Direkt zum Inhalt

Schlagwort: Belichtung

Fotografie, Wahrnehmung, HDR

Posted in Theorie & Technik

Alphütte auf der Seraalpe
Seraalpe | Olympus E-M1 MarkII | M.Zuiko 12-100mm ƒ4.0 | 12mm (24mm KB) | ƒ8 | 1/640s | ISO200 | HDR-Bild aus 7 Belichtungen, vereint mit Aurora HDR, korrigiert mit DxO ViewPoint

Auf meine letzten Blogartikel habe ich einen Kommentar bekommen, dass meine HDRs nicht aussehen, wie ein reguläres Foto. Während des Schreibens einer Antwort kam mir der Gedanke, dass diese eigentlich für einen ganzen Artikel taugt, finde ich doch, dass sie wohl für viele einschlägig interessierte Leser interessant sein könnte – schließlich wird ja nicht jeder die Kommentare zu den Artikeln lesen.

Natürlich fallen Aufnahmen im prallen Sonnenlicht nicht so aus, wie die Aufnahmen die ich im genannten Artikel gepostet habe. An sonnigen Tagen kann der Motivkontrast bis zu 20LW betragen, das ist ein Kontrastverhältnis von 1:1 Million. Unsere Wahrnehmung schafft davon mit Hilfe der Tricksereien unseres Gehirns etwa 14LW (1:10.000) – die Augen selbst erreichen nur ein Kontrastverhältnis von 1:100. Ein JPEG oder ein Monitor erreicht gerade einmal 8LW (1:1000) – Angaben die bei Fernsehern das Kontrastverhältnis im mehrfachen Millionenbereich angeben, haben mehr mit Tricksereien – bei Bildschirmen technischer Natur – zu tun und mit Marketing, als mit einem Kontrastumfang der tatsächliche in den sechsstelligen Bereich geht. Weiterlesen

Manuelle Belichtung: Probier’s doch mit Gemütlichkeit

Posted in Fotografie

Die Menüs von Kameras für den ambitionierten Aufsteiger werden von vielen Einsteigern, Amateur- und Hobbyfotografen wie ein tiefer, schwarzer See empfunden – und flößen ihnen oft sogar Ehrfurcht, Respekt oder gar Berührungsangst ein. Dabei braucht man vor dem was sich da in der Tiefe versteckt nicht die geringste Furcht zu haben, plantscht man in der Regel ja doch eher an der Oberfläche – egal ob aus Spaß oder von Berufswegen.

Ihr, liebe Einsteiger und Amateure, würdet es nicht glauben, wie viele Berufsfotografen nur sehr wenig Ahnung von den technischen Untiefen ihrer Werkzeuge haben. Trotzdem können sie exzellente Arbeiten liefern, denn sie beherrschen das was wirklich wichtig ist, und verschwenden keine Zeit an Beigemüse das für ihre tägliche Arbeit nicht relevant ist.

Ich beginne deshalb meine Fotokurse immer mit einer Einleitung, in der ich erkläre was an einer Kamera wirklich wichtig ist: Zoomring, Fokusring, Blendeneinstellung, Zeiteinstellung und Auslöser. Das sind die zentralen Bedienelemente. Hinzu kommt die Einstellung der ISO-Empfindlichkeit und das Wissen darum, wie mit diesen Mitteln Perspektive und Schärfe kreativ gestaltet werden können, worauf bei der Belichtung zu achten ist und Überlegungen zur Bildkomposition. That’s it!

Der Rest dessen was Digitalkameras bieten sind Grundeinstellungen (einmal einstellen und dann vergessen oder gleich so lassen wie ab Werk geliefert), Sonderfunktionen (z.B. für Taucher und Astrofotografen), Dinge die man nutzen kann aber absolut nicht muss (z.B. Belichtungsmesswertspeicherung) Firlefanz (z.B. »kreative« Effekte) und Dinge die mich als Fotograf nicht interessieren (Movie).

Also Konzentration auf das Wesentliche: Brennweite, Fokus, Blende, Zeit.

Digitalkameras sind Schnellfeuerwaffen. Im Serienbildmodus kommst du dir vor wie Rambo. Entsprechend schnell wird geschossen. Die unglaubliche Geschwindigkeit der Elektronik treibt uns an und lässt uns keinen Moment ans Verschnaufen denken. Entsprechend schnell feuern wir durch die Gegend. Unüberlegt. Unbewusst.

Fotografieren mit manuellen Belichtungseinstellungen bremst dich ein. Welche Blendeneinstellung soll ich wählen? Viel oder wenig Schärfentiefe? An welchem Einstellrad muss ich dazu drehen? Und in welche Richtung. Ach ja, schöne Landschaft. Ich glaube Blende 11 ist perfekt.

Würde ich mit Blendenvorwahl arbeiten würde die Elektronik jetzt die Verschlusszeit für mich einstellen. Und schon wird wieder gefeuert, aus vollen Rohren. Aber nein. Ich fotografiere manuell. Nach der Blendeneinstellung ist die Verschlusszeit zu wählen. Dafür kommt das andere Einstellrad zum Einsatz (oder wenn du nur ein Einstellrad hast drückst du die +/–-Taste und drehst an dem einen).

So lange drehen bis die Belichtungsskala ausgeglichen ist. Eine ausgeglichene Belichtungsskala bedeutet Belichtung auf mittlere Helligkeit. Das ist genau das was die Elektronik in den Programmen P, S und A auch macht (oder in P, Tv und Av – je nach Marke). Eigentlich ganz einfach. So simpel ist manuelles Fotografieren! Sagen die Teilnehmer meiner Kurse dann auch immer.

belichtungsskala
Über eine Belichtungsskala verfügt praktisch jede Kamera. Ist sie ausgeglichen – zeigt sie also keinen Ausschlag nach links oder rechts – bedeutet das Belichtung auf mittlere Helligkeit. Das ist dieselbe Einstellung die die Elektronik auch in den automatischen Programmen wählen würde. It’s easy!

Oder sollte ich 1/3 oder 2/3 Lichtwerte unterbelichten? Bei Landschaft meist empfehlenswert. Also noch einmal 2 Klicks in Richtung Minus drehen – die Skala zeigt jetzt einen Ausschlag um zwei kleine Punkte.

