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Schlagwort: Blende

Kreativ fotografieren 12: Belichtung und Belichtungsmodi

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Dies ist ein Grundlagenvideo, mit dem ich mich vor allem an die Einsteiger in die Fotografie wende. Ich erkläre hier wie Belichtung zustande kommt, Verschluss- bzw. Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit und was die verschiedenen Belichtungsmodi an der Kamera mache. Wie alle bisherigen Videos geht es hier um die Grundlagen – die Details und die kreative Anwendung beschreibe ich in kommenden Episoden.

Über Schärfentiefe und Bokeh

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Die meisten Rückmeldungen zu meinem Blog und seinen Artikeln sind positiv und wohlwollend. Gelegentlich gibt es Kritik und manchmal ist sie gerechtfertigt. Auch wenn ich mich bemühe gründlich zu recherchieren bevor ich Betrachtungen und Behauptungen verbreite, unterliege ich schon einmal Fehlschlüssen, Irrtümern, Vorurteilen oder sitze falschen Behauptungen anderswo auf. Auf einen Fehler hingewiesen zu werden ist mir nicht unbedingt angenehm aber willkommen – das letzte was ich möchte ist an falschen Ansichten festhalten.

Natürlich ist nicht jede Kritik fundiert und gerechtfertigt und Manchen gelingt es nicht Kritik höflich zu formulieren. So erreichte mich beispielsweise dieser Tage das Mail eines »Kollegen« der sich über meinen Artikel »Schärfentiefe und Abbildungsmaßstab« ausließ und ihn mehr oder weniger durchwegs als Unsinn bezeichnete.

Es ist nicht sinnvoll hier auf die in meinen Augen etwas wirren Behauptungen zu Schärfentiefe und Bokeh einzugehen, doch ein Anlass einmal meine Position zu Theorie und Praxis in der Fotografie zu definieren: Mein Interesse gilt allein der Praxis. Die Theorie interessiert mich soweit, wie sie für die Praxis relevant ist. In der Theorie gibt es Konstruktionen die in der Praxis niemals auftreten.

Natürlich muss sich jeder Fotograf bis zu einem gewissen Punkt mit theoretischen Themen befassen und für mich als Autor und Trainer gilt das umso mehr. Allerdings ist mir wichtig, dass ich mein Wissen so vermittle, dass es verständlich bleibt, auch wenn ich dazu Vereinfachungen und Abkürzungen verwenden muss, die dem Theoretiker die Haare zu Berge stehen lassen.

Viele Theoretiker scheinen dermaßen in der Theorie verhaftet zu sein, dass sie den Blick für die praktische Relevanz oft verlieren. Außerdem kenne ich nur wenige, denen es gelingt ihr Wissen so zu vermitteln, dass sie von Leuten mit weniger Expertise verstanden werden. Oft habe ich das Gefühl, dass manch Experte aus Eigendefinition selbst nicht versteht was er von sich gibt, bei einigen Kommentaren die mich bis heute erreicht haben war das mehr als offensichtlich – eine Diskussion ist dann meist vergebene Liebesmüh.

Den Besuchern meines Blogs sei gesagt, dass sie an der richtigen Stelle sind, wenn sie einfache Erklärungen für die Praxis suchen. Wer vor allem an theoretischen Aspekten interessier ist, für den bin ich sicher nicht die richtige Anlaufstelle.

Ein Verständnis der optischen Phänomene die hinter meinem Artikel über Schärfentiefe und Abbildungsmaßstab  stehen findet sich in einem PDF das bei Carl Zeiss veröffentlicht wurde – wer an optischer Theorie interessiert ist, dem sei die Lektüre empfohlen. Interessant ist das PDF vor allem »… für diejenigen, die Freude haben an der Schönheit mathematischer Zusammenhänge …« haben – um eine Passage daraus zu zitieren (wobei sich die Anzahl mathematischer Formeln glücklicherweise in Grenzen hält). Allen anderen empfehle ich sich mehr an der Praxis zu orientieren und sie vor allem zu üben.

Persönlich habe ich mir übrigens angewöhnt Theorien nicht einfach zu übernehmen, sondern sie anhand praktischer Versuche zu überprüfen. Eine Theorie die ich durch praktische Selbstversuche nicht bestätigt sehe verwerfe ich – nicht als falsch, sondern als irrelevant!

Manuelle Belichtung: Probier’s doch mit Gemütlichkeit

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Die Menüs von Kameras für den ambitionierten Aufsteiger werden von vielen Einsteigern, Amateur- und Hobbyfotografen wie ein tiefer, schwarzer See empfunden – und flößen ihnen oft sogar Ehrfurcht, Respekt oder gar Berührungsangst ein. Dabei braucht man vor dem was sich da in der Tiefe versteckt nicht die geringste Furcht zu haben, plantscht man in der Regel ja doch eher an der Oberfläche – egal ob aus Spaß oder von Berufswegen.

Ihr, liebe Einsteiger und Amateure, würdet es nicht glauben, wie viele Berufsfotografen nur sehr wenig Ahnung von den technischen Untiefen ihrer Werkzeuge haben. Trotzdem können sie exzellente Arbeiten liefern, denn sie beherrschen das was wirklich wichtig ist, und verschwenden keine Zeit an Beigemüse das für ihre tägliche Arbeit nicht relevant ist.

Ich beginne deshalb meine Fotokurse immer mit einer Einleitung, in der ich erkläre was an einer Kamera wirklich wichtig ist: Zoomring, Fokusring, Blendeneinstellung, Zeiteinstellung und Auslöser. Das sind die zentralen Bedienelemente. Hinzu kommt die Einstellung der ISO-Empfindlichkeit und das Wissen darum, wie mit diesen Mitteln Perspektive und Schärfe kreativ gestaltet werden können, worauf bei der Belichtung zu achten ist und Überlegungen zur Bildkomposition. That’s it!

Der Rest dessen was Digitalkameras bieten sind Grundeinstellungen (einmal einstellen und dann vergessen oder gleich so lassen wie ab Werk geliefert), Sonderfunktionen (z.B. für Taucher und Astrofotografen), Dinge die man nutzen kann aber absolut nicht muss (z.B. Belichtungsmesswertspeicherung) Firlefanz (z.B. »kreative« Effekte) und Dinge die mich als Fotograf nicht interessieren (Movie).

