3.7. Ohne Verwackeln fotografieren

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25. November 2011
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2 Kommentare

Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

Bevor wir uns konkret den Belichtungseinstellungen, der Überprüfung der Belichtung und der Belichtungskorrektur zuwenden, ­müssen wir noch das Problem der Verwackelung ansprechen.

Wenn man mit der Kamera in der Hand fotografiert, wird es ­einem nie gelingen, die Kamera absolut ruhig zu halten. Bei ausgesprochen kurzen Belichtungszeiten, im Rahmen von Hundertstel oder Tausendstel Sekunden ist das kein Problem, da die Verwackelung so gering ausfällt, dass sie im Bild nicht zu erkennen ist. Bei längeren Belichtungszeiten hingegen ist das ein Problem.

Dabei gibt es keinen fixen Wert, ab dem unter allen Bedingungen ab einer bestimmten Zeit die Gefahr zu verwackeln zunimmt. Vielmehr hängt die Zeit, die man relativ sicher aus freier Hand ohne Verwackelung belichten kann, von der Länge der Brennweite ab. Es gilt: Je länger die Brennweite, desto kürzer muss die Belichtungszeit sein, um Verwackelung zu vermeiden.

Verwackeln
Winkel der Verwickelung, lange Brennweite und kurze Brennweite.

Der Grund dafür ist relativ simpel. Man wird die Kamera nicht grundsätzlich mehr oder weniger unruhig halten, wenn man mit kurzer Brennweite ➀ oder langer Brennweite ➁ fotografiert. Allerdings wirkt sich die Stärke der Verwackelung ➂ beim engen Bildausschnitt eines Teles wesentlich deutlicher aus als beim großen Ausschnitt eines Weitwinkels.

Verwackelung Tele Verwackelung Weitwinkel
Verwickelung im engen Ausschnitt eines Teles. Exakt dieselbe Verwickelung, doch im weiten Bildausschnitt der Weitwinkelbrennweite ist sie kaum mehr zu erkennen.

Der Kehrwert der Brennweite markiert die längste Belichtungszeit | Um zu berechnen, wie lang die längste Belichtungszeit ausfallen darf, um aus freier Hand noch relativ sicher ohne deutlich sichtbare Verwackelung belichten zu können, nimmt man als Faustregel einfach den Kehrwert der Brennweite an. Also zum Beispiel bei einer Brennweite von 50mm 1/50 ­Sekunde, bei 100mm 1/100, bei 200mm 1/200 und so weiter. Zu berücksichtigen ist dabei, dass sich die Brennweite in der Regel auf Kleinbild bezieht. Das heißt, bei einer Kamera mit Kleinbildformat kann die Faustregel 1:1 anwendet werden. Bei einer Kamera mit einem kleineren Sensorformat, muss dabei aber der Formatfaktor berücksichtigen und auf Kleinbild umrechnet werden.

Der Inhalt dieser Online-Fotoschule ist in erweiterter Form auch als Buch erhältlich:
»Die kreative Fotoschule – Fotografieren lernen mit Markus Wäger«
Rheinwerk-Verlag 2015, 437 Seiten, gebunden, komplett in Farbe
ISBN 978-3-8362-3465-8
Buch: 29,90; E-Book: 24,90
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Antworten

  1. Guten Tag,
    ich fand ihre Erklärungen bei der Suche nach der Freihandbelichtung und denke, dass hier ein Fehler vorliegt.
    Die Regel Mindestbelichtungszeit „Freihand“ = 1/Brennweite kommt noch aus der Kleinbild-Analogfotografie. Hier war das Negativbild 24x36mm groß – genau wie der Sensor beim digitalen Vollformat. Da die Brennweitenangaben der Objektive sich immer noch auf jenes Kleibildformat beziehen, Digitalkameras heutzutage aber kleinere Sensoren besitzen, die praktisch um den Faktor 2 das Bild „heran zoomen“ (es wir ja nur ein kleinerer Bildausschnitt aufgenommen), muss man hier das Ganze noch mit 2 multiplizieren (wird in den Foren gerne vergessen – oder ganz einfach nicht gewusst 😉

    Folglich richtig bei 200mm 1/400 Sekunde Belichtungszeit, bei 800mm sogar 1/1600 Sekunde.
    Der Kehrwert der maximalen Freihandbelichtung gilt für Vollformatkameras. Bei allen anderen Kameras wird der Kehrwert der Brennweite mit 2 multipliziert.
    Gelernt auf einem Fotoworkshop am 16.8.2017

    1. Steht doch da, dass der Formatfaktor berücksichtigt werden muss. 😉 Was übrigens nicht da steht: Vor allem die Auflösung spielt auch einer Rolle. Bei 10MP kann man die Regel noch bequem anwenden, bei 20MP schwierig. Ich habe bei 24-MP-Nikons den Faktor × 2 gerechnet. Auf der anderen Seite erreicht man heute mit Bildstabilisierung Zeiten die davor undenkbar waren. Vergessen darf man aber trotzdem nicht, dass die Zeit beim Fotografieren aus freier Hand ein Thema ist.

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