Was für eine Verschlusszeit hat sich dadurch ergeben? Ist sie noch kurz genug um sich aus freier Hand halten zu lassen? Geht sich der Kehrwert der Brennweite? Also z.B. bei 100mm 1/100 Sekunde oder bei 35mm 1/35 Sekunde. Diese Regel darf auch beim Fotografieren in A, S oder P nicht vergessen werden; wird sie aber oft, angetrieben vom atemlosen Shooten im Rhythmus der Elektronik.

Fotografieren im manuellen Modus lässt dich deinen eigenen fotografischen Atem spüren. Bringt dich zurück zu deinem Rhythmus. Bringt dich von der elektronischen zurück auf die menschliche Schwingung.

Also ISO-Empfindlichkeit anheben, falls die Zeit fürs Belichten aus freier Hand zu lange geworden ist.

Verschlusszeit als Ausgleich für die Empfindlichkeit reduzieren.

Auslöser halb durchdrücken.

Tief einatmen.

Ausatmen.

Am Endpunkt der Ausatmung den Auslöser durchdrücken.

Passt. Die Aufnahme ist im Kasten.

Also: Nehmt euch ein Beispiel an Balu, dem Bären, und nehmt’s mit Gemütlichkeit.

Warum sind meine Bilder verwackelt?

Posted in Fotografie

Heute erreichte mich eine Mail mit folgender Frage:

Frage

»Wenn ich ein Foto mache (es ist eine Canon) dann ist das sehr oft verwackelt. Mit Blitz ist es nicht verwackelt, aber die Farben sind nicht mehr so schön. Liegt das an irgendwelchen Einstellungen? Ich habe eine Nikon und wenn ich Fotos mit ihr schieße, sind diese nicht verwackelt.«

Antwort

Wenn es sich tatsächlich um sichtbare Verwackelung, und nicht einfach nur Unschärfe handelt, würde ich das Problem ziemlich klar auf eine zu kurze Belichtungszeit eingrenzen. Dafür spricht auch, dass die Bilder laut Beschreibung beim Blitzen scharf werden.

Der Blitz friert ein | Beim Blitzen erfolgt die Belichtung zum größten Teil durch den Blitz, der sein Licht in der Regel lediglich für einen Zeitraum von 1/1000 Sekunde oder deutlich kürzer auf das Motiv wirft. Dieser Zeitraum ist so kurz, dass praktisch jegliche Bewegung gestochen scharf eingefroren wird – egal ob sich das Motiv bewegt oder der Fotograf die Kamera nicht ganz ruhig hält.

Ohne Blitz werden Belichtungszeiten länger | Fotografiert man ohne Blitz, führt bereits die geringste Unruhe beim Halten der Kamera zu einer sichtbaren Verwackelung. Ohne Blitz braucht die Kamera, je nach Intensität des Umgebungslichts, oft 1/50, 1/10 oder gar 1/2 Sekunde Belichtungszeit. Das ist in den meisten Situationen zu lang um Bilder ohne sichtbare Verwackelung einfangen zu können. Lediglich in hellen Tageslichtsituationen sind Belichtungszeiten von 1/500 Sekunde oder kürzer die Regel. Für eine Belichtungszeit, die der Dauer einer Blitzsalve entspricht, muss es schon sehr hell sein und die Sonne so richtig aufs Motiv knallen.

Leben ist Unruhe | Grundsätzlich sind wir Menschen nicht in der Lage eine Kamera völlig ruhig zu halten – jedenfalls nicht, solange wir noch Leben in uns haben und die Leichenstarre noch nicht eingesetzt hat. Hat man einen Kaffee zu viel intus, wird die Unruhe vielleicht noch stärker. Eine Verrenkung, um eine Makroaufnahme aus einer ungewöhnlichen Perspektive einzufangen, führt auch nicht unbedingt zur Stabilisierung unserer Hände. Selbst wenn wir die Kamera mit der Ruhe einer Leiche halten könnten, wäre da noch immer der Spiegel, der in der Spiegelrefelxkamera vor dem Auslösen des Bildes hochklappt und das deutlich vernehmbare »Klack« erzeugt, der die Kamera etwas erschüttert und eine leichte Verwackelung als Spur im Bild hinterlässt.

Ausreichend kurze Belichtungszeit | Um sichtbare Verwackelung zu vermeiden gilt es eine einfache Regel zu beachten. Die Faustregel besagt, dass man etwa eine Belichtungszeit, die dem Kehrwert der Brennweite entspricht, aus freier Hand halten kann (siehe dazu auch meinen Artikel aus der Serie »Kreativ fotografieren«). Das heißt, bei Brennweite 50mm etwa 1/50, bei Brennweite 100mm etwa 1/100 Sekunde und so weiter.

Brennweitenverlängerung und Bildstabilisierung | Streng genommen muss man sich nun noch die Frage stellen, worauf diese Brennweite bezogen ist, denn eine Brennweite an einer Olympus Spiegelreflex ist nicht gleich dieselbe Brennweite an einer Canon oder Nikon Spiegelreflex mit Vollformat-Sensor. In der Faustregel vom ›Kehrwert der Brennweite‹ bezieht man sich auf das sogenannte Kleinbildformat.

Das Kleinbildformat nutzen aktuell lediglich professionelle Top-Modelle von Canon, Nikon und Sony. Wer eine Consumer-Spiegelreflex von Canon nutzt hat einen Umrechnungsfaktor von 1,6 zu berücksichtigen. Das heißt 100mm an seiner Kamera entspricht 160mm Kleinbild (KB). Bei Nikon, Sony und Pentax Consumer-Modellen ist der Umrechnungsfaktor 1,5 und bei Olympus und Panasonic beträgt der Umrechnungsfaktor 2; das heißt bei den beiden Letztgenannten entspricht 100mm 200mm auf Kleinbild umgerechnet.

Das heißt, wer keine Vollformatkamera hat muss die Brennweite, die das Objektiv an seiner Kamera anzeigt, erst einmal auf Vollformat (Kleinbild) umrechnen. Bezogen auf Nikon/Sony/Pentax heißt das, dass 50mm kaum eine längere Belichtungszeit als 1/75 aus freier Hand zulässt und dass man bei 100mm 1/150 Sekunde nicht unterschreiten sollte. Bei Olympus ist bei 100mm Brennweite gar 1/200 Sekunde und kürzer gefordert.

