Seit einigen Tagen bin ich jetzt mit der Sony Cybershot RX100 unterwegs, der aktuell besten Kompaktkamera der Welt ;). Insgesamt rundum begeistert, fehlt es vor allem am Weitwinkel – 28mm ist für Landschaften halt doch oft recht eng (wenn ihr nicht die RX100 kaufen wollt, dann schaut darauf, dass eure Kompakte 24mm Weitwinkel zusammen bringt). Wofür ich mich außerdem nicht begeistern kann, ist die hohe Auflösung von 20 Megapixel. Bei Sony scheint sich im Zweifelsfall immer die Marketing-Abteilung gegen die Technik durchzusetzen (naja, wo ist das nicht so?).
Es gibt ja Leute, die behaupten durch eine große Auflösung könnten sie im Bedarfsfall einen ‘Crop’ aus dem Bild herausschneiden, wenn die Brennweite mal nicht langt. Naja, ich dachte immer dafür hätte man Tele-Zooms erfunden. Aber die Meinungen gehen eben auseinander. Ich persönlich möchte nicht tausende Bilder mit viel zu großer Auflösung auf der Festplatte lagern, nur um alle zwei Jahre einmal etwas aus einem Bild heraus-croppen zu können (schreibt man das denglische Wort ›cropen‹ mit zwei p?). Natürlich croppe ich auch. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein solcher Corp einmal für einen gewünschten Anwendungszweck zu wenig Auflösung gehabt hätte.
Dank der Macht der Marketing-Abteilungen habe ich jetzt trotzdem zu große Bild-Dateien auf meiner Platte, denn mit weniger, als mit 20 Megapixel, gibt es die beste Kompaktkamera der Welt ja leider nicht. Schluckt man die Kröte halt.
Das Problem an sehr hohen Auflösungen ist, dass sie nur etwas bringen, wenn man extrem gute Objektive nutzt. Ein billiges – sorry: preiswertes Einsteigerobjektiv ist nicht scharf genug um 20 oder 24 Mepapixel sinnvoll mit ausreichend Schärfe versorgen zu können. Um das zu demonstrieren ließ ich spontan meine RX100 mit 20 Megapixel gegen meine Nikon D700 mit 12 Megapixel antreten. Das ist das Motiv:
Aufnahme mit der RX100 im JPEG-Fromat bei 1/250 Sek, ƒ4,0 und ISO125. |
Selbes Motiv und selbe kleinbildäquivalente Brennweite mit der Nikon D700 mit 12 Megapixel, meinem Reiseobjektiv Nikkor 24–85mm bei 1/1000 Sek, ƒ4,0 und ISO200. |
OK, Zugegeben: Der Wettlauf entbehrt etwas der absoluten Vergleichbarkeit – Laborbedingungen sehen anders aus. Aber ich bin eh eher der Praxis-, als der Theorietyp. In seiner Spontanität schwächelt der Test an allen Ecken und Enden: unterschiedliche ISO-Werte, unterschiedliche Belichtungszeiten, etwas unterschiedliche Blickwinkel, einmal RAW, einmal JPEG, kein Stativ – und dann ist auch noch das Vergleichsobjekt, der Springbrunnen im See, ein bewegtes. Unprofessioneller kann man so einen Wettlauf eigentlich nicht veranstalten. Trotzdem glaube ich, dass es ausreichend ist zu illustrieren um was es geht.
Aus den beiden Aufnahmen habe ich jeweils einen Ausschnitt mit 580×380 Pixel herausgeschnitten (herausgecropt 😉 ).
