckt wurden?
Genau genommen werden sie auch heute noch mit 30ppi gedruckt, denn die Druckraster dieser Plakate sind so grob, dass mehr als 30ppi gar nichts bringen würde. Trotzdem sehen wir keinen Qualitätsmangel, da wir die Plakate aus so großer Distanz betrachten, dass unsere Augen die grobe Auflösung nicht erfassen.
Natürlich ist eine MFT-Kamera kein Arbeitsgerät für einen Werbefotografen der Motive für Plakatwände von drei und mehr Metern Breite aufnimmt. Natürlich gibt es Motive die von der präziseren Detailschärfe von Voll- und Mittelformatkameras auch bei Postern unter Plakatwandformat profitieren. Doch diese Präzision erreicht man nicht mehr indem an aus freier Hand fotografiert.
Hochauflösende Aufnahmen wirken beim Fotografieren aus freier Hand wie eine Lupe für das Zittern unserer Hände. Wer glaubt Bildstabilisierung könne das kompensieren irrt! Bildstabilisierung ermöglicht aus freier Hand bei deutlich längeren Verschlusszeiten relativ scharfe Aufnahmen. Sie ist aber gleichzeitig keine gute Zutat für absolut scharfe Aufnahmen.
Wer maximale Detailschärfe aus einem Bildsensor heraus kitzeln möchte, stellt seine Kamera am besten auf ein massives Stativ und die Bildstabilisierung ab. Nutzt man dann auch noch Spiegelvor- und Fernauslösung steht bestechend scharfen Aufnahmen nichts mehr im Wege.
Doch genau das ist nicht die Arbeitsweise für eine Kamera die auf Kompaktheit und Leichtigkeit getrimmt ist. Wer ein schweres Stativ mit zur Location schleppt hat nur mehr wenig Grund bei der Kamera und den Objektiven Gramm zu zählen.
Die Lupenwirkung der Auflösung für Verwackelung der Kamera ist übrigens auch der Grund weshalb die Sache mit dem Crop aus dem Bild schneiden wenn die Brennweite wieder einmal nicht reicht nicht so recht funktioniert, denn einen scharfen Crop gibt es nur bei einer scharfen Aufnahme. Leider werden umso mehr Aufnahmen nicht so 100% scharf ausfallen je höher die Auflösung ist.
Es gibt Mittelformatkamerasysteme mit denen sich bei fachgerechter Anwendung und dem notwendigen Aufwand Kunstwerke gestalten lassen die mit anderen Kameras unerreichbar sind. Vollformatkameras bieten Spitzenleistungen ohne, dass für sie der Preis eines Mittelklassewagens zu bezahlen ist – sie sind gut und dennoch nicht übergroß. Und es gibt kompakte Systeme wie MFT, die dadurch glänzen, dass sie auch ohne krummen Rücken professionelle Qualität bieten, auch wenn ihre Grenzen etwas enger gesteckt sind.
Freuen wir uns über die Auswahl, und dass jeder Fotograf findet, was am besten zu ihm passt, und hören wir auf Dinge zu kritisieren die außerhalb unseres individuellen Horizonts liegen. Dinge sind nicht deshalb schlecht, nur weil sie nicht das Richtige für uns sind!
Sony a7RII vs. Olympus Pen-F
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Anders als die E-M1 löst die Pen-F mit 20MP auf und erlaubt durch Sensor-Shifting Auflösungen von 50MP bzw. 80MP. Zwar ist Sensor-Shifting bislang nur mit Stativ und bewegungslosen Motiven einsetzbar aber die Qualität von Linsen kann man damit dennoch recht gut prüfen, weshalb ich vor Kurzem alle meine Linsen einer Test unterzog.
An der a7RII kam das FE 50mm ƒ1.8 zum Einsatz, bei der Pen-F das 12–40mm ƒ2.8. Damit habe ich mit Stativ und Selbstauslöser meinen üblichen Text-Chart mit verschiedenen Blendeneinstellungen abfotografiert.
Die obere der drei Aufnahmen zeigt jeweils das Ergebnis der Sony (JPEG-Aufnahme), in der Mitte Pen-F bei 50MP (JPEG-Aufnahme) und unten Pen-F bei 80MP (RAW-Aufnahme).