Wer ein Objektiv oder eine Kamera mit Bildstabilisierung hat, kann allerdings auch wieder längere Belichtungszeiten aus freier Hand halten.

Aufnahme-Einstellungen überprüfen | Digitale Fotografie macht es einfach zu überprüfen, ob tatsächlich eine zu lange Belichtungszeit Ursache für eine Verwackelung gewesen sein könnte. Die meisten Programme, mit denen man Fotos betrachten und bearbeiten können, bieten eine Möglichkeit sich die sogenannten Meta-Daten anzeigen zu lassen. So findet man zum Beispiel im Menü ›Datei‹ in Photoshop die ›Dateiinformationen‹.

Upshotyeijqbvp

Klickt man hier auf ‘Camera Data’ (›Kameradaten‹) dann wird unter anderem die Brennweite (hier 24mm) und Belichtungszeit (hier 1/100 Sekunde) angezeigt. In diesem Fall sollte das Bild ohne sichtbare Verwackelung eingefangen worden sein. Hätte ein Bild eine Verwackelung und es stünde hier – zum Beispiel – 100mm Brennweite und 1/25 Sekunde Belichtung, dann wäre es klar, was die Ursache wäre.

ISO-Automatik | Zurück zur Ausgangsfrage: Der Grund weshalb die Zweitkamera von Nikon unverwackelte Bilder bringt und die Spiegelreflex von Canon bei vergleichbaren Lichtsituationen nicht, könnte an der ISO-Automatik liegen. Diese Automatik ist bei Kompaktkameras oft voreingestellt und hilft Verwackelungen bei ungünstigen Lichtverhältnissen zu vermeiden. Gleichzeitig führt eine Erhöhung des ISO-Wertes allerdings zum sogenannten Bildrauschen, was erstens auch nicht schön ist und zweitens die Schärfe von Bildern untergräbt. Bei der Spiegelreflex wird diese Automatik wohl von Haus aus deaktiviert sein.

3.13. Bildstabilisierung

Posted in Kreativ fotografieren

Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

Normaler Weise lässt aus freier Hand eine Belichtungszeit ­halten, die etwa dem Kehrwert der Brennweite entspricht. Durch Bildstabilisierung lässt sich dieser Wert ausdehnen.

Die Bildstabilisierung findet je nach Hersteller und Modell ­entweder im Objektiv statt oder in der Kamera.

Da die Belichtungszeit umso kürzer sein muss, je länger die Brennweite ist, ist eine solche Unterstützung natürlich umso willkommener, je ­länger die Brennweite ist. Anders gesagt, bei kurzen Brennweiten im Weitwinkelbereich bis hinein in den Bereich der Normalobjektive ist eine Bildstabilisierung nicht unbedingt notwendig, da man ohnehin nicht so oft unter Belichtungszeiten von 1/50 Sekunde kommt. Deshalb bieten auch die meisten Objektive dieser Brennweiten keine Bildstabilisierung an (sofern der Hersteller die Bildstabilisierung nicht ohnehin in die Kamera verlagert hat).

Laut Herstellern und Medien sollen sich mit Bildstabilisierungssystemen bis zu vier Lichtwerte gewinnen lassen. Das heißt, man kann länger aus freier Hand belichten, ohne dass das Bild verwackelt.

Es gibt kritische Stimmen zur Bildstabilisierung. Meine eigenen Erfahrungen damit sind positiv, vor allem bei meinem ­Nikon 70–300 mm 4.5–5.6 Objektiv, bei dem ich Stabilisierung in erster Linie nutze. Die folgenden Abbildung zeigen eine Reihe von Testaufnahmen, die ich mit diesem Objektiv ohne und mit Stabilisierung aufgenommen habe. Die Ergebnisse sprechen für sich. ­Allerdings darf man aus den Ergebnissen ebenso wenig ableiten, dass die Bildstabilisierung aller Nikon Objektive ebenso effektiv arbeitet, noch, dass andere Hersteller weniger effektive Systeme haben. Am besten findet ihr heraus, wie leistungsfähig euer System ist, indem ihr eine ähnliche Testserie aufnehmen.

Motiv Der Originalausschnitt, aus dem die Ausschnitte unten stammen. Alle Ausschnitte sind nicht in tatsächlicher Pixelgröße dargestellt und sind durch die JPEG-Komprimierung unschärfer, als im Original. Trotzdem verdeutlichen die Abbildungen klar, dass Bildstabilisierung extrem effektiv arbeiten kann. Alle Bilder wurden mit einer Nikon DX-Kamera bei 300mm Brennweite aufgenommen, was einer Kleinbild-Brennweite von 450mm entspricht (siehe dazu »Formatfaktor«).
640 Sec ohne Stabilisierung 1/640 Sekunde ohne Bildstabilisierung
640 Sec mit Stabilisierung 1/640 Sekunde mit Bildstabilisierung
320 Sec ohne Stabilisierung 1/320 Sekunde ohne Bildstabilisierung
320 Sec mit Stabilisierung 1/320 Sekunde mit Bildstabilisierung
160 Sec ohne Stabilisierung 1/160 Sekunde ohne Bildstabilisierung
160 Sec mit Stabilisierung 1/160 Sekunde mit Bildstabilisierung
60 Sec mit Stabilisierung 1/60 Sekunde mit Bildstabilisierung

Als Kaufargument für oder gegen ein Objektiv hat Bildstabilisierung für mich eher wenig Gewicht. Wichtiger sind mir Lichtstärke und generelle Abbildungsleistung. Doch wenn eine ­Stabilisierung auch noch mit drin ist – warum nicht!

Ebenso wenig wäre für mich das Argument, dass ein Hersteller die Bildstabilisierung in der Kamera vornimmt, ein Grund, mich für eine Marke zu entscheiden. Zwar hat es den Vorteil, dass mit der ­Stabilisierung in der Kamera mit jedem Objektiv stabilisiert foto­grafiert werden kann. Doch auch hier fallen mir viele Argumente ein, die mir wichtiger sind als dieses.

Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich:
»Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger«
Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe
ISBN 978-3-8362-3465-8
Buch: 29,90; E-Book: 24,90
Weitere Informationen und Demokapitel auf der Website des Verlags;
Affilate-Link zum Buch bei Amazon.

