Olympus – heute ist nicht alle Tage!

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24. Juni 2020
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12 Kommentare

In den kommenden Tagen werden wir viele dramatische Überschriften über Olympus und MFT hören und lesen. Jene die seit Jahren hart daran arbeiten das System zu diskreditieren, werden postulieren, dass sie es schon immer gesagt haben. Aber auch die Fans wünschen dem Patienten schon einmal in Frieden zu ruhen. Mag sein, dass sie recht haben. Mag sein, dass das Ende nah ist. Wir alle wissen seit langem, dass der Kameramarkt am ausdorren ist, dass wohl kaum alle Marken überleben werden, und dass Olympus nicht die allerbesten Karten hat am Ende noch am Leben zu sein.

Zwischen den resignierenden, hysterischen und triumphierenden Stimmen die wir in den nächsten Tagen vernehmen werden, empfehle ich, auch Robin Wong zuzuhören. Weder ist Olympus tot, noch ist MFT am Ende. Ich fürchte zwar, dass sich der Weg fortsetzen wird, dass sich die Zweifel am System so vertiefen wird, so dass die Prophezeiungen am Ende selbsterfüllend werden.

Einen Grund MFT den Rücken zu kehren oder meine Olympus-Ausrüstung zu verkaufen sehe ich deswegen nicht. MFT war gestern für mich das beste System und wird es auch morgen noch sein. Die Technik ist so weit und reif, dass ich damit noch Jahre ebenso gute Fotos werde machen können, wie mit jedem anderen System. Nur leichter, flexibler und mehr, da ich das leichte System lieber mit mir trage. Ich habe nach wie vor eine E-M1 I bei mir im Schrank, ebenso wie eine E-M5 II und die Unterschiede zur dieses Jahr erworbenen E-M1 III sind in den meisten Fällen überschaubar – nur fliegende Vögel erwische ich mit den älteren Kameras nicht.

Den Wahn der Foto-Branche jedes Jahr eine neue Revolution zu erwarten um die alte (!) Kamera durch ein neues Modell zu ersetzen und das Modell vom Vorjahr zu verramschen oder im Regel verstauben zu lassen, sehe ich schon lange kritisch, auch wenn ich selbst Rädchen in diesem System bin. Jedenfalls tut der immense Innovationsdruck weder der Branche noch der Umwelt gutes.

Ich hoffe, dass Olympus auch unter den neuen Eigentümern Olympus bleiben wird. Wenn nicht, hoffe ich, dass Panasonic die Chance für sich nutzt und uns weiter mit kleinen, leichten und innovativen Kameras bedient. Und wenn nicht, dann werde ich halt dann vielleicht irgendwann einmal das System wechseln. Aber das wird nicht heute sein, nicht morgen, nicht dieses Jahr und wohl auch nicht 2021. Warum auch? Ich habe die für mich beste Ausrüstung!

Antworten

  1. „Den Wahn der Foto-Branche jedes Jahr eine neue Revolution zu erwarten um die alte (!) Kamera durch ein neues Modell zu ersetzen und das Modell vom Vorjahr zu verramschen oder im Regel verstauben zu lassen, sehe ich schon lange kritisch, auch wenn ich selbst Rädchen in diesem System bin. Jedenfalls tut der immense Innovationsdruck weder der Branche noch der Umwelt gutes.“

    Das ist für mich der Kernsatz! Die Olys die Thinkpads unter den Kameras. Sollten JIP ähnlich Lenovo eine Nische besetzen, dann gibt’s Oly noch lange. Aber: die Kameras werden zu komplex und überfordern die meisten NutzerInnen. Biete gutes Service und Reparaturen von alten Geräten.

    1. Danke. Das mit der Reparatur und dem Service verstehe ich nicht ganz.

      1. Hallo Markus! Sorry – ja zwei Erfahrungen: 1) Der SD Kartenslot war defekt. Die Reparatur sollte bis zu 300EUR kosten (geschätzt vom Händler). 2) Dann hatte ich einen defekten Verschluss: die Empfehlung war, ein Neukauf wäre günstiger als die Reparatur.

      2. ja – info vom händler. ich frage jetzt aber auch bei olympus direkt nach zum „pro service“. ich möchte jetzt deine kommentarleiste nicht weiter strapazieren. danke für deine erfahrungsberichte markus. deshalb bin ich auch bei mft gelandet und ich werde auch dabei bleiben, weil das system gut ist und wir bald sehen werden was die investoren planen. ich setze auf eine ähnliche erfolgsstory wie bei lenovo nach dem verkauf durch IBM.