Also Konzentration auf das Wesentliche: Brennweite, Fokus, Blende, Zeit.

Digitalkameras sind Schnellfeuerwaffen. Im Serienbildmodus kommst du dir vor wie Rambo. Entsprechend schnell wird geschossen. Die unglaubliche Geschwindigkeit der Elektronik treibt uns an und lässt uns keinen Moment ans Verschnaufen denken. Entsprechend schnell feuern wir durch die Gegend. Unüberlegt. Unbewusst.

Fotografieren mit manuellen Belichtungseinstellungen bremst dich ein. Welche Blendeneinstellung soll ich wählen? Viel oder wenig Schärfentiefe? An welchem Einstellrad muss ich dazu drehen? Und in welche Richtung. Ach ja, schöne Landschaft. Ich glaube Blende 11 ist perfekt.

Würde ich mit Blendenvorwahl arbeiten würde die Elektronik jetzt die Verschlusszeit für mich einstellen. Und schon wird wieder gefeuert, aus vollen Rohren. Aber nein. Ich fotografiere manuell. Nach der Blendeneinstellung ist die Verschlusszeit zu wählen. Dafür kommt das andere Einstellrad zum Einsatz (oder wenn du nur ein Einstellrad hast drückst du die +/–-Taste und drehst an dem einen).

So lange drehen bis die Belichtungsskala ausgeglichen ist. Eine ausgeglichene Belichtungsskala bedeutet Belichtung auf mittlere Helligkeit. Das ist genau das was die Elektronik in den Programmen P, S und A auch macht (oder in P, Tv und Av – je nach Marke). Eigentlich ganz einfach. So simpel ist manuelles Fotografieren! Sagen die Teilnehmer meiner Kurse dann auch immer.

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Über eine Belichtungsskala verfügt praktisch jede Kamera. Ist sie ausgeglichen – zeigt sie also keinen Ausschlag nach links oder rechts – bedeutet das Belichtung auf mittlere Helligkeit. Das ist dieselbe Einstellung die die Elektronik auch in den automatischen Programmen wählen würde. It’s easy!

Oder sollte ich 1/3 oder 2/3 Lichtwerte unterbelichten? Bei Landschaft meist empfehlenswert. Also noch einmal 2 Klicks in Richtung Minus drehen – die Skala zeigt jetzt einen Ausschlag um zwei kleine Punkte.

Was für eine Verschlusszeit hat sich dadurch ergeben? Ist sie noch kurz genug um sich aus freier Hand halten zu lassen? Geht sich der Kehrwert der Brennweite? Also z.B. bei 100mm 1/100 Sekunde oder bei 35mm 1/35 Sekunde. Diese Regel darf auch beim Fotografieren in A, S oder P nicht vergessen werden; wird sie aber oft, angetrieben vom atemlosen Shooten im Rhythmus der Elektronik.

Fotografieren im manuellen Modus lässt dich deinen eigenen fotografischen Atem spüren. Bringt dich zurück zu deinem Rhythmus. Bringt dich von der elektronischen zurück auf die menschliche Schwingung.

Also ISO-Empfindlichkeit anheben, falls die Zeit fürs Belichten aus freier Hand zu lange geworden ist.

Verschlusszeit als Ausgleich für die Empfindlichkeit reduzieren.

Auslöser halb durchdrücken.

Tief einatmen.

Ausatmen.

Am Endpunkt der Ausatmung den Auslöser durchdrücken.

Passt. Die Aufnahme ist im Kasten.

Also: Nehmt euch ein Beispiel an Balu, dem Bären, und nehmt’s mit Gemütlichkeit.

Kauft euch eine Festbrennweite!

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Im Rahmen meiner Fotokurse weise ich auch auf die Vorteile lichtstarker Festbrennweiten hin. Den Einsteiger befremdet natürlich die Vorstellung auf den Luxus des Zoomens verzichten zu müssen. Heranzoomen geht damit nicht! Man muss herangehen.

Im Grunde ist das schon der erste Vorteil einer Festbrennweite: Näher dran sieht einfach oft auch besser aus. Es vermittelt dem Betrachter den Eindruck ganz nah dran, mitten im Geschehen, Hautnah dabei zu sein. Brennweiten von 50mm und weniger vermitteln Authentizität.

Doch das ist nicht das Einzige! Der Komfort von Zoomobjektiven befördert die Faulheit. Erblicken, Kamera zücken, hinzoomen – klick! Reinster Zufall, wenn dadurch eine bemerkenswerte Fotografie zustande kommt.

Wer mit Festbrennweite fotografiert kommt gar nicht darum herum sich bewusster mit der Bildgestaltung auseinander zu setzen. Statt Hinzoomen bewegen einen die Beine näher hin oder weiter weg. Festbrennweiten schaffen Bewusstsein und sind schon deshalb ein Segen, weil sie einen zwingen den fotografischen Prozess zu entschleunigen.

Wer jedoch eine Festbrennweite kauft, kauft sie aus einem anderen Grund: Lichtstärke! Die Blende lässt sich weiter öffnen, wodurch ich weniger Licht zum Fotografieren benötige und die Schärfentiefe geringer gestalten kann. Lichtstarke Festbrennweiten bedeuten Fotografieren in einer anderen Dimension.

After Sunset

Eine andere Welt eröffnen lichtstarke Festbrennweiten weil man damit tiefer in den Abend vordringen kann ohne ein Stativ benützen zu müssen. Mit einer Consumer-Kamera und einem üblichen Standardzoom mit einer Brennweite von 18–55mm und Lichtstärke ƒ3.5–5.6 ist bei 55mm ohne Stativ und ohne Anheben der Empfindlich nach Faustregel spätestens kurz vor Sonnenuntergang Schluss mit unverwackelten Aufnahmen. Eine vergleichbare Festbrennweite und Lichtstärke ƒ2.0 hingegen ermöglicht es bis kurz vor Einbruch der Nacht ohne höhere ISO-Werte und ohne Stativ zu fotografieren. Kein Wunder: Bei ƒ2.0 genügt zur Belichtung 1/8 des Lichts (Umgebungslicht) das bei  ƒ5.6 notwendig ist.

