Wäre es klug Olympus jetzt den Rücken zu kehren?

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25. Juni 2020
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6 Kommentare

Olympus: »Wir werden die Imaging-Sparte verkaufen«.

Presse und Community: »Olympus stellt die Kamera-Produktion ein.«

Dass der Olympus-Konzern das Kamera-Geschäft abgibt ist eine beunruhigende Nachricht – für Freunde der Marke ebenso wie für die gesamte Foto-Branche. Fakt ist aber auch, dass von Einstellen der Kamera-Produktion keine Rede ist. Dass Unternehmen Bereiche ausgliedern oder abgeben, ist in der Wirtschaft ein ganz normaler Prozess. Dass Investoren sie aufkaufen um sie wieder profitabel zu machen ebenso. Das macht mir eigentlich keine Sorgen. Sorgen macht mir lediglich die hysterische Reaktion der Community. Da sind auf der einen Seite die, die seit Jahren mit viel Engagement die Stimmung für MFT vergiften, statt sich mit der eigenen Ausrüstung um gute Fotografien zu bemühen, auf der anderen Seite die Kunden der Marke, die nun überlegen das (möglicherweise) sinkende Schiff zu verlassen, und nicht zuletzt jene, die einsteigen würden, doch ob der Nachrichten verunsichert sind. Ich gebe zu, dass ich mich selber gerade frage, ob ich noch guten Gewissens zu Olympus raten kann.

Wer jetzt jedoch in einem Kurzschluss entscheidet seine Olympus-Ausrüstung zu verkaufen und zu einer anderen Marke zu wechseln, sollte sich vielleicht einmal diesen Artikel durchlesen. Achtung! Er ist seeehr lang!

Fakt ist, dass die ganze Branche leidet. Alle Kamera-Marken fahren Verluste ein. Fujifilm betreibt die Digitalkamera-Sparte als Hobby und könnte jederzeit darauf verzichten und hat Forschung und Entwicklung eingestellt. Nikon agiert seit längerer Zeit am Rande der Insolvenz. Sony gliedert und strukturiert regelmäßig um – die Investoren die jetzt Olympus übernehmen, haben unter anderem Vaio von Sony übernommen. Der Konzern ist auch nicht besonders berühmt dafür an etwas festzuhalten, das kein Verkaufsschlager ist. Canon scheint vergleichsweise gut dazustehen – gut heißt, geringere Verluste – und hat – anders als Sony – Fotografie in den Genen. Wer also einen sicheren Hafen sucht …

Ich würde den sicheren Hafen aber nicht in APS-C suchen. Das mittlere Format leidet ebenso unter dem zunehmenden Preisdruck durch immer billiger werdende Vollformatmodelle. Abgesehen von APS-C bei Fuji, wo man neben APS-C nur Mittelformat hat, mag ich nicht so recht an eine lange währende Zukunft von APS-C bei Nikon und Canon glauben. Ich meine: Wozu für kaum weniger Geld eine Kamera mit kleinerem Sensor kaufen, wenn das Equipment noch nicht einmal nennenswert kleiner ist? Und Spiegelreflex? Wer auf dieses Pferd setzt, investiert wohl ziemlich fix in einen sterbenden Gaul.

War da nicht noch was? Ach ja! Panasonic. Aber jetzt Olympus-MFT verkaufen um auf Panasonic-MFT umzusteigen? Sinnvoll ist anders. Sollten Panasonics MFT-System ein längeres Leben beschert sein, als dem Label Olympus, kann ich später jederzeit immer noch umsteigen, ohne ein einziges Objektiv aufgeben oder mit drastischem Verlust verkaufen zu müssen. Und wenn nicht? Dann ist MFT ein offenes System. Jeder kann jederzeit in diesen Markt einsteigen und versuchen die Lücke zu füllen, sollten Olympus und Panasonic keine Kameras mehr dafür entwickeln. Ob das bei den proprietären Systemen von Nikon, Canon, Sony oder Fuji ebenso der Fall wäre?

Antworten

  1. Also ich sehe MFT am Ende seiner Laufzeit. Ich bin 2017 zu MFT gewechselt und habe zwischenzeitlich 4.000 Euro als Hobbyfotograf in das System von Olympus investiert. Ich bin von Olympus, d.h. der Firma, enttäuscht. Die Kunden lässt man mit unklaren Formulierungen zur Zukunft im Regen stehen. Noch zum 100-jährigen Jubiläum in 2019 wurde vollmundig vom Vorstand das Festhalten an der Foto Sparte verkündet und wenige Monate später dann das AUS! Wenn man sich heute Nikon, Canon oder Sony ansieht, erhält man für 4.000 €uro eine TOP Vollformat-Kamera mit lichtstarken Objektiven, die gerade im Portrait Bereich diesen einzigartigen (offenblendigen) Vollformat-Look bieten, den eine MFT Kamera – selbst mit den sehr teuren f/1.2 PRO Objektiven – bei weitem nicht bietet. Der kleine Sensor ist einfach am Ende seiner Entwicklung angekommen. Warum verkauft Olympus wohl den Fotosektor? Weil sie selbst keine Zukunft mehr sehen!! Der Käufer wird vielleicht ein bis drei Jahre das Geschäft weiter führen und dann aufgegeben, wenn der wirtschaftliche Erfolg ausbleibt. Die Lizenzen, Patente u.s.w. kann man dann immer noch mit Gewinn an Sony etc. verkaufen.