Detailausschnitt aus der Aufnahme mit der D700 im 1:1-Ausschnitt |
Detailausschnitt in 1:1 aus der Aufnahme mit der RX100 – aufgrund der höheren Auflösung scheint der Springbrunnen näher. |
Der Kontrast der Aufnahme mit der RX100 ist etwas geringer, als der aus der D700 – das verstärkt den Eindruck, dass die D700 das schärfere Bild erzeugt hat. Doch der deutlich bessere Schärfeeindruck der D700-Aufnahme liegt nicht nur daran. Das Objektiv der RX100 bringt einfach nicht genug Auflösung auf den Sensor um 20 Mepapixel sinnvoll nutzen zu können. Es ist sicher ein hervorragendes Objektiv – immerhin ein Vario-Sonnar von Zeiss – aber es erreicht eben doch nicht die Qualität eines DSLR-Objektivs. Natürlich liegt der Listenpreis des 24–85mm Objektivs, dass ich für den Test an der D700 hatte, höher als jener der kompletten RX100. Da darf man von der Kleinen keine Klimmzüge am Brotkasten erwarten. Dabei kann die Sony allerdings froh sein, dass ich für den Test das 24–85 eingesetzt habe. Meine Top-Objektive hätten die RX100 im Vergleich noch viel älter aussehen lassen.
Aber wozu der Vergleich einer Kompaktkamera mit einer Profi-DSLR, die samt Objektiv etwa das Fünffache kostete? Um zu zeigen, dass eine hohe Auflösung, wie sie die RX100 hat, eben nichts bringt, wenn der Rest der Kette aus zu schwachen Gliedern besteht.
Die Aufnahme der D700 auf die Auflösung der RX100 hoch interpoliert. |
Die Abbildung oben zeigt den Ausschnitt aus der 12MP-Aufnahme mit der D700 in Photoshop um 129% auf die 20MP-Auflösung der RX100 hoch interpoliert. Aufblasen nennt man das und es ist etwas, von dem jeder Bildbearbeiter weiß, dass man es eigentlich nicht machen sollte. Das Resultat wirkt aber kaum unschärfer als die Aufnahme aus der RX100. Ich bin mir sicher, hätte die RX100 nur 12 oder 16 Megepixel, wäre ein auf 20 Megapixel aufgeblasenes Bild auch nicht unschärfer, als das, was sie mit 20 Megapixel direkt aufnimmt.
Wie gesagt: Dieser Test ist ziemlich amateurhaft. Ich bin Keiner, der Pixel zählt und Vergleichstafeln in Blendenreihen unter Laborbedingungen durch schießt. Entweder ich mag, was eine Kamera-Objektiv-Kombination auswirft, oder ich mag es nicht. Was die RX100 auswirft ist erste Sahne und ich freue mich schon herauszufinden, was sich aus den RAWs raus kitzeln lässt, sobald Capture One, oder ein anderes RAW-Tool, das Format interpretieren kann. Dennoch war ich neugierig ob mein kleiner Versuch meine Vorurteile bestätigt. Und das hat er.
Sony hätte besser daran getan Nikons Beispiel bei den Nikon 1 Kameras zu folgen und die RX100 mit 10 Megapixel auszustatten. Das hervorragende Rauschverhalten der RX100 lässt drauf schließen, dass Sony auch mit 12 Megapixel beeindruckende Resultate zustande gebracht hätte. Das Rauschverhalten des dicht mit Pixeln beladenen Sensors der RX100 ist auch bei ISO800 absolut akzeptabel. Nur fragt man sich, wie gut es wohl wäre, wenn Sony bescheidener gewesen wäre. Weniger Rauschen bedeutet mehr Schärfe. Somit drängt sich noch mehr der Verdacht auf, dass ein rauscharmes ISO800 Bild bei 12 Megapixel wohl schärfer wäre, als ein dezent rauschendes bei 200 Megapixel – selbst wenn man die 12 Megapixel wieder auf die 20 aufbläst.
Ich hoffe ich war heute nicht zu technisch in meinen Überlegungen. Immer wieder nehme ich mir vor mit meinen Artikeln das Techniklastige hinter mir zu lassen und über das zu schreiben, um was es eigentlich geht: Das Fotografieren. Und immer wieder drängt sich mir dann ein Thema auf, bei dem wieder die Technik im Mittelpunkt steht. Und dann habe ich oft, so wie heute, das Gefühl, dass ich so tief in die Technik eintauche, dass mich die meisten, für die ich eigentlich schreiben möchte, ohnehin nicht mehr verstehen.
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