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Schlagwort: Lightroom

Capture One 20 – König des Weißabgleichs

Posted in Digitale Dunkelkammer

Zufällig stolperte ich dieser Tage darüber, dass Capture One 20 deutlich größeres Potenzial zum Weißabgleich bietet, als ich es bisher gekannt habe. In diesem Video vergleiche ich es mit mehreren anderen RAW-Konvertern.

Nachtrag: Ich bin in einem Kommentar darauf hingewiesen worden, dass sich der Weißabgleich inklusive Weißabgleichswerkzeug in Luminar unter Helligkeit befindet – Danke für den Hinweis! Wäre ich nie darauf gekommen und die Luminar-Hilfe schweigt sich dazu leider aus. Das Resultat war am Ende mit etwa mit Adobe Camera RAW vergleichbar – die Lichter hat DxO besser korrigiert, der Weißabgleichsspielraum ist mit 2000K nicht so groß wie in Capture One. Weiterlesen

Ist DxO PhotoLab die Lightroom-Alternative?

Posted in Digitale Dunkelkammer

Gerade erst einige Tage sind seit dem November 2018 Update von Adobes Creative Cloud vergangen und dem Artikel indem ich meine Gedanken dazu zusammengefasst habe. Nun arbeite ich selbst nicht mit Lightroom und verkneife mir üblicherweise Kommentare über Produkte die ich nicht selbst nutze, sondern kehre lieber vor der eigenen Tür. Lightroom bildet dabei ein Bisschen die Ausnahme. Vor allem, weil ich als Seminarleiter und Autor für Fotografie und Bildbearbeitung regelmäßig um Empfehlungen für die digitale Dunkelkammer gefragt werde. Und da ich in den ersten Tagen von Lightroom einige Zeit damit arbeitete und seine Schwester Adobe Camera Raw nach wie vor zu den regelmäßig von mir genutzten Werkzeugen gehört, maße ich mir auch an, ein Bisschen zur Diskussion beitragen zu können.

Bevor ich auf DxO Photo zu sprechen kann etwas Grundsätzliches: Ich glaube nicht, dass es ein Programm gibt das generell besser oder schlechter ist als seine Mitbewerber, jedenfalls nicht bei den Branchenführern, genauso wenig wie ich an ein Kamerasystem oder eine Marke glaubt die den anderen in jeder Beziehung überlegen wäre. Die Antwort lautet wie immer: Es kommt drauf an!

Wenn ich von »Branchenführern« spreche, dann meine ich die Programme nach meiner Erfahrung qualitativ State of the Art sind: Lightroom, Capture One und DxO Photolab (ehemals DxO Optics). Wir wissen alle wer Marktführer ist.

Wie gesagt habe ich Lightroom in den frühen Tagen einige Monate genutzt, konnte mich aber nicht mit dem strikten Interface, eingeteilt in verschiedene Arbeitsumgebungen, anfreunden, fand es immer etwas klobig und vermisste breit angelegte Unterstützung von Shortcuts bzw. die Möglichkeit der Individualisierung.

Nach einer wechselhaften und teilweise mühsamen Entwicklung, bedingt auch durch das verweisen und versterben von Apple Aperture, arbeite ich nun schon seit mehreren Jahren mit Capture One und bin rundum zufrieden damit. Würde ich gefragt, was würdest du für einen RAW-Konverter kaufen, kann die Antwort nur lauten Capture One, denn genau das nutze ich. Die Frage was würdest du empfehlen, muss ich jedoch anders antworten, denn dann muss ich den Fragesteller mit einbeziehen und die Möglichkeit, dass dieser vielleicht anders tickt als ich.

Capture One kann ich nicht ohne Einschränkungen jedem Empfehlen. Zwar liefert es nach meinem Dafürhalten die besten Resultate aller RAW-Konverter, doch die Unterschiede zu Lightroom sind beispielsweise nicht so eklatant, dass sich mein Urteil nicht als subjektiv bewerten und darüber streiten ließe. Wäre Lightroom kein professionelles Werkzeug würden nicht so viele Profis damit arbeiten. Es gibt zu viele Profis die das Produkt nutzen, als dass es mir auch nur im Traum einfallen würde deren professionelles Urteil in Frage zu stellen.

Es gibt zwei Dinge, die mich Capture One nicht ohne Einschränkungen empfehlen lassen: Erstens bietet es nach meinem dafürhalten zwar die professionellste Oberfläche aller RAW-Konverter, aber diese Professionalität geht auch mit einer Komplexität einher, wegen der ich befürchte, dass Laien davon überfordert sein könnten. Das zweite ist der Preis: Capture One kostet 330 Euro und wenn man Kosten für künftige Updates berücksichtigt – zuletzt im Jahresrhythmus erschienen – dann ist es deutlich kostspieliger als die Aboraten für Lightroom. Leute die gerade im Sonderangebot eine DSLR um 300 Euro erstanden haben verspüren vielleicht wenig Lust auf so eine Investition.

Dem gegenüber stehen die Vorteile von Lightroom: Die Qualität ist tadellos, es ist simpel zu bedienen, für 12 Euro im Monat bekommt man das führende Bildbearbeitungsprogramm dazu und für keinen anderen RAW-Konverter gibt es nur annähernd so viel Bücher, Workshops, Videos, Tutorials, Artikel, Berichte und Ressourcen – nicht zuletzt wird man kaum unter ein Rudel Fotografen gehen können, ohne jemanden zu treffen der das Programm ausreichend kennt, auch einmal eine knifflige Frage beantworten zu können.