3.12. Belichtungsmesswert speichern

Posted in Kreativ fotografieren

Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

Mehrfeld- und mittenbetonte Messung berechnen die Belichtung, indem sie einen großen Teil des Bildfeldes mit einbeziehen. Das funktioniert in den meisten Situationen gut, kann aber kritisch ­werden, wenn das Verhältnis zwischen ganz hellen und ganz dunklen Be­reichen massiv ungleich ist. Helfen kann hier eine Kombination aus Spotmessung und Belichtungsmessert-Speicherung. Diese liegt bei ­Canon auf der *-Taste, bei den meisten anderen ­Herstellern auf AE-L/AF-L beziehungsweise AEL/AFL.

Canon Stern Taste Stern-Taste einer Canon PowerShot G12.
Nikon AE L AF L Taste AE-L/AF-L-Taste einer Nikon D700.

Nehmen wir als Beispiel eine Kupfer-Katze und eine Buddha-Figur und nehmen wir an, wir wollen auf die Katze scharf stellen und die ­Figur nur angeschnitten am Rand im Bild haben. Fokussieren wir bei einem Bildausschnitt, wie in der Abbildung unten, auf die Katze, dann wird bei Mehrfeld- und mittenbetonter Messung die Belichtung anhand der Helligkeit eines großen Teils des Bildausschnitts berechnet. Das führt zu einer Überbelichtung des hellen Buddha.

Bild mit ungleich hellen Bereichen Motiv mit ungleich hellen Bildbereichen.

Eine Möglichkeit wäre nun über eine Belichtungskorrektur einzugreifen. Statt dessen kann ich aber auch mit dem Messfeld auf den zu messenden Bereich zielen und durch Drücken der *- beziehungsweise AE-L/AF-L-Taste die Belichtung speichern.

Belichtung messen und speichern Belichtung auf einen Bildbereich messen, …

Dann schwenke ich zur Katze, auf die ich scharf stellen möchte, und löse aus.

Bild komponieren und ausloesen … das Bild dann neu komponieren und auslösen.
Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich:
»Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger«
Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe
ISBN 978-3-8362-3465-8
Buch: 29,90; E-Book: 24,90
Weitere Informationen und Demokapitel auf der Website des Verlags;
Affilate-Link zum Buch bei Amazon.

3.11. Bildkontrolle und Belichtungskorrektur

Posted in Kreativ fotografieren

Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

Sehen wir uns nun an, wie man mit Hilfe des Histogramms eine Fehlbelichtung identifiziert und mittels Belichtungskorrektur in die Belichtung eingreift. Wichtig ist, dass man die Kamera so einstellt, dass das Histogramm in der Rückschau nach jeder Aufnahme angezeigt wird.

Histogramm optimal Luminanz-Histogramm (Helligkeitsverteilung) links unten und die Histogramm für die Grundfarben Rot, Grün und Blau.

Das mag am Anfang gewöhnungsbedürftig sein, da man es vielleicht gewohnt ist, das zuletzt aufgenommene Bild ­Display-füllend zur Kontrolle angezeigt zu bekommen. Mit dem Histogramm nimmt die Aufnahme selbst nur mehr einen Teil des Displays ein, wird also deutlich kleiner dargestellt. Doch während wir selbst in der Display-füllenden Anzeige die Schärfe ohne Einzoomen keinesfalls adäquat beurteilen können, und man auch die Belichtung oder Weißabgleich anhand der Display-Anzeige unmöglich verlässlich beurteilen kann, verrät einem der Blick auf das Histogramm zuverlässig, ob eine Unter-, Über- oder korrekte Belichtung vorliegt.

Schaut das Histogramm in der Bildkontrolle aus wie in Abbildung oben ist eigentlich alles in Butter – jedenfalls, was die Belichtung angeht. Das Tonwertgebirge läuft links und rechts zu Schwarz und Weiß bis auf die Nulllinie aus und bildet an keinem Ende eine Anhäufung. Wie die Landschaft dazwischen beschaffen ist, ist nicht von Belang. Was zählt, ist, dass dieses Bild mit Sicherheit optimal belichtet worden ist.

Die nächste Abbildung zeigt ein etwas überbelichtetes Bild.

Histogramm ueberbelichtung Das Histogramm zeigt eine leichte Überbelichtung an.

Auf der weißen Seite des Histogramms läuft das Tonwertgebirge ins Ende und wird abgeschnittend – das bedeutet Überbelichtung. Die Kamera muss also so eingestellt werden, dass sie geringfügig unterbelichtet. Zwar dürften bei diesem Bild durch so eine Korrektur tatsächlich Bildbereiche unterbelichtet und schwarz ausfallen – auf der linken Seite ist kaum Platz für eine Negativkorrektur – aber unterbelichtete Bereiche sind meist weniger auffällig und störend als überbelichtete und können deshalb eher akzeptiert werden.

Die folgende Abbildung zeigt eine Aufnahme, die im dunklen Bereich einen Anschnitt des Tonwertgebirges anzeigt und damit Unterbelichtung signalisiert.

Histogramm unterbelichtet Das Histogramm zeigt eine leichte Unterbelichtung an.

Hier muss der Fotograf so eingreifen, dass etwas heller belichtet wird – schließlich bietet das helle Ende noch etwas Luft.

Spitzlichter kennzeichnen | Ein zusätzliches Hilfsmittel – neben dem Histogramm – mit dem man Überbelichtung in einem Bild sofort erkennt und sogar noch sieht, wo sich die überbelichteten Bereiche befinden (das kann das Histogramm nicht), bietet eine Funktion, mit der sich die so genannten Spitzlichter markieren lassen.

Spitzlichterkennzeichnung Die schwarzen Bereiche in den Wolken kennzeichnen Bereiche die überbelichtet ausgefallen sind.

Ist diese Funktion aktiv, werden überbelichtete Bereiche schwarz oder farbig blinkend dargestellt. Unter ­›Spitzlichter ­markieren‹, ›Überbelichtung anzeigen‹ oder einem ähnlichen Namen sollte sich diese Funktion bei praktisch jeder ­Kamera finden lassen, auch wenn sie über ein Histogramm nicht verfügt.

