Supertele M.Zuiko 300mm ƒ4 Pro

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16. Mai 2018
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7 Kommentare

Ich war ja früher nicht gerade der bekennende Tele-Fan. Im Grunde, so sagte ich, brauche ich nicht mehr als 120mm (KB). Viel lieber setzte ich auf Weitwinkel. 24mm war meine liebste Brennweite, gefolgt von 85mm – Letzteres als ideale Porträtbrennweite. Vom Porträt habe ich mich mittlerweile weitgehend abgesetzt. Dafür ist Naturfotografie stärker in meinen Fokus geraten.

Während meiner APS-C- und Vollformatzeit stellte ein Sigma 120–400mm ƒ4.5–5.6 meine längste Brennweite zur Verfügung: An der Nikon D80 mit Formatfaktor 1,5 600mm. Dieses Objektiv war allerdings eine Schlaftablette beim Fokussieren, washalb ich in der Regel meist das deutlich kürzere aber wesentlich schnellere (und leichtere) Nikon 70–300mm ƒ4.5–5.6 einsetzte.

Nach meinem Umstieg auf MFT habe ich mir zunächst das Lumix 100–300mm (Bericht | panasonic.de | Amazon). Dieses eröffnete mir mit 600mm KB, im Vergleich zum Sigma deutlich kleinerer Abmessungen und geringeren Gewichts und dank der exzellenten Bildstabilisierung derer man sich bei MFT erfreuen darf ganz neue fotografische Möglichkeiten. Trotz geringen Gewichts und der Flexibilität die man hat wenn man ohne Stativ fotografieren kann rückten scheue Tiere auf einen Schlag deutlich näher.

Die erwachte Liebe zur fotografischen Vogeljagd ließ mich dann auch zugreifen, als Panasonic das Leica 100–400mm (Bericht | panasonic.de | Amazon) vorstellte. Kombiniert mit der ebenfalls neuen E-M1 II (olympus.de | Amazon) war ich auch zum ersten Mal seit meinem Umstieg auf MFT wieder in der Lage Vögel im Flug einzufangen.

Aber wie heißt es so schön: Der größte Feind des Guten ist das Bessere. Oder so ähnlich. Tatsächlich gibt es Stimmen die das Panaleica 100–400mm kritisch sehen und auch meine eigenen Testaufnahmen von Test-Charts haben gezeigt, dass die Qualität keine Welt über den deutlich günstigeren Lumix 100–300mm oder M.Zuiko 75–300mm Objektiven anzusiedeln ist.

Einen nach allem was ich bislang mitbekommen habe exzellenten Ruf hingegen genießt Olympus’ 300mm ƒ4 Pro Festbrennweite (olympus.de | Amazon). Inklusive eines 1,4-fach Telekonverters (olympus.de | Amazon) sind damit 840mm KB zu erreichen. Ich konnte nicht widerstehen das Objektiv zu testen und habe mich anschließend für eine Kauf entschieden. Zusammen mit der Kamera kommt man damit zwar auch auf 2,2kg, aber das ist kein Vergleich mit einer vergleichbaren Vollformatausrüstung und bereitet auch nach Stunden des aktiven Einsatzes noch keine allzu große Mühe.

Aber ist es nicht eine deutliche Einschränkung mit einer Festbrennweite statt mit einem Telezoom zu arbeiten? Das dachte ich zunächst auch, weshalb ich mich zuerst auch für das Panaleica statt für das M.Zuiko entschieden habe. Im Einsatz habe ich allerdings bemerkt, dass ich das Zoom nahezu ausnahmslos am langen Ende der Brennweite, also bei 400mm nutzte. Da ich ohnehin immer mit zwei Kameras auf Safari gehe und es sehr selten vorkommt, dass mir ein Motiv entgeht weil das 300er eben kein Auszoomer erlaubt, kann ich gut mit der Einschränkung leben. Vögel und anderen Wildtieren kommt man ohnehin kaum einmal nahe genug.

