Vergleich: Fuji X-T3 und Nikon Z5 auf Herbstrunde

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14. November 2020
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4 Kommentare

Bild Nr. voll

Als ich an diesem Morgen mit Fuji und Nikon auf den Weg ging und das erste Bild mit der X-T3 machen wollte, zeigen Display und Sucher »Bild Nr. voll« und die Kamera weigert sich irgendetwas zu tun. Was heißt das? Karte voll? Kann doch nicht sein! Karte kaputt? Also Steckplätze tauschen. Selbes Resultat. Könnte heißen, dass der Bildzähler bei 9999 angekommen ist. Aber wieso stellt der nicht zurück? Suche im Kameramenü. OK. Unter »Datenspeich. Setup« auf »Neu« umstellen. Keine Veränderung.

Karte formatieren! Rauf und runter suchen der Menüs: kein entsprechender Menüpunkt.

Also zum Handbuch greifen. Habe ja das PDF von der Website runtergeladen. Ups! Wohl leider nicht aufs Handy kopiert.

Kann ich den Händler damit belästigen? Stellen mir Kameras zum Testen zur Verfügung und sollen dann auch noch während er Verkaufszeit telefonischen Support bieten? Alternative? Vergleich abblasen, nachhause gehen. Ich rufe den Händler an! Leider hat der Fuji-Experte gerade einen Kunden. Na dann, im Web suchen. Da stoße ich dann auf dieses Video.

OK. Wo ist der Menüpunkt zum Formatieren der Karte!? Wieder suche ich, – auf auf einer verkehrsreichen Brücke stehend – die Menüs rauf und runter. Das muss sich doch irgendwo unter »Datenspeich Setup« befinden. Vielleicht gibt es einen Trick? Habe ich etwas übersehen? Durch einen versehentlichen Klick lande ich in »Benutzer-Einstellung« und hier: »Formatieren«. Kann mir Dolm bitte jemand die Logik dahinter erklären?

Dass man bei jedem Aufrufen des Menüs wieder bei IQ starten muss, finde ich übrigens auch nicht mehr State of the Art. Bei Olympus bin ich da nun auch schon Jahre anderes gewöhnt. Und weil ich gerade beim Meckern bin: Bei der Typografie der Menüs blutet mir das Herz.

Inzwischen habe ich herausgefunden, dass die Firmware nicht aktuell war und sie aktualisiert. 10.000 Bilder, um herauszufinden, ob Fuji etwas an dem absurden Problem mit dem Zurücksetzen der Bildnummer geändert habe, habe ich nicht gemacht. Ich will es jetzt einmal annehmen.

Was mir an der Bedienung aufgefallen ist

Es ist Oktober und der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite. Überall sind die Laubbäume bunt angemalt. Der Himmel ist zwar bedeckt – den schönsten Teil des Morgens habe ich auf der Brücke mit »Problem-Fixing« verbracht – aber ohne direktes Sonnenlicht nicht so hart. Alles hat zwei Seiten.

Auch im Vergleich zur Z5 zeigt die X-T3 das kontrastreiche Sucherbild und erlaubt eine bessere Beurteilung, wenn die Sonne von der Seite zwischen Auge und Sucher scheint und ich keine Hand zur Abschirmung frei habe. Fotografen ohne Brille werden sich diesbezüglich sicher leichter tun. Ebenso Fotografen die mit dem rechten Auge in den Sucher blicken – ich kann nur links. So wie auch schon beim Vergleich mit der Olympus E-M5 III macht die Arbeit mit dem X-T3-Sucher oft mehr Spaß. Manchmal jedoch ist mir der Kontrast auch zu hoch, die Tiefen verschmelzen zur schwarzen Fläche und es ist keine Zeichnung mehr zu erkennen. Das macht sowohl eine Beurteilung als auch die Bildkomposition schwierig. Ich gehe davon aus, dass sich der Kontrast reduzieren lässt. An meinen eigenen Kameras habe auf einen Tipp hin Kontrast und Farbintensität reduziert und das hat sich für mich durchaus bewährt – man hat eine bessere Vorstellung davon, die das noch nicht individuell entwickelte RAW aussehen wird.