Belichtungskorrektur in automatischen Belichtungsmodi

Eine Belichtungskorrektur sollten so gut wie alle Digitalkameras bieten – vom preiswertesten Kompaktmodell bis zur Profi-DSLR. Bei Einsteiger- und Kompaktkameras muss die Belichtungskorrektur in der Regel über ein Einstellungsmenü vorgenommen werden. Bei SLRs ist es üblich, dass die Belichtungskorrektur durch Drücken ­einer Taste und Drehen ­eines Einstell­rades vorgenommen wird. Andere Kameras erlauben es die Belichtungskorrektur ohne Drücken einer Zusatztaste über ein Einstellrad zu verändern, und wieder andere haben ein komplett ­eigenes Einstellrad dafür.

Unterschied Belichtungskorrektur und –einstellung |  Unter ›Ziel der Belichtungsautomatik: Zone 5‹ habe ich beschrieben, dass die Belichtungsautomatik einer Kamera versucht die ­Belichtung einer Aufnahme so einzustellen, dass sich für das Resultat eine mittlere Helligkeit ergibt.

Wenn man in einem automatischen Belichtungsmodus eine Veränderung der Vorgaben einstellt, wird die Kameraelektronik in der Zeitvorwahl die Blende öffnen, wenn man die Zeit verkürzt, in der Blendenvorwahl die Zeit verringern, wenn man die Blende öffnet, oder in der Programmautomatik Zeit und Blende im Verhältnis verschieben, wenn man im Programm (P) eine Programmver­schiebung durchführen. Durch eine Änderung der Vorgaben für die Automatik wird sich durch die Änderung der Blendenöffnung zwar die Schärfentiefe der Aufnahme ändern, nicht aber die Helligkeit! Ohne Belichtungskorrektur bleibt das Ziel der Belichtungsautomatik Zone 5.

Mit der Belichtungskorrektur hingegen verändert man die Zielvorgabe. Das Resultat soll nicht mehr Zone 5, mittlerer Helligkeit, entsprechen, sondern bei einer negativen Korrektur dunkler aus­fallen und bei einer positiven heller.

Ein Praxisbeispiel | Ziehen wir einmal einen Kamm für ein praktisches Beispiel heran und legen ihn auf einen weißen Karton. Wenn ich damit mit einer Belichtungsautomatik ein Foto mache, sieht das Ergebnis so aus.

Unterbelichtet Belichtungsautomatiken führen bei hellen Motiven zu Unterbelichtung.

Das Histogramm zeigt das auch an.

Histogramm mittlere Belichtung Ein Histogramm, das eine mittlere Belichtung anzeigt. In diesem Fall ist das aber deutlich zu dunkel.

Das Tonwertgebirge steht ziemlich genau in der Mitte des Histogrammfeldes. Da die Vorlage lediglich vom strukturierten Weiß des Kartons (≈ Zone 9) bis bestenfalls zu leichtem Grau in den Schatten des Kamms (≈ Zone 6) reicht (siehe ›Das Zonensystem‹), also lediglich etwa vier der elf Zonen umfasst, ist der Tonwertberg relativ schmal. Das Histogramm verrät uns, dass die Aufnahme einen geringen Kontrastumfang hat. Was es uns nicht verrät, ist, dass das Bild zu dunkel belichtet ist. Das verrät uns aber das Bild selbst.

Im Grunde müsste man hier nicht unbedingt eingreifen. So ­lange das gesamte Tonwertgebirge innerhalb des Histogrammfeldes Platz hat und auf keiner Seite abgeschnitten wird, lässt sich das Digitalbild in der Nachbearbeitung beliebig aufhellen oder abdunkeln. Doch schneller als Nachbearbeiten geht es, wenn ich die Vorgaben der Belichtungsautomatik über einen Eingriff in die Belichtungskorrektur verändere.

In diesem Fall ist die Aufnahme deutlich zu dunkel. Deshalb habe ich für die Belichtungskorrekur einen positiven Wert von +2LW (Lichtwerte) eingestellt – im Modus Blendenvorwahl vervierfacht sich die Belichtungszeit von 1/500 auf 1/125 Sekunde, und die Lichtwert-Skala schlägt zwei ƒ-Stops in Richtung ›Überbelichtung‹ aus. Die neuerliche Aufnahme fällt entsprechend um das Vierfache heller aus, was sich auch im Histogramm spiegelt.

Korrekt belichtet Eine Belichtungskorrektur um +2LW hat zu einer korrekten Wiedergabe des High-key-Motivs geführt.
Histogramm korrekt belichtet eines hellen Motivs Das Histogramm für das korrigierte Bild.

Belichtungskorrektur im Modus Manuell (M)

Wenn man statt mit einem automatischen Belichtungsmodus im manuellen Modus arbeitet, dann nimmt man die Korrektur nicht über die Funktion Belichtungskorrektur vor, sondern korrigieren manuell, indem man Blende oder Zeit verändern. Bezogen auf das voran gegangene Beispiel würde das bedeuten, entweder die Blende manuell um zwei ganze Schritte zu öffnen oder die Zeit manuell zu vervierfachen. Oder einen Mix aus beidem.

Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich:
»Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger«
Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe
ISBN 978-3-8362-3465-8
Buch: 29,90; E-Book: 24,90
Weitere Informationen und Demokapitel auf der Website des Verlags;
Affilate-Link zum Buch bei Amazon.

3.6. Unter- und Überbelichtung am Histogramm erkennen

Posted in Kreativ fotografieren

Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

In der Abbildung unten sieht man noch einmal ein Histogramm. Darunter habe ich das Zonensystem 90° gedreht platziert. Zone 0 steht für reines Schwarz ohne die geringste Zeichnung. Das ist Unterbelichtung. Zone 10 ist reines Weiß ohne Zeichnung – sprich: Überbelichtung.

Histogramm und Zonensystem
Histogramm und Zonensystem

Aus dem Histogramm lassen sich Unter- und Überbelichtung ganz einfach ablesen. Läuft das Tonwertgebirge ins linke Ende des Histogrammfeldes ➀ bedeutet das, dass unterbelichtete ­Bereiche im Bild sind. Je größer die Anhäufung, desto größere Bereiche sind unter­belichtet. Eine Anhäufung am rechten Ende ➁ sagt uns, dass Bildbereiche überbelichtet ausgefallen sind.

