Richtig anführen

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22. August 2006
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Im Juli habe ich einmal darüber geschrieben wie richtige Anführungszeichen aussehen. Nun hat mich ein Kapitel in Bastian Sicks ›Der Dativ ist dem Genitv sein Tod — Folge 2‹ auf die Idee gebracht das Thema für meinen Weblog noch einmal aufzunehmen, diesmal aber nicht zu beschreiben wie sie gesetzt werden, sondern wann.

Ich möchte hier drei Beispiele von Sick zitieren die recht schön illustrieren wie Anführungszeichen falsch eingesetzt werden können.

1. An der Kasse eines Supermarktes: »Gerne packen wir Ihre ›gekauften Artikel‹ in unserer Geschenkabteilung ein« — ist es ein Hinweis darauf, dass Sie nicht erwarten dürfen, dass jene Artikel die Sie eben haben mitgehen lassen auch noch in Geschenkpapier gehüllt werden?

2. An Bord eines Flugzeugs: »Wir wünschen ihnen einen ›guten Flug‹« — bekommen Sie es da nicht mit der Angst zu tun? will uns die Fluglinie damit sagen, dass der Service eher bescheiden ist oder darauf hinweisen, dass Sie schon einmal anfangen sollten zu beten? Wenigstens erfolgt der Hinweis mit einer Prise Humor!

3. Am Flughafen: »Bitte lassen Sie Ihr ›Gepäck‹ nicht unbeaufsichtigt« — Sicks unverblümte Übersetzung des verunglückten Hinweis’: »Ihre schäbigen Koffer verdienen zwar kaum die Bezeichnung Gepäck, aber lassen Sie sie trotzdem nicht unbeaufsichtigt!«

Werden Anführungszeichen nicht für die Wörtliche Rede verwendet, dienen sie oft dazu Ironie zum Ausdruck zu bringen. Genau genommen gibt es vier Anwendungsmöglichkeiten für Anführungen: 1. wörtliche Rede; 2. Zitate; 3. Namen und Titel von Filmen, Liedern, Büchern, etc.; 4. eben: Ironie.

Da es sich bei den drei Beispielen oben ganz offensichtlich weder um eine wörtliche Rede, noch um ein Zitat noch um einen Namen oder Titel handelt ist der einzig gültige Schluss, dass damit Ironie zum Ausdruck gebracht werden soll.

In Wirklichkeit dürfen wir wohl davon ausgehen, dass eine Betonung erzielt werden sollte. Betonung ist jedoch eine Funktion die Anführungszeichen bis auf weiteres absolut nicht haben, dazu wären eher typografische Mittel angesagt, allen voran Fettschrift oder Unterstreichung, eventuell auch g e s p e r r t , farbig oder GROSSGESCHRIEBEN. Sick schlägt auch kursiv vor, wovon ich eher absehen würde, da auch Kursiven oft Ironie kennzeichnen.

Den lesenswerten Artikel auf den ich mich hier beziehe finden Sie in Bastian Sicks Buch und dieses in meinen Buchtipps.

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