Meine Gedanken zur preislichen Positionierung des neuen Olympus Super-Telezooms.
Schlagwort: Tele
Olympus 100–400, Panasonic 100–400, Olympus 40–150 und Olympus 300 Pro im Vergleich
Posted in Erfahrungsberichte
Im September hatte ich die Möglichkeit das neue Olympus 100–400mm Superteleobjektiv ausgiebig zu testen und ich habe das zum Anlass genommen es ausgiebig und gezielt mit meinem 40–150mm ƒ2.8 Pro und 300mm ƒ4 Pro mit Telekonvertern sowie dem 100–300mm zu vergleichen, worüber ich bereits in mehreren Artikeln berichtet habe. Hier ist noch einmal mein Eindruck zusammengefasst als Video.
Links:
Blog: Olympus M.Zuiko 100–400mm vs. Panasonic Leica 100–400mmBlog:Olympus M.Zuiko 100–400mm vs. M.Zuiko 300mm ƒ4 Pro
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Panasonic Lumix G Leica DG Vario-Elmar 100–400 mm / F4-6.3 ASPH. / Power O.I.S. (Abbildung: Panasonic) |
Ich habe mich bislang nicht unbedingt als großer Freund besonders langer Brennweiten geoutet, was nicht zuletzt daran liegt, dass ich eher selten da nach Motiven jage wo Brennweite Trumpf sind. Trotzdem gibt es auch für einen Weitwinkel-Fan gelegentlich Situationen in denen ein normales Tele nicht ausreicht. Außerdem hat man als ambitionierter Fotograf irgendwie das Gefühl nicht ganz komplett zu sein wenn sich im Objektivpark nicht auch ein Supertele befindet.
Für MFT-Fotografen sind Brennweitengiganten glücklicherweise etwas preiswerter zu haben wie bei Systemen mit größeren Bildsensoren, schließlich führt der kleine Sensor auch zu etwas, das oft als »Brennweitenverlängerung« bezeichnet wird. Olympus’ 75–300mm ist bereits für knapp unter, Panasonics 100–300mm für knapp über 500 Euro zu haben – am langen Ende des Zooms weisen beide beachtliche 600mm kleinbildäquivalente Brennweite auf.
Ich hatte mich für Panasonics Superzoom entschieden und war von der Abbildungsqualität von Beginn an beeindruckt. Aus Neugier habe ich letzten Herbst auch Olympus’ Supertelezoom getestet, es mit Panasonics 100–300mm verglichen und einen Bericht dazu verfasst. Fazit: Die beiden schenken sich wenig.
Trotzdem, dass ich Panasonics 100–300mm schätze, hatte ich es eher selten im Einsatz, denn gefährliche oder scheue Tiere stehen nicht an vorderster Stelle meines Abschussplans, und für Motive die nicht beissen oder fliehen sind so lange Rohre keine Notwendigkeit.
Im vergangenen Winter wuchs allerdings der Wunsch und die Lust im Frühjahr mit der Kamera auf Vogeljagd zu gehen, was das Panasonic-Superzoom nun vermehrt zum Einsatz brachte Leider machte der vermehrte Einsatz ein Problem augenscheinlich: Der Fokusring läuft zwar weich, er sperrt sich aber ein bisschen dagegen in Bewegung versetzt zu werden – um die Schärfe einzustellen muss immer etwas Reibungswiderstand überwunden werden. Bei Brennweiten ab 200mm KB erschwert das allerdings das Finetuning der Fokussierung. Der Spaß am Fotografieren kann einem durchaus vergehen, wenn dauernd das Motiv von dannen hüpft, während man noch die Fokussierung zu optimieren versucht oder wenn das Gros der Aufnahmen den Schärfepunkt nicht an der richtigen Stelle hat.
Bis Ende 2015 sah es bei MFT mit hochwertigen Superteles noch übel aus, was sich mit 2016 aber ändert. Olympus hat eine 300mm-ƒ4-Pro-Festbrennweite auf den Markt gebracht und Panasonic ein höherwertiges, spritzwassergeschütztes Superzoom mit Leica-Label und einem Brennweitenbereich von 100–400mm.
Nun ist die Begeisterung der Fachpresse für Olympus’ lichtstarkes 300mm Objektiv groß, doch es ist mit einem Preisschilf von 2500 Euro nicht eben ein Schnäppchen. Demgegenüber ist Panasonics 100–400mm-Zoom um 1500 Euro (Amazon-Affiliate-Link) dann doch preiswert.
Seit einigen Tagen habe ich die Möglichkeit Panasonics neues Superzoom zu testen. Ich war gespannt wie sehr sich die 100mm mehr (200mm KB mehr) in der Praxis auswirken. Und, ja: Es wirkt sich absolut aus – mehr als ich erwartet hatte. Es sind die entscheidenden Millimeter die mir bislang fehlten Robin & Co einigermaßen formatfüllend abzulichten.
Neben der längeren Brennweite und der flexibleren Einsetzbarkeit aufgrund des Zooms bietet das Panasonic gegenüber Olympus’ Supertele auch den Vorteil etwas kompakter und leichter zu sein. Spritzwasserfest und staubdicht ist das Pana dennoch und leicht ist die Linse – zumindest nach MFT-Maßstäben – trotzdem nicht. Vielmehr vermittelt es den Eindruck aus solidem Metall gefertigt und für Profis konstruiert worden zu sein. Lediglich die vorschiebbare, fix verbaute Ministrulichtblende auf die sich eine zweite Streulichtblende aufschrauben lässt ohne dabei arretierbar zu sein lässt mich etwas ratlos zurück – allerdings ist das am Ende nur ein Detail.
Nachdem ich das Objektiv nun auf zwei Ausflügen eingesetzt habe bin ich schwer begeistert. Ich würde sagen ich werde gerade vom Supertele-Skeptiker zum Supertele-Fan bekehrt. Endlich gelingt es mir ausreichend nahe an kleine Piepmatze heranzukommen vernünftige Aufnahmen von ihnen zu schießen. Dabei ist die Kompaktheit es MFT-Systems einmal mehr ein riesiger Vorteil: Vergleichbare Brennweite für APS-C oder Kleinbild sind in der Regel mehr als die Hälfte länger und bringen das zwei- bis dreifache Gewicht auf die Waage. Tatsächlich ist das 100–400mm nur unwesentlich länger als beispielsweise Nikons Standardzoom 24–70mm ƒ2.8 und sogar etwas leichter. Entsprechend komfortabel lässt es sich einsetzen.
Beeindruckt hat mich die Bildstabilisierung. Obwohl die In-Body-Stabilisierung von Olympus bekanntermaßen exzellent ist, bevorzuge ich bereits beim 100–300mm Panasonics Stabilisierung im Objektiv. Das ist beim 100–400mm nicht anders. Was sie tatsächlich leistet muss man im Grunde selber sehen um eine Vorstellung davon zu haben. Bei 800mm Kleinbild entsteht eine enorme Hebelwirkung für die geringste Unruhe beim Halten der Kamera – ohne Stativ scheint ruhiges Halten unmöglich. Umso verblüffender wie stabil das Bild im Sucher urplötzlich wird wenn durch halbes Drücken des Auslösers die Bildstabilisierung aktiv wird.