  2. Hallo, ich bin so ein geplanter Neueinsteiger, der jetzt ein wenig von den Nachrichten frustriert ist, fotografiere bis jetzt mit 3 Nikon Kameras, aber da ich mich zunehmend auf Macro spezialisiert habe und nicht mehr so viel Gewicht rumschleppen und vor allem Focus-Bracketing und Focus-Stacking einsetzten möchte, war für mich die E-M1 III schon eine interessante Kamera, leider bietet keine andere Kamera die technischen Möglichkeiten der E-M1 III, auch haben mich die Stacks vom Traumflieger sehr beeindruckt, nachdem ich eigentlich eher etwas skeptisch gegenüber dem kleinen Sensor war, da ich von FX Nikons komme, tja was nun?

  3. Ich gebe Dir recht. Ich habe einige gute MFT-Linsen. Warum das alles in den Wind schreiben, wenn ich mit der Bildqualität und dem Handling zufrieden bin. Eher kaufe ich mir noch ne EM-1 III als Ergänzung zu meiner EM-1 II.
    Aber ich muss zugeben, der Sog, der durch Foren etc. ausgelöst wird, ist schon riesig. Da ist es gut, mal eine oder mehrere Nächte drüber zu schlafen 😉

  4. Warum sollte man Olympus jetzt den Rücken kehren. Wie viele Marken (nicht nur Kameras) wurden in der Vergangenheit bereits verkauft und existieren weiterhin Marke, die nicht mehr dem ursprünglichen Hersteller gehören. Soll man deswegen zu einer anderen Kameramarke wechseln, weil es vielleicht irgendwann nicht mehr die gerade genutzte Produktlinie geben wird.

    Wenn ich so manche Artikel und Kommentare lese, könnte man den Eindruck gewinnen, dass man Olympus nicht mehr nutzen kann, weil es in Zukunft vielleicht nichts Neues mehr gibt. Was ist denn mit den Kameras und Objektiven, die man bereits besitzt? Sind diese deswegen plötzlich nicht mehr nutzbar oder sind diese plötzlich so schlecht, dass ich deswegen auf etwas anderes umsteigen muss?

    Ich selbst nutze eine OM-D E-M10II und eine Pen E-PL7 und diverse Objektive. Einen ganzen Teil davon habe ich gebraucht bei einem auf gebrauchte Produkte spezialisierten Onlinehändler gekauft und habe dabei nie Pech gehabt. Ich kaufe mir auch nicht gleich eine neue Kamera, bloß weil es gerade ein Nachfolgemodell gibt. Da ich nichts an meinen schon einige Jahre altem Equipment vermisse, sehe ich auch keinen Grund, mir Sorgen zu machen, wohin es mit Olympus gehen könnte. Und wenn ich doch einmal etwas austauschen müsste, könnte ich mich noch über dann vielleicht günstig zu kaufende Gebrauchtware freuen, wenn sich einige in Panik und Hysterie verfallende Mitmenschen von Olympus trennen, weil es nicht mehr von Olympus ist.

    1. Die Wege der Menschen sind unergründlich.

  5. Mit einer bereits existierenden Ausrüstung von Olympus macht es keinen Sinn, dem Hersteller den Rücken zu kehren. Warum auch?
    Das System ist in sich schlüssig und durchdacht, und wenn die Kamera zur Zufriedenheit arbeitet, warum umsatteln?

    Ein größeres Problem wird das der Neueinsteiger werden. Aus welchem Grund sollte ein Fotograf jetzt auf eine Marke setzen, die die Neuentwicklung ausgelagert hat?
    Und ein weiteres Problem wird die Bevorratung von Ersatzteilen werden. Mir ist nicht ganz klar, ob Olympus hierfür selbst noch zuständig bleibt, oder ob das ebenfalls in die Übernahme der Marke einfließt.
    Ich habe in meinem Berufsleben die Erfahrung gemacht, daß bei Übernahmen von Markennamen die Altgeräte immer etwas ins Hintertreffen gerieten.
    Da wird also der neue Hersteller erst einmal zeigen müssen, welche Vorstellungen er bezüglich der Bedingungen hat.

    Hoffen wir also das Beste, lieber Leser.

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