Freistellen

Vom Freistellen spricht man, wenn ein Motiv im Vordergrund vor unscharfem Hintergrund abgebildet ist. Das lässt sich mit einer langen Brennweite erreichen, geht aber noch viel besser mit einer Blende die sich weit öffnen lässt. Das oben genannte Standardzoom erreicht bei 55mm und ƒ5.6 auf eine Distanz von 3m eine Schärfentiefe von 66cm – von flauschiger Weichzeichnung der Elemente dahinter ist da nicht mehr zu träumen.

Eine Festbrennweite mit 55mm und Lichtstärke ƒ1.8 erzielt auf 3m eine Schärfentiefe von knapp 22cm – das ist gerade einmal ein Drittel! Objekte im Vordergrund vor unscharfem Hintergrund freizustellen lässt sich damit natürlich bedeutend leichter erreichen.

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Vom »Freistellen« spricht man wenn ein Hauptmotiv im Vordergrund durch geringe Schärfentiefe vor unscharfem Hintergrund abgebildet wird. Olympus OM-D E-M1; Objektiv: Olympus M.Zuiko 45mm ƒ1.8 | 45mm (90mm KB); ƒ1.8; 1/3200s; ISO200; entfesselt geblitzt

Begeisterung garantiert!

Schon viele Teilnehmer meiner Seminare haben sich bereits während die Kurse liefen meinem Rat folgend eine Festbrennweite gekauft und ich kann mich an keinen einzigen erinnern der nicht vom Fleck weg begeistert gewesen wäre.

Profiqualität zum Schnäppchenpreis

Lichtstarke Festbrennweiten sind oft nicht billig. Doch die meisten Hersteller haben die eine oder andere Linse im Programm die professionelle Abbildungsqualität zum Sparpreis liefert.

Nikon beispielsweise hat gleich zwei unschlagbare Preis/Leistungs-Knüller im Programm. Das wäre zum einen das 50mm ƒ1.8, bei Amazon (Affiliate-Link) zum Hammerpreis von unter 200 Euro zu haben – ein Objektiv, das sowohl an Einsteigermodellen im DX-Format als auch an Vollformatkameras verwendet werden kann. An DX-Kameras ist das 50er ein durchaus ernstzunehmendes und profitaugliches Porträtobjekitv, am Vollformat übernimmt es die Rolle der vielseitig einsetzbaren Normalbrennweite.

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AF-S NIKKOR 50 mm 1:1,8G (© Nikon)

Kaum weniger Interessant: Das 35mm ƒ1.8, aktuell bei Amazon (Affiliate-Link) um 180 Euro zu haben. Das ist zwar nur an DX-Kameras sinnvoll zu nutzen und entspricht dort mit umgerechnet 52,5mm etwa einer Normalbrennweite, es ist aber dadurch vielseitiger einsetzbar.

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AF-S DX NIKKOR 35 mm 1:1,8G (© Nikon)

Während ich die beiden oben genannten Nikkore aus eigener Erfahrung empfehlen kann, habe ich mit Canons Linsen keine Erfahrungen. Ich weiß aber, dass sich Canons 50mm ƒ1.8 kaum geringerer Beliebtheit erfreut wie Nikons 50mm-1.8er Linsen –  bei Amazon (Affiliate-Link) bereits um knappe 120 Euro zu haben.

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Canon EF 50mm f/1.8 STM (© Canon)

Eine besonders exzellente Linse zum Schnäppchenpreis ist das 45mm ƒ1.8 von Olympus. Auf Kleinbild umgerechnet ist es länger als die oben genannten Linsen von Nikon und Canon, denn es entspricht 90mm. Das macht es zwar weniger universell einsetzbar, aber dafür zur umso besseren Porträtbrennweite. Sein Preis bei Amazon (Affiliate-Link) liegt derzeit bei knapp über 250 Euro.

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Olympus M.ZUIKO DIGITAL 45mm 1:1.8

Auch für die anderen Kameramarken werden lichtstarke Festbrennweiten angeboten, sei es von den Herstellern selbst, sei es von Drittherstellern wie Sigma. Da mir beim Angebot für diese Marken aber der Überblick fehlt kann ich keine wirklichen Tipps dazu abgeben. Sachdienliche Hinweise und Tipps als Kommentar von euch, liebe Leser, wären diesbezüglich sicher hilfreich.

Anmerkung: Ich persönlich kaufe meine Ausrüstung weitest gehend beim Fachhändler, auch wenn ich dort manchmal etwas mehr bezahle als bei Bestellungen im Internet. Nur wenn ich mir bei einem Produkt nicht sicher bin und es bei meinem Händler nicht lagernd ist, bevorzuge ich den Weg über Amazon, weil ich die Produkte dort problemlos eintauschen kann. Eintauschen geht zwar bei meinem Fachhändler auch, aber ich möchte nicht, dass der auf irgendwelchen exotischen Bestellungen von mir sitzen bleibt, wenn ich mich gegen den Kauf entscheide.

Wo ihr einkauft werdet ihr selbst entscheiden. Wenn ihr den Weg über Amazon wählt würdet ihr mir einen Gefallen tun, die Bestellung über meine Affiliate-Links hier zu starten. Euch kostet das keinen Cent mehr, doch bei mir bleiben ein paar Euros hängen, je nach Preis des Produkts.

Fotografieren mit Olympus’ Schnappschuss-Fokus

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Olympus’ bewirbt seine Objektive M.Zuiko 12mm ƒ2.0 und M.Zuiko 17mm ƒ1.8 unter Anderem mit dem Schlagwort »Schnappschuss-Fokus«. Klingt super – aber was ist das?

Entfernungs- und Schärfentiefeskala

Zum Umschalten von automatischer auf manuelle Fokussierung werden bei diesen Objektiven die Fokusringe Richtung Kamera gezogen. In manueller Stellung geben die Ringe eine zweiteilige Skala frei. Diese dient sowohl zur Entfernungseinstellung als auch als Schärfentiefeskala (oder Tiefenschärfeskala – wie man will).