Doppelt hält besser
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Einer der großen Vorteile des kompakten MFT-Systems ist es, dass man auch noch relativ unbeschwert unterwegs ist, wenn man zwei oder drei Kameras schultert. Gerade jetzt im Frühjahr gehe ich gerne mit einem Supertele in den Wald, möchte aber zwischendurch auch Landschaftsaufnahmen machen können, was eher ein Weitwinkel erfordert. Mit einer Kamera bedeutet das Objektivwechsel, mit zweien lediglich Kamerawechsel.
Zwei Vollformatkameras stundenlang durch die Gegend zu schleppen ist kein Spaß, zwei MFTs hingegen wiegen weniger als eine Vollformat-DSLR mit zwei entsprechenden Wechselobjektiven. Kurze Rechnung:
- Nikon D610: 850g (inkl. SD-Karte und Akku) + 24–70mm ƒ2.8: 1070g + 70–300mm Telezoom: 745g
= 2665g. - Olympus OM-D E-M5: 425g (inkl. Karte und Akku) + Olympus OM-D E-M1: 497g (inkl) + 12–40mm ƒ2.8: 382g + Lumix 100–300mm Telezoom: 985g
= 2289g.
Dezenter Vorteil meiner MFT-Ausrüstung: die 300mm des Pana Telezooms entsprechen 600mm auf Kleinbild umgerechnet. Nikon bietet zwar auch ein Supertelezoom mit 200–500mm an, das bringt aber mehr als zwei Kilo auf die Waage.
Dass die Vollformatriesen streng genommen ein Quäntchen bessere Detailqualität und -schärfe abliefern steht außer Frage. Doch so lange man aus freier Hand und nicht mit Stativ oder Blitzen arbeitet bleiben die Unterschiede für die meisten Anwendungen eher akademischer Natur und ich gebe dem praktischen Nutzen des Gewichtsvorteils und Verzichts auf Objektivwechsel ganz klar den Vorzug.
Fotografie aus Leidenschaft
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Ich fotografiere nicht weil ich muß. Ich fotografiere aus Leidenschaft. Ich lebe weder für noch von der Fotografie. Ich lebe mit Fotografie. Fotografie lebt mit mir. Sie begleitet mich. Eine Kamera ist stets dabei.
Als Fotografie-Trainer und -autor ist sie Teil meines Berufslebens, aber als solcher kann ich Fotografieren was, wie und womit ich will – eine Freiheit die sonst nur Hobbyfotografen haben. Eine wunderbare Freiheit!
Ich fotografiere weil mich eine große Leidenschaft für den Akt des Fotografierens beseelt. Ich liebe es Ausschau nach bemerkenswerten Szenen zu halten, mich ganz den Dingen um mich herum zu öffnen und zum Entdecker von Motiven zu werden.
Ich liebe die Optik, die Haptik und den Klang meiner Kamera. Ich liebe es mit einem Messfeld, manuell oder per Fingertipp den Fokuspunkt zu bestimmen, liebe die Überlegung welche Blende das Motiv am Besten zur Geltung bringt und die Suche nach der optimalen Belichtung. Fotografie bringt mich zum Flow. Die Aufnahme ist angenehmer Nebeneffekt.
Das mag für zielorientierte Menschen befremdlich klingen. Ich bin nicht besonders zielorientiert. Das heißt nicht, dass ich keine Ziele habe. Aber ich bevorzuge Ziele zu denen ein mich reizender Weg führt. Oder umgekehrt: Ich mag keine Ziele die mich zu Wegen nötigen die mir zuwider sind. Auch wenn es abgedroschen klingen mag: Der Weg ist mein Ziel. Das Ziel selbst ist lediglich das Finale des Weges. Um es sportlich auszudrücken: Dabei sein ist alles! Ein Ziel ist für mich eher Perspektive als unabänderliches Endresultat.
Manchmal ist das Ziel sogar der Ort an dem ich mich gerade befinde. Neben meinen Leidenschaften für das Schreiben und das Fotografieren habe ich beispielsweise auch eine Leidenschaft fürs Fahren. Mein Auto hat dabei viel mit meiner Kamera gemein: Der kleine Roadster gehört nicht zu den stärksten, er ist nicht der schnellste, ich kann mit ihm weder ins Gelände noch viele Menschen oder große Dinge transportieren. Aber er vermittelt mir ebenso wie meine Kamera eine unbeschwerte Leichtigkeit.
