Sony a7RII vs. Olympus Pen-F II

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5. Juli 2016
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2 Kommentare

Bereits vor einigen Tagen habe ich einen Test veröffentlicht in dem ich meine Pen-F mit 50 Megapixel im Hochauflösenden Modus  gegen eine Sony a7R II mit 42 Megapixel antreten ließ. Leider konnte mir mein freundlicher Fachhändler zu dem Zeitpunkt nur ein preiswertes Normalobjektiv zur Kamera zur Verfügung stellen. In der Zwischenzeit ist unter anderem das Zeiss Sonnar® T* FE 55 mm F1,8 ZA eingetroffen und ich konnte meinen Versuch damit wiederholen.

Mir ging es dabei nicht darum herauszufinden, welches die bessere Kamera oder das bessere Objektiv ist. Mich interessierte rein wie sich meine MFT-Objektive und Sensoren im Vergleich zu hochauflösenden Vollformat-Sensoren und -Objektiven schlagen.

Meine Testaufstellung ist kein echter Objektivtest. Ich habe lediglich mit Stativ auf einen bestimmten Punkt nahe des Zentrums eines Test-Charts fokussiert. Zur generellen Aussage über die Qualität der Schärfeleistung der verwendeten Linsen müssten auch die Randbereiche getestet werden. Dies mit einer Aufnahme zu erreichen ist für mich nicht möglich, da schon eine winzige Abweichung vom rechten Winkel vor allem bei offener Blende zu einer Verfälschung des Resultats in den Randbereichen führen würde.

Ebensowenig sagt mein Versuch etwas über die Neigung zu chromatischer Aberration und Vignettierung aus oder über die Vorteile die größere Bildsensoren bei Dynamikumfang oder Rauschverhalten gegenüber MFT zweifellos bieten. Wer also einen fundierten Test sucht, muss ich bei einschlägigen Labors, Online- oder Printmedien schlau machen.

Generell mache ich meine Tests aus persönlichem Interesse, da ich gelernt habe mich so weit als möglich niemals vollständig auf etwas zu verlassen das ich nicht selbst überprüft habe. Bei meiner Olympus 17mm ƒ1.7 Linse hätte ich das beispielsweise viel früher machen sollen, denn ein vor kurzem erst durchgeführter Vergleich hat gezeigt, dass sie sehr schwach abbildet – ganz im Gegensatz zu dem was dxomark.com veröffentlicht hat (einer früheren Empfehlung muss ich deshalb hier ein Hände weg! entgegen setzen).

Als Design- und Foto-Blogger ist es für mich natürlich sinnvoll die Ergebnisse meiner Untersuchungen mit meinen Lesern zu teilen, auch wenn ich nicht in Anspruch nehmen kann die Präzision professioneller Labore zu erreichen. Ein weiterer Grund für die Veröffentlichung ist aber auch, dass mir vergleichbare Tests genau für die Ausrüstung – z.B. ein gutes Dutzend MFT-Objektive – sonst nicht bekannt sind, sonst würde ich darauf verweisen.

chart

Nun aber zum eigentlichen Test. Wieder habe ich meinen Test-Chart an die Tür gehängt und die Kameras auf Stativ davor positioniert. Ich wählte eine Ausleseverzögerung von 8 bis 10 Sekunden um auch sicher keine Erschütterungen mehr aufzunehmen. Zur Sicherheit habe ich die Aufnahmereihen einmal manuell fokussiert und einmal mit AF aufgenommen um keine Verfälschung durch eine Fehlfokussierung abzufotografieren – im Vergleich konnte ich keinen Unterschied erkennen.

An der Pen-F habe ich wieder eine meiner besten MFT-Linsen eingesetzt, das M.Zuiko 12–40 ƒ2.8. An der Sony kam diesmal besagtes Zeiss Sonnar 55mm ƒ1.8 zum Einsatz. Beide Objektive liegen laut Liste bei knapp 1000 Euro.

