Macht Olympus 2020 dicht?

Kategorie:
|
19. November 2019
|
14 Kommentare

Nein, Olympus wird nächstes Jahr nicht dicht machen. Olympus ist ein großer Konzern in der Medizintechnik, die Kamerasparte soll davon etwa 20% ausmachen. Aber um diese kreisen seit einigen Tagen Gerüchte, dass sie in den kommenden acht Wochen geschlossen werden soll – gestern berichtete dpreview.com darüber. Nun sind Gerüchte Gerüchte und ich möchte mich nicht an Kaffeesudlesen beteiligen. Aber ich mache mir Sorgen.

Dass es der ganzen Kamerabranche nicht gut geht, ist bekannt. Nicht nur um Olympus kreisen düstere Gerüchte. Jahrzehnte lang mussten die Leute eine Kamera haben, wenn sie ein Foto machen wollten. Das ist nicht mehr so. Heute genügt ein Telefon um Bilder aufzunehmen. Eine Kamera braucht nur mehr, wer ernsthaft fotografieren möchte. Das sind Berufsfotografen und Fotoenthusiasten. Das ist noch immer ein Markt, aber nur mehr ein Stückchen vom Kuchen der es einmal war.

Als Indiz für das Ende der Olympus-Kamerasparte wird unter anderem herangezogen, dass die Firma nur mehr recht sporadisch neuen Produkte ankündigt und dabei teilweise auf bewehrte Technik einsetzt, statt sich ein lichter leuchtendes Feuerwerk zu verpulvern. Ich habe den Innovationswahn der Branche unlängst kritisiert und fand es eine vernünftige Strategie sich auf ein überschaubares Angebot an Produkten zu konzentrieren. Das Line-up von Olympus ist kurz, aber schlüssig: Drei OM-D-Linien (+OM-D 1X), zwei Pen-Linien und die kompakte Tough-Serie. Allerdings ist Vernunft nicht das, was ich dem Markt unterstelle. An den Homo Oeconomicus glaub ich nicht. Das zeigt sich in der ganzen Diskussion um MFT permanent: MFT ist wegen der kleinen Sensoren unbrauchbar und außerdem sind Handys mittlerweile genauso gut wie Systemkameras. Ja, was nun? Sind die kleinen Sensoren von MFT ein Problem oder die noch kleineren von Handys besser? Eine absurde Diskussion. Wie vieles in der Kameratechnik. Und so geführt von Leuten die sich selbst als Experten verkaufen und als solche gelten.

Für mich wäre das Ende von Olympus eine Katastrophe. Nicht nur, weil ich mich der Marke verbunden fühle, sondern weil es kein System gibt, das dasselbe für mich leistet. Es ist nicht wie beim Vollformat, wo mir mindestens vier Alternativen zur Verfügung stehen. Wer mit Nikon nicht mehr will, kann auf Canon, Sony, Pentax oder nun auch Panasonic umsteigen – und vice versa. Mir bliebe zwar derzeit der Umstieg zu Panasonic offen. Aber erstens ist das Bedienungskonzept von Lumix anders und macht ein Ein-Klick-Umschalten wie ich es an meinen OM-Ds schätze nicht möglich, und zweitens sind meine Erfahrungen mit Panasonic einfach schleicht. Ich weiß nicht, ob das eine Option wäre.

Dass Handys für ambitionierte Fotografen in absehbarer Zeit Kameras ersetzen könnten, ist natürlich Unsinn. In ein paar Bereichen natürlich schon. Aber die Art der Naturfotografie, wie ich sie betreibe unmöglich. Schon meine Naturaufnahmen durch Smartphones zu ersetzen ist ein weit hergeholter Gedanke, für Tierfotografie ist das unmöglich. Nicht viel besser wäre ein Umstieg auf Vollformat. 800mm KB umhängen und aus freier Hand einsetzen und dann auch noch ein Weitwinkel am Körper zu tragen – über Stunden hinweg einfach nicht machbar. Auch APS-C-Kameras wären diesbezüglich nur eine halbe Alternative.

Und wenn ein Wechsel unvermeidbar wäre, wohin gehen? Nikon geht es auch nicht blenden. Bereits letztes Jahr forderte die japanische Regierung Fujifilm auf, sie sollten die Traditionsmarke vor dem Untergang bewahren. Außerdem endet dort gerade die DSLR-Ära. Ich glaube nicht, dass eine Investition in eine Nikon-DSLR eine Investition in eine sichere Zukunft wäre. Also doch gleicht Nikon Z? Für das neue System gibt es noch kaum Objektive und in eine Z mit F-Mount-Objektiven investieren scheint mir auch ein etwas fauler Kompromiss.