Die obere Hälfte der Skala zeigt ein paar Blendenwerte und in der Mitte eine rote Markierung. Die untere Skala zeigt einige Entfernungen – Meter in Schwarz, Fuß (ft) in Rot – 1 Fuß sind knapp über 30cm.

Entfernungseinstellung

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Wird  am Olympus M.Zuiko 12mm ƒ2.0 der Fokusring so eingestellt, dass sich 0.2m unter der roten Markierung befindet, beträgt der Abstand zum Punkt maximaler Schärfe (Fokuspunkt) 20cm – von der Ebene des Bildsensors aus gemessen, nicht von der Frontlinse.
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Die 3 unter der roten Markierung sollte auf 3m fokussieren – theoretisch!
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Steht der Fokusring auf ∞ sollte alles ab einer gewissen Distanz bis unendlich scharf sein – allerdings müsste man dazu wissen wie groß diese Distanz ist. Leider finden sich aber keine Angaben dazu in welcher Entfernung ∞ beim 12mm ƒ2.0 liegt.

Wüsste man in welcher Entfernung ∞ beim 12mm ƒ2.0 liegt bräuchte man das Objektiv nur auf ∞ zu stellen und wüsste, dass alles ab dieser Distanz bis unendlich scharf abgebildet wird. Theoretisch ließe sich die Entfernung von ∞ mit Tests ermitteln. Praktisch würde das aber nichts bringen, weil die Skala aufgrund der kleinen Baugröße des Objektivs und des Umstands, dass die Schärfe nicht direkt mechanisch sondern vom AF-Moter geändert wird viel zu wenig präzise ist um Nutzen daraus zu ziehen.

Bei 0.2-m-Einstellung funktioniert das Fokussieren per Skala noch ganz gut, bei 1ft (30cm) ist es akzeptabel, bei 0.5m beginnt es kritisch zu werden – jedenfalls bei Offenblende. Bei geschlossener Blende lässt es sich aufgrund der größeren Schärfentiefe eher mit der Skala arbeiten – eine Fehlfokussierung einiger Zentimeter ist bei Blendenöffnungen von ƒ5.6 und kleiner bei 12mm MFT kaum relevant.

Schärfentiefeskala (Schnappschuss-Fokus)

Der Nutzen der Entfernungsskala hält sich also in Grenzen. Anders sieht es mit der Schärfentiefeskala aus.

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Dreht man den Fokusring so, dass rechts ∞ unter 5.6 steht kann man links unter 5.6 ablesen, dass die Schärfentiefe bei dieser Stellung von 5ft (1,5m) bis unendlich reicht. Es wird also ALLES (!) ab einer Distanz von 1,5m scharf aufgenommen.
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Dreht man den Fokusring so, dass ∞ unter 11 steht reicht die Schärfentiefe von 2ft (60cm) bis unendlich reicht.

Das dürfte wohl gemeint sein, wenn Olympus von Schmappschuss-Fokus spricht: Man stellt die Kamera auf eine bestimmte Blende ein – in der Regel eine mittlere bis kleine Blendenöffnung, nehmen wir an ƒ11 –, stellt den Fokusring so, dass sich ∞ unter 11 befindet und kann munter ohne zu fokussieren drauf los fotografieren: Alles was weiter von der Kamera entfernt ist als 60cm landet scharf auf der Aufnahme.

Ein cooles Feature für Street-Fotografen und alle die schneller abdrücken wollen als Mensch oder Kamera fokussieren kann. Und mit ein Grund weshalb ich mein Panasonic 15mm ƒ1.7 bald durch das Olympus 17mm ƒ1.8 ersetzen möchte.

Zum Abschluss ein paar Fotos die ich am vergangenen schönen Wochenende in Bregenz am Bodensee mit der Olympus Pen E-PL7 aufgenommen habe – alle mit 12mm ƒ2.0 bei Blende ƒ11 auf entsprechender Schnappschuss-Fokus-Einstellung des Objektivs. Alles scharf!

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Wie viel Belichtungsmodus braucht eine Kompaktkamera?

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© Nikon GmbH

Schon tolle Geräte, Kameras wie die P7000 von Nikon, die Lumix LX5 oder die Canon PowerShot G12. Scheinen alles zu können, was eine Spiegelreflexkamera kann, außer Objektive wechseln. Sie bieten sogar wie DSLRs einen Wahlschalter für Programm ( P ), Zeitvorwahl (S), Blendenvorwahl (A) und manuelle Belichtungseinstellung (M).

Aber bringen diese Belichtungsmodi bei einer Kompakten überhaupt etwas?

Kaum. Aufgrund optischer Phänomene bei den kleinen Sensoren der meisten Kompaktkameras und deren Preiskalkulation erreicht kaum ein solcher Apparat einen größeren Blendenspielraum als bestenfalls ƒ1.4 bis ƒ8.0 am kurzen und ƒ4.0 bis ƒ8.0 am langen Ende der Brennweite.

Üblicherweise gilt ein manueller Eingriff in die Blendeneinstellung vor allem dazu die Schärfentiefe kreativ zu gestalten. Bei den kleinen Bildsensoren kompakter Kamera ist allerdings abgesehen vom Nahbereich in dem Makro fotografiert wird die Schärfentiefe in den meisten Fällen nahezu unendlich. Im Weitwinkelbereich noch mehr als in Telestellung. Ob Blende ƒ1.4 oder ƒ8.0 bei Weitwinkel beziehungsweise Blende ƒ4.0 oder ƒ8.0 im Telebereich macht da kaum einen Unterschied. Deshalb ist es auch weitgehend egal ob der Fotograf in Programm, Blendenvorwahl oder mit manueller Belichtungseinstellung fotografiert.

3.4. Licht- und Blendenwert

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Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

An der Belichtung jedes Fotos sind die vier Faktoren Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit, Blende und Umgebungslicht beteiligt. Ein ­optimal belichtetes Foto gelingt nur dann, wenn ­diese Faktoren gut ausbalanciert sind.