Und lohnt der Qualitätsunterschied die Einschränkung und den deutlich höheren Preis? Für die die mit ihren Budgets haushalten müssen: Nein. Bei Testaufnahmen lässt sich die deutlich bessere Abbildungsleistung der Festbrennweite zwar nicht leugnen, doch in der Praxis erkenne ich kaum eine Relevanz. Häufig ziehe ich zusammen mit meiner Frau zum Fotografieren aus, wobei ich die Olympus Festbrennweite nutze und Andrea (@andreamaria7) das Panasonic Zoomobjektiv, beide mit E-M1 II. Wir fotografieren also häufig dieselben Motive. Die Unterschiede sind wirklich zu vernachlässigen und ich bin mir nicht sicher ob die manchmal vermeintlich sichtbar bessere Detailschärfe des M.Zuiko nicht einfach dem Placebo-Effekt entspringt. Selbst bei Fotodrucken in A3+ wird kein Mensch sagen können welche Aufnahme mit dem einen oder anderen Objektiv gemacht wurde.

Erwartet hätte ich, dass die (inklusive Teleconverter) etwas bessere Lichtstärke der Festbrennweite ein schnelleres und sicheres Fokussieren ermöglicht, doch ich könnte nicht behaupten, dass in der Praxis etwas darauf hindeutet. Selbst bei der Bildstabilisierung zeigt sich kein nennenswerter Unterschied, obwohl das M.Zuiko an der OM-D Dualstabilisierung nutzen kann, während das Panasonic auf die Objektivstabilisierung alleine angewiesen ist.

Etwas Zweifel habe ich an der Notwendigkeit des Teleconverters, denn ohne ihn erreicht man doch einen Lichtwert mehr Lichtstärke, kann also kürzer belichten und auch der AF sollte davon profitieren. Etwas Detailverlust scheint mir durch den Konverter sichtbar und ich frage mich ob man durch digitale Interpolation nicht beinahe dieselbe Auflösung mit identischer Detailschärfe erzielen kann. Wer das allerdings genau wissen möchte müsste es prüfen – ich habe mir die Arbeit bisher (noch) nicht gemacht.

Das Beste noch zum Schluss: Beide Objektive weisen eine für Superteles extrem kurze Naheinstellgrenze auf, dass man sie praktisch als Makro einsetzen kann. Ich besitze auch Olympus’ 60mm Makro, doch dessen Vorsprung beim Abbildungsmaßstab lässt sich in der Natur ohne Stativ oder Blitz kaum in brauchbare Aufnahmen ummünzen. Schmetterlinge und selbst Käfer mit 800mm Brennweite formatfüllend ablichten zu können ist bedeutend erfolgsversprechender als sich mit 120mm an sie anschleichen zu müssen.

Hausspatz zu Besuch auf unserer Terrasse.
Tauben in Nachbars Garten.
Schweizer Alpsteingebirge mit Säntis.
Kohlmeise auf Futterhäuschen.
Reiher über dem Bodensee.
Stare
Möwen
Rotmilan im Schneegestöber
Bauer sucht Frau?
Möwen am Bodensee mit Lindau im Hintergrund.
Kohlmeise macht einen Abflug.
Der kleine Kleiber.
Feldhase gibt Fersengeld.
Es war einmal ein Baum.
Rehbock, Storch und Krähe.
Tüpfelsumpfhuhn
Blüten
Rotkehlchen
Turmfalke
Dohle
Tagpfauenauge
Lachmöwe beim Fischen.
Kormorane
Flussseeschwalbe
Eichelhäher
Löffelente
Graureiher
Der Regisseur macht Pause
Meine frechere Hälfte
Kiebitz
Rehe
Hummel
Blüte
Schau mir in die Augen, Rotmilan!
Rauchschwalbe
Blume
Käfer
Blume
Schmetterlinge
Käfer
Falter
Schmetterling
Krähe am Aussichtspunkt
Hahn
Luftkampf
Star zu Besuch
Hausrotschwanz
Schwalbenschwanz im Flug
Bläuling
Käfer
Blume
Fisch
Libelle im Flug
Schwimmende Ringelnatter
Aurorafalter
Tanz der Schmetterlinge
Käfer

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Antworten

  1. Hallo Markus
    stolpere über deinen Bericht, weil ich für eine Botswana Safari packen „muss“. War schon Mal dort mit PanaLeica100400 an EM1m2 (sowie eine andere Mft mit Oly12100). Ich benutze hier in Europa für Tiere eigentlich nur noch das Oly300 (mit MC14). Jetzt frage ich mich, ob die Festbrennweite auf Safari zu wenig flexibel ist…meine damaligen Fotos sind zu 90 % bei 400mm entstanden. Also eigentlich sollte die FB meist reichen, bzw die Zweitkamera mit kürzerer BW.
    Was denkst du?
    Gruss
    Bruno

