Warum Vollformat?

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30. Juni 2020
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7 Kommentare

Sogar Steve Huff, den ich sehr schätze, kritisiert an Olympus, dass der Konzern am MFT-Format fest hält und kein Vollformat-System entwickelt hat. Ich kann der Logik die dahinter steht nicht folgen. Es klingt, als hätte Olympus nur ein System mit größerem Sensor entwickeln müssen, um keine finanziellen Sorgen zu haben. Dass das Unsinn ist, sehen wir an allen Konzernen die Vollformat anbieten. Ich werde auch erst glauben, dass Panasonics Entscheidung ein Vollformatsystem einzuführen klug war, wenn ich Zahlen sehe, die das bestätigen.

Was wäre denn der Sinn, wenn der Markt nur mehr Kleinbildkameras anbieten würde? Viel vom selben ist doch keine Auswahl! Die Vorteile von Vollformat will ja niemand bestreiten. Aber die Vorzüge von MFT sind ebenso Fakt.

Und für alle, die jetzt denken, »ja, aber das Bokeh!«: Vergesst es! Dazu braucht man heute kein Vollformat mehr. Das können inzwischen auch Telefone.

Antworten

  1. Bei den überzeugten Anhängern von FF ist Rauschverhalten, Freistellungspotential und Auflösung das Maß aller Dinge. Für Portraits und Nachtaufnahmen mag das zutreffen. Bei Blende 8 – die Sonne lacht, spielt das Sensorformat kaum eine Rolle.

    Wer jedoch bei FF ein lichtstarkes 800mm Tele für Tieraufnahmen benötigt gerät gegenüber 400mm MFT stark ins Hintertreffen. Gleiches gilt bei Makro-Aufnahmen. Jedes System hat seine Vorzüge und wer beides sinnvoll kombiniert spart sogar erheblich Geld. Wer mit einem Superzoom zufrieden ist, ist mit MFT ohnehin bestens bedient.

    Aber egal welche Kamera genutzt wird, die beste ist die, die man dabei hat. Das kann auch eine Kompaktkamera sein oder auch ein Handy. Und entscheidend ist immer noch das Motiv, die besondere Situation und der Fotograf.

    Langweilige Bilder werden mit FF nicht besser. Und wer mit RAW fotografiert, kann auch mit MFT maximal mögliche Qualität rauskitzeln. Da muß das Handy passen.
    Wer überwiegend Selfies und Snapshots postet, braucht ohnehin keine extra Kamera. Allerding ist das fast immer dabei und sofort zur Hand.

    Somit hat Alles seine Berechtigung. Man muß es nur sinnvoll nutzen!

    1. Sehe ich auch so. Danke!

  2. Ich fotografiere in zwei Systemen, mit Pentax im KB Format, und mit Olympus und Panasonic MFT. Ich möchte kein System missen, sie befriedigen unterschiedliche Anforderungen. Aber überzeugendes Software Bokeh habe ich noch nicht gesehen, weder an meiner alten Pentax Q noch an meinem aktuellen Huawei Smartphone.

    1. Danke für den Input!
      Bokeh ist unterschiedlich. Ich fand das, des Voightländer 45mm ƒ0,95 ziemlich unansehnlich. Aber natürlich möchte ich nicht das Bokeh einer hochwertigen und teuren Linse samt MFT-Sensor oder größer mit einem Telefon gleichsetzen. Ich habe Zweifel, dass Handys in absehbarer Zeit die Qualität größerer Sensoren im Detail erreichen. Für das Gros der Anwender dürfte der Unterschied aber irrelevant sein, und ohne Detailsvergrößerungen sind die Ergebnisse beeindruckend. Ich möchte keinen Test durchmachen, bei dem ich bei mehreren Bildern feststellen muss, welches mit einer richtigen Kamera und welches mit einem Smartphone gemacht wurde. Ich würde keine 100% Trefferquote erwarten.
      https://www.dpreview.com/articles/9077521352/iphone-xs-how-does-the-variable-bokeh-effect-compare-to-a-real-lens

  3. Vor einer Woche bin ich zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal gewandert. Natürlich mit meiner M10 II und zwei Objektiven 14-150 und 75-300. Mit einer Vollformatkamera und Objektiven mit vergleichbarer Brennweite von 28 bis 600 wäre ich garantiert nicht hochgelaufen. Kein Vollformat ist so wanderfreundlich wie MFT!

  4. Das Nette an mFT ist ja auch, dass es ein herstellerübergreifender Standard ist. Im FF-Bereich gibt es (Leica/Sigma/Panasonic außen vor gelassen, und da baut vor allem Panasonic Kameragehäuse) nur proprietäre Systeme. Wenn die Zukunft der Fotografie darin besteht, dass man im Kaffeesatz lesen muss, welcher der vier Hersteller von FF-Ausrüstung als nächster über die Klinge springt, dann kann das auch nicht das Wahre sein.

    Ich habe auch den Eindruck, dass viele, die öffentlich über mFT herziehen, sich nie ernsthaft mit dem System beschäftigt haben. Klar, FF hat in gewissen Randbereichen der Fotografie gewisse Vorteile, aber das macht es nicht automatisch zum Maß aller Dinge. Wenn das so wäre, dann müßte der Klempner auch mit dem Ferrari anrollen statt mit dem Lieferwagen, weil der Ferrari auf der Autobahn schneller ist und damit offensichtlich das bessere und professionellere Fahrzeug.

  5. In den Medien verkaufen sich „Bad News“ immer gut. In den sozialen Netzwerken brennt hier gerade ein wahres Feuerwerk für (oder besser gegen) Olympus ab. Dass das nicht gut ist und viel Schaden anrichten wird, dürfte auch dem weniger gut belichteten Intellekt schon aufgefallen sein. Aber eben der nicht der Masse. Ändern wird man es nicht können und gegen die Meinungen anderer Diskutieren hilft da wenig. Die Diskussionen werden derzeit sehr subjektiv geführt, objektive Gespräche finden nur selten statt.
    Die seit einiger Zeit viel diskutierte „Flucht nach vorne“ einiger Hersteller wird den Betroffenen kaum helfen. Olympus hätte ein Vollformat entwickeln können…und eine ähnliche Allianz (L-Mount) mit Panasonic, Sigma & Leica eingehen können. Und dann? Ein weiterer Hersteller in einem völlig überfüllten Markt mit ebenso geringen Wachstumschancen wie der Wettbewerb.
    Am Foto-Markt findet kaum Neukunden-Gewinnung statt. Es handelt sich eher um eine stetige Umverteilung. Und da ist es besser eine Nische zu bedienen als dem Mainstream zu folgen.
    Ich persönlich bin über viele Kommentare im Netz einfach nur entsetzt. Vor allem werden diese geführt, ohne das diejenigen das mFT-System zu kennen scheinen. Zugegeben gibt es einige Bereiche, in denen das FF klare Vorzüge besitzt. Derzeit sind Auflösung, Dynamik und Rauschverhalten besser als bei mFT. Auch die Möglichkeiten zur Freistellung (insbesondere größere Objekte) haben mehr Potential. Das sind Fakten. Das sind aber auch zeitgleich sehr schlechte Vergleiche, da die Rahmenbedingungen beider Systeme sehr unterschiedlich sind. Ich würde sogar behaupten, dass mFT und FF unterschiedliche Zielgruppen haben. Das Gleiche gilt für mFT und kleinere Sensoren mit aktuellen Smartphones. Warum dann immer den Vergleich suchen?

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