Fazit: Obwohl ich mit Capture One arbeite gab ich Amateuren stets den Tipp sich aus genannten Gründen Lightroom anzusehen.

Das neu aus DxO Optics erstandene DxO PhotoLab mischt die Karten nun neu, da es preislich auf einem Niveau angekommen ist, auf dem es durchaus als Alternative zu Lightroom gehandelt werden kann. Zwar bietet DxO keine Photoshop-Alternative, doch zusammen mit Affinity Photo gibt man dafür etwa 180 Euro aus, und da Serif sehr lange Produktzyklen plant und ein Upgrade auf ein kommendes DxO PhotoLab voraussichtlich noch etwa die Hälfte kommen wird, ist man durchaus auf Augenhöhe mit Adobes Abogebühren.

Während Programme wie Alien Skin Exposure X3 oder On1 Photo RAW 2018 bei drastischen Weißabgleichskorrekturen sowie Lichter- und Schattenwiederherstellung Lightroom nicht ganz das Wasser reichen können, geben sich DxO und Capture One diesbezüglich keine Blöße. Außer Zweifel stehen auch die Qualitäten von DxO bei Objektivkorrekturen und Rauschunterdrückung. Diese drei Programme sind einander absolut ebenbürtig.

Das neue DxO PhotoLab glänzt dabei mit einem Feature das besonders aufhorchen lässt: DxO hat von Google die legendären Nik-Filter und deren Technologien übernommen und bereits in das neue Programm integriert. Dazu gehört auch Niks innovative U-Point-Technologie zur selektiven Bearbeitung von Bildbereichen. Bei meinen bisherigen Tests fand ich diese Integration extrem gelungen und Lightrooms Pinseln ebenso überlegen, wie Capture Ones Layer-Konzept.

Anders als Lightroom arbeitet PhotoLab nicht auf Basis einer Datenbank in die Bilder zu importieren sind, sondern man arbeitet direkt in den Foldern in denen sich die Bilder befinden (Capture One bietet beide Möglichkeiten). Die Entwicklungseinstellungen werden schlicht als Textdateien zu den Bildern gelegt, etwa so wie Adobe Camera Raw es mit XMP-Dateien tut. Das hat am Ende vor und Nachteile. Vorteil ist eine leichte Austauschbarkeit von Daten von einem Computer zum anderen. Nachteil ist, dass die Bildverwaltung nicht ganz die Möglichkeiten einer datenbankgestützten Bibliothek bieten dürfte.

Die Übersichtlichkeit ist bei PhotoLab nach meinem Dafürhalten nicht minder gewährleistet als bei Lightroom und sollte mit lediglich zwei Bereichen – Bibliothek und Entwicklung – vielleicht sogar etwas durchschaubarer sein. Für meine Anforderungen ein riesiger Vorteil: Die angezeigten Paletten lassen sich beliebig verschieben, neu zusammenstellen, schließen und eine optimierte Umgebung lässt sich als Arbeitsbereich speichern (ich weiß allerdings nicht ob das neue Lightroom CC diese Möglichkeit auch endlich bietet). Wermutstropfen: Individualisierung von Shortcuts sind in PhotoLab ebensowenig möglich wie in Lightroom und die Belegung ist eher noch dürftiger.

Etwas schwer durchschaubar sind in PhotoLab wie schon im Vorgänger in meinen Augen die Funktionen und ihre Benennung. Es ist nicht unmittelbar ersichtlich, was Smart Lighting oder ClearView zu bedeuten haben, und die Möglichkeit den Weißabgleich manuell einzustellen musste ich wegen Vergessens schon mehrfach suchen. Auch eine Aufteilung der Helligkeitsregler in Spitzlichter, Mitteltöne, Schatten und Tiefen ist man so nicht gewohnt. Das ist allerdings nichts, über das man nicht schnell hinweg kommen kann, und jemand der neu ist in der digitalen Dunkelkammer tut sich damit vielleicht sogar etwas leichter, da er noch keine Konditionierung bezüglich Begrifflichkeiten erfahren hat.

Leider verfügt PhotoLab aktuell noch nicht von Haus aus über eine Perspektivenkorrektur. Diese muss erst über das Zusatzprodukt ViewPoint nachgerüstet werden, das mit 41 Euro zu Buche schlägt. Lightroom kennt diese Funktion von Haus aus.

Wer noch weiter aufrüsten möchte, findet in FilmPack eine Möglichkeit. Das Produkt simuliert analoge Filme und ist eine echte Bereicherung, wenn man vom digitalen Look weg möchte, es ist aber mit 83 Euro für die Elite-Version auch kein Schnäppchen.

DxO PhotoLab ist mit seinem wettbewerbstauglichen Preis (in einer etwas abgespeckten Version aktuell ab 83 Euro), seiner einzigartigen Werkzeuge sowie seiner tadellosen Qualität ein absolute Bereicherung für den Markt der RAW-Konverter.

Fotografen sind unterschiedlich! Sie arbeiten unterschiedlich, nutzen unterschiedliches Equipment, fotografieren unterschiedliche Motive, bevorzugen unterschiedliche Bildlooks, haben unterschiedliche Zugangsweisen zur Bildentwicklung – es wäre absurd zu glauben, dass ein Programm es allen Anwendern recht machen könnte.

