Ich bin relativ fassungslos ob der Berichte und Diskussionen über die Petition »Wir sind die Urheber«, die ich vor einigen Tagen unterschrieben habe. Wohl schon ein halbes Dutzend mal habe ich die Petition durchgelesen um die Passagen zu finden, die viele Kommentatoren hinein interpretieren. So findet das Medienmagazin die Petition einen etwas seltsamen Auswuchs und behauptet, hier werde der Eindruck vermittelt, das Urheberrecht solle abgeschafft werden. Ich kann keine Passage in der Petition finden, die das nahe legt.
Es wird unterstellt, die Unterzeichner forderten eine Totalüberwachung des Internets. Ich habe die entsprechende Passage nicht gefunden, sonst hätte ich die Petition keinesfalls unterschrieben.
Es gibt zwei Kernsätze, weshalb ich die Petition unterschrieben habe:
»Es gilt, den Schutz des Urheberrechts … den heutigen Bedingungen anzupassen.« Es heißt hier auch »den Schutz zu stärken«. Vielleicht wird in diesen »Schutz« Kontrolle, Verfolgung und Bestrafung rein interpretiert. Aber davon steht da kein Wort.
Für mich bedeutet Stärkung des Urheberrechts, ein langfristiger Schutz geistiger Leistungen gegenüber Konzernen, die diese Leistungen nicht erarbeiten, aber verbreiten und mit dieser Verbreitung Geld verdienen, von denen der Urheber nichts hat. Für mich bedeutet »den heutigen Bedingungen anpassen«, dass es ein Urheberrecht gibt, das nicht jeden zum potenziellen Verbrecher macht, der sich ein Bild von Mickey Mouse in sein Facebook-Profil heftet, oder skrupellosen Anwälten die Möglichkeit gibt Blogger und Aktive in Sozialen Netzwerken mit Abmahnungen abzukassieren, weil sie einen Text zitiert haben oder als Fan einer Marke ein Logo auf der privaten Website benutzen.
Ich habe die Petition aber vor allem wegen des zweiten Kernsatzes unterschrieben: »Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Internets kann keinen Diebstahl rechtfertigen.«
Ich freue mich riesig, dass derzeit 92% meine kleine Umfrage zum Respekt vor den Leistungen anderer so beantwortet haben, dass sie sich nach einer Alternative umsehen, wenn Sie mit den Konditionen einer Leistung nicht einverstanden sind. Vier Teilnehmer der Umfrage stellen jedoch auch klar, dass sie sich das Recht nehmen, sich an meinen Leistungen einfach zu bedienen, wenn ihnen danach ist. Gegen dieses »wenn du mir deine Leistung nicht zu meinen Bedingungen gibst, nehme ich sie mir halt«, habe ich die Petition »Wir sind die Urheber« unterschrieben.
Ich kann nur wiederholen, dass sich mein Engagement bezüglich Urheberrecht ausschließlich ein Appel an unsere persönliche Haltung ist und absolut kein Appell an einen Gesetzgeber die Exekutive zu verschärfen. Bevor mir jetzt wieder jemand vorwirft, ich wolle chinesische Zustände einführe, sollte er bitte vorher diesen Artikel lesen.
Das Medienmagazin hat behauptet es gäbe eine Gegeninitiative mit dem Titel Wir sind die Bürger. Ich weiß nicht, ob diese Initiative tatsächlich gegen »Wir sind die Urheber!« ins Leben gerufen wurde. Der Text liest sich für mich aber überhaupt nicht nach ›gegen‹. Nun bin ich ja nicht nur Urheber, sondern auch Nutzer und Bürger. Und da mir der Text vollkommen aus dem Herzen spricht, und er mir auch noch deutlich besser gefällt, als die Definition in »Wir sind die Urheber«, habe ich auch ihn unterschrieben. Und ich sehe darin keinen Gegensatz.
Beide Texte scheinen mir Eines zu wünschen: Respekt vor den Leistungen anderer. Und genau das wünsche ich mir.
Kommentar verfassen