  2. Zu mFT gibt es genauso wie für APS-C, FF oder MF keine alternative Lösung. Die Systeme besetzen Bereiche oder Nischen, die andere Systeme nicht ausfüllen können. Deshalb haben alle derzeit am Markt befindlichen ihre Daseinsberechtigung.
    Ob der Pendel bei Olympus in die eine oder andere Richtung schlagen wird, wissen wir nicht. Ich erinnere mich noch an Samsung mit der NX-1. Eine DSLM Kamera die technisch ihrer Zeit weit voraus war. Da dachten viele, Samsung wird den Markt aufrollen und den Platzhirschen das Fürchten lehren. Das Zeug dazu hatten sie. Ein großes, technisch leistungsstarkes und finanzkräftiges Unternehmen. Kurz nach der Vorstellung sagte Samsung dann „tschüss“. Und zwar richtig tschüss! Wir verlassen den Markt, die Sparte wird eingestellt. Die Kunden waren die Gelackmeierten. DAS hatte keiner voraussehen können. Und DAS kann bei JEDEM Hersteller passieren!
    Deshalb wäre ich vorsichtig mit Prognosen zu mFT oder Olympus selbst. Olympus hat sich ja nicht von mFT und dem Markt verabschiedet. Nein! Die Sparte wurde an einen Investor verkauft. Und der Investor würde kein Geld investieren, wenn er keine Zukunft in dem Geschäft sehe…oder zumindest einen Nutzen für das eigene Portfolio.
    Und der Verkauf der Sparte läuft sicherlich schon seit 2 bis 3 Jahren. Jetzt ist es nur offiziell.
    Und auch diejenigen, die das alles anhand der „schlechten Zahlen“ schon lange vorausgesehen haben…ihr liegt falsch. Der Blick über einen fiktiven Tellerrand reicht leider dafür nicht aus. ALLEN Herstellern geht es schlecht. Der Markt schrumpft seit Jahren, teilweise dramatisch. Kein Hersteller fährt hohe Margen und erzielt Gewinne mehr. Die Fotobranche ist seit Jahren in einer Verlustzone. Und die Wende von der Gewinnzone in die Verlustzone wurde schon vor 10 Jahren von den Herstellern selbst erbracht. Selbstverschuldet! Die DSLR für kleines Geld. Irgendwann war der Markt gesättigt, die Technik ausgereizt, die Einsteiger zufrieden. Die Zahl der Nutzer aus dem gehobenen oder professionellen Bereich ist ja auch nicht gewachsen, sondern stagniert seit Jahren. Zuwächse waren eher im Video-Bereich zu finden, nur darauf hat die Branche kaum reagiert. Medien wie Youtube & Co. benötigen passendes Equipment. Und das ist sicherlich keine FF DSLR mit einem 400mm / f2.8 Objektiv. Hier wurden ganze Trends verschlafen…
    Ein Blick in den Bereich Smartphone offenbart die Ignoranz der Branche seinen Konsumenten gegenüber. Da hat man die Trends verfolgt. Die Foto-Sparte wird da kontinuierlich ausgebaut und mit moderater Technik und ausgefeilter Software gefüttert.
    Und was ist mit dem Rest der Branche? Sony hat in den letzten Jahren die DLSM weit nach vorne gebracht (FF und APS-C). Jedoch wirkliche technische Neuerungen sind nicht zu erwarten. Das gilt auch für Nikon oder Canon, die der DSLM-Technologie intensiv „hinterherlaufen“. Und wenn sie den Wettbewerb eingeholt haben… immer noch nichts Neues! Die Meilensteine der Hersteller sind für den einfachen Consumer oft unsinnig, unverständlich und nicht zu gebrauchen. Die Masse der Nutzer nimmt ihre Kamera aus dem Schrank, drückt den Auslöser und fertig ist das Bild. So die Erwartungshaltung. DAS schaffen derzeit nur Smartphones!!!!
    Jedes Jahr eine neue Kamera auf den Markt zu werfen, ist keine Lösung! Heute 60 MP, morgen 80 MP? Anstatt 10 B/S dann 20 B/s? Anstatt -2 LW dann -8 LW? Noch ein leistungsfähigerer IBIS? Oder neue Objektive für 2.500, – € bis 3.500, – € Kaufpreis mit Leistungen jenseits dieser Galaxie? Motiviert das die Käufer? Beindruckt das jemanden, der seine Kinder beim Spielen fotografieren und filmen will? Das sind Dinge, die eher Nischen bedienen als die breite Masse. Für 10 % der zusätzlichen Leistung tausende Euros hinzulegen? Jede 500,- Euro Kamera schafft heutzutage mindestens 80 bis 90 % des fotografischen Alltags eines Foto-Hobbyisten. Und DIE bilden den eigentlichen Markt. „Wer sind die Käufer?“… die Frage sollte sich Branche mal selbst stellen.
    Trotzdem wird wahnsinnig viel Energie in den FF Bereich gepumpt. Die Angst der Foto-Branche vor leistungsfähigen Smartphones ist berechtigt…aber so ist der Kampf um Neukunden nicht zu gewinnen. Eine Flucht nach vorne scheint jetzt sinnvoll…aber will ich als Consumer in 5 Jahren mit einer Mittelformat-Kamera unterwegs sein, um meinem Hobby der Fotografie zu frönen? Nicht ernsthaft…!
    Zurück zu Olympus:
    Eine Roadmap mit neuen interessanten Objektiven, für professionelle Anwendung und für den kleinen Geldbeutel (z.B. 12-45 f4). Das gleiche auch bei Panasonic, respektive bei Leica. Neue Kameras für Einsteiger, Aufsteiger und Professionals…EM1 MKIII, EM5 MKIII oder die X. Ich bin der Meinung, dass der mFT und der APS-C Markt besser auf Kundenbedürfnisse eingeht, als es der FF Markt tut. An ein „Sterben“ der mFT Sparte in den nächsten 5 Jahren glaube ich nicht. Sie wird sich aber entwickeln…wahrscheinlich anders, als wir es heute vermuten werden.
    Ich bin vor 6 Monaten auf mFT (vorher APS-C, dann FF) umgestiegen. Ich kenne die Kompromisse und gehe sie gerne ein. Mir war der Spaß an der Fotografie letztendlich wichtiger, als zwei Blendenstufen bessere ISO oder Dynamikumfang. Ich habe ein zu mir passendes System gesucht und habe es gefunden. Und die Zeiten, in denen ich Backsteinwände fotografiert und in 200% Ansicht die Leistungsfähigkeit meiner neuen Objektive bewundert habe, sind längst vorbei. Mein Fokus liegt auf der Praxis…und da bin ich mit Freude unterwegs.
    Und wenn in 5 Jahren mir ein Smartphone mit mFT Sensor die gleiche Freude bereitet…dann ist das so!