    1. Hallo Bruno!
      Da ich noch nie auf Safari war, fehlt mir, die Erfahrung dir einen Rat zu geben. Ich bin inzwischen meist mit dem 40–150mm mit MC-20 unterwegs. Zwar entstehen ohnehin die meisten Bilder am langen Anschlag der Brennweite, aber manchmal ist die Flexibilität hilfreich und darüber hinaus ist die Kombi leichter.
      Vielleicht stöberst du einmal in deinen Bildern von damals und siehst dir an, wie oft du mit dem Zoom kürzer als 400mm bzw. 300mm fotografierst hast.
      Schöne Reise und allzeit gut Licht!
      Markus

  2. Hallo Markus,
    ein wirklich interessanter Erfahrungsbericht, der bei mir aber doch einige Fragen aufwirft.
    Dein Fazit ist ja, dass „Für die die mit ihren Budgets haushalten müssen“ der Mehrwert der Festbrennweite nicht relevant ist.
    Ich suche für die Em1 mkii nach einer Telelinse hauptsächlich für Vögel, aber auch Makro und einem bevorstehenden Namibiaurlaub, wo ja auch Größe und Gewicht auf der Reise ausschlaggebend sind. Was würdest Du denn empfehlen wenn Du das Budget außen vor lässt? Panasonic 100-300, Panasonic 100-400 oder m.zuiko 300? Außerdem höre ich heraus, dass du dem Bildstabilsator des Objektives den Vorzug gibst. Ist dieser besser als der Stabi der Kamera?
    Herzliche Grüße
    Britta

    1. Hallo Britta,
      wenn ich den Preis weglasse, ist die Wertungfür mich klar: 1. Oly 300mm ƒ4 Pro (ev. mit Telekonverter); 2. Panaleica 100-400mm; 3. Panasonic 100–300mm. Das Panasonic hat den Vorteil der Flexibilität. Mit der Festbrennweite kann es schon einmal vorkommen, dass man zu nah am Objekt ist. Bei Testaufnahmen eines Charts ist der Unterschied der Detailschärfe des 100–300mm bei 300mm und des 100–400mm bei 400mm überschaubar. In der Praxis geraten Aufnahmen von sehr weit entfernten Tieren mit dem 100–300mm aber oft unscharf. Da ist das 100–400mm eindeutig besser. Dem gegenüber ist der Unterschied der Detailschärfe von 100–400mm und 300mm ƒ4 Pro bei den meisten Bildern doch eher überschaubar. In der Regel kann man ohne Blick auf die Metadaten kaum sagen, ob eine Aufnahme mit dem einen oder anderen entstand.
      Bei sehr langen Brennweiten ist die Stabilisierung im Objektiv tatsächlich effektiver. Das Oly 300mm ƒ4 Pro hätte da mit der E-M1 II den Vorteil der Dual-Stabilisierung.
      Ich würde mir allerdings bei einer Safari echt überlegen, ob das Zoom nicht die bessere Wahl ist. Ich nehme an, du bist dann oft im Geländewagen unterwegs und hast wenig Möglichkeiten das fehlende Zoom durch Ändern des Standpunkts auszugleichen.
      Schöne Grüße. Markus

  3. Grossen Dank Markus für diesen hochinteressanten Erfahrungsbericht mit direktem Praxisnutzen!

    Ich überlege auch welches Supertele ich nehmen soll – wobei ich aktuell noch auf das Eintreffen des für mich vielseitigeren Leica Vario-Elmarit 50-200mm f/2.8-4.0 warte (zentral für meine Landschaftsfotografie). Ob mir dieses oben lang genug ist wird sich zeigen.

    Das 100-400er würde mich wegen der doch viel grösseren Möglichkeiten besonders in der Tierfotografie schon reizen – wahrscheinlich brauche ich beide …

  4. Headline = Supertele M.Zuiko 300mm ƒ2.8 Pro

    Das Objektiv hätte ich auch gerne 😉

    LG
    Somo

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