Es ist gut, aus einer Reihe an Produkten auswählen zu können, mit Lightroom, PhotoLab und Capture One aus drei sehr unterschiedlichen Anwendungen aussuchen zu können und das Angebot wachsen zu sehen. Es mag Vorteile haben seine Daten in einer Cloud speichern zu können (was ich mir bei meinem Bildbestand von 500GB exklusive Archiven allerdings eher schwer vorstellen kann) und man mag auch ein Abomodell begrüßenswert finden. Diese Ansicht muss aber nicht jeder teilen. Ich zum Beispiel kaufe Hardware nicht gerne gebraucht und muss zugeben lieber zu besitzen als zu mieten. Es ist gut, dass es Alternativen für diejenigen gibt, für die Lightroom nicht die passende Ansicht scheint, und es bleibt zu hoffen, dass die Alternativen wachsen und gedeihen. Bei einem Sterben der Mitbewerber und damit einer Monopolisierung eines Produkts würde nur einer gewinnen und alle anderen – die Kunden – würden verlieren. Es ist vor allem der Wettbewerb der die Entwicklung vorantreibt. Oder glaubt wirklich jemand, dass Alternativenlosigkeit die bessere Alternative wäre?

Creative-Cloud-Update 10-2018

Posted in Adobe InDesign, and Adobe Photoshop

Mehr als drei Monate sind seit meinem letzten Blog-Update vergangen. Ich lag weder im Koma noch im Sommerschlaf, obwohl ich mich an besonders heißen Tagen schon gerne einmal verkrieche. Vielmehr ist der Wechsel von Zeiten in denen ich den Blog intensiv pflegen kann, und Zeiten in denen ich ihn weitgehend sich selbst überlassen muss, fast so natürlich geworden wie Ebbe und Flut des Meeres. Das Engagement für den Blog ist schlicht davon abhängig wie sich meine Zeit gerade einteilen lässt. Da ich seit dem Sommer an einem neuen Buch über Adobe InDesign arbeite, und momentan mit der Überarbeitung meines Photoshop-Workshop-Buches beschäftigt bin, blieb wenig Zeit fürs Bloggen, auch wenn die Themen gegeben wären.

Mit InDesign und Photoshop sind wir auch beim Thema, denn Adobe hat mich – und wohl nicht nur mich – am Mittwoch mit einem per sofort verfügbaren Update der Creative Cloud überrascht. Das freut mich besonders, da es bedeutet, dass ich mit der Überarbeitung des Photoshop-Buches noch einmal zurück an den Start darf. Es hätte mich allerdings auch schlimmer treffen können, beispielsweise wenn das Update unmittelbar vor oder nach Ende der Überarbeitung veröffentlicht worden wäre. Darüber hinaus ändert sich dasselbe wie seit Jahren: Nicht viel.

Neu in Photoshop 19

  • Für mich erfreulich, dass sich an der Benutzeroberfläche nichts geändert hat, was heißt, dass nicht jeder Screenshot den ich für mein Buch bislang angefertigt habe ausgetauscht werden muss.
  • Quicktipps für Werkzeuge enthalten jetzt animierte Beschreibungen, die man aber glücklicherweise abschalten kann.
  • Pinsel sind um eine zusätzliche Glättenfunktion ergänzt worden, die helfen soll Pinselstriche zu stabilisieren und weniger verwackelt ausfallen zu lassen, wenn sie mit der Maus gezogen werden.
  • Variable Fonts sind nun nutzbar. Ein Konzept, das mir allerdings für die praktische grafische Gestaltung viel zu kompliziert in der Handhabung scheint. Nach meiner Erfahrung fehlt schon bisher dem Gros der grafisch gestaltenden Menschen die Erfahrung die bestehenden typografischen Möglichkeiten korrekt anzuwenden – Variable Fonts wird die Überforderung nur vergrößern. Allerdings kann ich den Nutzen für das Screendesign nachvollziehen.
  • Ein neuer Zeichenstift soll das Zeichnen von Pfaden erleichtern und ich kann mir durchaus vorstellen, dass Anfänger mit ihm besser zurecht kommen, als mit dem bisherigen Zeichenstift. Präzisere Pfade dürften sich dennoch mit dem klassischen Werkzeug besser und mit etwas Übung auch schneller gestalten lassen. Der Nachteil könnte sein, dass sich viele Anwender die Plage den Zeichenstift zu erlernen nicht mehr antun, und am Ende auf dem zweitbesten Werkzeug hängen bleiben.
  • Die in meinen Augen bedeutendste Verbesserung ist, dass sich nun einstellen lässt, wie Pfade angezeigt werden sollen. Pfade sind seit Jahren von Version zu Version schlechter zu erkennen, finde ich, und deshalb begrüße ich das vor allem, weil ich mir erhoffe, dass die Leser meiner Bücher die Pfade die ich zeichne im neuen Buch auch endlich wieder ausreichend erkennen können. Falls jetzt jemand denkt, das ist jetzt aber wirklich nichts Großartiges, hat er erfasst, was ich über die anderen Neuigkeiten denke.
  • Es gibt jetzt einen Workflow für 360°-Panoramen.
  • Verbesserungen soll es auch beim Auswählen und Maskieren geben, wobei ich die letzte Änderung in Photoshop 18 diesbezüglich als Verschlimmbesserung bezeichnen würde. Ein Urteil muss ich mir erst noch bilden.
  • Adobe zählt auf einer Seite die die Neuerungen seit Photoshop 14 listet noch ein paar weitere Punkte auf, von denen für mich persönlich allerdings keiner nennenswert ist.
  • Weiterlesen

    Filter-Klassiker für lau

    Posted in Digitale Dunkelkammer

    Die legendären Nik-Filter sind jetzt noch günstiger – nämlich gratis!

    Die Nik-Filter-Collection ist eine Sammlung an Plugins für Photoshop, Photoshop Elements und Lightroom, unter anderem um Bilder Schwarzweiß, mit Farbeffekten oder im analogen Look zu entwickeln. Besonders das Schwarzweiß-Entwicklungs-Tool »Silver Efex Pro« erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit bei Fotografen.