Umgebungslicht

Das Umgebungslicht ist für den Fotografen der Faktor der Belichtung, der am schwierigsten zu beeinflussen ist. Er kann auf die Lichtsituation in der Umgebung eingehen, indem er die Blende ­öffnet oder schließt, die Lichtempfindlichkeit des Sensors erhöht oder verringert, oder die Belichtungszeit verlängert oder verkürzt. Oft wird er an zwei oder allen drei Parametern drehen, um die ­optimale Belichtung zu erreichen. Das Umgebungslicht hat er höchstens im Studio voll unter Kontrolle. Bei Landschaftsaufnahmen ist die einzige Möglichkeit das Umgebungslicht zu beeinflussen, wenn man zu ­einem anderen Zeitpunkt zurück kehrt, sollte das Licht im Moment nicht optimal sein.

Lichtwert als relatives Maß

Dass ein Lichtwert (LW) für eine Verdoppelung beziehungsweise Halbierung der Helligkeit, Lichtmenge, beziehungsweise Belichtung steht, habe ich bereits erwähnt, als ich das Zonensystem vorgestellt habe.

Nehmen wir an, wir fotografieren im Freien, die Dämmerung ist herein gebrochen und die Lichtmenge hat sich seit dem letzten Foto halbiert – das Umgebungslicht hat sich um –1 LW reduziert. Nun können wir auf die veränderte Lichtsituation so reagieren:

  • Die Belichtungszeit auf das Doppelte ausdehnen. Das heißt, Sie heben die Belichtungszeit um +1 LW an.
    Beispiel: Die Belichtungszeit wird von 1/60 Sekunde auf 1/30 ­Sekunde verdoppelt.
  • Die Blendenöffnung verdoppeln. Das heißt, Sie öffnen die Blende um +1 LW.
    Beispiel : Sie öffnen die Blende von vormals ƒ 2.8 auf ƒ 2.0.
  • Die ISO-Empfindlichkeit verdoppeln. Das heißt, die Empfindlichkeit des Bildsensors um +1 LW anheben.
    Beispiel: von ISO100 auf ISO200.
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    2.8. Blende bewusst kreativ einsetzen

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    Sehen wir uns die Erkenntnisse des letzten Artikels in der Praxis an: Die aus gewählter Brennweite und Distanz resultierende Schärfentiefe wird durch die Wahl der Blende angepasst beziehungsweise korrigiert. Möchte ich das eigentliche Hauptmotiv vor dem Hintergrund hervorheben führt eine geringe Abblendung (offene Blende) zu kurzer Schärfentiefe und weichgezeichnetem Hintergrund. Möchte ich sowohl den Vordergrund als auch den Hintergrund deutlich erkennbar abbilden, dann führt kräftige Abblendung (Blende schließen) zu großer Schärfentiefe und detailreicher Wiedergabe sowohl naher als auch ferner Elemente. Nach der kreativen Kernfrage über die gewünschte Perspektive folgt die kreative Kernfrage über die Schärfe.

    Der Vergleich der beiden folgenden Abbildungen verdeutlich noch einmal den Unterschied in der Bildwirkung ob die Blende offen ist oder geschlossen.

    Krabbler offeneblende Die drei Stofftierchen sind hier bei Brennweite 28 mm und offener Blende ƒ2.0 fotografiert worden. Die Schärfentiefe ist kurz (kleine Blendenzahl = kurze Schärfentiefe).
    Krabbler geschlosseneblende Ebenfalls mit Brennweite 28mm aus derselben ­Distanz, jedoch mit Blende ƒ8.0. Die Schärfentiefe ist weit.

    Noch einmal zur Erinnerung: Die Schärfentiefe resultiert nicht aus der Blendeneinstellung allein! Brennweite (siehe ›Schärfentiefe und Brennweite‹), Abstand (siehe ›Schärfentiefe und Distanz‹) und Sensorformat (siehe ›Sensorformat und Schärfentiefe‹) haben einen ebenso bedeutenden Einfluss wie die Blende.

    Aber:

  • Die Distanz zum Motiv wird primär durch die Größe der abzubildenden Objekte bestimmt. Die Überlegung, welche Auswirkung eine bestimmte Distanz auf die Schärfentiefe der Aufnahme hat, spielt bei der Aufnahme keine Rolle. Oder anders gesagt: Kein Fotograf wird eine bestimmte Distanz wählen, nur weil er sich davon eine bestimmte Schärfentiefe erwartet.
  • Die Brennweite wird normalerweise ebenso wenig wegen ihrer Auswirkung auf die Schärfentiefe gewählt. Meist ist sie entweder Resultat aus einer langen Distanz, die der Fotograf nur mit Hilfe eines Teleobjektivs überwinden kann, einer kurzen Distanz, die eine Abbildung nur mit Weitwinkel erlaubt (zum Beispiel wenn man eine Fassade in einer engen Gasse fotografieren möchte), oder aber der Fotograf möchte mit der Brennweite eine bestimmte perspektivische Wirkung erzielen.
  • Das Sensorformat ist Resultat der Kaufentscheidung des Fotografen. Die wenigsten Fotografen nehmen drei, vier oder fünf Kameras mit unterschiedlichen Sensorformaten mit auf den Weg, um damit unterschiedliche Schärfentiefewirkungen erzielen zu können.
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    2.7. Blende und Schärfentiefe

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    Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

    Nach der vielen trockenen Theorie der letzten Artikel führen wir uns zwischendurch die Grundidee dieser Serie vor Augen, nämlich das Fotografieren nach den vier Schritten. Wo stehen wir mit unseren Betrachtungen im Moment:

    1. Für den ersten Schritt haben wir uns mit der Perspektive befasst und uns angesehen, wie man sie über Brennweite, Distanz und Blickwinkel (frontal oder diagonal, von unten, aus Augenhöhe oder von oben) kreativ beeinflussen kann.
    2. Ziel des zweiten Schrittes ist die kreative Gestaltung der Schärfe.
    3. Ziel des dritten Schrittes ist eine korrekte Belichtung.
    4. Im vierten Schritt schließen wir mit der Komposition des Bildausschnitts ab.