Das 100–400mm ist wirklich ein Objektiv das man mit Freude einsetzt. Und die Freude hört beim Fotografieren nicht auf. Auch die Abbildungsqualität enttäuscht nicht. Das Bokeh ist ebenso wunderbar cremig und die fokussierten Bereiche knackscharf – jedenfalls so lange die ISO-Empfindichkeit nicht zu hoch klettern oder die Verschlusszeit für die Brennweite doch zu lang wird, doch dafür kann das Objektiv nichts. Durch Einsatz eines Einbein- oder gleich eines normalen Stativs ist natürlich noch mehr raus zu holen als aus freier Hand – trotz überzeugender Bildstabilisierung.
Neben der Möglichkeit Fernes ganz nah heran zu holen glänzt das Objektiv auch durch exzellente Freistellungsqualitäten: Fokussiert auf die Naheinstellgrenze von 1,3m ergibt sich bei 400mm und ƒ6.3 ist eine Schärfentiefe von gerade einmal 1,4mm zu erzielen – selbst auf 500m fällt die Schärfentiefe noch nicht unendlich aus (sie beträgt dann 323m).
Aufgrund der für ein Supertele recht geringen Naheinstellgrenze erzielt das 100–400mm einen Abbildungsmaßstab von 1:2 und kann dementsprechend durchaus noch als Makroobjektiv durchgehen – es gibt Objektive die sich Makro auf die Hülle schreiben und das nicht erreichen.
Clevere Details am Rande: Am Objektiv befindet sich ein Schalter mittels dem man von Full–Infinity (1,3m bis unendlich) auf 5m–Infinity (5m bis unendlich) umschalten kann, was die Fokussierung beschleunigen soll. Der Ring für die Stativschelle ist fix montiert, nur der Fuß mit dem das Objektiv montiert wird, wird angeschraubt. Im Ring sind die Schalter für Bildstabilisierung und Full/5m–Infitity integriert – der Ring lässt sich trotzdem leicht drehen, so dass man bequem vom Quer- ins Hochformat wechseln kann.
Nachtrag: Mittlerweile habe ich meine Objektive einer einfachen Testreihe unterzogen. Für das 100–400mm Tele hat sich herausgestellt, dass es, so wie ein Leser angemerkt hat, am langen Ende der Brennweite bei 400mm tatsächlich nicht sonderlich scharf zeichnet. Weiters habe ich den Eindruck erhalten, dass es im Brennweitenbereich des 100–300mm auch keine besseren Ergebnisse erzielt.
Dies bestätigt für mich, dass das 100–300mm für seinen Preis sehr scharf abbilden kann. Ich persönlich ziehe dennoch das 100–400mm vor. Die Gründe sind:
Doppelt hält besser
Posted in Fotografie
Einer der großen Vorteile des kompakten MFT-Systems ist es, dass man auch noch relativ unbeschwert unterwegs ist, wenn man zwei oder drei Kameras schultert. Gerade jetzt im Frühjahr gehe ich gerne mit einem Supertele in den Wald, möchte aber zwischendurch auch Landschaftsaufnahmen machen können, was eher ein Weitwinkel erfordert. Mit einer Kamera bedeutet das Objektivwechsel, mit zweien lediglich Kamerawechsel.
Zwei Vollformatkameras stundenlang durch die Gegend zu schleppen ist kein Spaß, zwei MFTs hingegen wiegen weniger als eine Vollformat-DSLR mit zwei entsprechenden Wechselobjektiven. Kurze Rechnung:
- Nikon D610: 850g (inkl. SD-Karte und Akku) + 24–70mm ƒ2.8: 1070g + 70–300mm Telezoom: 745g
= 2665g. - Olympus OM-D E-M5: 425g (inkl. Karte und Akku) + Olympus OM-D E-M1: 497g (inkl) + 12–40mm ƒ2.8: 382g + Lumix 100–300mm Telezoom: 985g
= 2289g.
Dezenter Vorteil meiner MFT-Ausrüstung: die 300mm des Pana Telezooms entsprechen 600mm auf Kleinbild umgerechnet. Nikon bietet zwar auch ein Supertelezoom mit 200–500mm an, das bringt aber mehr als zwei Kilo auf die Waage.
Dass die Vollformatriesen streng genommen ein Quäntchen bessere Detailqualität und -schärfe abliefern steht außer Frage. Doch so lange man aus freier Hand und nicht mit Stativ oder Blitzen arbeitet bleiben die Unterschiede für die meisten Anwendungen eher akademischer Natur und ich gebe dem praktischen Nutzen des Gewichtsvorteils und Verzichts auf Objektivwechsel ganz klar den Vorzug.
Eigentlich bin ich kein deklarierter Fan langer Telebrennweiten. In der Tat könnte ich gut auf alles über 120mm verzichten. Aber warum sollte man?
Preiswert, wenn auch nicht unbedingt professionell
Als MFT-User ist es besonders leicht an extrem lange Brennweiten zu kommen oder zumindest budgetär nicht besonders schmerzhaft, wobei nicht unter den Tisch fallen soll, dass es für Fotografen mit professionellen Ansprüchen bislang kein MFT-Supertele gibt (allerdings ist von Olympus ein 300mm ƒ4 angekündigt). Aufgrund des Formatfaktors von 2 ergibt ein 300mm Tele an einer Kamera von Olympus oder Panasonic den Bildausschnitt eines 600mm Superteles an einer Vollformatkamera.

Bevor wir uns konkret den Belichtungseinstellungen, der Überprüfung der Belichtung und der Belichtungskorrektur zuwenden, müssen wir noch das Problem der Verwackelung ansprechen.
Wenn man mit der Kamera in der Hand fotografiert, wird es einem nie gelingen, die Kamera absolut ruhig zu halten. Bei ausgesprochen kurzen Belichtungszeiten, im Rahmen von Hundertstel oder Tausendstel Sekunden ist das kein Problem, da die Verwackelung so gering ausfällt, dass sie im Bild nicht zu erkennen ist. Bei längeren Belichtungszeiten hingegen ist das ein Problem.
Dabei gibt es keinen fixen Wert, ab dem unter allen Bedingungen ab einer bestimmten Zeit die Gefahr zu verwackeln zunimmt. Vielmehr hängt die Zeit, die man relativ sicher aus freier Hand ohne Verwackelung belichten kann, von der Länge der Brennweite ab. Es gilt: Je länger die Brennweite, desto kürzer muss die Belichtungszeit sein, um Verwackelung zu vermeiden.
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Winkel der Verwickelung, lange Brennweite und kurze Brennweite. |
Der Grund dafür ist relativ simpel. Man wird die Kamera nicht grundsätzlich mehr oder weniger unruhig halten, wenn man mit kurzer Brennweite ➀ oder langer Brennweite ➁ fotografiert. Allerdings wirkt sich die Stärke der Verwackelung ➂ beim engen Bildausschnitt eines Teles wesentlich deutlicher aus als beim großen Ausschnitt eines Weitwinkels.