Optimaler Kontrastumfang | Die folgende Abbildung zeigt ein Motiv mit beinahe optimalen Lichtbedingungen, praktisch optimal belichtet. Das Histogramm reicht von ganz links bis ganz rechts. Das heißt, dass das Bild von ganz dunklen zu ganz hellen Tonwerten reicht. Der Tonwertumfang des Digitalbildes wird in voller Breite genützt – das Bild ist Kontrastreich. Mit so einer Vorlage bleiben auch für die Nachbe­arbeitung am Computer alle Wege offen.

Optimal belichtet Das Histogramm zeigt: Dieses Bild ist optimal belichtet.

Histogramm eines unterbelichteten Bildes | Die nächste Abbildung zeigt ein unterbelichtetes Ergebnis – das Tonwertgebirge hat am ­linken Ende des Histogrammfeldes einen großen ›Haufen‹ ge­bildet. Wenn der Fotograf eine Aufnahme in der Bildrückschau prüft, und das Histogramm sieht so aus, dann sollte er mittels einer Belichtungskorrektur eingreifen und eine neuerliche Aufnahme machen.

Unterbelichtet Das Histogramm zeigt links einen Haufen und ist angeschnitten: Unterbelichtung!

Histogramm eines überbelichteten Bildes | Das folgende Beispiel ist hoffnungslos überbelichtet – der große Haufen türmt sich am weißen Ende des Histogrammfeldes auf. Auch hier sind ein Eingriff über eine Belichtungskorrektur und eine zweite Aufnahme notwendig.

Ueberbelichtet Anhäufung und angeschnittenes Tonwertgebirge auf der rechten Seite: Überbelichtung!

Zu großer Kontrastumfang

Die beiden vorangegangenen Motive konnte ich auf Grund der Lichtverhältnisse durch eine Belichtungskorrektur dann doch noch relativ gut ­belichtet einfangen. Anders sieht es mit der folgenden Szene aus.

Zu viel Kontrast
Schwierige Lichtsituation: Helle Lichter im Hintergrund und dunkle Schatten in den Ecken im Vordergrund.

Bei diesem Motiv haben wir es mit tiefen Schatten im Vordergrund und sehr hellen Lichtern im Hintergrund zu tun. Der Kontrastumfang der Szene ist deutlich höher als der Kontrastumfang, der für das Digitalbild aufgenommen werden kann. Das Tonwertgebirge des Histogramms ist sowohl am schwarzen Ende als auch am weißen Ende des Histogrammfeldes angeschnitten.

Histogramm zeigt zu viel Kontrast Histogramm links und rechts angeschnitten: Die Szene beinhaltet mehr Kontrast zwischen hell und dunkel, als der Bildsensor aufzeichnen kann.

Mit Belichtungskorrektur ist hier nicht gleichzeitig weder Über- noch Unterbelichtung zu er­reichen. Würde man dunkler belichten, um der Überbelichtung zu entgehen, würden sich die unterbelichteten Bereiche ausdehnen. Würde man heller belichten, um der Unterbelichtung entgegen zu wirken, ­dehnen sich die überbelichteten Bereiche aus. Die Frage nach der technisch optimalen Belichtung stellt sich hier nicht mehr, sondern lediglich: Bei welcher Einstellung sieht es besser aus? Keine Unterbelichtung, dafür große, überbelichtete Bereiche? Keine Überbelichtung, dafür große, unterbelichtete Schatten? Oder ein bisschen von Beidem?

Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Man muss von Bild zu Bild entscheiden. Doch Unterbelichtung fällt meist weniger negativ auf, als Überbelichtung.

Das menschliche Wahrnehmungssystem in der Lage ist, etwa zehn Lichtwerte von Schwarz bis Weiß auf einmal zu unterscheiden – eine Digitalkamera etwa zehn bis zwölf. Die Natur jedoch umfasst etwa zwanzig Lichtwerte.

Glücklicher Weise ist der Kontrastumfang der meisten Szenen nicht wesentlich größer als zehn Lichtwerte. So lange die hellsten Bereiche in einem Bild nicht mehr als zehn Mal heller sind als die dunkelsten, haben wir kein Problem, sowohl die Lichter der Szene als auch die Schatten in einer Belichtung einzufangen. ­Problematischer wird es jedoch mit Szenen, in denen der Unterschied zwischen ganz dunkel und ganz hell deutlich mehr als das Zehn­fache beträgt.

Mehr als zehn Lichtwerte | Eine Vollmondnacht repräsentiert eine solche Problemszene. Der Mond ist Reflektor des Sonnenlichts und ist hell erleuchtet. Der Nachthimmel hingegen ist rabenschwarz.

Vollmondnacht Histogramm
Eine Vollmondnacht weist einen hohen Kontrastumfang auf.

Unserer Wahrnehmung nach ist die Szene etwa so, wie in der Abbildung oben. Zwar sind wir nicht in der Lage den natürlichen Kontrast­umfang von mehr als zehn Lichtwerten mit einem einzigen Blick auf­zunehmen, doch unsere Wahrnehmung baut sich die ­Ein­drücke einfach aus mehreren Blicken zusammen. Deshalb scheint es, als könnten wir sowohl die helle Topographie des Mondes als auch das Muster der Wolken am Himmel zugleich wahrnehmen.

In der Fotografie ist es nicht möglich mit einer einzigen Belichtung Szenen von Schwarz bis Weiß zu erfassen, die den Kontrast­umfang des Bildsensors (die Anzahl an Lichtwerten) überschreiten. Die Konsequenz ist, dass wir uns entscheiden müssen, ob wir die dunklen Bereiche korrekt belichten wollen oder die hellen oder einen Bereich da­zwischen. Letzteres hat natürlich zur Folge, dass wir sowohl im Dunkeln Unterbelichtung, als auch im Hellen Überbelichtung in Kauf nehmen müssen.

Entscheiden wir uns, die dunklen Bereiche korrekt zu belichten, können wir zwar den Wolkenhimmel gut belichtet einfangen, der helle Bereich jedoch, der den Kontrastumfang des ­Sensors überschreitet, muss abgeschnitten werden. Deshalb erscheint der Mond nur mehr als weiße Scheibe (überbelichtet).