    1. Danke für den Input.
      Ein Smartphone mit MFT-Sensor kann ich mir ehrlich gesagt schwer vorstellen. Das müsste wohl ein ziemlicher Knochen sein.

      1. Man stelle sich ein kompaktes Gehäuse vor, an dem sich ein Objektiv & Zubehör befestigen lässt…und an das man ein Smartphone „flanschen“ kann. Ich baue mein Smartphone zu einer Systemkamera um oder aus. Der Sensor ist im Gehäuse, das Herzstück ist das Smartphone.
        Technisch betrachtet sind wir gar nicht so weit weg…
        In den Anfangszeiten des Automobils wollten viele bessere Kutschen, schnellere Pferde…an ein Auto dachte keiner. Und heute ist das Auto ein alltägliches Fortbewegungsmittel.

  3. Interessanter Kommentar von Thom Hogan:

    https://www.sansmirror.com/newsviews/2020-mirrorless-camera/good-m43-news-bad-m43-news.html

    „Note that this isn’t a done deal, though. The press announcement is a memorandum of understanding, which has been made basically because of Olympus‘ responsibilities to investors under Japanese business law (you must disclose significant changes that might impact future financial results). Olympus and JIP are hoping to sign a definitive agreement by September 30th, and to close the transaction by the end of the year. However, that means that details haven’t been worked out. Olympus may retain some ownership in the new venture (Sony retained 5% of the VAIO spinout), or it may have to pony up some additional cash resources. Both those things are unknowns at this point.

    In the short term, it’s business as usual. Olympus continues to sell and support cameras worldwide. However, that now comes with an asterisk, as it’s unclear what happens when the transaction closes. As many know, the Sony VAIO computers disappeared from many markets after JIP took over. I wouldn’t be surprised if JIP concentrated on where Olympus has done decently (e.g. Japan and some parts of Asia). „

    1. Klingt interessant. Leider ist der Artikel nicht mehr verfügbar. Am Ende können wir ohnehin nur abwarten was passiert. Aber das gilt ja für den ganzen Kameramarkt. Danke jedenfallst.

  4. Totgesagte leben länger. Wie oft wurde Pentax totgesagt oder geschrieben oder ge-vloged. Immer noch da und produziert sehr gute Kameras und Objektive. Nischenmarke, aber was solls.

    MFT und Olympus (oder wie auch immer sie heissen werden) kann es genauso ergehen. Kameras und Objektive taugen sehr viel. Also abwarten und fotografieren!

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