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Verwickelung im engen Ausschnitt eines Teles. | Exakt dieselbe Verwickelung, doch im weiten Bildausschnitt der Weitwinkelbrennweite ist sie kaum mehr zu erkennen. |
Der Kehrwert der Brennweite markiert die längste Belichtungszeit | Um zu berechnen, wie lang die längste Belichtungszeit ausfallen darf, um aus freier Hand noch relativ sicher ohne deutlich sichtbare Verwackelung belichten zu können, nimmt man als Faustregel einfach den Kehrwert der Brennweite an. Also zum Beispiel bei einer Brennweite von 50mm 1/50 Sekunde, bei 100mm 1/100, bei 200mm 1/200 und so weiter. Zu berücksichtigen ist dabei, dass sich die Brennweite in der Regel auf Kleinbild bezieht. Das heißt, bei einer Kamera mit Kleinbildformat kann die Faustregel 1:1 anwendet werden. Bei einer Kamera mit einem kleineren Sensorformat, muss dabei aber der Formatfaktor berücksichtigen und auf Kleinbild umrechnet werden.
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Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich: »Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger« Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe ISBN 978-3-8362-3465-8 Buch: 29,90; E-Book: 24,90 Weitere Informationen und Demokapitel auf der Website des Verlags; Affilate-Link zum Buch bei Amazon. |

Es wird in diesem Artikel, so wie generell hier in der Serie und im ganzen Blog, etwas Nikon-lastig. Das liegt vor allem daran, dass ich selbst mit Nikon SLR fotografiere und darüber am objektivsten schreiben kann. Die meisten Objektive die ich hier erwähne und zeige hatte ich selbst schon in Verwendung. Das alles soll aber andere Marken nicht diskriminieren.
Werde ich nach einem Rat zum Kamerakauf gefragt, gebe ich eine doppelte Antwort: Ich persönlich habe mich bewusst für Nikon entschieden und habe auch objektive Argumente dafür. Aber alle Hersteller kochen nur mit Wasser und was für mich optimal ist, muss dem Anderen noch nicht passen. Am Besten zu einem Händler gehen, der mehrere Marken führt und verschiedene Modelle verschiedener Marken in die Hand nehmen, sich ausgiebig damit befassen und sich dafür entscheiden, was einem am besten liegt, was einem das beste Gefühl vermittelt.
Obschon ich mich beim DSLR-System für Nikon entschieden habe, finde ich die derzeit interessantesten Kompaktkameras die PowerShot S95 von Canon und die Lumix LX-5 von Panasonic. Noch interessanter als kompakten Ausbau zur großen SLR: Lumix GF2 und Fuji X100. So sehr ich von Nikon DSLR-Kameras begeistert bin, im kompakten Bereich sehe ich dort im Moment kein Modell, das meine Wünsche und Vorgaben tadellos erfüllt.
Soviel vorweg, für alle, die sich hier etwas zu wenig repräsentiert fühlen, weil sie mit einer anderen Marke als Nikon fotografieren (mehr über meine Meinung zu Marken-Fetischismus habe ich im Artikel ›Tee oder Kaffee‹ geschrieben). Jetzt aber zurück zum eigentlichen Thema:
Objektive
Die richtige Kamera ist wichtig um Spaß an der Fotografie zu haben (siehe auch ›Fotografische Genres und die geeignete Kamera‹). Mindestens ebenso wichtig für gute Resultate – wenn nicht sogar noch wichtiger – ist das passende Objektiv. Zwei Kriterien sind ausschlaggebend bei der Auswahl des passenden Objektivs.
Nur die besten Objektive für gute Kameras | Zum Einen ist das natürlich die Qualität der Optik. Eine sehr gute Kamera mit hoher Bildauflösung bringt gar nichts, wenn die eingesetzten Objektive nicht in der Lage sind Motive in ausreichender Schärfe und Qualität an den Sensor zu liefern. Hochauflösende Kameras mit 16 oder 25 Megapixel erzeugen in Kombination mit mittelmäßigen Objektiven keine besseren Bilder, sondern nur größere Dateien. Wer mit einem Gerät mit solchen Auflösungen liebäugelt sollte für Objektive vierstellig rechnen – zumindest bei Zoomobjektiven.
Ohne passende Objektive erzeugt mehr Auflösung lediglich größere Dateien.
Zum Anderen ist, neben der Qualität, natürlich auch und vor Allem die Art des Objektivs von zentraler Bedeutung, also ob Weitwinkel-, Normal- oder Teleobjektiv, ob Festbrennweite oder Zoom.
Es gibt spezielle Objektive für das Fotografieren ganz kleiner Motive, die sogenannte Makroobjektive. Normale Objektive verlangen bei Spiegelreflexkameras in der Regel einen gewissen Mindestabstand zum Motiv. Sie können nicht auf eine Distanz von zwei, drei oder zehn Zentimetern scharf stellen. Makroobjektive erlauben sehr viel geringere Abstände und niedrige Abbildungsmaßstäbe. Damit lassen sich dann – je nach Objektiv – auch Ameisen formatfüllend ablichten. Der Kompaktkamera-Fotograf muss sich darüber weniger den Kopf zerbrechen. Sein Objektiv ist bereits fix an der Kamera montiert und sehr oft erlaubt es Abstände von unter zehn Zentimeter.
Es gibt noch eine ganze Reihe an anderen Arten von Objektiven. Wer in die Fotografie einsteigen will, für den ist die Frage nach dem geeigneten Objektiv kaum weniger wichtig, als die Frage nach der optimalen Kamera. Gute Objektive kosten gutes Geld und da nur wenige Fotografen über unbeschränkte Budgets für die Fotoausrüstung verfügen, sollte die Wahl der Objektive wohl überlegt sein.
Basisobjektiv | Wer zum ersten Mal eine Spiegelreflexkamera kauft wird wahrscheinlich zu einem Set greifen, bei dem die Kamera mit dem Objektiv gebündelt ist – ein sogenanntes Kit. Solche Sets haben den Vorteil, dass sie weniger kosten als würde man Gehäuse und Objektiv einzeln kaufen. Teilweise sind diese Pakete oberflächlich betrachtet sehr verlockend geschnürt. Ich kann allerdings nur den Tipp geben eine Fotoausrüstung nicht mit dem Sparstift zu kalkulieren. Die zentrale Frage sollte nicht sein »was kostet es« sondern »was brauche ich«. Ein Schnäppchen kann sich sehr schnell als Fehlgriff erweisen, wenn das günstige Objektiv für die Motive des Fotografen tendenziell ungeeignet ist.
Wer eine Kamera kauft, achtet dabei in der Regel auch auf den Preis – besonders, wenn es um die erste Kamera geht. Um im Preiskampf bestehen zu können und ihre Geräte an den Kunden zu bringen, bieten die Hersteller verständlicherweise immer ein möglichst preiswertes Paket an. Bei Canon und Nikon steckt bei den günstigeren Geräten meist ein 18–55mm Objektiv im Paket.
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Nikon bündelt seine Einsteiger-Kameras in der Regel mit diesem 18–55mm Objektiv. Übersetzt auf Kleinbild ergibt sich daraus ein Brennweitenbereich von 27–83mm (Bild: nikon.de). |
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Canon bündelt mit einem Objektiv mit gleichem Brennweitenbereich. Mit dem Formatfaktor 1,6 ergibt sich daraus etwa 29–88mm (siehe auch ›Formatfaktor‹; Foto: canon.de). |
Standardzooms decken in der Regel einen Brennweitenbereich zwischen 24mm und 70mm (KB) ab.