Zu meinem letzten Test wurde kommentiert, dass die Sony am Ende doch die bessere Kamera sei, was ich keinesfalls in Frage stellen möchte – das muss man für den dreifachen Preis einfach auch erwarten. Hinzugefügt sei allerdings, dass mir die Ergonomie meiner OM-Ds und der Pen besser liegt. Beide Einstellräder liegen bei der Sony nach meinem Empfinden sehr unglücklich. Ebenso unglücklich finde ich auch den Knopf zum Entriegeln des Objektiv-Bajonetts platziert – aber das ist ein anderes Thema.

Zusätzlich habe noch einmal das Sony 50mm ƒ1.8 mit in den Test aufgenommen. Dieses wird um knapp 250 Euro gehandelt. In Anbetracht dieses Preises und den Ergebnissen meines Versuchs empfinde ich die magere Bewertung bei Amazon etwas unangemessen. Aber wie gesagt: Dinge wie chromatische Aberration, Vignettierung und Detailschärfe an den Rändern habe ich nicht überprüft.

Die Reihenfolge der Abbildungen ist jeweils oben Sony 50mm ƒ1.8, Mitte Zeiss Sonnar 55mm ƒ1.8 und unten M.Zuiko 12–40mm ƒ2.8.

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Blende ƒ1.8: Oben: Sony 50mm ƒ1.8; unten: Zeiss Sonnar 55mm 1.8. Das M.Zuiko-Zoom kennt keine Blende ƒ1.8. Das M.Zuiko 12–40mm kennt keine Blende ƒ2.8.

Der Unterschied fällt für mich überraschenderweise gering aus, wenn man bedenkt, dass das Zeiss das Vierfache kostet. Aber noch einmal: Detailschärfe an einem Punkt alleine sagt nichts über die Qualität eines Objektivs als Ganzes aus.

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Blende ƒ2.8: Der Unterschied ist gering. Als MFT-User würde ich sagen, Pen und M.Zuiko schlagen sich etwas besser als die Sony-Kombinationen. Aber bei dem geringen Unterschied kann der Sony-Freund das auch als Wunschdenken betrachten.

Vorteil der Pen-Kombi: 50MP statt 42MP, was der Grund für die etwas größere Abbildung des Ausschnitts bei der Pen ist. Der Vergleich macht aber auch klar, dass MFT-Objektive zumindest bei der Detailschärfe und dieser Blendeneinstellung mit Vollformatobjektiven mithalten können.

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Blende ƒ4: Auch bei Blende ƒ4 zeigen die Ergebnisse wenig Unterschied.
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ILCE-7RM2_FE-55mm-F1-8-ZA_5-6
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Blende ƒ5.6: Die beiden Sony-Objektive zeigen noch immer dieselbe Detailschärfe wie bei offeneren Blenden, was auch zu erwarten war, da üblicherweise zwischen ƒ5.6 und ƒ8 der ideale Bereich dafür angenommen wird. Die Abbildung der Pen hingegen beginnt zuzusumpfen, da sich die sogenannte Beugungsunschärfe bemerkbar macht. Ein klarer Nachteil kleiner Sensoren.
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ILCE-7RM2_FE-55mm-F1-8-ZA_8
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Blende ƒ8: Die Sony-Linsen zeigen auch bei ƒ8 noch maximale Schärfeleistung, während die Pen mit dieser Blende schon deutlich zusumpft.

Wie gesagt: Der Grund dafür ist die sogenannte Beugungsunschärfe die umso mehr zunimmt, je kleiner die Blenderöffnung ist. Bei kleineren Sensoren tritt dieses Phänomen deutlich früher auf als bei größeren und zwar im Verhältnis des Crop-Faktors. Das heißt, während sich eine Kleinbildkamera mit 20 Megapixel problemlos bis ƒ16 nutzen lässt, ist es bei APS-C lediglich ƒ11 und bei MFT ƒ8. ƒ22, ƒ16 und ƒ11 sind bei den jeweiligen Systemen bereits an der Grenze des Akzeptablen.