Belichtung auf dunkle Bereiche
Auf die dunklen Bereiche belichtet.

Entscheiden wir uns, den Mond korrekt zu belichten, können wir die Struktur im Mond abbilden, doch die dunklen Be­reiche des Wolkenhimmels fallen aus dem Kontrastumfang des Sensors und werden abgeschnitten – sie erscheinen im Bild als schwarze Flächen ohne Kontrast (unterbelichtet).

Belichtung auf helle Bereiche
Auf die hellen Bereiche belichtet.

Kein Kraut gegen zu hohen Kontrastumfang | Leider gibt es kein Mittel gegen zu hohen Kontrastumfang. Der Fotograf versucht deshalb in der Regel Situationen zu meiden, in denen der Kontrast zu hoch ausfällt. Weitaus häufiger als in der Vollmondnacht tritt das Problem unter direktem Sonnenlicht auf. Direkt unter der Sonne ist der Kontrastumfang von Licht zu Schatten sehr hoch und sorgt für harte Kontraste. Unter bedecktem Himmel, mit einer Wolke vor der Sonne oder im Schatten, verringert sich der Kontrast hingegen, sorgt für weicheres Licht und sanftere Kontraste.

In der Sonne Zu hoher Kontrastumfang entsteht auch bei direktem Sonnenlicht.
Im Schatten Deshalb wenn möglich lieber im Schatten fotografieren.
Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich:
»Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger«
Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe
ISBN 978-3-8362-3465-8
Buch: 29,90; E-Book: 24,90
Weitere Informationen und Demokapitel auf der Website des Verlags;
Affilate-Link zum Buch bei Amazon.

Wie viel Belichtungsmodus braucht eine Kompaktkamera?

Posted in Fotografie

P7000 top lo
© Nikon GmbH

Schon tolle Geräte, Kameras wie die P7000 von Nikon, die Lumix LX5 oder die Canon PowerShot G12. Scheinen alles zu können, was eine Spiegelreflexkamera kann, außer Objektive wechseln. Sie bieten sogar wie DSLRs einen Wahlschalter für Programm ( P ), Zeitvorwahl (S), Blendenvorwahl (A) und manuelle Belichtungseinstellung (M).

Aber bringen diese Belichtungsmodi bei einer Kompakten überhaupt etwas?

Kaum. Aufgrund optischer Phänomene bei den kleinen Sensoren der meisten Kompaktkameras und deren Preiskalkulation erreicht kaum ein solcher Apparat einen größeren Blendenspielraum als bestenfalls ƒ1.4 bis ƒ8.0 am kurzen und ƒ4.0 bis ƒ8.0 am langen Ende der Brennweite.

Üblicherweise gilt ein manueller Eingriff in die Blendeneinstellung vor allem dazu die Schärfentiefe kreativ zu gestalten. Bei den kleinen Bildsensoren kompakter Kamera ist allerdings abgesehen vom Nahbereich in dem Makro fotografiert wird die Schärfentiefe in den meisten Fällen nahezu unendlich. Im Weitwinkelbereich noch mehr als in Telestellung. Ob Blende ƒ1.4 oder ƒ8.0 bei Weitwinkel beziehungsweise Blende ƒ4.0 oder ƒ8.0 im Telebereich macht da kaum einen Unterschied. Deshalb ist es auch weitgehend egal ob der Fotograf in Programm, Blendenvorwahl oder mit manueller Belichtungseinstellung fotografiert.

3.4. Licht- und Blendenwert

Posted in Fotografie

Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

An der Belichtung jedes Fotos sind die vier Faktoren Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit, Blende und Umgebungslicht beteiligt. Ein ­optimal belichtetes Foto gelingt nur dann, wenn ­diese Faktoren gut ausbalanciert sind.

Umgebungslicht

Das Umgebungslicht ist für den Fotografen der Faktor der Belichtung, der am schwierigsten zu beeinflussen ist. Er kann auf die Lichtsituation in der Umgebung eingehen, indem er die Blende ­öffnet oder schließt, die Lichtempfindlichkeit des Sensors erhöht oder verringert, oder die Belichtungszeit verlängert oder verkürzt. Oft wird er an zwei oder allen drei Parametern drehen, um die ­optimale Belichtung zu erreichen. Das Umgebungslicht hat er höchstens im Studio voll unter Kontrolle. Bei Landschaftsaufnahmen ist die einzige Möglichkeit das Umgebungslicht zu beeinflussen, wenn man zu ­einem anderen Zeitpunkt zurück kehrt, sollte das Licht im Moment nicht optimal sein.

Lichtwert als relatives Maß

Dass ein Lichtwert (LW) für eine Verdoppelung beziehungsweise Halbierung der Helligkeit, Lichtmenge, beziehungsweise Belichtung steht, habe ich bereits erwähnt, als ich das Zonensystem vorgestellt habe.

Nehmen wir an, wir fotografieren im Freien, die Dämmerung ist herein gebrochen und die Lichtmenge hat sich seit dem letzten Foto halbiert – das Umgebungslicht hat sich um –1 LW reduziert. Nun können wir auf die veränderte Lichtsituation so reagieren:

  • Die Belichtungszeit auf das Doppelte ausdehnen. Das heißt, Sie heben die Belichtungszeit um +1 LW an.
    Beispiel: Die Belichtungszeit wird von 1/60 Sekunde auf 1/30 ­Sekunde verdoppelt.
  • Die Blendenöffnung verdoppeln. Das heißt, Sie öffnen die Blende um +1 LW.
    Beispiel : Sie öffnen die Blende von vormals ƒ 2.8 auf ƒ 2.0.
  • Die ISO-Empfindlichkeit verdoppeln. Das heißt, die Empfindlichkeit des Bildsensors um +1 LW anheben.
    Beispiel: von ISO100 auf ISO200.
  • Weiterlesen

    3.3. Ziel der Belichtungsautomatik: Zone 5

    Posted in Fotografie

    Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

    Der Durchschnittswert der Helligkeit eines durchschnittlichen ­Bildes liegt bei einem mittleren Tonwert von etwa 50% (bezogen auf das ausgedruckte Bild sind: 0% Tonwert = Weiß; 100% Tonwert = Schwarz). Für die Abbildungen unten habe ich vier Bilder ausgesucht und mit ­Hilfe des Filters ›Durchschnitt berechnen‹ in Adobe Photoshop bearbeitet. Farblich unterscheiden sich die Resultate, doch die Helligkeit liegt bei allen im Bereich zwischen knapp 50% und 60%.