Mein Tipp an Neueinsteiger: Lieber Hundert Euro drauf zu legen und ein etwas flexibleres Basisobjektiv mit mehr Brennweite kaufen. Die meisten Fotografen werden mit einem 18–55mm bald darauf kommen, dass ihnen die etwa 85mm Kleinbildbrennweite dieser Standardzooms in vielen Situationen zu kurz ist.
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Gibt es meist als etwas teureres Kit zu vielen Nikon-Kameras: 18–105mm. Mit der Kleinbildbrennweite von 27–158mm ist man für die meisten Situationen bereits bestens gerüstet (Bild: nikon.de). |
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Wer bei Canon ein paar Euro mehr drauf legt erhält mit einem 18–135mm Objektiv eine noch flexiblere Lösung. Auf Kleinbild umgerechnet sind das 29–216mm – ein ganz schöner Brennweitenbereich der weit ins Tele hineinreicht (Foto: canon.de). |
Basisobjektive mit mehr Brennweite |
Die meisten Hobbyfotografen dürften mit einem Standardzoom zwischen 27mm und 200mm Kleinbild bestens aufgestellt sein. Sowohl beim Fotografieren mit Freunden in der Freizeit, beim Sport, mit den Kindern, beim Bummeln in der Stadt oder beim Wandern findet man damit bestens sein Auslangen. Vergleichbare Objektive, zu den hier vorgestellten, sollte es bei jeder Marke geben.
Wer oft entfernte Motive groß abbilden will, der wünscht sich vielleicht noch etwas mehr Brennweite. Wer gerne Sport fotografiert, hat oft nicht die Möglichkeit bei Veranstaltungen ausreichend nah an seine Motive heranzukommen. Und auch wer es beim Wandern auf Murmeltiere, Rehe und Gämse abgesehen hat, ist selbst mit 200mm Kleinbild rasch an der Grenze.
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Mein Begleiter auf Wanderungen: An der D80 habe ich in den Bergen meist den Vorgänger dieses Objektivs dabei, ein 18–200mm ƒ3.5–5.6. Übersetzt auf Kleinbild sind das 27–300mm und bietet eine große Flexibilität (Bild: nikon.de). |
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Noch mehr Tele-Reserven bietet das Sigma 18–250mm F3,5–6,3 DC OS HSM. Dieses Objektiv wird nicht nur für Nikon, sondern auch für andere Hersteller angeboten (Bild: Sigma Deutschland). |
Festbrennweiten | Die bisher gezeigten Zoomobjektive richten sich an Einsteiger, Hobbyfotografen und Amateure. Sie sind bezahlbar, man muss aber Abstriche bei Lichtstärke und Qualität machen. Wer auch unter ungünstigen Lichtbedingungen noch fotografieren, bei der Qualität keine Abstriche machen und dafür kein Vermögen investieren will, der ist mit Festbrennweiten gut aufgestellt.
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An Kleinbild-Kameras ein Normalobjektiv: AF-S Nikkor 50 mm 1:1,4G. An Kameras mit kleinerem APS-C-Sensor, also allen Nikon-Consumer-Geräten, wird es mit 75mm KB zum leichten Teleobjektiv (Bild: Nikon GmbH). |
Der Klassiker unter den Standard-Festbrennweiten ist das 50mm Objektiv. Wer eine Kamera mit Kleinbildsensor hat ist damit als Standardobjektiv gut bedient. Aber bei den Consumer-Kameras mit kleineren Sensoren ergibt sich aus 50mm Brennweite der Bildausschnitt von 75mm bei Nikon, Pentax und Sony, 80mm bei Canon und 100mm bei Olympus und Pentax. Für immer-dabei ist dieser Blickwinkel schon sehr eng. Als Portätbrennweite hingegen sind 50mm am kleineren Sensor der genannten Marken absolut tauglich und empfehlenswert.
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Mit einer Lichtstarken Festbrennweite, wie dem 50mm ƒ1.4, fotografiert man selbst in der Nacht mit sehr wenig Licht noch aus freier Hand, vor allem wenn man eine Kamera hat, die zu wenig Rauschen neigt und hohe Empfindlichkeitseinstellungen erlaubt. |
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Wem 350 Euro für die oben abgebildete 50mm Festbrennweite zu viel ist, der findet im AF Nikkor50 mm 1:1,8 D eine preiswerte Alternative. Das Objektiv bildet allerdings erst etwa ab Blende ƒ4.0 richtig scharf. Bei Canon gibt es ein vergleichbares Angebot, mit einem lichtstärkeren Profi-50mm und einem sehr preiswerten 1.8-50mm (Bild: Nikon GmbH). |
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Nikon 35mm ƒ1.8 Festbrennweiten-Objektiv. Klein, leicht, kompakt, preiswert und trotzdem sehr gute Abbildungsqualität. (Foto: nikon.de) |
Das 35mm Objektiv oben war lange Zeit mein immer-dabei-Objektiv. An meiner D80 mit mittelgroßem APS-C-Sensor zeigt es den KB-Ausschnitt eines 50mm Objektivs und ist damit flexibel und fast schon universal einsetzbar. Ein echtes 50mm KB-Objektiv zeigt für Kameras mit kleineren Sensoren in der Regel einen zu engen Ausschnitt – 75mm bei Nikon, Sony und Pentax, 80mm bei Canon, 100m bei Olympus und Panasonic.
Doch auch mit einem Objektiv, das 50mm Kleinbild entspricht, ist man unterwegs in öffentlichen Gebäuden, in Städten und Gassen schnell einmal am Anschlag mit dem Bildausschnitt. Deshalb habe ich vor einiger Zeit das 35mm Objektiv durch eine 28mm Festbrennweite ersetzt. Es entspricht 42mm Kleinbild und ist damit noch näher an der klassischen Reportage- und Reisebrennweite von 35mm dran. Der Vorteil genau dieses Objektivs liegt auch darin, dass es sehr kompakt und leicht gebaut ist – ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man eine SLR mit Objektiv immer dabei haben möchte. Zoomobjektive sind da allesamt etwas Üppig in den Abmessungen.
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Mein neuer immer-dabei-Begleiter: Das Nikkor 28mm 1:2,8 D. (Bild: © Nikon GmbH) |
Interessant sind für Besitzer einer Canon, Nikon, Sony und Pentax Consumer-Kamera mit kleinerem Sensor auch Festbrennweiten mit 24mm, was an Nikon/Pentax/Sony 36mm ergibt und praktisch exakt den Reise- und Reportage-Klassiker 35mm trifft. Das oben abgebildete Sigma-Objektiv ist mit Anschluss für die meisten Kamerahersteller verfügbar. Sein Blickwinkel ist perfekt als permanenter Begleiter, leider ist es etwas groß und schwer im Vergleich zu Nikons oben genannter 28mm-Festbrennweite (und dem 24mm von Nikon). Dafür glänzt es mit ƒ1.8 aber mit besonders kräftiger Lichtstärke. Außerdem erlaubt es eine unheimlich kurze Naheinstellgrenze und lässt somit auch das Scharfstellen auf ganz kleine Motive zu.