    Nun beschleicht uns irgendwie das Gefühl, dass wir beim siebten Artikel im Abschnitt ›Schärfe‹ angekommen sind und noch immer nicht genau wissen, wie man die Schärfe kreativ beeinflusst.

    Klar: Wir haben uns darüber unterhalten, dass die Brennweite Auswirkung auf die Schärfentiefe und ebenso die Distanz Auswirkung auf die Schärfentiefe hat.

    Aber dann haben wir uns über die Blende unterhalten und dabei fast ausschließlich über Belichtung gesprochen. Der kreativen Beeinflussung der Schärfe scheinen wir noch nicht so recht näher gekommen zu sein. Haben wir uns verlaufen?

    Keineswegs. Es war nur notwenig einige Grundlagen zu klären um die folgenden Zusammenhänge besser verstehen zu können.

    Tatsache ist, dass durch die Auswahl einer bestimmten Brennweite auf eine bestimmte Distanz die Schärfentiefe bereits vorbestimmt wird (siehe auch ›Schärfentiefe‹). Mit einer kurzen Brennweite, wie zum Beispiel 24mm, werde ich immer schon eine weite Schärfentiefe vorprogrammiert haben, mit einer langen Brennweite, wie 200mm, ist bereits eine geringe Schärfentiefe der Fall.

    Die Schärfentiefe wird zunächst von Brennweite und Disanz beeinflusst.

    Ergänzend zu diesem Merksatz muss noch einmal darauf hingewiesen werden, dass auch das Format des Abbildungsmediums, also bei Digitalkameras des Sensors, einen wesentlichen Einfluss auf die Schärfentiefe hat. Das ist vor allem wichtig um den Unterschied zwischen Spiegelreflex- und Kompaktkamera zu verstehen.

    Um die durch Brennweite und Distanz vorgegebene Schärfentiefe zu verändern beziehungsweise korrigieren zu können, kommt die Blende ins Spiel. Mit ihr können wir einstellen ob wir sowohl Vorder-, Mittel- und Hintergrund mit großer Schärfentiefe scharf aufnehmen wollen, oder durch geringe Schärfentiefe ein Objekt vom Hintergrund freistellen möchten.

    Der Merksatz für die Auswirkung der Blende auf die Schärfentiefe dazu lautet:

    Je größer die Blendenöffnung, desto kürzer die Schärfentiefe.

    Offene Blende Offene Blende für wenig Schärfentiefe.
    Geschlossene Blende Geschlossene Blende für viel Schärfentiefe.

    Große Öffnung = kleine Tiefe? Da haben wir wieder eine umgekehrte Logik im Merksatz. Für Alle die es einfach lieben:

    Kleine Blenden­zahl
    = geringe Schärfentiefe,
    große Blendenzahl
    = hohe Schärfen­tiefe.

    Offenblende und Abblendtaste

    Die Blende beeinflusst also Lichtmenge und Schärfentiefe. Wer kein kompletter Neueinsteiger ist, dem war das sicher schon bekannt.

    Das Autofokus-System (AF – die Elektronik, die für das Scharfstellen sorgt) einer Kamera arbeitet am schnellsten und zuverlässigsten, wenn es den Bereich, auf den es scharf stellen soll, ausreichend hell sieht. Schließt der Fotograf die Blende für eine hohe Schärfentiefe, dann wird das Bild nicht nur für den Sensor, sondern auch für das AF-Messsystem dunkler. So könnte es sein, dass das AF-System bei Blende ƒ8, ƒ11 oder ƒ22 den zu ­fokussierenden Bereich bereits so dunkel sieht, dass ein Scharfstellen gar nicht mehr möglich ist. Um das zu verhindern, bleibt die Blende so lange man durch den Sucher blickt offen. Nur in dem kurzen Moment, in dem man den Auslöser drückt und das Bild aufgenommen wird, schnellt die Blende kurz auf die voreingestellte Größe zu, um anschließend sofort wieder in die Offenstellung zu springen.

    Als Beispiel, um den Sachverhalt näher zu illustrieren, habe ich noch einmal das Motiv mit den fünf Spielkegeln herangezogen. Betrachten wir es mit einem Objektiv mit der Lichtstärke 1.8 durch den Sucher, dann sieht das aus wie in Abbildung unten.

    F1 8sucher So sieht das Motiv bei Blende ƒ1.8 durch den Sucher aus. Scharf gestellt wurde auf den roten Kegel. Da die Schärfentiefe bei ƒ1.8 gering ausfällt sind die Kegel unmittelbar davor und dahinter unscharf.

    Schließen wir die Blende auf ƒ22, dann erhält die Aufnahme eine höhere Schärfentiefe und müsste aussehen wie in der folgenden Abbildung.

    F22sucher So müsste dasselbe Motiv bei Blende ƒ22 aussehen. Bei Blende ƒ22 ist die Schärfentiefe groß und deshalb müssten die Kegel vor und hinter dem roten, auf den scharf gestellt wurde, auch deutlich schärfer angezeigt werden, als bei Blende ƒ1.8.

    Tatsächlich jedoch sieht man das Bild im Sucher nach wie vor bei der Offenblende, also bei einem Objektiv mit Lichtstärke 1.8 mit der Schärfentiefe von Blende ƒ1.8.

    Um die Schärfentiefe eines Motivs im Sucher überprüfen zu können, muss die Blende auf die eingestellte Öffnung geschlossen werden. Zu diesem Zweck verfügen viele SLR-Kameras über eine sogenannte Abblendtaste.

    Abblendtaste Abblendtaste (1) einer Nikon D7000 (Bild: © Nikon GmbH)

    Drückt man diese Taste drücken und hält sie gedrückt, dann schließt sich die Blende auf den eingestellten Wert. Das Verkleinern der Blendenöffnung hat aber nicht nur zur Folge, dass die Kamera das Motiv dunkler sieht, sondern auch im Sucher wird es plötzlich zappenduster.

    F22abblenden So etwa sieht man ein Motiv bei ­Blende ƒ22, wenn die ­Abblendtaste gedrückt wird.

