Prachtlibelle

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20. Juli 2020
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Prachtlibelle | Olympus OM-D E-M1III | M.Zuiko 40-150mm ƒ2.8 + MC-20 | 300mm (600mm KB) | ƒ5.6 | 1/2500s | ISO 1250 | Capture One Pro

Viel zu viel geschrieben habe ich in den letzten Tagen, über Dinge, die in der Fotografie eigentlich nebensächlich sein sollten. Nicht, dass ich es bereue die Artikel recherchiert und verfasst zu haben. Für mich waren die Erkenntnisse der Recherchen ebenso wichtig, wie mir die Gedanken und den Frust vom Herzen zu schreiben. Ich hoffe auch, dass mein Blog hilft, einfältigen Vorurteilen gegen MFT etwas entgegen zu setzen.

Tatsächlich sollte es in der Fotografie um Fotografie gehen – um Malen mit Licht.

Die Malerei hat in der Renaissance fotorealistische Qualität erzielt. Wer etwas Talent hatte, und eine Schule bei einem Meister der sein Fach verstand durchlief, konnte fotorealistisch malen. Als die Fotografie erfunden wurde hatte das nicht nur seinen Reiz, sondern auch seine Berechtigung weitgehend verloren. Die Kunst suchte deshalb nach neuen Ausdrucksformen und entwickelte Impressionismus, Expressionismus, Pointillusmus, Kubismus, abstrakte Kunst und viele andere Formen, von denen ich wenig verstehe.

Ich bin kein Künstler. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich Maler über die Werkzeuge streiten, mit denen sie ihre Werke anfertigen. Es geht doch nicht um den Pinsel, sondern um den, der ihn führt, und um das, was er damit macht.

Genauso wenig geht es in der Fotografie um das Werkzeug! Es geht um das, was wir damit und daraus machen. Den Betrachter eines Fotos interessiert nicht, ob es mit Mittel- oder Vollformat, APS-C, MFT oder dem Smartphone entstanden ist. Bei vielen Motiven und den meisten Wiedergabebedingungen wird selbst ein Experte anhand der Bildqualität nicht sagen können, welches der Systeme zum Einsatz kam – vor allem nicht von MFT bis Vollformat.

Für mich bedeutet Fotografie Abschalten und Flow. Egal, was ich fotografiere – ich bin dabei immer zu 100% Fotograf – in meinem Verstand ist kein Platz für andere Gedanken. Das gelingt mir fast nur, wenn man Kopf von einer Aufgabe voll und ganz beansprucht wird. Das geschieht auch, wenn ich schreibe. Doch Schreiben ist mein Beruf. Ich kann nicht schreiben, was und wie ich will und oft muss ich liefern, wartet doch schon der Drucktermin hinter dem nächsten Monatswechsel.

Da ich kein Auftragsfotograf bin, ist das in der Fotografie nicht der Fall. Ich kann fotografieren, wann, was und wie ich will. Und wenn ich eine ganze Karte voller Aufnahmen verhaue, ist das ärgerlich aber kein Malheur. Deshalb ist es so entspannend!

Besonders entspannend ist es, weil ich heute primär in der Natur fotografiere. Gerade heute habe ich einen Bericht der Berliner Zeitung gelesen, über ein Forschungsprojekt darüber, was für ein vielfältiger Lebensraum an Straßenrändern und Mittelstreifen entstehen kann – bis zu 216 Arten haben die Forscher inzwischen an vier Versuchsorten in Berlin entdeckt.

Nach all den Jahren in denen ich nun schon in Schwarzach lebe, habe ich in den vergangenen Wochen ein kleines Stück Riedwiese entdeckt, in der es von Leben nur so wimmelt. Die eigenartigsten Insekten kann man hier entdecken, bedrohte Schmetterlingsarten flattern vorbei, einen Hasen habe ich diese Woche Grünzeug verputzen beobachtet.

Ist es wirklich von Bedeutung, mit was für einem Sensor und welcher Marke wir auf Entdeckungsreise gehen und in den Flow eintauchen?

Ich liebe MFT, weil Brennweiten von deutlich über 1000mm locker aus freier Hand zu handhaben sind. Ich weiß, dass mir dadurch bestimmte Ergebnisse, die mit schwerem professionellem Vollformatglas auf Stativ und mit viel Geduld zu erreichen sind, nicht gelingen werden. Ich ziehe meinen Hut vor jenen die keine Mühe für ein perfektes Bild scheuen und bewundere ihre Aufnahmen. Meine Art Fotografie zu erleben ist aber eine andere. Ich will die Natur mit Leichtigkeit entdecken.

In der Natur auf Entdeckungsreise gehen kann man natürlich nicht nur mit MFT, sondern genauso gut mit Vollformat. Ich weiß das; ich habe das Jahre lang gemacht. Und das gilt natürlich auch für jedes andere Format, von Smartphone bis Mittel. Ich mag zwar die Leichtigkeit einer jackentaschentauglichen E-M5 und den dazu passenden Objektiven abseits der Olympus-Pro-Linie. Doch der Unterschied zu einer vergleichbaren APS-C- oder Vollformat-Kombination ist mehr als überschaubar.

Sucht euch für eure Abenteuer in der Fotografie die Kameras, die sich für euch am besten anfühlen. Hört nicht auf Leute, die euch erzählen, gute Aufnahmen könne man nur mit bestimmtem Equipment erzielen! Es stimmt einfach nicht! Der gute Fotograf macht gute Fotos, nicht das gute Equipment. Wer mit der billigsten heute auf dem Markt befindlichen Einsteigerkamera keine Aufnahmen auf professionellem Niveau machen kann, kann nicht fotografieren! So einfach ist das. Ihr macht mit keiner heute verfügbaren Kamera irgendetwas falsch! Also greift zu dem, was sich für euch gut anfühlt, und sammelt Erfahrungen. Mit der Zeit und mit wachsender Erfahrung werdet ihr lernen und selbst beurteilen können, was für euch ideal ist und womit ihr am liebsten arbeitet. Egal ob APS-C, MFT und Vollformat, und egal, welcher Markenname dahinter steht. Glaubt mir! Es geht nicht um die Marke oder das System. Es geht um die eigene Erfahrung. Und die könnt ihr nur selbst machen.

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