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Lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite Sigma 24mm F1,8 EX DG Makro (Bild: Sigma Deutschland). |
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OK! Kein besonders beeindruckendes Foto. Es zeigt aber hervorragend, was Resultate des Sigma 24 mm F1,8 von ›gewöhnlichen‹ Objektiven abheben kann: Trotz nächster Nähe ist die Schärfentiefe enorm kurz. Vor den Büchern unscharf, unmittelbar dahinter auch. Hinter solch einem Resultat würde man eigentlich ein sogenanntes Tilt-Objektiv vermuten. |
Weitwinkel | Obschon sich mit den weiter oben besprochenen Standardzooms im Weitwinkelbereich zwischen 18 und 24mm auch wunderschöne Landschaftsaufnahmen zu erzielen sind, bevorzugen Landschaftsfotografen kräftigere Weitwinkel. Über die Charakteristik von Weitwinkelobjektiven habe ich ja bereits im Artikel ›Brennweiten, Fluchtpunkt und Bilddynamik‹ geschrieben.
Mein bevorzugtes Weitwinkelobjektiv ist das AF-S Nikkor 14–24 mm1:2,8G ED. Leider schmerzt es zweifach: Zum Einen beim Herumtragen wegen des Gewichts von einem Kilo, zum Anderen beim Einkaufen wegen des Straßenpreises von etwa 1500 Euro. Wer gerne etwas geringere Zahlen bei Preis und Gewicht anstrebt, für den stellt das Sigma 10–20 mm F4,0–5,6 eine Alternative dar.
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Preiswerter und leichter Einstieg in die Welt des extremen Weitwinkels: Sigma 10–20 mm F4,0–5,6 EX DC / HSM (Bild: Sigma Deutschland). |
Teleobjektiv | Als Einsteiger glaubt man meist man bauche vor allem ein Zoomobjektiv mit besonders viel Tele. Je mehr desto besser! Denn schließlich kann man damit weit entfernte Objekte ganz nah heranholen. Zumindest mir ging es lange Zeit so. Doch je länger meine Teles wurden und je mehr Erfahrung ich damit bekam, desto mehr musste ich einsehen, dass es gar nicht so einfach ist mit einem Teleobjektiv gute Fotos schießen zu können.
Das Problem: Je länger das Tele, desto mehr Geld kostet Lichtstärke. Während man bei Canon und Nikon 50mm Festbrennweiten mit Lichtstärke ƒ1.8 bereits ab etwa 100 Euro bekommt, sind bei Nikon Objektive über 100mm mit einer Lichtstärke von weniger als ƒ2 gar nicht zu bekommen. Für ein hochwertiges 200mm Objektiv mit Lichtstärke ƒ2 blättert man dafür aber schon an die 5000 Euro auf den Ladentisch. Dafür ist die Abbildungsqualität Boa! und Wow! Für ein lichtstarkes Profi-Objektiv mit einer Brennweite von 400mm darf man auch einmal 8000 Euro kalkulieren. Lichtstark heißt bei diesen Brennweiten übrigens ƒ4.0. Für Alle, die mit Lichtstärke noch nicht so durch sind: ƒ2 ist viermal lichtstärker als ƒ4, aber nur halb so lichtstark wie ƒ1.4.
Nun legen aber Profis, die sich ja auskennen sollten, nicht von ungefähr fünf, sechs oder acht Kilo auf den Ladentisch, wenn sie erwarten würden mit einem Zoomobjektiv mit 300 oder 400mm um unter Tausend Euro vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.
Preiswertere Zoomobjektive weisen am langen Ende des Zoombereichs meist nur mehr eine Lichtstärke von etwas ƒ5.6 auf. ƒ5.6 ist halb so lichtstark wie ƒ4.0.
Genau hier steckt das Problem. Ihre Lichtstärke liegt in Bereichen von ƒ3.6 oder ƒ4 bis ƒ5.6.
Trägt ein Objektiv nur eine Blendenöffnung im Namen, wie zum Beispiel 70–200mm ƒ2.8, dann hat es am langen Ende der Brennweite dieselbe Lichtstärke wie am kurzen.
Trägt ein Objektiv zwei Lichtstärken im Namen, wie 70–300mm ƒ4,5–5,6, dann hat es am kurzen Ende die größere Lichtstärke von ƒ4.5 und am langen Ende die geringere von ƒ5.6.
Objektive mit durchgehender Lichtstärke sind anspruchsvoller in Konstruktion und Herstellung und somit ungleich teurer. Für ein 70–200mm mit durchgehender Lichtstärke ƒ2.8 blättert man sowohl bei Canon als auch bei Nikon etwa 2000 Euro hin.
Das Dumme an der Sache: Je länger die Brennweite, desto kürzer sollte die Belichtungszeit beim Fotografieren sein, damit man mit freier Hand ohne Verwackeln halten kann. Zwar bieten aktuelle Telezooms leistungsstarke Systeme für die Bildstabilisierung. Aber diese Systeme sind unter ambitionierten Fotografen nicht unumstritten und ich bin mir sicher, die meisten Profis würden ein lichtstarkes Objektiv ohne Bildstabilisierung einem lichtschwächeren Objektiv mit Stabilisierung vorziehen.
Bei langen Brennweiten braucht man kräftiges Umgebungslicht um selbst bei vollständig geöffneter Blende unverwackelt ablichten zu können. Bei diesigen Verhältnissen, in der Dämmerung oder gar in Wäldern geht da gar nichts ohne Stativ. Die kräftigsten Lichtverhältnisse hat man unter Tags wenn die Sonne vom unbewölkten Himmel scheint. Dann ist das Licht meist so stark, dass man auch mit den längsten Brennweiten noch ohne die Gefahr der Verwackelung aus freier Hand fotografieren kann. Nur sorgt das kräftige Sonnenlicht auch dafür, dass jede lichte Stelle überbelichtet und gleichzeitig jeder tiefere Schatten unterbelichtet ausfällt. Das Licht ist bei direkter Sonneneinstrahlung meist zu hart um attraktive Fotos aufnehmen zu können.
Anders gesagt: Ist das Licht ausreichend um mit sehr langen Brennweiten fotografieren zu können, ist es meist so hart, dass man keine schönen Ergebnisse mehr erzielen kann.
Ein weiteres Problem des Fotografierens auf große Distanz (hunderte oder tausende Meter) mit langen Brennweiten: Je größer die Entfernung, desto mehr mischen sich atmosphärische Störungen ins Bild. Die Resultate weisen matte Kontraste, flaue Farben und Blaustiche auf.
Wie bereits einmal erwähnt: Tele- und Super-Teleobjektive sind wichtig, wenn man Motive ablichten möchte, denen man sich nicht nähern kann. Aber sehr gute Resultate sind ohne Stativ und ohne optimale Licht- und atmosphärische Bedingungen kaum zu erzielen. Deshalb sollte der Hobbyfotograf die Bedeutung langer Telebrennweiten nicht überbewerten.
Zu Beginn steht natürlich die Frage »Was möchte ich fotografieren«. Wer auf Sportveranstaltungen fotografieren möchte, für den sind Teles meist unverzichtbar. Als Allrounder habe ich allerdings die meiste Zeit Objektive im Brennweitenbereich zwischen 20mm und 120mm im Einsatz. Diese Brennweiten sind bildgestalterisch einfach interessanter als längere Teles und darüber hinaus viel flexibler.