    Das ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht zu vermeiden, wenn man die Schärfentiefe vor der Aufnahme beurteilen will.

    Um die Schärfentiefe im Sucher beurteilen zu können muss man die Abblendtaste drücken. Weiterlesen

    2.5. Blendenschritte

    Posted in Kreativ fotografieren

    Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

    ›Die Blende‹ wird in der Regel in einer für den Einsteiger nur schwer nachvollziehbaren Zahlenreihe angegeben. Da gibt es Werte wie 1.8, 2.0 und 5.6. Manchmal wird diesen Zahlen ein ›ƒ‹ oder ein ›F‹ vorangestellt und manchmal auch ›1:‹.

    Beschäftigt man sich eingehender mit diesen Zahlen – sie haben ja große Bedeutung für die Fotografie – wird man durch den Umstand verwirrt, dass große Zahlen zu kleinen Blenden zu gehören scheinen und kleine Zahlen zu großen Blenden. Klingt unlogisch, ist es aber nicht, wenn man die falsch etablierten Bezeichnungen richtig stellt.

    ƒ steht für ›focal length‹ | Stellen wir uns als erstes die Frage wofür das ›ƒ‹ vor den Blendenzahlen steht: Es steht für den englischen Begriff ›focal length‹, zu deutsch ›Brennweite‹.

    Erinnern wir uns daran, dass ein Objektiv mit einer Brennweite von 200mm theoretisch 200mm lang ist. Das ist ein ganz schön langes Rohr. Wie man sich vorstellen kann, kommt durch einen langen Tunnel nicht so viel Licht in einen Raum, wie durch einen kurzen. Vergleichbar verhält es sich mit Objektiven: Eine lange Brennweite lässt weniger Licht zum Sensor durch als eine kurze. Damit die Lichtmenge, die ein Blendenventil in einem langen Objektiv durchlässt, mit der eines kurzen vergleichbar ist, hat man sich entschieden die Werte so anzulegen, dass sie in Beziehung zur Objektivlänge (›focal length‹) stehen.

    ƒ2.0 zum Beispiel stellt eine verkürzte Schreibweise von ƒ1/2.0 beziehungsweise ƒ1/2 dar. Übersetzen kann man das so, dass auf der Objektivlänge (Brennweite = ›focal length‹ = ƒ) diese Blendenöffnung zweimal Platz hätte.

    Blende f2 Bei Blende ƒ2.0 lässt sich der Durchmesser der Blendenöffnung zweimal auf die Objektivlänge ­umlegen.
    • Blende ƒ4.0 bedeutet also, dass der Durchmesser der Blendenöffnung viermal auf die Objektivlänge geht ,
    • bei Blende ƒ8.0 achtmal,
    • bei Blende ƒ16 sechzehn mal,
    • und so weiter.
    Blende f4 Bei Blende ƒ4.0 lässt sich der Durchmesser der Blendenöffnung viermal auf die Objektivlänge ­umlegen.
    Blende f8 Bei Blende ƒ8.0 lässt sich der Durchmesser der Blendenöffnung achtmal auf die Objektivlänge ­umlegen.

    Oder eben anders herum:

    • Bei Blende ƒ4.0 ist der Durchmesser der Blendenöffnung ein Viertel der Objektivlänge,
    • bei ƒ8.0 ein Achtel
    • und bei ƒ16 ein Sechzehntel.

    Man kann die Blendenzahlen also genauso gut als Bruch lesen, also ƒ2.0 bedeutet 1/2 Objektivöffnung, ƒ4.0 1/4 Objektivöffnung und so weiter. Die Blendenzahl stellt darin den Nenner des Bruches dar. Je größer die Zahl, desto kleiner der Bruch. 1/2 ist größer als 1/4. 1/4 ist größer als 1/8. 1/8 ist größer als 1/16 und so weiter. Hat man die Blendenzahlen auf diese Weise verstanden wird klar, weshalb eine große Zahl eine kleinere Öffnung bedeutet.

    Größere Blendenzahlen stehen für kleiner Blendenöffnungen und somit für geringere Lichtstärke.

    Merkhilfen | Wir wissen nun woher es rührt, dass eine größere Zahl für eine kleinere Blendenöffnung steht. Mir persönlich liegt dieses um-zwei-Ecken-Denken nicht. Ich bevorzuge die direkte Logik, wie: »Kleine Blende = geringe Schärfentiefe«. Manche tun sich leichter »kleine Zahl = große Blendenöffnung« zu merken, andere schwerer. Meine Unterhaltungen mit Amateurfotografen haben mir den Eindruck vermittelt, dass das um-zwei-Ecken-Denken anderen Fotografen ebenso wenig liegt, wie mir. Deshalb habe ich nach einfacheren Merksätzen gesucht.

    In der Fotografie werden große Blendenzahlen oft als ›kleine Blenden‹ bezeichnet. Der Fotograf sagt »nimm da am besten eine große Blende« und meint damit »du solltest die Blende öffnen«.

    Aber ist die Blende nicht dieses Lamellenventil im ­Objektiv? Wenn die Öffnung groß ist muss die Blende doch klein sein, oder nicht?

    Offene Blende Ein große Blendenöffnung entsteht, wenn die Blendenlamellen zurückgezogen sind und somit die Blende klein ist = kleine Blendenzahl! Zum Beispiel Blende ƒ2.0.
    Geschlossene Blende Eine kleine Blendenöffnung wird mit ausgefahrenen Blenden­lamellen und damit einer großen Blende erzeugt – zum Beispiel Blende ƒ16.

    Richtig! Wenn jemand eine große Blendenöffnung als große Blende bezeichnet, dann ist das vom Sinn her eigentlich falsch! Tatsache ist: Ist die Blendenzahl klein, dann ist auch die Blende klein!
    Und weshalb folgt alle Welt der verkehrten Bezeichnung? Weil »nimm eine große Blende« eine schlampige Abkürzung für »nimm eine große Blendenöffnung« ist.

    Die landläufige Bezeichnung ›kleine/große Blende‹ steht für ›kleine/große Blendenöffnung‹.