    Ich selbst konnte mich nie so recht durchringen die Collection zu kaufen da ich für analoge Looks und Schwarzweiß Exposure von Alien Skin bevorzuge. Doch jetzt da die Software gratis ist habe ich sie mir nun doch geholt und freue mich damit zu arbeiten. Ich gehe zwar aus, dass Google die Software nur deshalb verschenkt weil das Produkt nicht weiter unterstützt wird. Aber einige Jahre werden die Programme sicher noch laufen und bis dahin kann man den geschenkten Gaul ja nutzen.

    Ein kompakter Überblick über Capture One

    Posted in Capture One Pro

    Seit Monaten trage ich die Idee mit mir herum einen Screencast zu Capture One aufzunehmen. Doch so einen Workshop vorzubereiten und aufzunehmen bedeutet viel Arbeit und braucht Zeit die ich im Moment nicht frei zur Verfügung habe. Neben zahlreichen Tagesseminaren habe ich ein Buch über Affinity Photo in Vorbereitung – da müssen Projekte die mehr oder weniger non-profit sind hinten anstehen.

    Obwohl ich an der Statistik meines Blogs sehe, dass das Interesse an C1 groß ist – ein einziger Capture-One-Beitrag führt beinahe jeden Tag die Liste der Zugriffe auf Themen des Blogs an – blieb es aus beschriebenem Zeitmangen bislang bei der Idee. Ein Tweet von Boris (@bnSonic) Nienke von happyshooting.de über erste Eindrücke zu Phase Ones Digital-Darkroom-Software veranlasste mich nun heute Morgen zu der Entscheidung, mir spontan ein paar Stunden frei zu nehmen und einen improvisierten Workshop aufzunehmen.

    So spontan mich die Entscheidung überfallen hat so unvorbereitet bin ich den Workshop angegangen, habe einfach mein Headset eingestöpselt und nach vier Fehlstarts ging es dann frei Schnauze und ohne Plan munter drauf los. Ich hoffe, dass dabei trotzdem etwas raus gekommen ist das euch einen Eindruck von dem Programm zu vermitteln vermag und vielleicht dem Einen oder der Anderen einen guten Einstieg in Capture One und eventuell einen Umstieg von Lightroom ermöglicht.

    Lightroom oder Photoshop?

    Posted in Fotografie

    Leser Frank sandte mir eine Mail mit einer Frage die wohl viele Leser beschäftigen dürfte, die den Schritt von der reinen Bildaufnahme und -verwaltung zur aktiven Bildentwicklung in der digitalen Dunkelkammer vor sich bzw. gerade hinter sich haben: Lightroom oder Photoshop? So lautet sie vereinfacht ausgedrückt.

    Kein Foto ohne Entwicklung

    Zunächst einmal muss man wissen, dass jedes Bild das eine digitale Kamera aufnimmt entwickelt werden muss. Das ist nicht anders als beim analogen Fotonegativfilm: Der rohe, zwar belichtete aber noch nicht entwickelte Film, zeigt zunächst gar nichts. Erst nach der Entwicklung und Belichtung auf einen Papierabzug können wir ein Bild herzeigen.

    Genauso wenig, wie mit einem nicht entwickelten Film, können wir mit den Daten die ein digitaler Aufnahmesensor speichert etwas anfangen. Auch diese müssen erst entwickelt werden damit sich ein für uns sinnvolles Bild ergibt.

    Fotografiert man im JPEG-Format werden die Rohdaten von der Software der Kamera entwickelt, wobei aus reinen Rot-, Grün und Blauinformationen die tatsächlichen Farben berechnet werden, geschärft, entrauscht und der Weißabgleich eingerechnet wird – und einiges mehr. Eine Digitalkamera im JPEG-Format ist im Grunde das elektronische Gegenstück zur Sofortbildkamera der analogen  Ära.

    RAWs müssen erst entwickelt werden

    Fotografiert man im RAW-Format entwickelt die Kameraelektronik zwar auch eine Vorschau im JPEG-Format, allerdings nur damit sich die Aufnahmen am Kameradisplay anzeigen lassen. Die richtige Entwicklung muss dann am Computer passieren.

    Bildentwicklungsprogramme bzw. RAW-Konverter

    Photoshop und andere Bildbearbeitungsprogramme können RAW-Bilder nicht öffnen, sondern benötigen eine JPEG-, TIFF- oder PSD-Datei zur Bearbeitung (oder ein vergleichbares Format). Photoshop wird deshalb mit dem Zusatzprogramm Adobe Camera Raw ausgeliefert. Adobe Camera Raw ist kein Bildbearbeitungsprogramm im herkömmlichen Sinn sondern vielmehr ein Entwicklungsprogramm für RAW-Daten (es können damit zwar auch JPEG-Bilder eingestellt werden aber nicht mit den Möglichkeiten des RAW-Formats).

    Im RAW-Entwicklungsprogramm werden Einstellungen vorgenommen, wie sie beim Fotografieren im JPEG-Format von der Software der Kamera in der Kamera vonstatten gehen, also z.B. Weißabgleich, Belichtungskorrektur, Farbanpassungen, Lichter- und Schattenkorrekturen, Korrektur optischer Fehler, Rauschreduzierung, Schärfung, etc.