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Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich: »Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger« Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe ISBN 978-3-8362-3465-8 Buch: 29,90; E-Book: 24,90 Weitere Informationen und Demokapitel auf der Website des Verlags; Affilate-Link zum Buch bei Amazon. |

Mit den drei Grafiken des letzten Abschnitts (Brennweite, Fluchtpunkt und Bilddynamik) habe ich die perspektivische Wirkung von Brennweiten Illustriert, jedoch einen wichtigen Faktor ausgeklammert: Aus einer einzigen Position lässt sich mit unterschiedlichen Brennweiten nicht derselbe Bildausschnitt aufnehmen. Das heißt, wenn ich einen Würfel einigermaßen formatfüllend mit Normalobjektiv fotografiere, dann muss ich mich für ein ebenfalls formatfüllendes Bild mit Weitwinkel näher hin und für ein formatfüllendes Bild mit Teleobjektiv weiter weg bewegen.
Fotografiert man aus derselben Position mit 105mm, 50mm und 28mm, dann ändert sich die Perspektive nicht! Lediglich der Bildausschnitt wird enger (längere Brennweite) beziehungsweise weiter (kürzere Brennweite). Entgegen der landläufig unter Fotoamateuren verbreiteten Ansicht kann man die Perspektive durch ändern der Brennweite alleine nicht beeinflussen. Die Brennweite alleine verändert lediglich die Größe des Bildausschnitts vor den Augen des Fotografen (oder vor der Linse vor dem Sucher). Um mit Hilfe der Brennweite die perspektivische Wirkung zu beeinflussen, muss der Fotograf zusätzlich die Distanz zum Motiv ändern. Zusammen ergeben Brennweite und Distanz ein enorm wichtiges Gestaltungsmittel für den kreativen Fotografen. Hier befinden wir uns an einem der Kernpunkte kreativer Fotografie.
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Fotografiert man von derselben Position aus mit 105mm, 50mm und 28mm, dann ändert sich die Perspektive nicht, nur der Bildausschnitt wird enger (längere Brennweite) beziehungsweise weiter (kürzere Brennweite). |
Brennweite + Distanz = perspektivische Wirkung
Anders gesagt hat der Fotograf zur perspektivischen Gestaltung seiner Bilder zwei Werkzeuge, die er einsetzen muss: Die Brennweite und seine Beine.
Die Abbildung oben illustriert sehr deutlich, dass sich durch unterschiedliche Brennweiten an der Anordnung, der Perspektive und der Dichte des Bildes rein gar nichts ändert und eben nur ein anderer Ausschnitt abgebildet wird.
Die gerne getätigte Aussage man könne mit der Brennweite – speziell mit Hilfe von Zoomobjektiven – die perspektivische Wirkung von Bildern verdichten und Objekte im Hintergrund näher an die Objekte im Vordergrund heranrücken lassen, ist ein Missverständnis. Es beruht wohl darauf, dass die Aussage verschweigt, dass sich die perspektivische Wirkung nur dann wirklich ändert, wenn der Fotograf nicht nur die Brennweite verändert, sondern auch seine Distanz zum Motiv.
Die folgenden Abbildungen demonstrieren welche bildgestalterischen Auswirkungen es auf die visuelle Nähe des Hintergrunds hat, wenn Sie eine Person mit 28mm, 50mm und 200mm aus unterschiedlichen Distanzen jeweils so fotografieren, dass sie die Höhe des Bildausschnitts beinahe füllt.
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Formatfüllende Abbildung einer Person aus mittlerer Distanz und Brennweite 50mm … | … und der Bildausschnitt, wie er abgelichtet wird. |
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Möchte man die Person mit 28mm formatfüllend ablichten muss man ihr dazu bedeutend näher kommen. | Die perspektivische Wirkung und die Größenverhältnisse der Objekte in Vorder- und Hintergrund ändern sich dadurch dramatisch. | |
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Um mit einem starken Teleobjektiv mit 200mm Brennweite die Person noch immer formatfüllend in den Bildausschnitt zu bekommen muss man sich ordentlich weit von ihr entfernen. |
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Neuerlich ändert sich die perspektivische Wirkung und die Größenverhälnisse von Objekten im Vorder- und Hintergrund drastisch. Tatsächlich scheint das Haus hinter der Person viel näher herangetreten zu sein. Wichtig dabei ist, dass sich eine Veränderung der Dichte einer Szene und der perspektivischen Wirkung nur durch verändern der Brennweite und der Distanz erzielen lässt. |
Mit einem Weitwinkelobjektiv müssen Sie nahe an ein Motiv herantreten um es formatfüllend ablichten zu können. Durch den weiten Winkel des Blickfeldes scheinen die Objekte dahinter weiter in den Hintergrund zu treten.
Mit einem
Normalobjektiv

Wir haben uns Eingangs zu diesem Kapitel über die Grundlagen der Perspektive unterhalten. Ich habe dabei skizziert, wie sich die perspektivische Wirkung eines Motivs verändert, wenn die Position zu ihm verändert wird. Ob man ein Objekt aus der Frontalansicht oder einer diagonalen Ansicht ablichtet hat Auswirkungen auf die Bildwirkung und führt zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das Eine rührt zu eher statischen Ergebnissen, das Andere wirkt eher spannender und dynamischer.
Position und Brennweite sind die beiden Parameter, mit denen sich die perspektivische Wirkung von Aufnahmen gestalten lässt. Durch die Distanz zum Hauptdarsteller des Motivs und die Wahl der Brennweite wird aktiv beeinflusst wie die Betrachter eine Aufnahme empfinden werden.
Werfen wir nun einen Blick auf den grundsätzlichen Unterschied in der perspektivischen Wirkung der wichtigsten Objektivarten – Weitwinkel-, Normal- und Teleobjektiv.
Normalobjektiv
Die Abbildung unten soll die Wirkung eines Normalobjektivs mit einer Brennweite von 50mm illustrieren. Ich habe die Perspektive in dieser und den folgenden Illustrationen etwas übertrieben zur Darstellung gebracht, um die Unterschiede in den Charakteristiken zu betonen.
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Normalperspektive: Perspektivische Wirkung, Fluchten und Proportionen fallen in der Regel deutlich aber nicht übertrieben aus). |
Spricht jemand von Normalobjektiv, dann ist in der Regel von 50mm Brennweite die Rede. Auch wenn von Standardobjektiv die Rede ist, ist oft 50mm gemeint. Wie schon früher angedeutet, ist der Blickwinkel dieser Brennweite sehr nah an der Wahrnehmung des Menschen. Somit ist so ein Objektiv für alle möglichen Einsatzzwecke gut geeignet und vor allem wenn es darum geht, einen natürlichen und authentischen Eindruck zu vermitteln.
Die Normalbrennweite erzeugt eine natürliche, authentische Perspektive.
Normalobjektiv und Porträt | Mit Vorsicht zu genießen ist das Normalobjektiv bei Gesichtsporträts. Man sollte Gesichtern damit beim Porträtieren nicht zu nahe kommen, denn sie neigen dazu die Gesichtsproportionen zu verzerren.
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Nahaufnahmen von Gesichtern mit 50mm Brennweite – wie hier – fallen oft wenig schmeichelhaft aus. |
Portaitfotografen verwenden in der Regel Brennweiten zwischen 80mm und 120mm, die Gesichtszüge harmonischer abbilden können. Ein paar Beispiele die die Wirkung von Brennweiten auf Gesichtszüge demonstrieren habe ich bereits unter ›People- und Porträtfotografie‹ im Artikel ›Fotografische Genres und die geeignete Kamera‹ gezeigt.