Nicht anders sieht es bei Canon aus. Nur, dass ich mich mit der Marke und ihren Kameras ohnehin nie anfreunden konnte. Das ist nicht vernünftig oder rational. Das ist rein subjektiv, emotional und irrational. Aber es ist so. Pentax? Bei denen wundere ich mich schon lange, dass sie noch existieren.

Bleiben Sony und FujiFilm. Für Fuji habe ich viel Sympathie und deren APS-C-Kameras dürften nicht ganz so auf die Schultern drücken, wie Vollformat. Leider ist deren Konzept voll auf fest beschriftete Bedienelemente ausgerichtet. Meine von Olympus gewohnte Bedienung ist mit Fuji noch viel weniger möglich, wie mit Lumix.

Bliebe eventuell noch Sony. Oder die Hoffnung, dass das Gerücht über Olympus ein Gerücht bleibt. Olympus ist ein großer Konzern, der gut von Medizintechnik lebt. Ich hoffe gut genug, um es sich leisten zu können, eine defizitäre Kamerasparte am Leben zu erhalten. Und wenn nicht, kann ich mit meiner derzeitigen Ausrüstung ja noch ein paar Jahre fotografieren. Ich brauche nicht jedes Jahr eine neue Kamera. Derzeit habe ich genau das, was ich brauche. Und vielleicht erholt und stabilisiert sich der Kameramarkt ja auch bis dahin.

Antworten

  1. Verstehe nicht was an Panasonic schlechter sein sollte. Im Gegenteil. Mir gefallen beide Marken und ich komme mit beiden klar. Wichtig ist das MFT überlebt. Sehr wichtig sogar. Denn mit 5KG und mehr Objektiven möchte ich keine Vogelfotos machen. Und das gleiche zählt auch für den Makrobereich. In so fern würde ich ein Wechsel egal ob Panasonic/Olympus in Kauf nehmen. Nun steht es ja fest und es geht auch mit einer Japanischen Firma weiter. Sharp wollte ja auch einsteigen.

  2. Ob das nur auf politische Spannungen – oder doch Corona – oder was auch immer – zurückzuführen ist, keine Ahnung:
    https://www.photografix-magazin.de/olympus-rueckzug-kamerageschaeft-suedkorea/
    Für die Gerüchteküche aber sicher Futter …

    1. Danke für den Hinweis.
      Es ist wohl davon auszugehen, dass nicht alle Kameramarken das Schrumpfen des Marktes überleben werden. Relativ sichere Karten haben wohl nur Canon und Sony. MFT hat zumindest den Vorteil als offenes System auf mehreren Beinen zu stehen. Wenn Olympus die Segel streicht, heißt das nicht, dass Panasonic das Segment schließt – schließlich stünden sie plötzlich vor einem größeren Markt ohne den Mitbewerber im System. Umgekehrt gilt natürlich dasselbe. Und ich kann mir auch vorstellen, dass ein anderer Anbieter die Chance nutzt – es gibt ja neben Panasonic und Olympus noch andere Hersteller die für das System bauen, auch wenn sie aktuell keine Bedeutung auf dem Kameramarkt haben. Ich sehe deshalb MFT nicht wesentlich gefährdeter als irgendein anderes System.
      BTW: Wir werden in nächster Zeit wohl noch ganz andere Industrien den Bach hinunter gehen sehen.

  3. Mit einem Schmunzeln lese ich deinen Post. Ich bin ebenfalls begeisterter mFT Anwender. Obwohl ich eine Oly OM-D E5 Mark II habe, verwende ich sie fast nie. Ich fühle mich bei meinem Pansonic Park viel besser aufgehoben. Das UI von Olympus finde ich so etwas von schrecklich.
    Aber was ich finde ich ja nicht massgeblich. Schade wäe es auf jeden Fall, wenn Olympus sich verabschiedet. Die Kameras und ihr Glas sind absolute Spitze, wenn nur das UI nicht wäre 😉

    1. Was man selbst gut oder schrecklich findet ist immer DAS maßgeblichste. Man muss sich nur klar sein, dass, was für einen selbst gilt, nicht auch für andere gelten muss. Ich persönlich habe mich in den Olympus Menüs gleich wohl gefühlt und tue mir mit Panasonic schwer. Allerdings bekommt Olympus für seine Menüs so viel und häufig Kritik, dass ich nicht abstreiten kann, dass es da was haben muss.

