MFT: Blendenöffnung, Detailschärfe und Beugungsunschärfe

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3. Oktober 2021
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9 Kommentare

Ich habe dieser Tage auf eines meiner YouTube-Videos einen Kommentar bekommen, den ich interessant finde, und da ich glaube, dass die Antwort darauf auch generell nicht uninteressant ist, möchte ich beides hier wiedergeben.

Hallo, ich bin auch MFT-Nutzer (Panasonic G9) und finde Deine Vergleiche und Beiträge sehr interessant, weiter so.

Aber mir ist auch aufgefallen das Du mit der Blende oft über f5.6 gehst. Da gibt es aber halt mal die Beugungsunschärfe bei Objektiven die bei MFT bereits bei f5.6 einsetzt. Ich habe selber viele Tests gemacht die das bestätigen und f5.6 nehme ich nur bei Weitwinkelaufnahmen her um eine bessere Randschärfe zu bekommen. Aber ab f8 wird die Bildqualität deutlich schlechter. Bei Objektiven mit einer Anfangsblende von f1.2 beginnt das schon früher. Hierzu kann ich nur wärmstens »Die Größe Objektivreihe 1+2« von Krolop und Gerst mit Anders Uschold empfehlen. Ist nicht böse gemeint aber ab f5.6 noch die Bildqualität zu beurteilen ist wirklich schlecht. Noch einen schönen Abend, ansonsten mach weiter so.

Danke! Ich nehme den Input nicht übel. Konstruktive Kritik ist willkommen.

Wenn ich einen Testchart fotografiere und am Bildschirm in der Vergrößerung checke, dann lässt sich die Beugungsunschärfe natürlich nicht leugnen. Beim MacBook mit 226ppi muss ich dazu aber auf 200% zoomen (bei einem »normal« aufgelösten Monitor reichen 100%). Gedruckt wird idR mit 300ppi. Das heißt die Details sind fast um den Faktor 3 kleiner als an einem regulären Monitor mit ca. 110ppi. Hinzu kommt das Druckraster, das auch etwas Detailschärfe einbüßen lässt. Die Beugungsunschärfe bei ƒ5.6 halte ich deshalb für praktisch irrelevant.

Auch bei ƒ8 sollte sie in der Praxis zu vernachlässigen sein. Wir dürfen nicht vergessen, dass das menschliche Auge Details nicht unbegrenzt auflösen kann. Aus der normalen Lesedistanz von ca. 45cm wird das Auge selbst die Unschärfe bei ƒ11 kaum wahrnehmen, und dass tatsächlich ein Betrachter bei einem Print an die »Naheinstellgrenze« des Auges geht, um Details zu untersuchen, dürfte ausgesprochen selten vorkommen.

Dazu kommt, dass wir in der Regel nur Prints die wir in Händen halten aus Lesedistanz betrachten. Das ist meist A4 und kleiner. Bei diesen Formaten sind 20MP-Bilder schon deutlich verkleinert, was eine allfällige Unschärfe von Details relativiert. Poster von A3 und größer hingegen werden aus Entfernungen von 1m und mehr betrachtet. Da spielen diese Details dann gar keine Rolle mehr.

In der Praxis muss ich mich fragen, was wichtiger ist: Maximale Detailschärfe oder Bildwirkung? Oft erfordert die Bildgestaltung auch bei MFT ƒ8 und mehr.

Antworten

  1. Ingo
    „Anstelle die Blende weit zu schließen, um eine gewünschte Tiefenschärfe zu erreichen, nutze ich häufig Fokusstacking der OM-Ds. Hier ist eine sehr gute Bildqualität auch bei Landschaften zu erreichen“.

    12. Oktober 2021

    Kann man so machen. Erhöht allerdings die Nachbearbeitungszeit mit dem Raw-Konverter nicht unerheblich. Die Bearbeitung in der Kamera selbst ist am kleinen Bildschirm für mich als Brillenträger unerfreulich.

  2. Hier noch ein kleiner Nachtrag zur Bemerkung bezüglich der Anmerkungen zum Video von Martin Krolop und Anders Uschold auf YouTube:

    Wohl kaum eine andere Person als Anders Uschold ist so tief in die Materie der Entwicklung von Objektiven eingedrungen, als daß man seine Kommentare als Geschwätz abtun könnte. Aber gerade er ist auch ein Liebhaber alter Objektivschätzchen, die aus technischer Sicht heute völlig überholt erscheinen, dennoch aber einen gewissen Reiz auf ihn ausüben, gerade wegen bestimmter Eigenschaften, nicht wegen der Perfektion allein.

    Und fast jede Frage seines Gegenüber Martin Krolop bezüglich der Qualität einer Linse beantwortet er vorausgehend mit der Bemerkung doch die Frage zu stellen, was der Hersteller denn mit dem Produkt erreichen wollte. Mit Kompromissen arbeiten sie nämlich alle, soll ein Objektiv oder eine Kamera bezahlbar bleiben.

    Insofern ist nicht die Frage entscheident, wo die Beugung beginnt, sondern ob man mit dem Ergebnis leben kann.

    1. Danke auf für diesen Kommentar!

  3. Gerade in der Landschaftsfotografie, wo doch eine gewisse Tiefenschärfe oftmals Pflicht ist, um den Bildhintergrund nicht zu unscharf werden zu lassen habe ich keine Probleme bis auf f=16 abzublenden.
    Und wenn das Bild dann ausgestellt im Format 60×40 wird hat noch nie ein Betrachter eine Randunschärfe bemängelt. Wir sollten daher nicht versuchen, im Labor darstellbare Unzulänglichkeiten auf den Eindruck des Betrachters herunter zu brechen. Das menschliche Auge ist wesentlich träger als die technische Möglichkeit einer fehlerfreieren Darstellbarkeit.

    In der vergangenen Woche traf ich einen Kollegen aus meinem Fotoklub, der sich gerade für viel Geld eine Lumix S5 mit einigen L-Mount Objektiven zugelegt hat.
    Auf meine Frage, ob er denn im Urlaub in Griechenland Bilder gemacht habe, welche er bei einer Zusammenkunft aller Fotografen mal zum Besten geben könnte kam die Antwort: Ich bin doch nicht verrückt, eine so schwere und teure Ausrüstung mit in den Urlaub zu nehmen. Stattdessen hatte er seine alte Lumix G80 im Gepäck.

      1. Anstelle die Blende weit zu schließen, um eine gewünschte Tiefenschärfe zu erreichen, nutze ich häufig Fokusstacking der OM-Ds. Hier ist eine sehr gute Bildqualität auch bei Landschaften zu erreichen.

      2. Danke für den Input!

  4. Ich kann der Stellungnahme von Markus Wäger beipflichten. Schulbuchmäßig wird die Beugungsunschärfe,bzw. deren negative Auswirkung auf die Bildschärfe bei zu starkem Abblenden meiner Meinung nach zu Unrecht hochstilisiert. Wenn man das Pixelpeepen mal ausklammert sind die Unterschiede nur sehr schwer auszumachen.
    Beim MFT-Sensor blende ich bei Bedarf auch mal auf F16 ab, speziell wenn Tiefenschärfe Vorrang hat. Beim APS-C Format ist F22 für mich die Grenze nach oben.

    1. Danke für den Beitrag!

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