Anders sieht es aus wenn man mit dem 50mm beim Porträt dem Modell nicht zu sehr auf den Pelz rückt. Bei einem Porträt ab Brust, Bauch oder Oberschenkeln kommt es zu keinen unschönen Verzerrungen der Gesichtszüge.
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Dieses Porträt stammt ebenfalls von einem 50mm Objektiv. Da die Distanz hier größer ist, wird die Perspektive und damit die Physiognomie des Gesichts weniger verzerrt. |
Die beiden vorangegangenen Abbildung sind mit der Kompaktkamera S95 entstanden. Für Porträts aufgrund der hohen Schärfentiefe kein optimales Gerät. Dass die 50mm-Brennweite für Gesichtsporträts nicht optimal, für Oberkörperporträts jedoch gut geeignet ist, zeigen die beiden Fotos aber allemal.
Weitwinkel
Im Vergleich zur Brennweite eines Normalobjektivs erzeugt ein Weitwinkel eine Perspektive, in der die Fluchtpunkte deutlich näher am Objekt liegen. Es entstehen deutlich stärker geneigte und dadurch dynamischere Linien.
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Beim Weitwinkelobjektiv rücken die Fluchtpunkte näher zusammen. Das führt zu ausgeprägt fliehenden Linien – vor allem auf kurze und mittlere Distanz. |
Der Nachteil: Auf manche Motive – wie Gesichter – kann das verheerende Auswirkungen haben. Das kennen wir schon ein bisschen vom Normalobjektiv. Beim Weitwinkel fällt der Effekt allerdings bei Weitem extremer aus. Je kürzer die Brennweite, desto extremer zu Verzerrung.
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21mm Brennweite aus kürzester Distanz. So etwas halten auch die edelsten Gesichtsproportionen nicht aus. Die Gefahr für verunstaltete Menschen ist extrem groß. Bei solchen Ergebnissen ist es kein Wunder, dass manche Leute die Kamera scheuen wie der Teufel das Weihwasser! |
Während beim Normalobjektiv und bei Brennweiten um die 50mm Porträts noch immer gelingen, wenn man Oberkörper oder Beine mit in den Bildausschnitt nimmt, ist das Weitwinkel generell gefährlich für menschliche Proportionen. Nicht nur bei Nahaufnahmen kommt es zu deutlichen Verzerrungen, sondern ebenso in den Randbereichen auf etwas größere Distanz.
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Meine zweifellos bessere Hälfte, hier schonungslos vom Weitwinkel gequetscht, gezogen und deformiert. |
Doch auch wenn Weitwinkel mit Sicherheit die anspruchsvollste Brennweite ist – vor Allem wenn wir den Dingen nahe kommen –, so übt es in meinen Augen auch den größten Reiz aus. Vor allem für beeindruckende Landschafts- und Architekturaufnahmen gehören Weitwinkel zur Pflicht.
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Eine ziemlich klassische Weitwinkelaufnahme. |
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Kritisch wird es wie bereits weiter oben beschrieben, wenn Menschen das Weitwinkel kreuzen. Dieses Bild ist nicht digital verzerrt worden, sondern die Deformation der Protagonisten ist rein auf das Weitwinkel zurück zu führen. |
Allerdings schließt das nicht aus, dass Weitwinkel für das Ablichten völlig ungeeignet ist. Richtig eingesetzt lassen sich damit witzige, freche und überraschende Porträts gestalten.
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Eines meiner liebsten Beispiele eines Porträts mit Weitwinkel: ›Die Fabelhafte Welt der Amelie‹. Ohne wäre Audrea Tautous kecker Blick hier nur halb so frech. |
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Auch der Blick mit Weitwinkel von oben hinab eröffnet eine witzige Perspektive für ein Porträt, hier, passend zum öden Treppenhaus, betont kühl entwickelt. |
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Typisch Weitwinkel: Was nah ist wirkt ganz nah und riesig groß. Schon dicht dahinter wirken die Dinge viel kleiner. |
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Und noch einmal Weitwinkel: Hier mit riesigen Schuhen und endlos langen Beinen. |
Die Eigenschaft von Weitwinkel die Dinge von Nah bis Fern in die Länge zu ziehen wird auch gerne von Fashion- und Beauty-Fotografen genutzt, um den Models Beine zu machen. Fotografiert man Menschen aus kürzerer Distanz mit Weitwinkel aus einer tiefen Perspektive scheinen die Beine länger als sie sind (über das, was den Models in der digitalen Dunkelkammer an Schönheitsoperationen widerfährt bewahren wir Schweigen).
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36mm + kurze Distanz + tiefe Perspektive = lange Beine. |
Wer mit Weitwinkel fotografiert und nicht gerade eine Landschaft als Motiv gewählt hat, muss in der Regel nahe an sein Motiv ran. Betrachter des Resultats spüren das. Weitwinkelaufnahmen vermitteln das Gefühlt mitten im Geschehen zu stecken und die Protagonisten fast schon greifen zu können. Deshalb sind sie auch sehr beleibt bei Reise- und Reportagefotografen. Während Normalobjektive eher noch zur trockenen, sachlichen Authentizität neigen, erzeugen Weitwinkel schon vom Grundcharakter her mehr Spannung und Leben.
Weitwinkelobjektive können Nähe vermitteln und dramatische Perspektiven erzeugen.
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Man spürt die Nähe von Kamera zum Motiv: Hier 28mm Weitwinkel mit der Kompaktkamera PowerShot G12. |
Teleobjektiv
Je weiter man in den Bereich der Telebrennweite vorrückt, desto weiter rücken die Fluchtpunkte auseinander und desto mehr nähern sich die horizontalen und vertikalen Linien auch in der Abbildung der Horizontalen und Vertikalen.
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Bei der Tele-Perspektive rücken die Fluchtpunkte weit auseinander. Die Resultate wirken flacher und sachlicher. |
Zwar klingt es im ersten Moment verlockend die Dinge so horizontal und vertikal abbilden zu können, wie sie in der Realität sind. Doch den Resultaten einer solchen Wiedergabe fehlt oft Tiefe und Dynamik. Aufnahmen mit Teleobjektiv wirken oft flach, sachlich und trocken. Während Weitwinkel-Bilder Nähe vermitteln und Normalobjektiv-Bilder eine natürliche Bildwirkung erzeugen, vermitteln Teleobjektive den Eindruck der Distanz.
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Die Distanz, aus der Aufnahmen mit Teleobjektiven entstehen, ist auch für den Betrachter eines Fotos spürbar. |
Wir Menschen sind Seh-Wesen und nehmen 80% unserer Umwelt über das Sehen wahr. Auch wenn wir nicht von Geburt an dazu in der Lage sind Fotos zu interpretieren und zu analysieren, ob sie mit Weitwinkel-, Normal- oder Teleobjektiv aufgenommen wurden. Intuitiv spürt jeder von uns von Natur aus, ob ein Bild aus kurzer, mittlerer oder weiter Distanz aufgenommen wurde. Gerade wenn man mit Weitwinkel Menschen aufnimmt, vermitteln die Aufnahmen oft eine gewisse Ungestörtheit und Intimität aber gerade deswegen eben auch ein bisschen etwas Voyeuristisches.
