Ich bin bekennender Skeptiker gegenüber dem Nutzen von Auflösungen die weit jenseits der 20 Megapixel-Marke liegen. Nicht weil MFT (derzeit) nicht über 20MP hinauskommt, sondern weil ich mit 20MP A3 gut mit 300ppi abdecken kann und größere Formate nur selten so nahe betrachtet werden, dass mehr als 20MP Basisauflösung wirklich sinnvoll sind (mehr dazu in diesem Artikel). Dass hohe Auflösungen beim Fotografieren aus freier Hand lediglich die unvermeidliche Unruhe des Haltens höher aufgelöst aufzeichnen und mit jedem zusätzlichen Megapixel das Problem der Beugungsunschärfe früher relevant wird, tut das Restliche hinzu, dass ich die Sache kritisch sehe.
Zwar habe ich erst unlängst ein Video gesehen, indem unter laborähnlichen Bedingungen nachgewiesen wurde, dass extrem hohe Auflösungen auch mit billigen Linsen mehr Details aufzeichnen, aber da ich nicht im Labor fotografiere finde ich solche Vergleiche zwar theoretisch interessant aber nicht praktisch relevant. Dennoch hat der Gedanke doch auf eine hohe Auflösung zurückgreifen zu können, wenn es wirklich einmal notwendig und sinnvoll nutzbar ist. Olympus bietet dazu seit einiger Zeit einen High-Res-Modus der trotz des 20MP Sensors 50MP oder 80MP aufzeichnen kann, seit der E-M1X und mit der E-M1 III auch für das Fotografieren aus freier Hand. Aber taugt er in der Praxis etwas?
Bei meinen Versuchen in freier Wildbahn zeichnen die mit 50MP Handheld-High-Res-Modus erstellten Bilder kaum mehr Details auf, als Vergleichsaufnahmen mit 20MP Standardauflösung. Um es genauer zu untersuchen habe ich einige Reihen von Vergleichsaufnahmen in Normalauflösung, Handheld-High-Res-Modus und Stativ-High-Res-Modus erstellt. Interessiert hat mich aber auch, wie die Resultate von Olympus’ High-Res-Modi im Vergleich zu einer nativ hochaufgelösten Vollformatkamera aussehen, weshalb ich mir eine Canon EOS 5DsR ausgeliehen habe. Hier sind die wichtigsten Resultate in Tatsächliche-Pixel-Ausschnitten.
Für eine tatsächliche tatsächliche-Pixel-Ansicht müsst ihr die Bilder leider anklicken – ich konnte mein WordPress-Thema nicht dazu bewegen die Bilder in der Originalgröße anzunehmen.
Die hochauflösende Vollformatkamera liefert am Stativ zweifelsfrei die höchste Detailschärfe. Interessanterweise lieferte die Canon aus freier Hand die schlechtesten Ergebnisse. Ich habe drei Testaufnahmen aus freier Hand gemacht – die oben abgebildete ist die beste davon, aber auch etwas verwackelt. Die Verschlusszeit ist mit 1/30s zwar kurz, aber an sich sollte ich dabei 24mm dennoch ohne Verwackelung halten. Das bestätigt meine Ansicht, dass Pixelmonster weit jenseits der 20MP-Marke nur dann sinnvoll sind, wenn man ausreichend präzise damit arbeitet – also Stativ oder Blitz.
Wird eine 80MP-Aufnahme der E-M1X auf die 50MP der EOS 5D heruntergerechnet, schlägt sich die Olympus gar nicht schlecht. Wer die hohe Auflösung wirklich braucht und entsprechend fotografiert, erzielt zwar mit der Vollformatkamera eine etwas bessere Qualität, aber beim Einsatz eines Stativs liegt die MFT-Kamera gar nicht weit zurück.
Interessant ist aber auch der umgekehrte Weg: Wie sieht es aus, wenn die 20MP der E-M1X einfach hoch interpoliert wird. Die Abbildung unten zeigt einen Ausschnitt, aus einer Aufnahme, die ich auf die Auflösung der Canon hochgerechnet habe. Man sieht dem Ausschnitt die Interpolation zwar an, doch wesentlich schlechter als Aufnahmen mit Handheld-High-Res-Modus ist das auch nicht. Wo das Bild hier überschärft wirkt, sieht das andere schwammig und unscharf aus.
Aufnahmen eines Test-Charts zeigen recht deutlich Stärken und Schwächen der verschiednen Modi.
Interessant fand ich noch, dass der High-Res-Modus Rauschen eliminiert. Nun ja, das Resultat ist so schwammig, als wäre man in der Bildbearbeitung mit intensiver Rauschunterdrückung darüber gebügelt. Ob das wirklich besser ist lasse ich einmal dahin gestellt. Aber interessant fand ich. Und vielleicht lässt es sich mit Stativ ja auch so einsetzen, dass es tatsächlich etwas bringt.
Fazit: Olympus’ High-Res-Modus bringt die kleinen MFT-Sensoren auf dem Stativ durchaus in die Nähe hochauflösender Vollformat-Pixelmonster und wer gelegentlich unbewegte Motive damit einfangen will, kann ihn durchaus sinnvoll nutzen. Der Handheld-High-Res-Modus dürfte aber vor allem für Olympus’ Marketing sinnvoll sein. Einen praktischen Nutzen kann ich daran nicht erkennen. Man wird wohl nicht oft Aufnahmen damit schaffen, die nennenswert besser sind, als Bilder die schlicht digital hochinterpoliert werden. Viel technischer Aufwand für wenig Nutzen.
Was mir der Test wieder einmal bestätig hat: Hohe Auflösungen werden überschätzt. Nicht nur bei MFT. Man darf nicht vergessen: Was sich in der tatsächliche-Pixel-Ansicht noch erkennbar ist, ist im Druck irrelevant, denn Drucke fallen bei 300ppi etwa drei Mal kleiner aus, als wir die Bilder am Bildschirm unter die Lupe nehmen.
Amazon-Affiliate-Links zu den in diesem Bericht verwendeten Produkten:
Wenn ihr euren nächsten Amazon-Einkauf über einen Affiliate-Link hier startet, fallen ein paar Cent oder Euro für mich ab. So könnt ihr meine Aktivitäten im Blog unterstützen. Danke!
Kommentar verfassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.