Ich mag sein Design, seine Haptik, seinen Sound. Ich könnte nicht mehr Spaß am Fahren haben wenn es ein Ferrari oder Aston Martin wäre. Leute für die vor allem Größe zählt, für die mehr immer mehr ist, größer besser ist und die erst zufrieden sind wenn es nichts mehr gibt was noch besser sein könnte (sprich also: nie), werden auch das nicht verstehen.
Wenn man manchen Fotografen zuhört könnte man glauben vor der letzten Photokina wäre keine qualitativ akzeptable Fotografie möglich gewesen. Alles was in Sachen Rauschverhalten, Auflösung und Kontrastumfang nicht State of the Art ist, ist des fotografischen Einsatzes unwürdig.
Deshalb kommt beispielsweise keine Kamera mit einem FourThirds-Sensor in die Tüte. Zu geringe Auflösung, zu schlechtes Rauschverhalten, zu wenig Kontrastumfang! Dabei rauchen alle MFT-Kameras die ich seit 2014 hatte meine erste Profikamera von 2008, die Nikon D700, in Sachen Auflösung und Rauschverhalten in der Pfeif. Außer der Lumix GM1 stecken sie sie auch beim Kontrastumfang in die Tasche.
Warum soll heute unbrauchbar sein was vor wenigen Jahren des Profis Topqualität war? Die technische Brillanz die mit den neuesten High-Tech-Werkzeugen zu erreichen ist, ersetzt weder Inspiration noch Emotion. Die Qualität einer Fotografie lässt sich nicht in Linienpaaren per Millimeter messen, die Freude am Fotografieren schon gar nicht.
Natürlich sei es jedem belassen so viel Freude an technischen Spielzeugen und beim Abzählen von Linien per Millimeter zu haben wie er will und es ist nichts verwerfliches daran für Fineart-Prints das letzte Quäntchen Detailreichtum aus seiner Ausrüstung kitzeln zu wollen. Ich finde es aber müßig den eigenen Anspruch an eine theoretisch erzielbare Maximalqualität zum Kreuzzug zu erklären und zu glauben jeden der andere Ansprüche hat zum rechten Weg bekehren zu müssen!
Fotografie besteht nicht nur aus Megapixel, Dynamikumfang und High-ISO. Fotografie ist ein kreativer Prozess und eine Kunstform und ihre Qualität misst sich ebensowenig am eingesetzten Werkzeug wie sich die Qualität eines Gemäldes am verwendeten Pinsel misst.
Als Mountain-Biker musste ich immer über jene Gelegenheits-, Mode- und Einsteiger-Biker schmunzeln die sich sanfte Steigungen hoch mühten, denen du ansahst, dass sie die erste Tour noch nicht lange hinter sich aber das gerade angesagteste High-Tech-Bike unter ihrem Hintern haben. Ich war so Mittelklasse unterwegs. Ich hatte ein vernünftiges Bike, allerdings weitab von State of the Art. Hatte ich mich damit einen Berg hinauf gequält und ich begegnete dabei einem hartgesottenen Trend-Verweigerer, auf einem Drahtesel der mehr mit einem alten Waffenrad als mit einem Mountainbike gemein hatte, rang mir das immer besonderen Respekt ab.
Ich will mich fotografisch nicht unnötig abmühen. Ich liebe die Leichtigkeit der Fotografie die mir meine Kameras geben, was nur in Kombination mit den konkurrenzlos kompakten Objektiven möglich ist. Ihr Volumen schmiegt sich perfekt in meine Hände, die verwendeten Materialien geben ihnen im Verhältnis zur Größe ein sehr sattes Gewicht und dennoch ist es so gering, dass es sich im wahrsten Sinne des Wortes unbeschwert fotografieren lässt.
Dass ich dieses Thema in meinem Blog immer wieder aufnehme, liegt nicht daran, dass ich mich auf einer Mission gegen Vollformat befinde. Ganz im Gegenteil! Wenn ich in einer Mission unterwegs bin, dann im Namen der Vielfalt. Die verschiedenen Systeme haben wie schon so oft gesagt Vor- und Nachteile. Die breite Auswahl an Konzepten ermöglicht jedem das zu finden was er braucht.