Teleobjektive erzeugen sachlich distanzierte Anmutung.
Auch wenn der rein bildgestalterische Wert langer Telebrennweiten nicht an leichte Teles (für Porträts), Normalobjektiven (Allround) und Weitwinkeln (Landschaft, Reise, Reportage, Action) herankommt, soll das ihre Bedeutung nicht herabwürdigen. Überall dort, wo entfernte Motive abzulichten möchte, denen man sich nicht ohne Weiteres annähern kann, sind sie wichtig. Ob es um scheue oder wilde Tiere geht, oder um Sportler auf Straßen und Feldern. Wo das Hingehen unmöglich ist ist das Tele unverzichtbar!
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Murmeltiere sind nicht überall in den Alpen völlig scheu. Aber auch wenn Sie sich nicht gleich beim entfernten Auftauchen eines Menschen unsichtbar machen – nah ran und mit Weitwinkel fotografieren erlauben sie meist nicht. Scheue Tiere schießt man nur mit Tele. |
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Diese beiden Aufnahmen ein und desselben Holzsterns stellen noch einmal die beiden Extreme Weitwinkel und Tele gegenüber. Das linke Bild habe ich aus sehr kurzer Distanz mit 28mm Weitwinkel aufgenommen. Das rechte entstand aus deutlich größerer Entfernung mit 100mm Tele (beides mit dem Zoomobjektiv der Canon PowerShot G12). Während der Stern in der Weitwinkeloptik sehr nah wirkt und extrem fliehende Linien nach hinten zeigt, vermittelt die Tele-Aufnahme den Eindruck deutlich größerer Distanz und die nach hinten fliehenden Linien scheinen schon fast parallel zu verlafen. |
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Dieses Denkmal steht auf einem Sockel mit einer Höhe von etwa 1,70 Meter. Die linke Aufnahme entstand aus einem tiefen Blickwinkel bei 27mm (KB). Der Soldat richtet sich dramatisch und bedrohlich vor dem Betrachter auf. Bei 105mm (KB; Mitte) und wesentliche größerer Distanz fällt der Blickwinkel naturgemäß ziemlich flach aus. Während man beim Linken Bild die Statur der Statue deutlich zum Himmel hin fliehen sieht, was der Aufnahme die Dramatik verleiht, ist hier von Flucht und Perspektive kaum mehr etwas zu spüren. Bei 300mm Brennweite (rechts) aus großer Distanz ist jegliche Bedrohung aus der Aufnahme gewichen. Der Soldat wirkt in sich gekehrt und geknickt. Er scheint uns, den Betrachter, gar nicht zu bemerken. Wir beobachten ihn aus der Distanz. |
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Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich: »Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger« Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe ISBN 978-3-8362-3465-8 Buch: 29,90; E-Book: 24,90 Weitere Informationen und Demokapitel auf der Website des Verlags; Affilate-Link zum Buch bei Amazon. |

Sagte ich nicht einmal das Objektiv müsse besser als die Kamera sein? Was macht denn eine 500-Euro-Scheben an meiner D700? Antwort: Die Ausnahme der Regel bestätigen.
Das Nikon AF-S 70–300mm ƒ4.5–5.6 ist zwar kein Killerobjektiv in Sachen Lichtstärke, aber es liefert eine für seinen Preis absolut beeindruckende Abbildungsleistung. Neben dem 70–300 besitze ich auch das 70–200mm ƒ2.8 – ein lichtstarkes, überall gepriesenes Ungetüm, mit dem man Passanten unheimlich beeindrucken kann und das in der Tat eine geniale Abbildungsleistung schafft. Es liegt preislich in einer Region von etwa 2000 Euro und kostet damit praktisch das vierfache des 70–300.
Trotz des immensen Preisunterschieds ertappe ich mich immer wieder, dass ich beim Stöbern in meiner Bilddatenbank auf Aufnahmen stoße, bei denen ich mir denke »Wow! Mein teures 70–200 ist einfach ein Hammerobjektiv« und wenn ich dann einen Blick auf die Metadaten zum Bild werfe, dann steht da ganz unverschämt AF-S 70–300!
Nicht umsonst habe ich letzten Urlaub das schwere 70–200mm ƒ2.8 zuhause gelassen und statt dessen das 70–300 eingepackt. Es ist (viel) leichter und handlicher, bietet 100mm mehr Brennweite und ein bisschen der geringeren Lichtstärke kann man durch die ausgezeichnete Verwackelungsreduzierung wieder wett machen. Darüber hinaus ist das 70–300 eines der preiswertesten FX-Objektive von Nikon, ist also mit Kleinbildsensor kompatibel.
Selbst der Autofokus lässt nichts zu wünschen übrig und arbeitet leise und außerordentlich schnell. Damit habe ich auch schon flotte Flieger auf der Adlerwarte in Bregenz gut ablichten können.
Lange Rede, kurzer Sinn: Das Nikon AF-S 70–300mm ƒ4.5–5.6 ist für mich einer der heißesten Tipps für alle Nikon-Fotografen, nicht nur für die Preisbewussten und nicht nur für die Besitzer einer Kamera mit Kleinbildsensor.
Mehr Aufnahmen mit dem 70–300mm habe ich in einer mobileMe-Gallerie zusammengestellt und veröffentlicht.
Super Zoom! Aber wozu?
Posted in Theorie & Technik
Früher fand ich den Gedanken an solche Boliden auch Geil. Mit beinahe 700mm Brennweite, da müsste man doch in der Lage sein die Schuhbändel vom Mann im Mond zu fotografieren. Wer aber wirklich einmal versucht hat mit langer Brennweite eine Vogel in ein paar Dutzend Meter Entfernung auf den Sensor zu bannen, wird wissen, wie schnell ein paar Meter Abstand ein paar Millimeter Brennweite überfordern können – auch wenn es 700mm sind. Gerade wer darauf aus ist, mit langen Rohren kleine Objekte zu jagen, wird seine Brennweitenträume schnell von der banalen Wirklichkeit eingeholt sehen. Aber eigentlich ist die Relativität von Brennweite noch das kleinere Problem an solchen Zoomgiganten. Das Problem ist vielmehr, dass sich mit Kompaktkameras mit langen Brennweiten nur selten gute Aufnahmen erzielen lassen. Das hat mit Atmosphäre und Licht zu tun.
Da ist einmal das Problem, dass man, je länger die Brennweite, desto mehr Licht benötigt. Leider lässt ein Objektiv desto weniger Licht zum Sensor, je länger die Brennweite ist. Das Resultat: Bei den extremen Verlängerungen mit Zoomriesen lassen sich nur unter äußerst hellen Lichtbedingungen einigermaßen unverwackelte Aufnahmen erzielen. Am besten bei strahlenden Sonnenschein. Leider ist strahlender Sonnenschein aufgrund harter Licht-Schatten-Kontraste nicht unbedingt der Freund gelungener Aufnahmen.
Der zweite Feind guter Aufnahmen auf weite Distanzen ist die Atmosphäre.
Je größer die Distanz, desto mehr sorgt die Atmosphäre dafür, dass Aufnahmen milchig, flau und kontrastarm werden.