Bei höheren Auflösungen wird das Problem der Beugungsunschärfe früher schlagend. Das heißt, während ƒ8 an meinen MFT-Kameras mit 16MP oder 20MP noch problemlos genutzt werden kann, sind die Resultate bei 50MP und ƒ8 schon deutlich verwaschen. Das ist sicher auch der Grund, weshalb Olympus bei hochauflösenden Aufnahmen keine kleineren Blendenöffnungen als ƒ8 erlaubt. Mich hat das zu der Überzeugung gebracht, dass Auflösungen über 20MP für eine MFT-Kamera nur mehr bedingt sinnvoll sein dürften.

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Blende ƒ11: Für MFT ist das Rennen bei ƒ8 gelaufen. Bei ƒ11 zeigt das Zeiss Sonnar etwas mehr Schärfe als die billige Normalbrennweite.

Der Vergleich mit den Abbildungen von ƒ8 und größeren Blendeneinstellungen wird ersichtlich, dass bei sehr hohen Auflösungen auch Vollformat Grenzen kennt.

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ILCE-7RM2_FE-55mm-F1-8-ZA_16
Blende ƒ16: Wo die Pen bei ƒ8 vor der Beugungsunschärfe kapitulieren muss, stößt Vollformat bei ƒ16 an die Grenze. Mit geringeren Auflösungen sicher noch problemlos zu nutzen, muss man bei 42MP schon ein bisschen ein Auge zudrücken um noch zufrieden sein – zumindest wenn man ein Schärfenfetischist ist (das trifft auf mich zwar nicht zu aber deshalb bin ich auch mit 20MP glücklich).
ILCE-7RM2_FE-50mm-F1-8_22
ILCE-7RM2_FE-55mm-F1-8-ZA_22
Blende ƒ22: Matsch as Matsch can! Bei ƒ22 helfen weder Vollformat noch Zeiss. Die Physik ist ein Schwein!

Antworten

  1. Hallo Markus,
    ich habe das Lesen genossen, danke für den Artikel.
    Doch Du bist an einer Stelle wieder einem Denkfehler unterlegen, und zwar in Bezug auf die Vergleichbarkeit:

    Wenn man beim Kleinbildformat z.B. für eine gewünschte Tiefenschärfe auf f8 oder f16 abblenden muss, reicht natürlich die Hälfte bei MFT, also f4 oder f8. Damit relativiert sich das Problem der Beugungsunschärfe. Physik ist doch eine schöne Sache, wenn man zwei Systeme vergleicht, denn vergleicht man im Verhältnis, bleiben diese immer konstant!
    Ich hatte jedoch damit gerechnet, dass die Auflösung bei der Kleinbildkamera höher liegt, aber dem ist wohl nicht so. Wenn für jemanden die Größe eines Systems oder das Gewicht einer Kamera/Objektivkombination wichtig ist, im Vergleich zur in der Praxis erzielbaren Bildqualität, dann ändert sich der Fokus der technischen Betrachtung schnell in eine womöglich überraschende praktische Bedeutung: Wer hätte gedacht, dass trotz (hier das Lieblingstechnikum einsetzen) MFT nahezu gleichwertig abschneidet? Extrembedingungen wiewenig Licht, …, mal abgesehen, schrumpfen die Vorteile bei Kamarasystemen mit „großen“ Sensoren in der Praxis immer mehr dahin.
    Grüße
    Matthias

    1. Hallo Matthias. Danke für das freundliche Feedback. Ich muss allerdings korrigieren: Das Problem der Beugungsunschärfe relativiert sich mit MFT nicht. Ich habe bei MFT mit ƒ8 (praktisch) dieselbe Beutungsunschärfe wie bei KB mit ƒ16. Während man bei KB nicht über ƒ22 hinaus abblenden sollte, sollte man bei MFT bei ƒ11 stoppen. Praktisch ist aber schon über ƒ8 eine deutliche Abnahme in der Detailschärfe zu erkennen.
      Tatsächlich gehe ich davon aus, dass KB trotz allen technischen Fortschritts immer gewisse Vorteile behalten wird. Doch da ich bis A3+ knackscharfe Aufnahmen erzielen kann und darüber hinaus keinen Bedarf habe sind mir diese (für mich) theoretischen Vorteile nicht das praktische Mehrgewicht wert.
      Grüße. Markus

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