    Manche dieser Einstellungen lassen sich bei einem JPEG auch nachträglich in der Bildbearbeitung kaum minder gut einstellen, doch viele bei weitem nicht mit den Möglichkeiten die der Fotograf im Entwicklungsprogramm vorfindet. Vor allem Belichtungskorrekturen und Weißabgleich lassen sich in der Bildbearbeitung oft kaum mehr korrigieren, wenn sie bei der Bildentwicklung falsch eingestellt waren. Die individuelle Entwicklung von RAW-Daten bietet die Möglichkeit Lichtsituationen zu meistern, die man im JPEG-Format mit Einstellungen an der Kamera unmöglich in den Griff bekommt.

    RAW-Entwicklungsprogramme bieten also alle grundlegenden Einstellungen die der Fotograf zur Bildentwicklung benötigt, bis hin zu einfachen Bildbearbeitungskorrekturen, wie zum Beispiel der Retusche von Staub oder Hautunreinheiten. Letzteres ist allerdings in Entwicklungsprogrammen eher eine Me-too-Funktion die es dem Fotografen ermöglichen soll, nicht wegen jeder Kleinigkeit in die Bildbearbeitung wechseln zu müssen.

    Entwiklungs-Bearbeitungs-Workflow

    Die Aufteilung der Aufgaben zwischen Bildentwicklung und Bildbearbeitung sieht in der Regel so aus: RAW-Bilder werden in den RAW-Konverter importiert oder im Falle von Photoshops Adobe Camera Raw damit geöffnet. Hier werden dann alle wesentlichen Einstellungen der Bildentwicklung, wie Weißabgleich, Helligkeit, Kontrast, Farbeinstellungen und Rauschreduzierung vorgenommen. Die allermeisten Aufnahmen lassen sich damit komplett abschließen und verlangen nicht an ein Programm zur weiteren Bearbeitung übergeben zu werden (was allerdings auch ein Bisschen Geschmacksache ist).

    Arbeitet man mit Adobe Camera Raw und Photoshop wird in ACR nach der Entwicklung auf »Bild öffnen« geklickt. ACR übergibt das Bild in Photoshop wo weitere Bearbeitungen vorgenommen werden können oder das Bild einfach im JPEG-, TIFF- oder PSD-Format gespeichert wird.

    Sind Aufgaben wie ausgefeilte Retuschen, Bildmontagen, selektive Bildmanipulationen etc. erforderlich oder soll beispielsweise Text integriert werden kommen Bildbearbeitungsprogramme zum Einsatz, in der Regel der unangefochtene Platzhirsch Photoshop. Arbeitet man mit Lightroom muss dazu eine Datei im JPEG-, TIFF- oder PSD-Format exportiert werden, verwendet man eine Funktion wie »öffnen mit« geschieht das automatisch im Hintergrund.

    RAW-Bilder werden nie überschrieben

    Photoshop ist nicht in der Lage RAW-Dateien zu öffnen und auch nicht sie zu speichern (jedenfalls kein echtes RAW wie es von der Kamera kommt). Stattdessen muss immer im JPEG-, TIFF- oder PSD-Format gespeichert werden. Eine RAW-Datei wird nie geändert oder überschrieben (wenn man von der Änderung von Metadaten absieht).

    Nicht jeder Fotograf benötigt ein Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop. Tatsächlich werden die meisten Gelegenheits-, Hobby- und Amateurfotografen mit einem Programm zur RAW-Entwicklung auskommen. Ein solches empfehle ich sogar unbedingt, denn die meisten bieten nicht nur die Möglichkeiten RAW-Bilder zu entwickeln, sondern auch mehr oder weniger ausgefeilte Verwaltungsfunktionen bis hin zum Export von Websites, Alben und zur Wiedergabe von Diashows.

    Bildverwaltung

    Lightroom ist im Grunde eine etwas schicker gestaltete Synthese aus Adobe Camera Raw und Adobes Datenbrowser Bridge. Ich bin zwar selbst kein Freund dieses Programms –primär weil ich die Benutzeroberfläche und Bedienung nicht mag –, empfehle es aber dennoch als erste Wahl, und zwar weil es billiger ist als manch andere Lösung und vor allem weil es zu keinem anderen Programm mehr Ressourcen in Form von Literatur, Tutorials und Lernvideos gibt.

    Ob man die Befürchtung hegt und damit leben kann, dass es auch dieses Adobe-Programm eines Tages nur mehr in einer Mietversion gibt, muss jeder für sich selbst beantworten – für mich ein zusätzlicher, wenn auch nicht ausschließlicher Grund, von dem Programm Abstand zu nehmen.

    Lightroom-Workflow

    Mit einem Programm wie Lightroom sieht der Workflow so aus, dass Aufnahmen zunächst in eine Datenbank importiert werden. Beim bzw. nach dem Import geschieht automatisch eine Standardentwicklung der Rohdaten. Diese ist der Entwicklung in der Kamera nicht unähnlich, fällt aber zumeist moderater aus, weshalb viele Fotografen den Eindruck haben JPEGs würden von vornherein besser aussehen als RAW-Bilder (die Kameras puschen die Bilder nur intensiver). Der Fotograf kann die Bilder nun so lassen wie sie von Lightroom interpretiert werden oder sie individuell einstellen. Er kann sogar eigene Rezepte schreiben die sich dann für zukünftige Importe automatisch als individueller Standard anwenden lassen.

    Lightroom stellt zunächst einmal eine auf die Bedürfnisse von Fotografen angepassten Oberfläche zur Verwaltung umfangreicher Bildbestände zur Verfügung. Einstellungen die der Fotograf vornimmt werden in einer Datenbank gespeichert und auf deren Basis werden Vorschaubilder generiert die ebenfalls in der Datenbank gespeichert werden. Sie dienen dazu, dem Fotografen ein schnelles browsen in seinen Bildbestände zu ermöglichen. Ohne sie müsste bei jeder Darstellung des Bildes eine neue Vorschau aus dem RAW berechnet werden, was die Arbeit mit Bildbeständen zäh werden ließe.