    Tonwert 49 Prozent
    Der Mittelwert dieses Bildes ergibt ein Beige-Grau mit einem Tonwert von 49%.
    Tonwert 58 Prozent 1
    Durchschnittlicher Tonwert: 58%.
    Tonwert 58 Prozent 2
    Durchschnittlicher Tonwert: 58%.
    Tonwert 60 Prozent
    Tonwert: 60%.

    Auch die Belichtungsautomatik Ihrer Kamera weiß, dass das Gros der Motive optimal belichtet ausfällt, wenn sie die Einstellungen für Blende, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungszeit so wählt, dass das Ergebnis einer ungefähren Durchschnittshelligkeit von 50%  entspricht. Da die meisten Motive mehr oder weniger dieser Regel ­entsprechen, werden so die meisten Aufnahmen mehr oder weniger optimal belichtet ausfallen.

    Optimale Belichtung ist aber nicht immer richtig | Fotografiert man ein Motiv, das deutlich von der Durchschnittshelligkeits-Regel abweicht, sind die Ergebnisse der automatischen Belichtung meist nicht zu­frieden stellend.

    Das Bild der weißgrauen Möwe vor weißgrauem Himmel weicht sehr deutlich von der Durchschnittshelligkeits-Regel ab. Mit Belichtungsautomatik fotografiert fällt das Resultat aber viel zu ­dunkel (unterbelichtet) aus. Die Kamera erzeugt ein Bild mit einem durchschnittlichen Tonwert von 53 % betragen (mittlere Helligkeit).

    High key Motiv mit mittlerer Belichtung
    Helle Motive werden von der Belichtungsautomatik zu dunkel belichtet.

    In diesem Fall konnte ich das Bild mittels Nachbearbeitung am Computer so entwickeln, wie es etwa der Stimmung vor Ort entspricht. Wenn ich davon den Durchschnittswert ermittle, komme ich auf 7%.

    Hight key hell belichtet
    Der Fotograf muss manuell eingreifen und das Bild bewusst deutlich heller belichten, als es die Belichtungsautomatik vorwählt.

    Nicht jedes Motiv erlaubt eine Fehlbelichtung am Computer ­komplett zu korrigieren. Außerdem halte ich es ohnehin für besser, Bilder bereits bei der Aufnahme optimal einzufangen, um nicht mehr Zeit mit Nachbearbeitung als mit Fotografieren verbringen zu ­müssen. Für die Stimmung in der folgenden Abbildung musste ich deutlich dunkler belichten, als die Automatik der Kamera es getan hätte. Wenn ich dafür den Mittelwert berechne, komme ich auf 92%.

    Low key Aufnahme korrekt belichtet
    Um diese Stimmung einfangen zu können, musste ich die Belichtungsautomatik korrigieren und unterbelichten.

    Würde die Belichtungsautomatik versuchen auch für diese ­Szene eine mittlere Helligkeit zu erreichen, würde das Resultat wohl etwa aus­sehen wie die Abbildung.

    Low key motiv mittels Belichtungsautomatik
    Das ›Schweißer im Dunkeln‹-Motiv auf mittlere Helligkeit belichtet, wie es die Belichtungsautomatik etwa machen würde.

    Kameraautomatiken arbeiten unglaublich schnell und präzise. Aber sie sind auch dumm. Intelligenz, Wissen, Erfahrung und Kreativität des Fotografen sind gefordert, um auch bei ­Szenen, die nicht dem Durchschnitt entsprechen, zu überdurchschnittlichen Resultaten zu gelangen.

    Motivprogramme | Man kann allerdings auch die komplexen elektronischen Programme moderner Digitalkameras mit der ­tatsächlich intelligenten Motiverkennung des Fotografen verbinden, und zwar, ­indem man Motivprogramme nützt.

    So gut wie alle ­Kompaktkameras und DSLR- oder Systemkameras für Einsteiger und Consumer bieten solche Programme – bei Profi-DSLRs wird man sie hingegen eher ­selten finden. Mit einem Programm für Strand und Schnee sage ich der Kamera »Liebe ­Kamera, vor deiner Linse befindet sich ein Motiv, das heller ist als ›Durchschnittsmotive‹«. Die Kamera ist somit seelisch vorbereitet und wird das Motiv heller belichten, als auf mittlere Helligkeit – ­sagen wir einmal Zone 7, oder Zone 6, statt Zone 5. Das heißt, diese Einstellung funktioniert natürlich nicht nur für Schnee und Strand, sondern sie sollte in jeder ­besonders hellen Situation besser belichtete Ergebnisse liefern, als wenn Sie mit der Normaleinstellung fotografieren.

    Motivprogramme
    Icons verschiedener Motivprogramme

    Umgekehrt gehen Motivprogramme, wie Sonnenuntergang, Nachtaufnahme und Kerzenlicht von einem dunklen Motiv aus und berechnen die Belichtung so, dass das Ergebnis angemessener ausfällt als bei der regulären Belichtungsautomatik.

    Motivprogramme beeinflussen nicht nur die Belichtung alleine. Wenn Sie ein Programm wie Kinder oder Tiere wählen, wird die Kamera versuchen möglichst kurze Belichtungszeiten einzustellen, damit auch herum tollende Geschöpfe eingefroren werden. Motivprogramme für Porträts können so programmiert sein, dass sie für eine geringe Schärfentiefe sorgen, um das Modell freizustellen, und eventuell auch die Farbeinstellung so angleichen, dass Hauttöne möglichst natürlich abgebildet werden. Und dann gibt es noch ­Programme, die das Auslösen des Blitzes mit beeinflussen, wie ›Nacht-Porträt‹.

    Man kann Motivprogramme als ersten Schritt von der Vollautomatik zur kreativen Fotografie betrachten.

    Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich:
    »Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger«
    Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe
    ISBN 978-3-8362-3465-8
    Buch: 29,90; E-Book: 24,90
    Weitere Informationen und Demokapitel auf der Website des Verlags;
    Affilate-Link zum Buch bei Amazon.