2.4. Blende

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18. März 2011
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Fotoschule onLine - Kreative Digitalfotografie verständlich erklärt

Die Blende befindet sich im Objektiv und funktioniert wie ein Ventil, das sich öffnen und schließen lässt. Sie dosiert die Lichtmenge, die zum Objektiv durch­dringen kann. In der Regel besteht sie aus Lamellen, die sich in die Objektivöffnung hinein schieben und damit die Öffnung vergrößern und verkleinern können. Ist die Blende offen, verhält sie sich wie ein geöffnetes Ventil an einem Wasserhahn – es fließt viel Wasser durch und füllt ein Wasserglas rasch. Die offene Blende führt zu einer kurzen Belichtungszeit.

Offene Blende Die offene Blende lässt viel Licht zum Sensor durch.
Wasserventil offen Wird das Ventil an einer Wasserleitung weit geöffnet, füllt sich das Glas sehr viel schneller. Ebenso verkürzt sich die Belichtungszeit bei offener Blende.

Wird die Blende vergrößert und damit die Blendenöffnung reduziert (Abbildung 3.22) – man spricht vom Abblenden –, lässt sich das mit einem Wasserhahn vergleichen, bei dem man das Ventil schließt – es fließt nur mehr wenig Wasser durch die Leitung und dauert länger das Glas zu füllen (Abbildung 3.22). Ebenso dauert es in der Fotografie länger bis ausreichend belichtet worden ist.

Geschlossene Blende Bei geschlossener Blende findet weniger Licht den Weg durch das Objektiv.
Wasserventil geschlossen So wie ein nur leicht geöffnete Wasserleitung ein Wasserglas nur langsam füllt, führt das schließen der Blende zu längerer Belichtungszeit.

Blende und Belichtungszeit

Die Metapher mit Wasserleitung und Wasserglas wird gerne verwendet um die Funktionsweise der Blende zu veranschaulichen. Ich halte sie als Einstieg in das Thema für geeignet. Allerdings hat sie einen Schönheitsfehler: Bei einer Wasserleitung kann ich davon ausgehen, dass der Wasserdruck konstant ist. Möchte ich ein Glas schnell füllen, dann drehe ich das Ventil weit auf, möchte ich mir Zeit beim Einschenken lassen (weshalb auch immer), dann drehe ich das Ventil nur ein Bisschen auf. Im Grunde ist es völlig egal ob wir ein Glas Wasser schnell oder langsam füllen.

Die entscheidenden Unterschiede zwischen der Wasserglas-Metapher und Fotografie:

  1. Der Sensor (das Wasserglas) muss bis zu einer ganz bestimmten Marke belichtet (gefüllt) werden. Fülle ich über die Marke, erhalte ich eine Überbelichtung, fülle ich unter die Marke ist eine Unterbelichtung das Resultat.
  2. Ich muss in der Regel den Sensor (das Glas) möglichst rasch füllen. Längere Belichtungszeiten kann man ohne Stativ nicht halten und ganz lange Belichtungszeiten können das Bild­rauschen erhöhen.
  3. Während bei der Wasserleitung das Wasser konstant in derselben Menge hinter dem Ventil wartet, muss ich mit der Blende das Umgebungslicht kompensieren. Am helllichten Tag muss ich die Blende schließen, damit ich nicht in Sekundenbruchteilen eine Überbelichtung erhalte. In der Dämmerung muss ich die Blende öffnen, damit sich trotz der schwachen Lichtverhältnisse aus­reichend Licht für die korrekte Belichtung sammeln kann.

Generell wird die Blende demnach so eingesetzt: Gibt es starkes Umgebungslicht – zum Beispiel an einem sonnigen Tag – wird das Blendenventil geschlossen. Ist das Umgebungslicht schwach – zum Beispiel im Wald, in einem Raum oder in der Dämmerung – dann wird das Blendenventil geöffnet.

Ich habe die gängige Metapher einmal so abgewandelt, dass sie der Realität der praktischen Fotografie näher kommt. Dabei habe ich die Wasserleitung durch Regen ersetzt und das Ventil durch verschieden große Trichter.

Regnet es heftig, brauch ich einen kleinen Trichter (eine geringe Blendenöffnung), damit das Wasserglas nicht sofort übergeht (damit das Bild nicht überbelichtet ausfällt). Bei leichtem Regen hingegen (also wenn es dämmert oder sonst wenig Licht vorhanden ist) dann nimmt man einen größeren Trichter um das Glas ausreichend schnell voll zu bekommen.

Viel Umgebungslicht Bei kräftigem Regen genügt ein kleiner Trichter um ein Glas in ­Kürze zu füllen. Ebenso führt bei viel Umgebungslicht schon eine kleine Blendenöffnung zu ­einer ­optimalen Belichtungszeit.

Blende gross

Wenig Umgebungslicht Bei schwachem Regen braucht man einen großen Trichter um ­das Glas rasch zu füllen. Genauso muss bei schwachem Umgebungslicht für eine optimale Belichtung die Blende geöffnet werden.

Blende klein

Die Bedeutung der Blende für die Belichtung liegt in der Regel weniger darin, mal für eine kürzere, mal für eine längere Belichtungszeit zu sorgen. Vielmehr geht es darum auf das vorhandene Umgebungslicht reagieren zu können um die kürzest mögliche Zeit für eine optimale Belichtung zu erreichen.

Durch Öffnen und Schließen der Blende kann der ­Fotograf auf die Menge des Umgebungslichts reagieren.

Und weshalb lässt man die Blende dann nicht immer möglichst weit offen? Bei offener Blende haben wir ja immer die kürzest mögliche Belichtungszeit.

Vor allem weil die Blende großen Einfluss auf die Schärfentiefe hat und somit vor Allem auch Mittel zur kreativen Steuerung der Schärfentiefe ist.

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