    Wenn ich fotografiere und über Fotografie nachdenke, dann stelle ich mir unter kleiner Blende eine kleine Blende vor. Das steht zwar entgegengesetzt zum etablierten Fotografenjargon, aber es hilft mir intuitiv und schnell zu arbeiten.

    Tatsächlich steht eine kleine Blendenzahl für eine kleine Blende und eine große Blendenzahl für eine große Blende!

    Unterhalte ich mich mit anderen Fotografen, spreche ich prinzipiell nicht von ›großer‹ oder ›kleiner‹, sondern von offener oder geschlossener Blende. Damit kann es weder Verwirrung noch Missverständnisse geben.

    Darüber hinaus verwende ich oft den Begriff ›Ab­blenden‹. So spreche (und schreibe) ich vom ›geringen‹ oder ›starken Ab­blenden‹ wo man ansonsten von ›kleiner‹ und ›großer Blende‹ sprechen würde. Wenn ihr mit dem um-die-Ecke-Denken des etablierten Jargons keine Schwierigkeiten habt, dann brauchen euch diese Merksätze nicht zu kümmern. Mir hat es den Zugang zur Blende und den Blendenzahlen erleichtert und ich merke wie ich noch heute ins stocken gerate, wenn ich auf die etablierte Weise denken muss.

    Blendenschritte und Blendenzahlen

    Die Blendenzahlen folgen eigenartigen Schritten wie 1.4, 2.0, 2.8, 4.0, 5.6, 8.0 und so weiter. Im Grunde wäre das eine Frage für einen IQ-Test: »Setzen Sie diese Zahlenreihenfolge fort«.

    Wenn man sich die Zahlenreihe einmal genauer ansieht und sie analysiert, fällt vielleicht auf, dass 2, 4 und 8 darin vorkommt – also eine jeweilige Verdoppelung – und 1.4, 2.8 und 5.6 – ebenfalls Verdoppelungen. Also würde man im Intelligenztest ausfüllen 11.2, 16.0, 22.4, 32 und so weiter. Damit hätte man den Test bestanden. Genau so baut sich die Reihe der ganzen Blendenschritte auf. Nur dass 11.2 auf 11 und demnach 22.4 auf 22 gerundet wird.

    Blendentabelle
    Zahlenreihe der ganzen Blendenschritte.

    Es gibt viele verschiedene Schreibweisen für den Blendenwert: 2.0, ƒ2.0, ƒ2,0, ƒ2, F2, F1:2 (F1:2.8, F1:4 usw), 1:2, F1/2 (F1/2.8, F1/4 usw) und weiter und das Ganze auch noch in allen möglichen Kombinationen. Gemeint ist aber ­immer dasselbe. Willkommen in der Fotografie! Weiterlesen

    2.4. Blende

    Posted in Kreativ fotografieren

    Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

    Die Blende befindet sich im Objektiv und funktioniert wie ein Ventil, das sich öffnen und schließen lässt. Sie dosiert die Lichtmenge, die zum Objektiv durch­dringen kann. In der Regel besteht sie aus Lamellen, die sich in die Objektivöffnung hinein schieben und damit die Öffnung vergrößern und verkleinern können. Ist die Blende offen, verhält sie sich wie ein geöffnetes Ventil an einem Wasserhahn – es fließt viel Wasser durch und füllt ein Wasserglas rasch. Die offene Blende führt zu einer kurzen Belichtungszeit.

    Offene Blende Die offene Blende lässt viel Licht zum Sensor durch.
    Wasserventil offen Wird das Ventil an einer Wasserleitung weit geöffnet, füllt sich das Glas sehr viel schneller. Ebenso verkürzt sich die Belichtungszeit bei offener Blende.

    Wird die Blende vergrößert und damit die Blendenöffnung reduziert (Abbildung 3.22) – man spricht vom Abblenden –, lässt sich das mit einem Wasserhahn vergleichen, bei dem man das Ventil schließt – es fließt nur mehr wenig Wasser durch die Leitung und dauert länger das Glas zu füllen (Abbildung 3.22). Ebenso dauert es in der Fotografie länger bis ausreichend belichtet worden ist.

    Geschlossene Blende Bei geschlossener Blende findet weniger Licht den Weg durch das Objektiv.
    Wasserventil geschlossen So wie ein nur leicht geöffnete Wasserleitung ein Wasserglas nur langsam füllt, führt das schließen der Blende zu längerer Belichtungszeit.

    Blende und Belichtungszeit

    Die Metapher mit Wasserleitung und Wasserglas wird gerne verwendet um die Funktionsweise der Blende zu veranschaulichen. Ich halte sie als Einstieg in das Thema für geeignet. Allerdings hat sie einen Schönheitsfehler: Bei einer Wasserleitung kann ich davon ausgehen, dass der Wasserdruck konstant ist. Möchte ich ein Glas schnell füllen, dann drehe ich das Ventil weit auf, möchte ich mir Zeit beim Einschenken lassen (weshalb auch immer), dann drehe ich das Ventil nur ein Bisschen auf. Im Grunde ist es völlig egal ob wir ein Glas Wasser schnell oder langsam füllen.

    Die entscheidenden Unterschiede zwischen der Wasserglas-Metapher und Fotografie:

  • Der Sensor (das Wasserglas) muss bis zu einer ganz bestimmten Marke belichtet (gefüllt) werden. Fülle ich über die Marke, erhalte ich eine Überbelichtung, fülle ich unter die Marke ist eine Unterbelichtung das Resultat.
  • Ich muss in der Regel den Sensor (das Glas) möglichst rasch füllen. Längere Belichtungszeiten kann man ohne Stativ nicht halten und ganz lange Belichtungszeiten können das Bild­rauschen erhöhen.
  • Während bei der Wasserleitung das Wasser konstant in derselben Menge hinter dem Ventil wartet, muss ich mit der Blende das Umgebungslicht kompensieren. Am helllichten Tag muss ich die Blende schließen, damit ich nicht in Sekundenbruchteilen eine Überbelichtung erhalte. In der Dämmerung muss ich die Blende öffnen, damit sich trotz der schwachen Lichtverhältnisse aus­reichend Licht für die korrekte Belichtung sammeln kann.
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