    Die RAW-Datei muss dabei unbedingt erhalten und für Lightroom verfügbar bleiben um auch für zukünftige Bearbeitungen das Rohdatenmaterial in vollem Umfang zur Verfügung zu haben.

    Soll ein Bild im Internet veröffentlicht, an Freunde versandt, für ein Album verwendet oder ein Fotoabzug in Auftrag gegeben werden, ist eine Datei im TIFF-, PSD- oder JPEG-Format zu exportieren, in aller Regel letzteres. Die RAW-Datei fungiert dabei als Original und die exportierte Datei als Abzug.

    Welche Produkte?

    Nun habe ich in der Überschrift und bisher im Artikel beinahe ausschließlich von Adobe-Produkten gesprochen, weil diese am bekanntesten und weitesten verbreitet sind.

    Alternative RAW-Konverter

    Ich bin wie gesagt kein Freund von Adobes Lightroom und zwar in erster Linie deshalb, weil die Oberfläche absolut restriktiv gestaltet wurde und mir keine Möglichkeit bietet sie an meine Bedürfnisse anzupassen (wenn man davon absieht, dass man die Kopfleiste mit einem eigenen Logo versehen kann).  Verschärfend kommt hinzu, dass es viel zu wenige Tastaturkürzel gibt und keine Möglichkeit eigene zu definieren.

    Capture One Pro 8 Weiterlesen

    Capture One 8.3

    Posted in Digitale Dunkelkammer

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    Der dänische Hersteller von Mittelformatkameras Phase One, hat gestern sein Programm zur RAW-Entwicklung Capture One auf die Version 8.3 aktualisiert – ein Anlass für mich wieder einmal auf die Software hinzuweisen. Wer sich wie ich mit Adobe Photoshop Lightroom nicht so recht anfreunden kann findet darin eine exzellente Alternative.

    Capture One ist zwar (für nicht Sony-Fotografen) ein ordentliches Stück teurer als Lightroom, bietet dafür aber eine wesentlich flexiblere Oberfläche mit Massig Möglichkeiten die Bedienung an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Darüber hinaus bin ich auch der Meinung, dass Capture One Lightroom in Sachen Qualität schlägt.

    Ein etwas ausführlicherer Bericht über meinen Eindruck von Capture One findet sich hier. Wer das Programm kennenlernen möchte kann es kostenlos bei phaseone.com herunterladen und einen Monat lang ohne jegliche Einschränkung testen.

    Capture One Pro – Ineffizienz war gestern

    Posted in Digitale Dunkelkammer

    Seit den Weihnachtsfeiertagen arbeite ich mit einem neuen Werkzeug zur Raw-Entwicklung und es wird Zeit, dass ich meiner Begeisterung Ausdruck verleihe. Vorher aber ›was bisher geschah‹:

    Am Anfang war Aperture

    Mein erster Raw-Entwickler war Apple Aperture. Das in der Beta-Phase befindliche Lightroom lockte aber bereits und es zeichnete sich noch vor der offiziellen Version ab, dass das Programm ein Erfolg werden würde. Immerhin kam es von Adobe und die hatten mit Photoshop Erfahrung in Bildbearbeitung wie kaum jemand sonst. Also habe ich in großen Erwartungen den Zug gewechselt und meine junge Bibliothek auf Lightroom umgestellt.

    Meine Lightroom-Phase

    Glücklich geworden bin ich damit nicht. Die Oberfläche des Programm ist furchtbar klobig, platzverschwenderisch gestaltet und absolut strikt. Gut. Man kann in die Kopfleiste sein eigenes Logo einpflanzen und verschiedene Schnörkel für den Abschluss der Palettenleisten definieren. Professionell finde ich diesen Umfang an Individualisierbarkeit allerdings nicht. Der Rest lässt sich kaum an die Anforderungen des Anwenders anpassen.

    Dann dieses seltsame Konzept mit den fünf Räumen. Auch so eine Idee die Adobe dem Benutzer unabänderlich aufs Auge drückt. Zu allem Überfluss verknüpft das Programm mit demselben Shortcut unterschiedliche Befehle, je nach Raum, in dem ich mich gerade befinde. Zumindest in früheren Versionen war das so.

    Und wenn herum nörgeln an Shortcuts sind: In InDesign, Illustrator und Photoshop rufe ich mit cmd+K die Voreinstellungen auf. Weshalb ist das in Lightroom ein anderer Kürzel?

    Ihr merkt schon: Ich mag Lightroom nicht!

    Zurück zu Aperture

    Nach einigen Monaten unglücklicher Ehe mit Lightroom bin ich reumütig zu Aperture zurück und wenn ihr mich fragt: Es ist das bessere Programm für die Raw-Entwicklung. Zwar wird immer wieder die Kompetenz Lightrooms beim Entrauschen gelobt, aber wenn das nicht besser ist als in Adobe Camera Raw – und ich gehe davon aus es ist 1:1 die selbe Engine – dann berauscht mich das auch nicht.

    Wo Aperture im Verhältnis zu Lightroom definitiv glänzt ist die Wiederherstellung von unterbelichteten und überbelichteten Bereichen – ich habe diesbezüglich einmal einen Artikel veröffentlicht.

    Natürlich arbeitet das Gros der professionellen Welt mit Lightroom und ich halte die Kollegen bei Gott nicht für Nackerpatzerln. Am Ende ist es immer auch etwas subjektiv was man gut findet und was nicht. Unterm Strich findet man Licht und Schatten bei Lightroom und bei Aperture.