  4. Ich war zum Teil sehr belustigt über die vielen dramatischen Kommentare in diversen Foren auf die Meldung, dass Olympus die Kamerasparte einstellen würde. Bei manchen könnte man den Eindruck gewinnen, dass in dem Moment, in dem das Realität würde, alle bis dahin produzierten OM-D’s und PEN’s den Dienst quittieren und ab sofort nicht mehr funktionieren würden und auch die Objektive nicht mehr brauchbar wären.

    Ich kann ganz gelassen abwarten, was aus Olympus wird, im Moment habe ich, was ich brauche (OM-D E-M10 II und E-PL7) und bin für meine Anforderungen äußerst zufrieden damit.

    Und genau so haben mich diverse Kommentare zur Neuerscheinung der E-M5 III amüsiert. Endlich gibt es eine Mk. III der E-M5. Offenbar konnten es viele nicht erwarten, dass es endlich einen Nachfolger zu ihrer anscheinend bisher völlig unbrauchbaren E-M5 II gibt. Und hoffentlich gibt es dann bald endlich die E-M1 III, auch das aktuelle Modell scheint ja riesige Defizite zu haben. Anscheinend kaufen sich viele eine Kamera nur als Übergangslösung, um irgendwie die Zeit bis zum Erscheinen des Nachfolgers zu überbrücken?!?

    In einem sehr sachlichen Beitrag über Olympus habe ich gelesen, dass die Kamerasparte von der Medizintechniksparte gestützt wird, da diese als Massenproduktion für Olympus die Mengen an Sensoren ermöglicht, da die auch in medizinischen Geräten verwendet werden und ohne die Kamerasparte gar nicht auf die erforderlichen Mengen kommen würden. Und das Olympus ihre Geschäftspolitik und -planung nicht in allen Teilen öffentlich macht, kann ich auch nachvollziehen.

  5. So eine Meldung ist natürlich schon ein Schlag ins Kontor. Und selbst wenn diese Meldung maßlos übertrieben ist so wäre doch festzuhalten, daß sie eine gewisse Verunsicherung mit sich bringt. Ich möchte mich selbst dort einbeziehen, denn eigentlich wollte auch ich auf mft umswitchen. Nicht weil die Technik nun anderen Techniken überlegen ist, nein. Ich wollte das aus Gewichtsgründen tun.
    Ich bin oft in den nahegelegenen Pyrenäen unterwegs, und jeder der schon einmal im Gebirge unterwegs war kann es mir nachempfinden, daß jedes Kilo weniger an Ausrüstung nach einer gewissen Zeit Gold wert ist. Bis dato hatte ich immer meine Kompaktkamera mit im Gepäck, aber wie jeder weiß sind der Fotografie mit den kleinen Sensoren enge Grenzen bei der Lichtempfindlichkeit gesetzt. Also hatte ich das mit einem Wechsel angedacht.
    Aber jetzt, soll ich jetzt noch auf das bereits strauchelnde Pferd setzen? Es tun sich viele Fragezeichen auf, und da Olympus keine klare Auskunft über Zukunftspläne gibt fühle ich mich nicht Wohl bei dem Gedanken. So wird es sicher vielen Fotografen jetzt ergehen, die von dieser Meldung Kenntnis erlangt haben, oder es noch werden.
    In meine Überlegungen muß ich auch noch einbeziehen, daß der nächste Händler der Olympus verkauft im 32 Kilometer entfernten Bayonne sitzt. Und der verkauft zwar auch Olympus Kameras, nur hat er sie nicht einmal vorrätig.
    Er müßte sie also extra für mich bestellen. Und wie wäre das dann, wenn die Kamera einen Schaden nimmt? Reparieren wird er die selbst wahrscheinlich auch nicht, sondern nur ins 800 Kilometer entfernte Paris schicken. Schöne Aussichten. Ganz abgesehen von einer späteren Inzahlungnahme bei Neukauf.

    1. Die Verunsicherung kann ich zum Teil verstehen, allerdings kann man nie sicher sein, dass es ein Unternehmen noch lange Zeit geben wird, selbst wenn es tolle Zahlen schreibt und permanent neue Produkte auf den Markt wirft (oder vielleicht gerade deshalb). Und solange das Produkt, welches man gekauft hat, funktioniert, ist es ja fast egal, ob die Firma noch exisitert oder neue Produkte entwickelt.