Was ich an der Z5 eine unheimlich aufregende Idee fand, ist der frei belegbare Ring am Objektiv des 24–50mm ƒ4–6.3. Dieses Feature könnte für mich durchaus ein Argument für die Nikon-Z-Serie sein, würde ich MFT aufgeben wollen. Wäre die Umsetzung nicht so halbherzig!

Seite Jahren hätte ich gerne ein System, bei dem ich drei Einstellschrauben für das Belichtungsdreieck Verschlusszeit, Blende (bzw. in den Automatiken jeweils Belichtungskorrektur) und ISO habe, ohne dass für ISO eine Zusatztaste zu drücken ist. Mit dem Ring am Nikon-Z-Objektiv sah ich diese Option verfügbar. Man könnte doch Blende auf den Ring und Zeit und Blende bzw. Belichtungskorrektur auf die beiden Räder legen. Leider steht Blende als Option für den Ring nicht zur Verfügung. Also habe ich ISO darauf gelegt. Geht grundsätzlich ja auch und funktioniert auch recht gut. Man muss zwar etwas aufpassen, dass man den relativ leichtgängigen Ring nicht versehentlich dreht, aber ich vermute, dass man sich daran gewöhnt. Leider stattet Nikon nur einen Teil der Objektive mit dem Ring aus und wenn ich ISO mit verschiedenen Linsen unterschiedlich einstellen muss, dann finde ich das ziemlich suboptimal.

Fuji-User werden bei meiner Beschreibung jetzt eventuell gedacht haben, die X-Serie hat doch genau das: Drei Stellschrauben für Blende (Objektivring), Zeit und ISO. Allerdings ist deren Konzept und Platzierung einfach nicht für eine Einstellung während man das Auge am Sucher hat ausgelegt. Es gibt zwar auch zwei Einstellräder, ähnlich platziert wie ich es bevorzuge, und dass diese durch Pressen die Funktion ändern, finde ich auch interessant – ich kenne das schon von der Lumix G3. Allerdings scheint es nicht möglich Zeit und ISO so darauf zu legen, dass die Bedienung so funktioniert, wie ich es haben möchte. Allerdings ist das eben auch, wie schon mehrfach geschrieben, nicht die Idee hinter der Fuji X-Serie. Diese ist gut wie sie ist, für Fotografen denen diese Art der Bedienung entgegen kommt, aber eben nicht für mich.

Was mir an der Fuji auch nicht entspricht ist, dass sich die Zeit über das Einstellrad in ganzen Schritten regeln lässt. Bei ISO sind es Drittelschritte, und dass es am Blendenring nur ganze Schritte sind stört mich nicht, da ich auch an meinen Kamera meist mit den ganzen Blendenwerten arbeite, aber die Einstellung der Zeit in ganzen Schritten ist mir einfach zu grob.

Bilder

Die RAWs der Nikon Z5 sind relativ kontrastreich, kontrastreicher, wie ich es von Olympus gewohnt bin. Die RAWs der X-T3 sind eher das Gegenteil. Nach Vergleich hunderter Bilder ziehe ich das Fazit, dass mir der Look der Olympus-Aufnahmen am ehesten entspricht. Bei den Fuji RAWs gelingt es mir oft nicht den Sweetspot für die Lebendigkeit der Farben zu finden. Entweder scheinen sie mir zu matt und mit einem Hauch mehr Sättigung übertrieben satt. Mit der Nikon Z komme ich schneller dahin, wo ich die Bilder haben möchte. Natürlich wird man die meisten Bilder mit ausreichend Einstellung nahezu identisch entwickeln können. Allerdings macht es schon einen Unterschied, ob das mit wenigen Klicks geht, oder doch etwas mehr an Einstellungen erfordert. Von daher finde ich, dass man sich schon die Frage stellen muss, ob die Grundcharakteristik einer Kamera den eigenen Vorstellungen entspricht. Das muss für andere nicht, so wie für mich Olympus vor Nikon und Fuji sein. Vielen wird der zurückhaltende Look der X-T3 eher liegen, als die kontrastreichen Aufnahmen der Z5. Am Ende alles eine Frage des persönlichen Stils.

Andererseits zeigen auch diese Vergleichsbilder einmal mehr, dass unterschiedliche Kameras in Händen desselben Fotografen weitgehend dieselben Bilder machen.

Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 70mm | ƒ4.5 | 1/500s | ISO100
Fuji X-T3 | 16–55mm ƒ2.8 | 52mm (78mm KB) | ƒ2.8 | 1/1500s | ISO160

Die Nikon Z zeichnet etwas schärfer. Daran werden die Objektive nicht ganz unschuldig sein, aber dasselbe fiel mir auch schon im Vergleich der X-T3 mit einer E-M5 auf. Auch zeigen die Bilder deutlich den Unterschied in der Farbintensität, obwohl bei der Fuji-Aufnahme auf +30 angehoben wurde, bei der Z5-Aufnahme lediglich +20.

Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 48mm | ƒ8 | 1/125s | ISO100
Fuji X-T3 | 16–55mm ƒ2.8 | 32mm (48mm KB) | ƒ8 | 1/140s | ISO160

Im Vergleich dieser beiden Aufnahmen zeigt sich, dass sich auch der Dynamikumfang des APS-C-Sensors der X-T3 im Vergleich zur Vollformat-Z5 nicht viel schenkt. Hier gefällt mir der Look der X-T3 besser, als die Aufnahme der Z5. Es zeigt, dass man die Charakteristiken verschiedener Kameras nicht einfach als gut oder schlecht bewerten darf, sondern dass es auch von der Szene abhängig ist, ob ein bestimmtes System mehr oder weniger attraktive Ergebnisse erzielt.

Fuji X-T3 | 16–55mm ƒ2.8 | 29mm (43,5mm KB) | ƒ5.6 | 1/450s | ISO160
Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 57mm | ƒ8 | 1/500s | ISO125

Noch einmal zweimal extrem kontrastreich. Es ist euch überlassen zu entscheiden, was ihr besser findet (das ist es ohnehin immer).

Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 24mm | ƒ4.5 | 1/320s | ISO125
Fuji X-T3 | 16–55mm ƒ2.8 | 16mm (24mm KB) | ƒ5.6 | 1/320s | ISO160

Im Inneren der Kirche spielt die Nikon den Vorteil der Bildstabilisierung aus. Während ich mit der Fuji mehrere Aufnahmen mit verschieden hohen ISO-Einstellungen mache, kann ich mich bei der Nikon darauf verlassen, dass sie bei 24mm 3/4s in meinen Händen stabilisiert. Deshalb ist das Blau hinter der Statue links in der Aufnahme der Nikon störungsfrei, während es in der Fuji-Aufnahme doch deutlich rauscht. Dass die Aufnahme trotz 1/15s nicht verwackelt ist, ist Glück. Normalerweise halte ich das aus freier Hand ohne Stabilisierung nicht.

Fuji X-T3 | 16–55mm ƒ2.8 | 16mm (24mm KB) | ƒ8 | 1/15s | ISO1600
Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 70mm | ƒ8 | 1/1.6s | ISO125

Was mir an den folgenden Bildern aufgefallen ist, finde ich besonders interessant. Die erste Aufnahme der Treppe habe ich mit ISO10.000 und war hochgradig beeindruckt, dass praktisch kein Rauschen zu sehen ist. Bei der anderen Aufnahme habe ich mich auf die Bildstabilisierung verlassen und bei ISO100 fotografiert. Vergleicht man nun die beiden Aufnahmen, sieht man, dass die ISO100 Aufnahme auffallend schärfer ist. Mein Verdacht: Der Algorithmus der die Aufnahmen der Nikon berechnet ist so programmiert, dass rauscharme Bilder zulasten der Detailschärfe produziert werden. Im Grunde ist das dann nichts anderes, als würde man das Rauschen mittels der Rauschreduzierung im RAW-Konverter (oder danach) heraus rechnen. Anders gesagt: Nicht der Sensor ist rauscharm, sondern die Software macht die Aufnahmen rauschfrei, allerdings eben nicht ohne den Preis der Detailschärfe.

Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 70mm | ƒ18 | 1/80s | ISO10000
Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 70mm | ƒ18 | 1/4s | ISO100

Wie es ein glücklicher Zufall will hatte ich dieser Tage einen Mail-Wechsel mit einem Ingenieur, der mit der Entwicklung von Bildsensoren vertraut ist. Ich nutzte die Möglichkeit und fragte ihn bezüglich meines Verdachts, wie das beeindruckende Rauschen der Z5 zustande kommt, und er bestätigte: »… das kann man im Marketing vielleicht besser verkaufen …«

Weitere Aufnahmen

Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 70mm | ƒ2.8 | 1/320s | ISO100
Fuji X-T3 | 16–55mm ƒ2.8 | 55mm (82,5mm KB) | ƒ2.8 | 1/300s | ISO160
Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 24mm | ƒ8 | 1/200s | ISO100
Fuji X-T3 | 16–55mm ƒ2.8 | 29mm (43,5mm KB) | ƒ8 | 1/120s | ISO160
Nikon Z5 | Nikon 24–70mm ƒ2.8 | 24mm | ƒ11 | 1/125s | ISO100
Fuji X-T3 | 16–55mm ƒ2.8 | 29mm (43,5mm KB) | ƒ8 | 1/180s | ISO160

Links:

Nachbemerkungen:

  1. Meine Tests von Kameras und Ausrüstung sind wie eingangs erwähnt Erfahrungsberichte. Ich suche nicht danach, was an den Produkten gut und was schlecht ist, sondern arbeite damit und berichte, was mir positiv auffällt, und was für mich eher kontraproduktiv ist. Mich interessiert nicht, was theoretisch technisch gerade State of the Art wäre, sondern lediglich ob sich etwas in der Praxis praktisch bewährt. Wenn beispielsweise ein Sucher für mich in der Praxis gut funktioniert, ist mir egal, wie groß oder hoch aufgelöst er ist. Generell lege ich den Fokus eher darauf, was mir an dem Produkt gefällt, als das Haar in der Suppe zu suchen.
  2. Die perfekte Kamera für alles und alle gibt es nicht! Es gibt nur the right tool for the job – die richtige Kamera für die Aufgabe. Schlechte Apparate leistet sich kein Hersteller.
  3. Ein gutes Foto ist primär ein interessantes Motiv, gekonnt gestaltet fotografiert. Perfekte Detailschärfe und Absenz von Rauschen spielt dabei eine vernachlässigbare Nebenrolle. Ich kann mit Rauschen besser leben, als mit langweiligen schlecht gestalteten Bildern.
  4. Alles, was ich schreibe ist subjektiv, und jeder soll seine eigene subjektive Meinung haben.
  5. Foto-Hebenstreit unterstützt mich seit Jahren mit Ausrüstung für meine Tests und Versuche – ohne ihn wären einige hier gepostete Artikel nicht möglich gewesen. Deshalb verlinke ich die besprochenen Produkte auch gerne und provisionsfrei mit dem Hebenstreit-Online-Shop (sofern dort verfügbar). Wer lieber über Amazon bestellt bekommt auch den Link dahin geliefert und ich, falls ihr etwas bestellt, ein paar Cents oder – wenn es etwas Größeres ist – ein paar Euro.

Antworten

  1. Schöne Photos, lieber Markus, ich danke dir sehr für deine stets anregende und informative Website, die Vergleiche sind wirklich interessant. Nicht zuletzt wegen dir kam ich zu einer MFT Camera und genieße die Photographie damit, gerade jetzt im Herbst, etwas außerhalb einer großen Stadt sehr. Zunehmend verwende ich tagsüber im Freien das „Kit“ Objektiv und es ist ganz erstaunlich gut wenn man sich Zeit für die Entwicklung der Raw Dateien nimmt. Liebe Grüße aus der Steiermark, Helmut.

    1. Danke!
      Darf ich fragen, welches Kit-Objektiv? Nur Neugier.

      1. Ja, danke für die Frage. Es ist das Panasonic 14 – 42 / 3,5 – 5,6 II ( H-FS1442A ). Ich hätte auch was Hochwertigeres ( Olympus 12 – 40 / 2,8 oder 45 / 1,8 ) aber das Verhältnis von Größe / Gewicht / Vielseitigkeit zu Abbildungsleistung ist bei dieser Linse auch im Vergleich echt beeindruckend, ganz zu schweigen vom Preis. 12 – 32 wäre mir zu „kurz“. LG Helmut. Sollte meine Antwort doppelt gekommen sein, tut es mir leid, ich werde immer so nervös bei einem Captcha 🙂

      2. Verstehe ich. Ich werde nervös bei zu viel Spam. 😉
        Ja, die Qualität der Objektive ist heute in aller Regel gut und für viele Situationen sind die Unterschiede zwischen preiswerten und Pro-Linsen praktisch irrelevant.

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