    Lightroom vs. Aperture

    Aperture wird zuweilen ein etwas zähes Ansprechverhalten nachgesagt und tatsächlich: Wer keinen Turbo im Rechner hat muss mangelnde Power mit Geduld ausgleichen. Auch die Stabilität könnte besser sein. Allerdings verfiel ich bei meinen Lightroom-Tests, die ich über die Jahren immer wieder gemacht habe, auch nicht gerade in einen Geschwindigkeitsrausch.

    Was mich wundert ist, was Adobe am heutigen Tag an Neuerungen für Lightroom 4 ankündigt: Ein neues Buchmodul (sieht aus wie das, was ich von Aperture schon lange kenne); Direkte Integration von Maps (habe ich seit Aperture 3 und brauche ich so oft wie etwas anderes: Faces – nämlich exakt gar nicht).

    Was ich allerdings sehr wohl brauche ist Softproofing. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das in Aperture einmal nicht hatte. In Lightroom soll es das mit 4 jetzt auch geben. Wie um Himmels Willen! Konnte die professionelle Welt in Lightroom bislang auf den Bildschirm-Proof verzichten? Ist mir rätselhaft.

    Aber wäre bei Aperture alles so, wie ich es mir vorstellte, hätte ich mich nie nach einer Alternative umsehen müssen.

    Geschwindigkeit und Stabilität habe ich bereits als problematisch angesprochen. Dann verliert Aperture Bilder in der Datenbank. Ich nehme an, das passiert bei Abstürzen. Die Bilder vegetieren dann irgendwo auf der Festplatte rum. Ob die Bilder in der Aperture-Datenbank liegen oder als Verknüpfungen in separaten Ordnern ist dabei Irrelevant. Wenn Sie in Aperture nicht mehr aufscheinen sind sie so gut wie nicht mehr existent, auch wenn sie noch irgendwo auf der Festplatte Speicherplatz verspeisen.

    Ein Vorteil von Aperture war für mich unter anderem die Integration in das Gesamtsystem Apple, bestehend aus meinen Macs, iPhone, iPad und mobileMe. Aber die Alben von mobileMe sollen nach der Einführung von iCloud sterben. iCloud ist mir noch immer suspekt. Und Fotostream, das Bilder annähernd in Echtzeit auf allen Geräten eines Anwenders verteilt, hat bei mir mehr Unordnung als Nutzen gestiftet.

    Das schlimmste ist bei Aperture allerdings, dass man keine Ahnung hat, was Apple weiter damit vor hat. Lightroom-User sehen durch die neue Beta, dass an ihrem Programm was weiter geht. Aber Apple macht ja aus allem ein Staatsgeheimnis. Das wäre nicht so schlimm, wenn man von einer professionellen Weiterentwicklung ausgehen könnte. Leider ist bei mir der Verdacht gekeimt, Apple mache aus dem Profi-Werkzeug langfristig ein Aufsteiger-iPhoto für Hobbyfotografen und lässt den professionellen Anspruch fallen.

    Was nun?

    Frustriert habe ich vor Weihnachten wieder einmal ein Auge auf das aktuelle Angebot an in Frage kommenden Werkzeugen geworfen. Zunächst einmal natürlich wieder der Blick auf Lightroom. Allerdings brauchte ich nicht lange um sicher zu sein, dass damit für mich noch nicht einmal eine Vernunftehe möglich ist.

    DxO Optics

    Durch einen Tweet von Zoomyboy bin ich wieder auf DxO Optics Pro aufmerksam geworden. Und – wow! – was das Programm an Schärfe in ein Bild rein zaubern kann hat mich echt umgehauen. Weniger begeistern kann die Geschwindigkeit. Auf meinem Rechner waren die paar Tests mit der Software eine zähe Tortur. Mein MacBook ist nicht mehr das jüngste, aber wenn ich die Leistung mit Aperture vergleiche, dann erscheint das Apple-Programm plötzlich wie ein Ferrari.

    Die Geschwindigkeit ist allerdings nicht alleinige KO-Kriterium für das Programm aus Frankreich. Darüber hinaus erscheint mir der Funktionsumfang recht überschaubar und vor allem die Individualisierbarkeit der Oberfläche zu begrenzt. Zum Beispiel habe ich keinen Dialog gefunden um Shortcuts zu individualisieren.

    Wer jedoch ein Programm sucht, das Objektiv-Fehler und Verzerrungen kompetent aus Bildern heraus rechnen kann und rattenscharfe Ergebnisse erzielt, der sollte vielleicht zumindest als Zweitprogramm einen Blick auf DxO Optics werfen.

    Bibble

    Weiters habe ich mir auch Bibble wieder einmal angesehen. Auch hier spricht mich allerdings die Oberfläche nicht wirklich an und auch hier hatte ich den Eindruck, dass Anpassungen an individuelle Arbeitsweisen nur sehr eingeschränkt möglich sind.

    Capture One Pro

    Capture One Pro dürfte wohl so etwas wie der Mercedes unter den Raw-Entwicklern sein – zumindest was den Preis angeht. 300 Euro muss hinblättern, wer die Pro-Version kaufen möchte. DxO, Bibble und vor allem Aperture sind absolute Schnäppchen dagegen. Allerdings bekommt man für dieses Geld auch eine ganze Menge Professionalität.

    Capture One stammt von Phase One. Phase One ist ein dänischer Hersteller von Mittelformat-Kamerasystemen und bietet soweit ich weiß die Kameras mit der höchsten Sensorauflösung an – aktuell bis zu 65 Megapixel. Capture One scheint der professionalität dieser High-End-Geräte nicht nach zu stehen.