      Hat der 32 km entfernte Händler andere Kameramarken, die er vorrätig hat und die man sich direkt ansehen und ausprobieren kann? Dann nimm die. Und Reparaturen wird heute wohl kaum noch ein Händler machen und stattdessen die Kamera einsenden.

      Ich habe meine OM-D und einige Objektive bei einem Händler in München gekauft und das ist 600 km von meinem Wohnort entfernt, aber da ich gelegentlich in München bin, gehe ich dort hin. Daneben habe ich meine zweite Kamera (E-PL7) bei einem Online-Gebrauchthändler gekauft, da es das Modell nicht mehr im Handel gibt und die Nachfolgemodelle (E-PL8 und E-PL9) keine technischen Vorteile haben.

      Meine Meinung ist, dass man trotz des Wirbels, den einige machen (vielleicht um sich wichtig zu machen und – heute ganz wichtig – viele Klicks zu bekommen, bedenkenlos noch zu Olympus-Kameras zu greifen.

      1. Ein Kamerasystem kauft man in der Regel um langfristig dabei zu bleiben. Es ist ja kein einzelnes Produkt das man irgendwann durch ein anderes ersetzt, sondern eben ein ganzes System. Ich denke auch, dass ich mit den Kameras und Objektiven die ich aktuell besitze einige Jahre auskäme, wenn Olympus die Pforten morgen schließen würde. Trotzdem machen mir solche Gerüchte Sorgen wegen der Marke der ich verbunden bin, auch wenn ich davon ausgehe, dass das Gerücht nicht wirklich die Tatsachen spiegelt.

      2. Danke für die umfassende Antwort. Die Verunsicherung kam bei mir auf, da ich mich ja für einen Systemwechsel entscheide. Und da ich bei mft noch keinen Fuß in der Tür hatte ist diese Entscheidung ganz grundlegender Art. Ansonsten bin ich nicht der Marke Olympus der Gerüchte wegen abgeneigt.

        Ja natürlich hat der Händler vor Ort die Platzhirsche Canon und Nikon im Laden. Aber da beginne ich in einer anderen Gewichtsklasse. Die kleine 250D von Canon ist zwar als Body noch ziemlich leicht und auch kompakt. Nur mit einem 300mm Teleobjektiv dazu habe ich schon richtig was im Rucksack. Gleiches bei Nikon.
        Bliebe als Alternative noch Panasonic. Hat der Händler auch im Laden. Offensichtlich gibt es dort aber die im Forum schon geschilderten Probleme mit der Abdichtung. Da würde ich vorher Erkundigungen einholen, wie verbreitet das Problem ist. Der Kauf ist dann eigentlich Nebensache. Da gibt es andere Möglichkeiten. Danke auf jeden Fall einstweilig.

    2. Ich habe eine Antwort zu deinem Kommentar begonnen, daraus wird aber wohl ein Artikel werden, an dem ich noch schreibe. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass Olympus die Gerüchte klar dementiert. Und 100% sicher scheint derzeit kaum ein System in der Kamerabranche zu sein. Von daher würde ich eine Entscheidung für oder gegen Olympus nicht zu sehr von den Gerüchten abhängig machen.

      1. „Am 6. November stellte Olympus in Japan die aktuelle Unternehmensstrategie für die künftigen Geschäftsjahre vor. Die Unternehmensbereiche Imaging und Scientific Soltuions sind dabei klar als weiterhin wichtige Komponenten des Olympuskonzerns aufgeführt worden. Daneben liegt die Ausrichtung auf dem Ausbau des Medizingeschäftes, um das Wachstum der Olympus Corporation als weltweit führendem Medizintechnikunternehmen voranzutreiben.“

        Des Weiteren schreibt Olympus: „Der global ausgewiesen Verlust für die Monate April-Sept. 2019 ist geringer als unsere Planungen ausgefallen und ist daher sogar ein Indiz für eine positive Entwicklung.“

        Das war die Stellungnahme von Olympus auf Anfrage wegen der Gerüchte.
        Kann man alles hineininterpretieren, oder auch nicht.

        Was ich aber als positives Zeichen interpretiere ist die Tatsache, daß soeben die PL-10 als Nachfolgemodell der PL-9 erschienen ist. Mit minimalen Änderungen zwar, aber so etwas macht man nicht, wenn man den Markt aufgeben möchte.

Schreibe einen Kommentar zu Markus Waeger Kommentieren abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.