    Nach etwa drei Wochen der Arbeit mit Capture One Pro kann ich mich vor Begeisterung kaum halten. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass eine um so vieles bessere Raw-Entwicklung möglich ist. Die Resultate heben sich um Welten von dem ab, was ich mit Aperture oder Adobe Camera Raw aus meinen Bildern raus hole.

    Ebenso überzeugend wie die Resultate sind, ist auch die Performance mit der das Programm zur Sache geht. Man arbeitet quasi in Echtzeit. Wartezeiten im Arbeits-Workflow gibt es kaum. Lediglich beim Exportieren von Bildern oder während des Imports lässt man dem Programm besser seine Ruhe. Allerdings sind diese Vorgänge bedeutend schneller abgeschlossen, als ich es von Aperture kenne. Viele Aktionen, wie zum Beispiel das Kopieren und Einsetzen von Entwicklungseinstellungen geht auch über dutzende Bilder hinweg so schnell, dass man sich zunächst fragt, ob das Programm jetzt überhaupt etwas gemacht hat.

    Dabei scheint Capture One äußerst Ressourcenschonend mit den Recheneinheiten meines Macs umzugehen. Während Aperture die Lüfter des Laptops immer wieder einmal zum Großeinsatz aufruft, kann ich mich nicht erinnern sie schon einmal wegen Capture One groß in Aufregung gehört zu haben.

    Ein weiterer Punkt der mich aus den Socken haut, ist die Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität der Oberfläche. Der Benutzer kann jedes Detail exakt so einrichten, wie er es haben möchte. Der Funktionsumfang ist immens. Trotzdem bleibt das Programm wie gesagt intuitiv sehr zugänglich und einfach zu bedienen. Ich habe mir etwa eine Stunde lang Schulungsvideos angeschaut und nach ganz kurzer Einarbeitungszeit fühlt sich das Programm an als würde ich seit Jahren damit arbeiten.

    Doch nicht nur die Oberfläche lässt sich beliebig konfigurieren. Für beinahe jedes Detail lassen sich Shortcuts konfigurieren. Ich kann Belichtung, Kontrast, Helligkeit, Sättigung, Weißableich und Färbung über Tastatur steuern. Performance und Effizienz der Oberfläche geben der Sortierung und Ausarbeitung von Bildern eine mir bislang unbekannte Dynamik.

    Der Umgang mit Farbmanagement ist ein Traum. Man richtet ein Ausgabeprofil ein, definiert das Farbprofil dafür und mit einem Klick hat man den entsprechenden Softproof am Bildschirm vor Augen. Automatisch passen sich Farbwerte an den Farbraum des Zielprofils an. Im Grunde ein Detail. Aber eines von vielen, dass das Arbeiten mit Capture One zum flüssigen Vergnügen macht. Mich ärgert nur, dass ich jetzt erst damit arbeite.

    Was ich weiters an Capture One schätze ist, dass es nicht wie Lightroom und Aperture auf einer Datenbank basiert. Vielmehr greift man auf beliebige Verzeichnisse auf angeschlossenen Festplatten zu. Also eher so wie der Finder am Mac, der Explorer unter Windows oder Bridge. Dateileichen auf Grund von Fehlern in der Datenbank sind somit ausgeschlossen. Die Entwicklungseinstellungen werden schlicht als XML-Datei in einem Ordner im Verzeichnis der Bilder abgelegt. Clever, die Dänen!

    Wo Licht ist, ist aber auch Schatten – das soll nicht verschwiegen werden. Lightroom-Benutzer können – im Gegensatz zu Aperture-Anwendern – Objektivfehler aus Bildern heraus rechnen lassen. Capture One Pro kann das zwar auch. Allerdings nur für ausgesuchte Objektive von Mittelformatkameras. Der Anwender kann zwar manuell Fehler wie Verzerrungen und Chromatische Aberation beseitigen, doch der Luxus, das auf Basis unter Laborbedingungen entwickelten Werten automatisch ausführen zu lassen fehlt.

    Aperture hat tolle Retusche Werkzeuge. Capture One hat zwar auch ein Flecken-Entfernungswerkzeug, doch im Verhältnis zur Professionalität des restlichen Programms ist das doch von eher peinlicher Qualität und Funktionalität.

    Capture One beherrscht auch selektive Bildbearbeitung mit Pinseln. Das Konzept diese Arbeiten über Ebenen zu verwalten ist eine für erfahrene Photoshoper gut nachvollziehbare und leicht zu verwaltende Idee. Doch das Pinselwerkzeug bietet wenig Einstellungsmöglichkeiten, der Radierer radiert gleich einmal alles aus und die Ebenen lassen sich nicht in Ihrer Deckkraft reduzieren, was einiges Potenzial zur kreativen Bildentwicklung mit sich bringen würde.

    Was ich von Aperture vermisse ist ein Regler für Lebendigkeit (in Lightroom sollte das wohl Dynamik heißen). Außerdem fehlt mir auch ein Kanalmixer.

    Trotz dieser Schönheitsfehler hat mich Capture One Pro bislang völlig überzeugt und ich glaube meine Begeisterung wurde im vorangegangen Text offensichtlich. Wer nicht zu 100% glücklich ist mit seinem Raw-Entwicklungswerkzeug, oder einfach einmal über den Tellerrand hinaus schauen möchte, dem kann ich nur empfehlen die Demoversion des Programms bei Phase One herunter zu laden und einmal auf Herz und Nieren zu testen. Vielleicht versteht ihr meine Begeisterung dann.